Nomenklatorische/taxonomische Probleme

  • Hallo Mykis-Nutzer,


    bei der Erstellung der Checklist Deutschlands sind mir drei nomenklatorische/taxonomische Probleme aufgefallen.
    Die DNA-Sequenzierungen der letzten Jahre wurden unter anderen drei relativ häufige europäische Taxa zu amerikanischen Arten gestellt, sodass diese Artnamen bei der Eingabe europäischer Funde nicht mehr benutzt werden sollten.
    In Mykis sind diese Arten mit dem Qualifizierungsvermerk „amerikanische Art“ gekennzeichnet, was bei er Artauswahl auch angezeigt wird.
    Das betrifft folgende Arten:


    Antrodiella semisupina (Berk. & M.A. Curtis) Ryvarden & I. Johans. - diese Funde gehören in Mykis jetzt zu Antrodiella semisupina ss. auct. europ. ss. l. oder wer sie genauer bestimmen kann zu Antrodiella faginea bzw. Antrodiella pallescens


    Phanerochaete filamentosa Berk. & M.A. Curtis) Burds. - diese Funde jetzt bitte unter Rhizochaete radicata (Henn.) Gresl., Nakasone & Rajchenb. eingeben. Die amerikanische Phanerochaete filamentosa hat jetzt den aktuellen Namen Rhizochate filamentosa (Berk. & M.A. Curtis) Gresl., Nakasone & Rajchenb.


    Scytinostroma portentosum (Berk. & M.A. Curtis) Donk - Einträge bitte unter Scytinostroma hemidichophyticum Pouzar


    Eventuell falsch eingegebene Funde in Mykis sind entsprechend umzubenennen.


    Beste Grüße
    Frank Dämmrich

  • Hallo,


    vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, diesen (oder einen neuen) Thread oben an zu tackern, in dem häufige Fehlerquellen durch veränderte taxonomische Auffassungen oder nomenklatorische Änderungen aufgezeigt werden.


    Ein weiteres Beispiel ist Amanita battarrae, wo von vielen übersehen wird, dass dieses Taxon nun nicht mehr unserem Zweifarbiger Scheidenstreifling aus dem Sauren entspricht, sondern einem mediterranen Laubwaldtaxon! Steht zwar direkt in MYKIS bei der Art dabei, aber vielen fällt das nicht auf.
    Unser häufiger Zweifarbiger Scheidenstreifling muss nunmehr als Amanita umbrinolutea eingegeben werden.


    Zweites Beispiel:
    Dass Leccinum aurantiacum nun der neue Name für Leccinum quercinum ist, macht bei Eingabe der Eichen-Rotkappe kein Problem. Aber wer dies noch nicht mitbekommen hat, der wird die Espen-Rotkappe weiterhin als L. aurantiacum eintrage, doch muss diese jetzt unter Leccinum albostipitatum eingegeben werden.
    Wobei ich persönlich ja der Meinung bin, dass mit Leccinum leucopodium (Pers.) Dörfelt & G. Berg ein älterer Name zur Verfügung stünde, der Vorrang vor L. albostipitatum hat. Bitte nicht vom Index fungorum irritieren lassen, wo diese Art abstruserweise in die Synonymie von Albatrellus confluens gerutscht ist - mit einem Basionymzitat das dazuhin auch noch falsch ist.


    Wer hat noch weitere Stolpersteine?


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas,



    Wobei ich persönlich ja der Meinung bin, dass mit Leccinum leucopodium (Pers.) Dörfelt & G. Berg ein älterer Name zur Verfügung stünde, der Vorrang vor L. albostipitatum hat.


    gibt's da Interpretationsprobleme oder weshalb haben den Bakker & Noordeloos das Taxon albostipitatum aufgestellt?


    Zu den Problemfällen fallen mir aus dem Stegreif die beiden Safranschirmlinge Chlorophyllum olivieri und C. rachodes ein: Erstgenannte Art wurde in der Vergangenheit häufig und wird möglicherweise auch heute noch als zweitgenannte fehlinterpretiert - keine Ahnung, wie weit sich das inzwischen herumgesprochen hat.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas,


    Den Bakker wählte in einer früheren Abreit von ihm den Namen L. leucopodium, änderte aber seine Meinung in seiner Doktorarbeit dann, wo L. albostipitatum aufgestellt wurde. Die Begründung, die dort dafür gegeben wird, ist für mich nicht stichhaltig. Im Prinzip wird behauptet, die Beschreibung von L. leucopodium in Dörfekt & Berg wäre auf L. aurantiacum/quercinum zu deuten, weil zu der Zeit die Pappel-Art als separate Art angesehen worden sei. Da aber ja aurantiacum/quercinum ebenso wie leucopodium/albostipitatum unter Pappel vorkommt, ist diese Argumentation ohne Sinn.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo zusammen


    Das Problem bei Namensänderungen finde ich bei Altfunden noch viel problemischer. So sind alle früheren Eingaben von L. aurantiacum ja nach der Pflege der Datenbank zu L. albostipitatum geworden. Darunter sind wahrscheinlich überwiegend Funde mit dunklen Stielschuppen unter Espe, die eigentlich weiterhin L. aurantiacum genannt werden müssten, was bei mehr als 600 Fundmeldungen zumindest unterstellt werden kann.
    Zu L. albostipitatum zählen aber nur Funde mit jung weißem Stiel und allenfalls spärlichen Schüppchen im Alter. Eine wirklich zufriedenstellende Lösung seh ich leider auch nicht. Als Möglichkeit würde sich anbieten nicht überprüfbare Altfunde als L.albistipitatum ss. lato zu führen. Neufunde und überprüfte Altfunde wären dann L. albostipitatum ss. str. wobei die Auffasung, das der ältere gültige Name L. leucopodium sein sollte, außen vor ist.
    Sicherlich eine unendliche Geschichte, die wenn man FUNGI OF NORTHERN EUROPE - VOL.4 folgt, auch bei Tricholome albobrunneum/stans und weiteren Arten auftritt.


    LG Karl


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