Clitopilus HDS Struktur und weitere Beschreibung

  • Hallo zusammen,


    ich habe vor ein paar Tagen an einer Fichte (Bereich Rinden/Stammverletzung mit Harzaustritt) einen kleinen ca 2-7 mm großen Clitopilus gefunden.
    Beim betrachten der Huthaut sind mir mit Kristallenbesetzte Elemente aufgefallen. Leider kann ich in der mir zur Verfügung stehenden Literatur nichts über eine solche
    Zusammensetzung finden. Bei C. hobsonii, C. daamsii konnte ich solche Elemente in keiner Beschreibung finden.
    Schnallen wurden keine gefunden.
    Weitere Beschreibungen:


    HDS fein filzig mit aufsteigenden Hyphen, im unteren Bereich mit Kristallen besetzt,
    Lamellen entfernt stehend mit Lamelletten untermischt.
    Basidien 4 (2)- sporig
    Sporen[95% • 20 • LQP • v • H2O(nat) ] = 6 - 7,9 - 9,8(10) x 3,2 - 4,8 - 6,4(7) µm; Q 1,4 -1,9; mit 6- 10 Längsgraten fast nur in der Polansicht zu erkennen.


    Wer kann mir hier weiterhelfen oder kennt eine Clitopilus Art mit dieser HDS?


    Wenn ich nach M. Meuser (1986) schlüssele und die Kristalle in der HDS nicht beachte, lande ich bei Clitopilus hobsonii (Berk&Br.) Orton


    Vorab vielen Dank für eure Bemühungen und eure Meinungen hierzu.


    Herzliche Grüße
    Dirk


    Im Anhang zwei Bilder der HDS in Kongo. In Wasser waren die Kristallen auch zu erkennen, Fruchtkörper und Spore in Kongorot 1000 facher Vergrößerung.

  • Hallo Karl,


    vielen Dank für deine Antwort.


    Die Fruchtkörper gleichen denen, die bei Hans Bender abgebildet sind. Die HDS scheint mir identisch, vor allem die Kristalle in der Huthaut gleichen sich extrem.
    In der Beschreibung erwähnt H. Bender "Zystiden: keine, jedoch den Huthaaren ähnliche Elemente bei älteren Frk. vorhanden".
    Dies ist bei meinem Fund genau so. Diese Elemente der Lamellen, sieht man meiner Meinung nach, bei einem älteren FK schon in geringer Vergrößerung. Ein Foto von heute füge ich an.


    Durch die Kristalle der HDS, die ich sonst in keiner Beschreibung einer Clitopilus Art gefunden habe, scheint das Rätsel ja gelöst zu sein. "Danke Karl für deinen Tipp"


    Der Name der dabei heraus kommt wäre "Clitopilus argentinus"


    Vorab vielen Dank für eure Meinungen und Ansichten dazu.


    Herzliche Grüße
    Dirk

  • Hallo zusammen,


    Ich finde fast jedes Jahr solche Clitopilus wie Dirk sie beschreibt. Oftmals beim suchen von Rindenpilzen, dem üblichen "Ästchendrehen". Meist sehr kleine Pilzchen. Aber die Kristalle sind meistens vorhanden, an den Lamellen sowie der Hutoberfläche. Ich fand schon sehr verschiedene Sporenarten: manchmal breitoval fast ohne Rippen, manchmal typisch hobsonii-artig. Ob die Haare Zystiden sind, ist fraglich, vielleicht einfach Auswüchse? Erwiesenermassen ist Clitopilus "cystidiatus" ein Fantasieprodukt, es sind witterungsbedingte Auswüchse der Basidien, das kann man im Kühlschrank sogar erzwingen! Diese Art Clitopilus argentinus ist mir aber neu, da muss ich mal nachforschen. Es wird wohl das Problem sein: ist C. hobsonii einfach extrem variabel oder verstecken sich unter diesem Namen noch andere Arten? Es können eben auch typische C. hobsonii diese Haare haben.


    Anbei einige Bilder dieser Funde.




    Viele Grüsse, Markus

  • Hallo Markus,


    wahrscheinlich ist C. hobsooni sehr variabel, dass kann ich so nicht beurteilen, da ich den noch nicht gefunden habe.
    M. Noordeloos beschreibt ja noch eine C. daamsii, die über größere Sporen unterschieden werden kann.


    Was jedoch auffallend ist, dass in keiner mir zugänglichen Literatur bzw. Schlüsseln, bei diesen Arten von Clitopilus die Kristalle in der HDS oder Lamellen beschrieben werden.
    M. Noordeloos schreibt in FAN sogar Pigment fehlend.
    Vielleicht doch mehrere Arten?
    Die Kristalle waren ja schlecht zu übersehen, da sie sehr zahlreich waren.


    Vielleicht kannst du den Artikel über C. argentinus in Persoonia 14 irgendwo nachlesen.


    Herzliche Grüße


    Dirk

  • Danke, Dirk,


    und danke Karl für das Senden des Beitrags über diesen C. argentinus. Das entspricht sehr genau meinen Funden!


    Anbei noch Bilder dieser groben bis feinen Kristalle, die in der Literatur wirklich nicht erwähnt werden. Meist bei diesen kleinen Exemplaren, aber auch bei typischen hobsonii-Funden. C, hobsonii ist nicht selten. Man muss sich darauf achten: kleine Crepidotus- Arten wachsen meist auf dünneren Ästchen; die kaum zu unterscheidende C. hobsonii aber auf Strünken und massiven Holzteilen.


    C. cystidiatus: das ist auch die Meinung von Prof. Heinz Clémençon und Beatrice Senn-Irlet. Bei alpinen Pilzen ist das keine Seltenheit. (legt doch mal einen Mehlräsling längere Zeit in den Kühlschrank)!


    Viele Grüsse, Markus

  • Hallo Markus,


    C. cystidiatus: das ist auch die Meinung von Prof. Heinz Clémençon und Beatrice Senn-Irlet. Bei alpinen Pilzen ist das keine Seltenheit. (legt doch mal einen Mehlräsling längere Zeit in den Kühlschrank)!


    das mit den Cheilozystiden ist mir bewusst – besonders aussagekräftig sind die zur Trennung dieser "Arten" sicher nicht, denn auch typische C. prunulus kann man mit solchen sterilen Auswüchsen antreffen. Nun soll es ja auch andere makro- und mikromorphologische Unterschiede zwischen diesen Taxa geben und zudem sollen die ökologische Präferenzen etwas unterschiedlich sein. Daher würde mich interessieren, ob es diesbezüglich schon genauere Untersuchungen gibt, oder ob man eher einfach von der fehlenden Aussagekraft des Vorhandenseins der Cheilozystiden darauf schließt, dass die beiden Taxa nicht zu trennen sind.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo Dirk,


    ich weiss nicht, ob es da überhaupt mal eine Sequenzierung gab. Ich bin eben auch sehr skeptisch gegen solche neuen Arten. Wenn man bedenkt, was es nur schon bei den Cortinarien neue Arten nur aufgrund von Farbnuancen gibt....Und auch bei eindeutig gleichen Arten findet man auch immer wieder geringfügige Unterschiede. Ich bin immer mehr überzeugt, dass auch die Mikromerkmale sich oft gar nicht an die von uns so gewünschten Masse und Formen halten! Und wenn man lange genug sucht, findet man sicher etwas.


    Viele Grüsse, Markus

  • Hallo Markus,


    ob es zu Clitopilus argentinus mit dem Originalmaterial aus Südamerika DNS Studien gibt, kann ich dir nicht sagen.
    Es gibt auf jeden Fall eine Arbeit (Masterarbeit von Kerri L. Kluting) über Clitopilus und andere rosasporende Arten von den unten stehenden Personen.


    "Toward a stable classification of genera within the Entolomataceae:
    a phylogenetic re-evaluation of the Rhodocybe-Clitopilus clade" von Kerri L. Kluting, Timothy J. Baroni, Sarah E. Bergemann


    Dr. Baroni hat ja den Bericht in Persoonia geschrieben. Ihn habe ich vor ein paar Tagen kontaktiert.
    Ein von ihm gefundener C. argentinus cf. aus Nordamerika und der Fund von H. Bender (die Probe wurde durch K. Siepe nach Amerika geschickt) sind lt. dieser Arbeit identisch (nur diese Arten haben die Kristalle in der HDS) und unterscheiden sich von mindestens 4 Arten aus dem C. hobsonii Kreis. Kein Wunder, dass hier die Mikromerkmale oft bei Funden unterschiedlich sind.


    Unsere Funde entsprechen ja dem was H. Bender auf seiner Homepage zeigt und sind somit nicht dass, was als C. hobsonii beschrieben wird.
    Nach der Originalbeschreibung von Singer in Lilloa 25 Seite 513-514 entspricht mein/ dein Fund, dem was C. argentinus darstellt.


    Danke für die rege Diskussion, vielen Dank auch an K. Siepefür die Beschreibung.


    Herzliche Grüße


    Dirk

  • Andreas Kunze

    Hat das Label Expertenthema hinzugefügt.

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