Absterben von Myzel

  • Hallo liebe Pilzexperten,
    aus Neugier auf die Richtigkeit der Angabe eines vermeintlichen Experten möchte ich gerne folgendes wissen: Ist es richtig, dass Pilzmyzel abstirbt, wenn man regelmäßig die Fruchtkörper entfernt? Ich kann das nicht so wirklich glauben.
    bin aber auch kein Experte.
    Wäre toll, wenn mir da jemand weiterhelfen könnte.
    Liebe Grüße
    Lauli

  • Hallo,


    in der Schweiz gab es dazu eine langjährige Untersuchung. Resultat: das Absammeln selbst hat keinen schädlichen Einfluss, sehr wohl aber das Betreten des Waldbodens - letzteres aber vorrangig auch erst dann, wenn die Störung häufiger auftritt. Siehe: http://www.wsl.ch/info/mitarbeitende/egli/egli_2006c


    Was allerdings dazu kommt: bei sehr häufigem und vollständigem Absammeln nimmt man dem Pilzindividuum eine eventuell relevante Menge von Sporen weg, die für die Ausbreitung und Neu-Etablierung an zusätzlichen Standorten wichtig wären. Also gerade bei selteneren Arten immer auch Fruchtkörper stehen lassen... (oder gar nicht sammeln).


    LG
    Josef

    "Nature alone is antique, and the oldest art a mushroom."


    Thomas Carlyle

  • Vielen Dank für die Antwort! Sowas hatte ich mir fast gedacht. Da der Herr aber versucht hat das Abernten als kurzfristige Lösung für einen Bewuchs an einem Ort, an dem die Pilze unerwünscht sind, anzubieten, werte ich seine Aussage jetzt eher mal als falsch oder zumindest fragwürdig. Wenn ich das richtig verstehe, wäre ein Absterben des Myzels eher eine längerfristige Sache?
    Beste Grüße
    Lauli

  • Achso, noch ein Nachtrag. Mein Post oben hört sich etwas nebulös an und lässt vielleicht den Schluss zu,ich wwäre ein Anti-Pilz-Fanatiker ;) dem ist nicht so. Wir arbeiten gerade mit dem Träger unserer Kita an einem Pilzbefall in der Außenanlage, der seit Auftreten dazu führt, dass die Erzieher aus Sorge die Kinder nicht mehr raus lassen. Das ist wirklich sehr bedauerlich, aber irgendwie auch nachvollziehbar, da sie wohl Angst vor Haftbarmachung haben, falls ein Kind sich vergiftet. Nunja...
    Wir haben versucht anzuregen, dass der betroffene Bereich mit Bauzäunen abgetrennt wird, aber von den Verantwortlichen wird nun das tägliche Absammeln durch Erzieher vorgeschlagen mit Berufung auf die oben genannte fragliche Expertenaussage zum Absterben. Eine Zumutung für die Erzieher... aber kostenneutral für den Träger :-/

  • Hallo Lauli,


    vielleicht lasst Ihr erst mal von einem Pilzsachverständigen untersuchen, ob die Pilze überhaupt gefährlich sind?


    In einem Fall bei Mainz waren tatsächlich tödlich giftige Gifthäublinge im Rindenmulch, worauf die Gemeinde den kompletten Mulch ausgetauscht hat (zu Recht).
    In den allermeisten Fällen sind die Pilze völlig harmlos.


    In vielen Kindergärten stehen in der Adventszeit Weihnachsstern und Amaryllis auf der Fensterbank, ohne dass sich jemand darüber Gedanken machen würde, dass die auch ziemlich giftig sind.


    Das Absammeln kann man eigentlich nur mit älteren Kindern zusammen als Teil des Programms machen und dabei Pilze thematisieren. Im übrigen sind die Erzieher normalerweise mit den pädagogischen Aufgaben schon mehr als ausgelastet...


    Grüße,


    Wolfgang
    (meine Kinder sind aus dem Alter glücklicherweise jetzt raus)

  • Hallo Wolfgang,
    danke für die Antwort. Eine Bestimmung der verschiedenen Pilzarten , die alle auf dem zwei Jahre alten Rollrasen wachsen, hat wohl stattgefunden. Namen wurden jedoch nicht genannt. Ergebnis ist, dass es sich um giftige/unbekömmliche Arten handelt, die Erbrechen und Kolliken sowie Kreislaufbeschwerden verursachen.


    Das Absammeln gemeinsam mit älteren Kindern wurde in Betracht gezogen, jedoch von den entsprechenden Eltern abgelehnt. Ich persönlich hätte das Durchaus auch für sinnvoll gehalten, würde es meinem Lütten (3, 5) sogar zutrauen verantwortungsvoll damit umzugehen. Er flitzt stundenlang bei uns im Garten rum und isst nicht ungefragt irgendein Gewächs:-) Aber naja, viele Eltern sind da wohl etwas empfindlicher als ich.


    Gerade die Auslastung der Erzieher steht für uns auch im Fokus. Die machen nen Knochenjob -im übertragenen Sinne- und tägliche Sammelaktionen sind wahrlich eine Zumutung.



    Aber nur noch mal zu meinem Verständnis: die Aussage, dass das Abernten in kurzer Zeit -also zum Beispiel bis nächstes Jahr-ist aber Humbug, oder?
    Schönen Abend
    Lauli

  • Hallo Lauli,


    durch das Entfernen der Fruchtkörper wird das Mycel nicht geschädigt.


    Ob die Pilze in 2 Jahren noch wachsen oder nicht, hängt davon ab, wovon sie sich ernähren: Auf frischem Rollrasen tauchen manchmal Kompost-zersetzende Arten auf, die nach 1,2 Jahren verschwinden, wenn der Kompost zersetzt ist. Die sind aber meist nicht giftig.


    Wenn die Pilze nur durch Zufall auf dem Rollrasen sind, aber tatsächlich mit einem Baum in der Nähe in Symbiose leben, werden die Pilze kommen, solange der Baum da steht. Wenn also klar wäre, was für Pilz- und Baumarten in der Nähe sind, könnte man hier eine kompetente Antwort geben.


    Wenn jemand die Pilze "bestimmt" hat aber keine Namen genannt, würde mich das misstrauisch machen.


    Grüße,


    Wolfgang

  • N'Abend,
    ich finde das auch alles recht seltsam und höre nochmal nach. Das mit dem Myzel hat mich halt sehr ins Grübeln gebracht-zurecht, wie du und Ulysses bestätigen.
    Ich melde mich, sobald ich mehr weiß.
    Vielen Dank nochmal!
    Lauli

  • Andreas Kunze

    Hat das Label Expertenthema hinzugefügt.

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