Obskure Inocyben

  • Servus zusammen,


    die folgende Inocybenreihe bringt mich ins Grübeln:


    Nr. 32/2012:





    Nr. 34/2012:





    Nr. 33/2012:





    Nr. 35/2012:





    Nr. 36/2012:





    Nr. 17/2009:



    Die Dokumentationen zu den Bildern habe ich unter den Bildüberschriften jeweils verlinkt.


    Wie unschwer zuerkennen, werden die Aufsammlungen von oben bis unten immer schuppiger und die erste ist von der letzten makroskopisch schon Lichtjahre entfernt.


    Die Pleurozystiden sehen überwiegend so aus:



    oder so:



    Die amygdaloiden Sporen sind klein, im Mittel unter 5 µm breit und sehen etwa so aus:



    Abgesehen von der ersten habe ich bei allen Aufsammlungen +/- Pelargoniengeruch oder zumindest einen obstigen Geruch notiert, und alle wuchsen im Laubwald.


    Die Frage wäre nun, wie viele verschiedene Arten hier zu sehen sind .


    Die ersten drei Kollektionen habe ich als I. tenuicystidiata bestimmt, die letzten drei als I. obscurobadia. Das ist natürlich etwas unsinnig, weil es sich nach Stangl/Kuyper um Synonyme handelt, aber wegen der makroskopischen Unterschiede habe ich mir nicht anders zu helfen gewusst. Die ebenfalls synonymisierte, von Favre beschriebene I. furfurea var. obscurobadia sollte ja doch eher ein schuppiger Pilz sein.


    Beste Grüße


    Hias

  • Servus Hias,


    Deine Bilder 1 bis 3 und 4 sehen ganz typisch aus für die Art, die ich bisher immer als I. obscurobadia (ss. Stangl und Kuyper) bestimmt habe. Bild 3 (Nr. 35/2012) ist zumindest untypisch, könnte aber noch ins Konzept passen.


    Eine andere Art dürfte Deine Nr. 17/2009 sein. Die Hutoberfläche ist typisch für I. furfurea, wenn auch zu gelblich-ockerlich. Bisher habe ich furfurea immer nur in einem recht dunklen Rotbraun gefunden und mit typischerweise +- zylindrischen Hymenialzystiden. So auf Anhieb weiß ich auch nicht, was es sonst sein könnte.


    Ein bisserl ähnlich schaut auch die Hutoberfläche "meiner" I. sandrae aus, die aber sonst - auch mikroskopisch - anders ist.


    Gruß


    Helmut

  • Grüß dich, Hias, also wenn man die Erstbeschreibung von Horak & Stangl wirklich wörtlich nimmt, dann gibt es nur blasige dünnwandige kurze Cheilozystiden bei tenuicystidiata. Bei deinem dritten Fund hast du (falls ich mich nicht in der Eile verguckt habe) normale Cheilozystiden in der Beschreibung erwähnt, bei der zweiten steht, glaub ich, gar nichts über Cheilozystiden. Wie fraglich das nun aber auch sei (denn ich hab grade bei einem Fund eine Lamelle mit einer wunderbaren Kette von nur blasigen Cheilozystiden gehabt und dann zur Sicherheit noch eine Probe von einer anderen Lamellen gemacht und da gab es dann die typischen gewundenen dickerwandigen Cheilozystiden), ist das letzte Wort in Sachen dieser Gruppe (auch laut DNA-Sequenzen) noch nicht gesprochen. Da dürfte noch zu untergliedern sein. - Aber man darf auch nicht vergessen, dass es auch noch andere glattsporige Inocyben mit gewundenen Zystidenwänden gibt - sieht man von alpinen Arten wie tenebricoides, bivela oder alboperonata einmal ab.... beispielsweise abjecta und phaeodisca var. diosma (letztere ausführlich beschrieben von Reumaux), die man auch bedenken sollte. Zumal den letzten Fund würde ich mal vergleichen (kannst mir, auch, falls du das Päckchen noch nicht geschickt hast, ein Stückchen davon mitschicken, wenn du magst).
    Mit herzlichem abendlichen Gruß!
    Ditte

  • Hallo zusammen,


    ja, besonders die letzte Kollektion fällt schon arg aus dem Rahmen.


    Ditte: Päckchen ist schon fest verschnürt, aber ich kann dir ja bei anderer Gelegenheit eine Probe davon schicken.


    I. abjecta hatte ich noch nicht. Sie scheint erheblich größere Sporen zu haben.


    Zu I. phaeodisca var. diosma habe ich keine Literatur. Eine ander Varietät von phaeodisca, die var. geophylloides,weist auf den ersten Blick eine entfernte Ähnlichkeit mit Nr. 32/2012 auf, vor allem durch den etwas zweifarbigen Hut. Sie gehört ja auch zu den Fibrillosae (ohne echtes Kaulohymenium) und hat dünnwandige Zystiden.


    Nr. 31/2012: I. phaeodisca var. geophylloides, sofern von mir richtig angesprochen:





    Zum Vergleich die Nr. 32/2012 I. tenuicystidiata:


  • Guten Morgen, Hias.


    Zu abjecta: ich wollte nicht sagen, dass eine der von dir vorgestellten Inocyben abjecta ist. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass nicht alles, was gewellte Zystiden hat, auch obscurobadia/tenuicystidiata sein muss. Und soweit ich mich erinnere, wurde in der Originalbeschreibung von tenuicystidiata selbst der Vergleich mit abjecta erwähnt - und dass beide nicht leicht zu unterscheiden wären.
    Zur Sporengröße von I. abjecta ist hinzuzufügen: In der Originalbeschreibung gehen die Sporen bis 13 µm. In anderen Beschreibungen, so beispielsweise bei Enderle & Stangl 1981 und auch bei Bon 1997, Malencon & Llimona 1983 und v.a Kühner 1955, gehen sie dagegen nur bis max.10, 5 oder 11 oder 11,5 µm. Bei Reumaux 1986 bis 12,5 µm. (Das sind nur einige Zitate.) Übergänge also fließend. Zwar scheint mir klar zu sein aus den sehr unterschiedlichen Beschreibungen, dass unter abjecta nicht immer ein und dieselbe Inocybe verstanden wurde (bei Grund und Stuntz 1970 gehen die Sporen nur bis 9,5 µm!) - ich gehe hier mit Kühner, auf den ich sehr viel gebe und der abjecta sehr gut beschreibt. Typisch für sie wäre laut Kühner makroskopisch die von der Mitte auf schrundig aufreißende Hutoberfläche, wobei die Oberfläche auch mehr oder weniger abfasert und das hellere Hutfleisch sehen lässt. So beschreibt sie auch Lonati 1999 mit Sporen bis 11 (12) µm und so bildet er sie auch ab, und so sah mein eigener Fund auch aus, wobei hier auch bemerkenswert war, dass die Sporen meist nur bis ca. 11 gingen, aber etliche dabei waren, die bis 13 µm groß waren.
    Soweit dazu.
    Deine phaeodisca var. geophylloides scheint mir eine solche zu sein.
    Liebe Grüße
    Ditte

  • Hallo Ditte und Hias,
    phaeodisca var. diosma denke ich einmal gefunden zu haben. Frisch ein Geruchsgemisch von I. fraudans und Pelargonium. Der Geruch war auch nach dem Trocknen noch deutlich wahrnehmbar. Aber gerade bei dieser Var. konnte ich keine welligen Zystiden feststellen. Dagegen ist das bei den meisten meiner Koll. der Typusvarietät der Fall. Allerdings waren die Zystidenwände meist etwas dicker (1-2µm) als bei obscurobadia. Obwohl das so konstant auch nicht ist.
    Gruß Andreas

  • Hi Andreas, ganz deiner Meinung, was wellige Zystiden bei der I. phaeodisca var. phaeodisca angeht. Ich habe dasselbe festgestellt, allerdings mit dünneren Wänden. Ich würde also extrem zweifarbige Kollektionen daraufhin noch einmal überprüfen, ob es sich nicht um phaeodisca (welcher Varietät auch immer) handeln könnte. Ich selbst kenne obscurobadia eher farblich gleichmäßig braun.
    Liebe Grüße an alle
    Ditte

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