PSV Leid

  • Servus Kollegen,


    hab vor Tagen eine Anfrage vom SWR für eine Pilzführung im Rahmen einer Ernährungsdoku angenommen und heute abgefilmt.


    Jetzt könnte ich mir in den Arsch über mein teilweise idiotisches Namesgestammel bei Pilzchen machen,nachdenen man mich normalerweise nach 10 Bier um 3 Uhr morgens noch problemlos fragen könnte.


    Es lief zwar im großen und ganzen gut, aber leider nicht perfekt. Mit einem Fernsehteam und Zuschauer im Nacken, bzw. im Gesicht sieht die Welt doch anders aus als bei einer


    gewöhnlichen Pilzführung.


    Wirklich ärgern tu ich mich eigentlich darüber,das ich mich ärgere, denn: wir machen solche Nummer ( hatte heute Abend noch zwei Beratungen ) ja ehrenamtlich.


    Doch irgendwie empfinde ich,wenn ich in die bekannten Foren schaue eine Art Wissen- Body-Building um das Thema Mykologie und PSV-Wesen: Wer weiß mehr,wer stackt am aufwendigsten, wer glänzt am meistens.


    Wehe dem nicht aktuell auf dem Stande befindlichen oder dem Mutigen, der einfach nachfragt und Wissenlücken offenbart und dabei nicht den passenden Ton trifft, da werden aber gleich dicke


    Tintlingstränchen geweint und auf dem aktuellen "jetz-bin -ich-aber betroffen- Niveau" gejammert.(DGFM Forum ausgenommen-aber viel ist da ja auch noch nicht los)


    Ebenfalls wundere ich mich über Beiträge bei denen ernsthaft nachgefragt wird ob man med. Fachpersonal Therapievorschläge machen soll, oder zB. die Durchführung eines Wieland-Testes


    diskutiert wird. Ist das unser Job ?


    Kann man als berufstätiger Familenvater den steigenden Ansprüchen die hier mitaufgebaut werden überhaupt noch gerecht werden ?


    Statt neue hierachische Strukturen aufzubauen ( Coach-Berater-Sachverständiger-PSV mit klinscher Quali.) fände ich einen neuen kollegialen Ansatz schön: zB lokale PSV Treffen


    auf Stammtischniveau ohne aufgeblasene Themenüberfrachtung, einfach mal menschlich ohne rating und controling.


    Ich muß nicht glänzen, ich versuche mich eigentlich nur intensiv mit meinem Hobby zu beschäftigen und eigenverantwortlich weiterzubilden, Ratsuchenden zu helfen und vorallem mit dem ökologischen Ansatz der Pilzkunde zu missionieren.


    Positiv: Das Christoph meinen Vorschlag nommenklatorische Änderungen zu sammeln und für uns einfach zugänglich zu machen aufgreift, ist bemerkenswert.


    Ich denke ich schreib mal meine PSV Kollegen in der Umgebung zum Erfahrungsaustausch an.


    Erik


    PS Einen passenden smiley zu meinen Beitrag hab ich nicht gefunden.

  • Ich muß nicht glänzen, ich versuche mich eigentlich nur intensiv mit meinem Hobby zu beschäftigen und eigenverantwortlich weiterzubilden, Ratsuchenden zu helfen und vorallem mit dem ökologischen Ansatz der Pilzkunde zu missionieren.

    Hallo Erik,


    das reicht doch vollkommen! Und ich weiß, wie blöd man sich fühlt, wenn man vor einer Fernsehkamera freundlich etwas erzählen soll. Aber das ist auch wichtig. Es ist die beste Gelegenheit, unsere Interessen in die Öffentlichkeit zu tragen, und das unverfälscht (was bei Printmedien leider fast immer "in die Hose" geht). Also: Egal wie Dein Auftritt letztendlich war, und egal wie DU ihn empfunden hast, wichtig ist nur, dass er stattgefunden hat.


    Beste Grüße, Heinz Ebert

  • Hallo Erik,


    so recht weiß ich jetzt gar nicht, wo das Problem liegt.
    Prinzipiell wird es immer so sein, dass man mehrere trifft, die auf einem bestimmten Gebiet mehr wissen als man selbst.
    Ich bin dankbar, wenn die das Mehrwissen mir zur Kenntnis geben und ich profitieren kann.
    Die müssen ihr Wissen nicht verstecken und die dürfen auch die viel viel besseren gestackten Fotos haben und Pilze kennen, deren Namen ich noch nicht gehört habe. Wo ist da jetzt ein Problem?


    Selbstverständlich brauchen wir die Pilzberater, die einem Pilzsammler sagen können, was da in dessen Korb liegt.
    Denjenigen, die das machen, und das ganze ehrenamtlich dazu, gilt der Dank der Gesellschaft.
    Wi , bzw. das Gesundheitssystems dieses Landes braucht aber auch diejenigen, die dem Arzt bei einer Vergiftungssymptomatik helfen können.
    Wenn das also noch mehr lernen wollen - warum nicht. Was findest Du am
    Deshalb ist der nur Speisepilz und Giftpilzkenner - Pilzberater doch nicht unnütz.
    Es darf also generell jeder das machen, was er kann und jeder darf so selbstbewusst sein, das auch nach außen mitzuteilen.


    Beste Grüße - Peter


    Was den Fernsehauftritt betrifft, gebe ich Heinz komplett recht. Wichtig ist, dass "Pilze kommunuziert" werden.

  • Servus Peter,


    ich freue mich über jeden der mehr weiß als ich und das sind die meisten.


    Ich frag mich nur aus aktuellem Anlaß ( Forumbeiträge, ZfM-Beitrag) ob ein PSV ohne biolog./med. Beruf oder HIntergurnd, auch mit zusätzlicher Ausbildung ( ZfM Beitrag) in der Lage ist


    aus Erbrochenem oder noch schlimmeren, Bscp.-Fragmente zu isolieren und dann noch infragenetisch z.B. Amanitasporen zu unterscheiden . Zumal unter Notfallbedingungen.


    Und, bei klarer Symptomatik: ist das bei den heutigen Diagnostikmethoden überhaupt noch notwendig ?


    Bei einem Stockschwämmchensammler evtl. Galerinasporen zu isolieren würd ich mir mit Laborantenhilfe vieleicht noch zutrauen, aber sonst?


    Was habt ihr hier für die Ausbildung in Zukunft geplant?


    Beste Grüße


    Erik

  • Hallo Erik,


    ich kann meinen Vorschreibern nur Recht geben und gehe daher nur kurz auf Dein letztes Posting ein:


    Zitat

    Ich frag mich nur aus aktuellem Anlaß ( Forumbeiträge, ZfM-Beitrag) ob
    ein PSV ohne biolog./med. Beruf oder HIntergurnd, auch mit zusätzlicher
    Ausbildung ( ZfM Beitrag) in der Lage ist aus Erbrochenem oder noch schlimmeren, Bscp.-Fragmente zu isolieren und
    dann noch infragenetisch z.B. Amanitasporen zu unterscheiden . Zumal
    unter Notfallbedingungen.


    Ohne Mikroskopierkenntnisse und ohne Übung im Bereich der "Krankenhausmikroskopie" kann man dies wohl nicht bzw. nur sehr eingeschränkt. Aber auch hier sehe ich kein Problem. Am besten ist es doch, wenn es gar nicht erst zur Vergiftung kommt. Und genau dafür benötigt man ja (möglichst flächendeckend) Pilzexperten, die hier helfend bereit stehen. Pilzkorbkontrolle ist Vergiftungsporphylaxe.


    Dass dann einzelne PSV auch noch entsprechend gut mikroskopieren und im Krankenhaus helfen können, widerspricht doch der generellen Pilzberatung nicht. Wer aber im Krankenhaus hilft, muss entsprechend ausgebildet sein (oder er/sie kann nur makroskopisch ein bisserl was machen).


    Zitat

    Und, bei klarer Symptomatik: ist das bei den heutigen Diagnostikmethoden überhaupt noch notwendig ?


    Ganz klar: jein. ;)
    Bei klarem Amanitin-Syndrom wird der Arzt automatisch passend behandeln - auch ohne Pilzsachverständigen. In der Praxis sieht es oft aber ganz anders aus. Da liegt z.B. ein Patient sterbenselend und droht vor Brechdurchfällen zu dehydrieren und wegzukippen. Der behandelnde Arzt hat mäglicherweise noch nie eine akute Pilzvergiftung behandelt und hat Angst, dass der Patient wegstirbt (mir so gegangen). Wenn man dann die verursachende Pilzart herausbekommen kann und der Arzt dann eine Diagnose hat, ist es für ihn leichter, den Patienten gut zu behandeln. Meistens ist der PSV hier sehr hilfreich. Aber eben nicht immer. Aber das macht ja nichts.


    Zitat

    Was habt ihr hier für die Ausbildung in Zukunft geplant?


    Von einem "normalen" PSV kann man das nicht erwarten. Ich selber gebe seit ein paar Jahren Krankenhausmikroskopierkurse in Nürnberg, um aktiven PAV die Möglichkeit zu geben, sich hier weiterzubilden. Die Kliniken führen eigene Listen, in denen sie eintragen, welche PSV in der Lage wären/sind, bei Vergiftungen zu helfen. Warum sollten nicht auch wie von der DGfM diese Listen führen? Insofern spricht für mich persönlich nichts, ein zweistufiges Modell einzuführen. Das ist aber (noch) Zukunftsmusik.


    LG
    Christoph

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