Die Legende vom "nahezu identischen Doppelgänger"

  • Liebe Leserinnen und Leser,
    immer wieder wird, oft anlässlich von Pilzvergiftungen, von verschiedenen Behörden, Krankenhäusern, Giftinformationszentren, Medien sowie von Pilzsachverständigen zu Recht vor Grünen Knollenblätterpilzen gewarnt.


    Insbesondere aber im Zusammenhang mit Knollenblätterpilz-Vergiftungen von Neubürgern aus Osteuropa ist immer wieder von den o. a. Institutionen die Aussage zu lesen, dass in ihrem Herkunftsland angeblich essbare Pilze wachsen sollen, die dem hier wachsenden Grünen Knollenblätterpilz so sehr gleichen, dass sie kaum zu unterscheiden sind und es deshalb immer wieder zu Verwechslungen kommt.


    Mein russisches Pilzbuch von 1974 (252 Seiten, farbige Frkp.-Zeichnungen, Mikrozeichnungen, meist Sporen, Basidien, Zystiden) weist Amanita phalloides, A. verna, A. virosa als ebenso giftig aus, wie entsprechende Champignonarten, Täublinge usw. als essbar.
    Diese Arten sind also im russischsprachigen Raum nicht unbekannt.


    Neuerdings wird die gleiche Legende von den nahezu identischen Pilzen auch im Zusammenhang mit Flüchtlingen, insbesondere von Menschen aus Syrien, kolportiert.



    Als welche essbare Art tarnt sich also unser Grüner Knollenblätterpilz derart heimtückisch, dass er sowohl Pilzen in Russland als auch in Syrien so sehr gleicht? Die Welt der Mykologen und Pilzfreunde ist seit langem dicht vernetzt. Hätten wir nicht schon längst via Internet entsprechende Hinweise erhalten?


    Natürlich gibt es in Deutschland und vermutlich auf der ganzen Welt essbare Pilzarten, die man mit dem Grünen Knollenblätterpilz verwechseln kann – wenn man nicht die Merkmale der wichtigsten Giftpilze sowie seiner gesuchten Speisepilze genau kennt und Abweichungen ignoriert.
    Dies soll nicht die Schelte an denjenigen sein, die sich vergiftet haben. Aber es ist nicht der heimtückische Pilz, sondern es sind möglicherweise verlorengegangene Kenntnisse, Unkenntnis oder auch Leichtsinn, die in die Katastrophe führen.


    Jedenfalls möchte ich der Legende vom „nahezu identischen Doppelgänger“ deutlich widersprechen.



    Harry Andersson

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    an den Zugriffszahlen zum Thema Knollenblätterpilze sehe ich, dass dieses Thema auf großes Interesse gestoßen ist. Ich bedanke mich auch ganz besonders für die zahlreichen Zuschriften mit interessanten Hinweisen.



    In einem Internet-Beitrag habe ich noch einmal die Argumente erweitert und zusammengefasst.


    http://www.unser38.de/braunsch…nblaetterpilz-d21858.html


    Ich wünsche Euch eine erfolgreiche Saison!
    Harry Andersson

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