Ein Pilz der Bäume tötet?

  • Hallo,


    in unserem Garten in Lindau/Bodensee sind nacheinander zwei Walnussbäume (einer im Nachbargarten), ein Apfelbaum und ein Zierjohannisbeer-Strauch eingegangen. Und die Thuja, die noch auf der selben Wiese steht, sieht auch schon sehr krank aus. Gleichzeitig breitet sich dort jetzt massenhaft ein Pilz aus, im letzten Jahr waren die Fruchtkörper auch zu sehen, davor ist er womöglich nur nicht so aufgefallen, weil weniger zu sehen waren.


    Jetzt fragen wir uns, ob der Pilz die Bäume tödlich geschädigt hat. Mir ist klar, dass es Pilze gibt, die symbiotisch mit Bäumen leben und diese deshalb nicht schädigen, und andere, die totes Holz abbauen (tatsächlich wuchern viele Pilze um den Apfelbaumstumpf, das ist das Foto mit dem großen Büschel Pilze). Aber wie ist zu erklären, dass so viele Fruchtkörper am Fuß der schon ziemlich jämmerlich wirkenden Thuja wachsen?


    Ich hoffe, man kann den Pilz auf meinen Fotos gut erkennen. In der Liste der Pilzsachverständigen habe ich leider keinen in Lindau oder der näheren Umgebung gefunden.


    Ein Foto zeigt das gesamte befallenen Gebiet: rechts neben dem Haus die geschädigte Thuja mit Pilzen drumrum, auf derselben Wiese standen der Apfelbaum und der Zierstrauch; im Vordergrund der Rest des einen Walnussbaums (inzwischen stark mit Efeu bewachsen, Pilze am Fuß) ganz am linken Bildrand der andere tote Walsnussbaum im Nachbargarten. Links außerhalb des Bildes wachsen mehrere Obstbäume auf der Wiese und wir sind natürlich in Sorge...


    Schöne Grüße,
    Tobel

  • Hallo,


    das sind eindeutig Hallimasch-Fruchtkörper auf den Bildern.
    Ausführliche Info's dazu gibt es auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Hallimasche


    Da die Pilze in erster Linie als Schwächeparasiten gelten, wäre bei euren Gartenpflanzen zu klären, ob es besonderen Stress für die Pflanzen (heisser trockener Sommer?) gab.
    Mit eurem abgestorbenen alten Apfelbaum habt ihr natürlich eine Basis geschaffen, von der aus der Pilz seine Sporenbank in der Umgebung intensivieren konnte.


    Den Pilz kann man schwer in Zaum halten. Wenn der Tisch gedeckt ist, dann futtert er drauf los. Darwin hat das gut mit "survival of the fittest" beschrieben.


    Beste Grüße, Peter

  • Hallo Peter,


    danke. Ich hatte schon einiges über Hallimasche gelesen, in einem anderen Forum, glaube ich, hatte aber damals die Pilze nicht mehr als Ansichtsmaterial. Und jetzt dachte ich, die sehen ganz anders aus ... Ich hatte so was wie den Honiggelben H. in Erinnerung. Aber es gibt ja offenbar viele Arten.


    Stressfaktoren: Das zieht sich ja schon über Jahre hin, und der vordere Walnussbaum wurde mal zugeschnitten, vielleicht etwas heftig. Der Apfelbaum war alt, starb aber dann recht plötzlich. Ansonsten nichts anderes als überall sonst (Wetter).


    Zum Thema "im Zaum halten": Sollten wir die Fruchtkörper einsammeln, damit sie nicht auch noch Sporen bilden? Gibt es sonst irgend etwas, das wir tun können? V.a. um die nahegelegenen Obstbäume zu schützen. Da sind auch zwei Apfelbäume dabei, von denen der eine abgestorben ist, und der andere machts auch nicht mehr lange, das ist normale Altersschwäche in beiden Fällen. Aber in der Nähe stehen auch neu gepflanzte Bäume bzw. wir wollen neue pflanzen. Sind die in Gefahr?


    Hallimasche kann man ja wohl gut gekocht essen, aber ich weiß gar nicht, ob ich da Appetit drauf habe, bei dem Anblick und dem "Verhalten" des Pilzes...


    Schöne Grüße,
    Tobel

  • Hallo Tobel,

    das ist der Honiggelbe Hallimasch, der hat dieses Jahr wirklich Saison in den Vorgärten. Ich selbst habe den auch seit einigen Jahren in meinem Garten und der Kollege breitet sich munter aus. Aufhalten lässt der sich sicher nicht. Um die Verbreitung einzudämmen kann man natürlich die Fruchtkörper absammeln, aber weiterwachsen wird er trotzdem.


    Beste Grüße
    Harald

    Landeskoordinator Pilzkartierung Hessen

  • Hallo Harald,

    Hallo Tobel,


    das ist der Honiggelbe Hallimasch, der hat dieses Jahr wirklich Saison in den Vorgärten.

    Oh, das Bild im Wikipedia-Artikel sieht ganz anders aus, vielleicht liegts am Alter der Pilze?


    Ich selbst habe den auch seit einigen Jahren in meinem Garten und der
    Kollege breitet sich munter aus. Aufhalten lässt der sich sicher nicht.
    Um die Verbreitung einzudämmen kann man natürlich die Fruchtkörper
    absammeln, aber weiterwachsen wird er trotzdem.

    Das ist ja frustrierend. Isst Du den Pilz?


    Und in der ersten Antwort hieß es, der H. sei ein "Schwächeparasit". Sind gesunde, junge Obstbäume also nicht unbedingt in Gefahr?


    Schöne Grüße,
    Tobel

  • Zitat

    Und in der ersten Antwort hieß es, der H. sei ein "Schwächeparasit".
    Sind gesunde, junge Obstbäume also nicht unbedingt in Gefahr?

    Hallo Tobel,


    wenn das so wäre, hätten wir ja einen omnipräsenten Parasiten.
    Ich kann mir schwer vorstellen, dass er auch gesunde, vitale Pflanzen abtöten kann.


    Ich würde empfehlen, den Pflanzen mit ausreichend Wasser in Trockenstressphasen sowie natürlichem Dünger (Komposterde oder gtrockneter Rinderdung) bzw. Bodenverbesserungsstoffen auf Kompostbasis zu helfen. Auch EM wäre ein Versuch wert. Je gesünder und natürlicher die Böden sind, desto besser geht es den Pflanzen. Da viele Gartenpflanzen nicht unbedingt trockenresistent, da i.d. R. standortfremd sind, ist zusätzliche Bewässerung in Sommern wie 2015 nötig.


    BG, Peter

  • Hallo in die Runde,
    wenn ich das Übersichtsfoto so betrachte meine ich, daß auch andere urbane Einflüsse einige Gewächse kränkeln lassen, bei der relativ engen Bebauung, der vorbeiführenden Straße, den gut sichtbaren Schornsteinen....plus Wetterstreß. Den üblen Forstschädling sehe ich auch nicht so, da soll es aber sogar Versuche geben, abgestorbene Hölzer mit Schwefelkopf- Myzel zu infizieren, damit sich der Hallimasch nicht ansiedeln kann (?).
    Ein Hallimasch soll ja bekanntlich der größte lebende Organismus der Welt (irgendwo in den USA) sein und tausende Quadratmeter beherrschen.
    Es wäre doch interessant festzustellen, ob der Pilz nicht schon mehr als nur den Garten von Tobel besiedelt hat, mykologisch eigentlich wissenswert, für die Bewohner aber bestimmt eine Horrorvision a la Hollywood, wenn des Nachts das kalt leuchtende Myzel die hölzerne Bettumrandung hochkriecht...
    Da würde ich aber nicht so lange warten: Für nächstes Jahr die Nachbarn zu einem Gartenfest einladen und eine ordentliche Pilzpfanne präsentieren, das wäre einer meiner Vorschläge.
    Grüße P. P.

  • Hallo,

    wenn ich das Übersichtsfoto so betrachte meine ich, daß auch andere urbane Einflüsse einige Gewächse kränkeln lassen, bei der relativ engen Bebauung, der vorbeiführenden Straße, den gut sichtbaren Schornsteinen....plus Wetterstreß.

    Aus den Schornsteinen und Auspuffen kam früger mehr schädliches raus als heute, aber vielleicht meinst Du ja die kumulative Wirkung über Jahrzehnte. Wetterstress mit Trockenheit hatten wir natürlich, wie überall, wobei sich der Garten eben direkt am Alpenrand befindet, wo es eher noch regnet als an manchem anderen Ort.


    P.P.:

    Zitat

    Es wäre doch interessant festzustellen, ob
    der Pilz nicht schon mehr als nur den Garten von Tobel besiedelt hat,
    mykologisch eigentlich wissenswert, für die Bewohner aber bestimmt eine
    Horrorvision a la Hollywood, wenn des Nachts das kalt leuchtende Myzel
    die hölzerne Bettumrandung hochkriecht...

    Ach, geht der Hallimasch auch durch Mauern?! Ein echter Horrorpilz. Ich melde mich, wenn er im Schlafzimmer angekommen ist!


    Peter Karasch:

    Zitat

    Ich kann mir schwer vorstellen, dass er auch gesunde, vitale Pflanzen abtöten kann.


    Ich
    würde empfehlen, den Pflanzen mit ausreichend Wasser in
    Trockenstressphasen sowie natürlichem Dünger (Komposterde oder
    gtrockneter Rinderdung) bzw. Bodenverbesserungsstoffen auf Kompostbasis
    zu helfen. Auch EM wäre ein Versuch wert.

    Das werden wir beherzigen, danke. Aber was ist "EM"?


    Grüße,
    Tobel

  • Hallo Tobel,

    Zitat

    ...Aus den Schornsteinen und Auspuffen kam früger mehr schädliches raus als
    heute,...

    Hast Du das auch von einem VW- Labor prüfen lassen ?

    Zitat

    ...Ach, geht der Hallimasch auch durch Mauern?!...

    Den gab's doch aber auch in der DDR !


    Gruß P. P.

  • Ich kenne einen großen Obst- und Gemüsegarten, in dem der Hallimasch seit ca. 30 Jahren zu Hause ist, d.h. Fruchtkörper sind immer mal wieder an verschiedenen Stellen in der Wiese zu sehen. Nach dem ersten Auftreten vom Hallimasch wurde der Garten stark gekalkt (mit Branntkalk); dann waren für 2 Jahre keine Fruchtkörper zu sehen. Schien ihm also nicht gefallen zu haben. Seitdem wird nur noch ca. alle 3-4 Jahre gekalkt. aber wie gesagt, der Hallimasch lebt. An neu gepflanzten und den tragenden Apfelbäumen u. Beerensträuchern sind bis jetzt keine Pilze zu sehen; es ist auch nichts eingegangen seitdem. Ich würde mit dieser ERfahrung auch dafür plädieren, Nutzbäumen optimale Wuchsbedingungen zu schaffen, insbesondere darauf achten, dass im Fuß-Wurzelbereich die Bäume keine Verletzungen (Rasenmäher u.ä.) erhalten. Solltest du noch einen lebenden Walnussbaum stehen haben, schneide nach Möglichgkeit gar nicht dran rum, und wenn es unbedingt sein muss, dann nur bei trockenem Wetter, nur im August und die glatte Schnittstelle sofort mit Baumwachs abdichten.
    Ein Leben mit dem Hallimasch ist möglich - auch wenn du ein Baum wärst! :thumbup:

  • Hallo Tobel,

    Hast Du das auch von einem VW- Labor prüfen lassen ?

    Das ist nicht nötig, dazu gibt es unabhängige Daten - aber jetzt mal ohne Schmarrn: Trotz VW sind die Emissionen der einzelnen Autos in den letzten Jahrzehnten gesunken, nur eben nicht so stark, wie die behaupten. Und es ist gleichzeitig die Zahl der Autos gestiegen. Dennoch ist die Luftqualität heute deutlich besser als in den 70er, 80er Jahren, weil seither Kraftwerke und Industrieanlagen jede Menge Filter bekommen haben. Die SO2-Emissionen sind dadurch um ca. 90% gesunken. (Die NOx-Emissionen nicht so stark, siehe oben, mehr Autos.) Deshalb gab es früher schon mal Smogalarm in manchen Gegenden (und in anderen hätte es ihn gegeben, wenns eine Smogverordnung gegeben hätte, z.B. in Oberfranken bei Ostwind), heute weiß ja keiner mehr, was das ist. Oder Pseudokrupp-Husten bei Kindern, gibts heute wohl auch nicht mehr hierzulande, war in den 70er, 80er Jahren mancherorts ein großes Thema.

    Ich kenne einen großen Obst- und Gemüsegarten, in dem der Hallimasch seit ca. 30 Jahren zu Hause ist, d.h. Fruchtkörper sind immer mal wieder an verschiedenen Stellen in der Wiese zu sehen. Nach dem ersten Auftreten vom Hallimasch wurde der Garten stark gekalkt (mit Branntkalk); dann waren für 2 Jahre keine Fruchtkörper zu sehen. Schien ihm also nicht gefallen zu haben. Seitdem wird nur noch ca. alle 3-4 Jahre gekalkt. aber wie gesagt, der Hallimasch lebt. An neu gepflanzten und den tragenden Apfelbäumen u. Beerensträuchern sind bis jetzt keine Pilze zu sehen; es ist auch nichts eingegangen seitdem. Ich würde mit dieser ERfahrung auch dafür plädieren, Nutzbäumen optimale Wuchsbedingungen zu schaffen, insbesondere darauf achten, dass im Fuß-Wurzelbereich die Bäume keine Verletzungen (Rasenmäher u.ä.) erhalten. Solltest du noch einen lebenden Walnussbaum stehen haben, schneide nach Möglichgkeit gar nicht dran rum, und wenn es unbedingt sein muss, dann nur bei trockenem Wetter, nur im August und die glatte Schnittstelle sofort mit Baumwachs abdichten.
    Ein Leben mit dem Hallimasch ist möglich - auch wenn du ein Baum wärst! :thumbup:

    Das ist beruhigend, und wir werden unsere Bäume entsprechend gut pflegen und beim Rasenmähen aufpassen. Danke!
    Tobel

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