Hypogäenfreund mit Frage

  • Hallo !
    Wollte mich auch einmal vorstellen. Ich heiße Christian, habe lange in München gewohnt und habe mich nach einigen Monaten im Pilzfieber jetzt gerade voll und ganz den Hypogäen verschrieben,
    ein Grund, weshalb es mich auch wieder in meine verkalkte ;) Heimatstadt Würzburg verschlagen hat.


    Nachdem mein kleiner Hund nun schon so einige Kartoffeln (mind. 17 Arten) ausgebuddelt hat und ich auch alles so gut wie möglich versucht habe zu dokumentieren, mangelt es mir aber an Ansprechpartnern, da ich bei einigen Bestimmungen unsicher bin. Die meisten Trüffelfreunde interessieren sich ja nun doch mehr für die "guten" Trüffeln.


    Um euch zum Antworten zu motivieren, hätte ich auch gleich mal eine Frage zum Einstieg. Ich habe jetzt in den Anfangsmonaten massenhaft eine helle Tuber-Art gefunden, deren Farbe von weißlich-creme bis hellockerbraun variierte. Keine besonderen Baum- bzw. Bodenansprüche (sowohl basisch als auch sauer).





    Mikromerkmale: Ascus um 100 µm, 1-4 Sporen pro Ascus, Sporen rund
    bis rundlich, höchstens leicht ellipsoid, mit engmaschigem, polygonalen
    Netz mit bis zu 5µm langen Stacheln. Sporengrößen: 1er Ascus: bis
    45µm,2er: 27,5-35µm, 4er: 22-5-35µm.


    Kann ich davon ausgehen, dass eine helle (Ok, excavatum nehme ich da raus) Tuber-Art mit runden bis höchsten rundlichen, aber nicht elliptischen Sporen mit alveolat-reticulat (wie sagt man das auf deutsch bzw. wissenschaftlich? Ich habe nur die englischen Begriffe), also netzartigem Ornament immer Tuber puberulum ist?


    Danke,
    Christian

  • Hallo Christian,


    erstmal Glückwunsch zu dem nicht alltäglichen Fund! Ich habe den Beitrag in's mykologische Unterforum verschoben.


    Ich bin bei Trüffeln leider kein Experte, aber nach einem Blick in den Montecchi/Sarasini scheint mit Deine Bestimmung als T puberulum sehr plausibel.


    Grüße,




    Wolfgang Prüfert

  • Hallo Christian,


    ich schliesse mich den Worten von Wolfgang an, gem. Montecchi & Sarasini scheint alles zu passen. L. Krieglsteiner erwähnt übrigens einen Fund von 1993 in seiner Arbeit über die Mainfränkischen Platten.


    Da wir gerade an der Bayerischen Checkliste der Ascomycota arbeiten, sind wir sehr an solchen Fundmeldungen interessiert.


    Beste Grüße, Peter

  • Hallo Christian,


    wenn Du kritische Pilzfunde aus dem Bereich der Hypogäen hast, wird sich sicher Gunnar Hensel freuen.


    Schaue mal hier. http://www.trueffel-pilze.de/


    Gruß Peter

    Es soll sich regen, schaffend handeln, erst sich gestalten, dann verwandeln; Nur scheinbar steht's Momente still. Das Ewige regt sich fort in allen, denn es muss in Nichts zerfallen, wenn es im Sein beharren will. (aus Goethes: Eins und Alles)

  • Hallo Wolfgang, hallo die zwei Peters.


    Schonmal danke für die Antworten. Der Montecchi ist natürlich auch meine Bibel, dennoch bleiben immer gewisse Unsicherheiten. Zum Beispiel unterscheidet er die weißen Tuber-Arten (er nennt sie die Gruppe um T.puberulum) anhand der Struktur der Peridie, was etwas ist, das ich mit meiner eingeschränkten Mikroskopiererfahrung nicht nachvollziehen kann. Auch hier wäre ich für Tipps dankbar.


    Gunnar habe ich tatsächlich schon angeschrieben und ihn zu meinen Italien-Funden befragt. Er hat mir auch bei eingen Bestimmungen geholfen, allerdings wirkte er ziemlich gestresst, so dass ich ihn dann in Ruhe gelassen habe.
    Es muss doch in Deutschland noch andere Hypogäenexperten geben....


    Ich habe bei den Ascos für Bayern derzeit knapp 50 Tuber-Stellen der vier häufigen Arten (in vier Wochen, v.a. Unterfranken) dokumentiert, für Balsamias (vulgaris) und Elaphomyces (muricatus und septatus) mindestens genausoviele, allerdings schreibe ich mir die schon seit einer Weile nicht mehr auf, weil es sonst zu mühsam wird.
    Picoa carthusiana war nicht mehr ganz in Bayern, sondern ein paar Kilometer weiter in Österreich, aber ich denke, dass man die mit etwas Suche auch in den Bergregionen Südbayerns zahlreich finden wird.
    Ich würde durchaus gerne helfen, sofern hier niemand Vorbehalte wegen der lächerlichen Artenschutzverordnung hat. Noch habe ich meine Ausnahmegenehmigung nicht bekommen. Ich habe allerdings bisher keinerlei Erfahrung mit offiziellen Pilzkartierungen.


    Auch stinkt hier mein Trüffelkoffer mit den getrockneten Dingern (20 Hypogäen-Arten, teilweise unoch unbestimmt) vor sich hin. Solange man ihn nicht öffnet, kann man es überleben ;) Wenn da jemand Interesse hat, bitte melden.


    LG

  • Hallo in die Runde,


    muß man sich neu registrieren lassen, wenn eine Zeit lang Beitragsabstinenz geübt wurde ? Oder hängt das damit zusammen, daß wir jetzt in der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Coburg (vorher PKA Weidhausen) mitarbeiten ?


    In der AG interessieren sich vor allem die auf den Collagen genannten Pilzfreunde auch für die "Unterirdischen", wenn auch nicht so vehement wie Christian, dessen vermutliche Exkursionsgebiete sich evtl. mit den unsrigen zumindest im Westen überschneiden könnten. Wir sind in Ober- und Unterfranken (etwa bis Ebern/ Haßfurt/ Steigerwald) unterwegs und auch in Teilen Südthüringens. In der "Winterpause" stehen vor allem Vorträge im Mittelpunkt, hier wurden auch die beiden Funde der im Anhang gezeigten Arten vorgestellt.


    Christian, wenn Interesse besteht, schicke ich einen Exkursionsplan unserer Truppe für 2013, u. a. ist eine Sache bei Schweinfurt dabei ("Tag der Artenvielfalt"). Ansonsten gibt es in Würzburg doch auch eine aktive AG um Rudi Markones.


    Gruß P. P.

  • Hallo P(eter)P(an) :)


    ja sehr schön, die Kratertrüffel ist ja interessant, die habe ich noch gar nicht gesehen. Auch sehr schöne Sporen. Und allzu weit weg scheint sie auch nicht zu sein, vielleicht mache ich einmal einen Ausflug,


    Möglicherweise riecht mein Hund Winnie sie aber nicht. Obwohl er mir eigentlich alles Rundliche, Stinkende anschleppt. Neulich kam er ganz stolz mit einem dicken Wildschweinköttel im Maul an :)


    Mit Rudi Markones habe ich schon Mailkontakt, aber an der bisher einzigen Exkursion des Jahres konnte ich leider nicht teilnehmen.


    Übrigens: Winterpause????? Ich hatte den heißesten Pilzwinter meines Lebens :) Trüffeln sind wirklich ein schöner Ausgleich zu den Epigäen, so hat man wirklich das ganze Jahr etwas zu tun.


    LG

  • Hallo Christian,


    für die Winterpause habe ich ja auch Gänsefüßchen verwendet und ich weiß auch , daß es keine Ruhe gibt. Vor allem, wenn man sich mit coprophilen Pilzen befaßt, aber einen Hund, der mir die Losung bringt, habe ich nicht. Vielleicht hat Dein "Trüffelschwein" auch nicht primär die "Köttel" gemeint sondern die in ihm enthaltenen Sporen von Elaphomyces und Co., die in der Losung manchmal zu einem hohen Prozentsatz enthalten sind und deshalb die Wildschweinlosung recht schwer machen. Massen bringen Masse und unter Umständen auch etwas mehr strahlendes Caesium und andere freundliche Stoffe.


    Gruß P. P.

  • Hallo P.P.
    Toll dass du das schreibst. Diesen Gedanken mit den Hypogäensporen im Dung hatte ich nämlich auch schon. Ich habe auch schon Reh und Kaninchen-Dung mikroskopoiert und meine auch Elaphomyces und Balsamia entdeckt zu haben.


    Befasst du dich da intensiver mit? Bist du etwa auch bei den Coprophilen im Pilzforum aktiv? Das finde ich sehr interessant. Stößt du/ihr öfter auf unbestimmbare Sporen?


    Fressen die Wildschweine tatsächlich auch Elaphomyces? Die Spuren um meine E.-Funde sahen mir immer nach Rehen aus (bin da nur leider Spurenleser-mäßig nicht allzu bewandert, das kommt erst nach und nach), während die Wildschweine meist um Balsamia gewütet hatten.


    Bei den Tuber-Arten ist noch nicht viel über die Verbreitungswege bekannt, man vermutet Kaninchen, da vielleicht schon was entdeckt?


    Spannend spannend. Ich füprchte, ich muss in Zuklunft noch ein paar mehr Beutel für die Dungfunde mitnehmen.

  • Hallo Christian,


    ich hatte mal das "Glück" Inhalte von Wildschweinmägen zu mikroskopieren. Das war hochinteressant.


    Ich bekam Suspensionen von Mageninhalten verschiedener Wildschweine. Es fanden sich jede Menge Pilzsporen. Elaphomyces-Sporen waren immer am häufigsten und in jeder Probe vertreten. Aber auch Sporen von Tuber, Balsamia, Boleten und anderen waren nachzuweisen. Wildschweine müssen wohl ziemliche Mengen Pilze fressen.


    Freundliche Grüße
    Peter Reil

  • :) ich schätze, die fressen alles, was nicht bei 3 aufm Baum ist :)


    aber das sind für mich weniger gute Nachrichten, denn jetzt muss ich wohl in den sauren Apfel beißen und in der Sch. wühlen


    Was tut man nicht alles :)

  • Wildschweine müssen wohl ziemliche Mengen Pilze fressen.

    Hallo Zusammen,


    das kann ich auch bestätigen. Bei uns in der Nähe kenne ich ein Waldgebiet, in dem sich eine große Menge Wildschweine aufhält. Zum Hauptaspekt von Boletus edulis sind dort sehr viele Fruchtkörper nur noch mit Stielansatz, also regelrecht herausgerupft zu finden. Die Spuren sind eindeutig von den Wildschweinen und nicht von Sammlern.


    Als Ausgleich dafür gibt es dann "Haufenweise" Psathyrella tenuicola (ex berolinensis) ;)


    Es ist sicher ein Erfolgsrezept der Wildschweine, dass sie Omnivoren sind. Im tiefen Bayerischen Wald erzählen sich die Waldarbeiter finstere Anekdoten. Von den in der Wildnis Verunglückten (oder dort hin verbrachten....) bleiben nur die Gummistiefel übrig 8)


    Beste Grüße, Peter

  • Hallo Christian und die anderen Wildschweinfreunde,


    daß die Schweine alles fressen ist schon hinlänglich bekannt. Aber was die Pilze als evtl. Universalfutter angeht habe ich meine Zweifel. In den bei uns in Südthüringen überwiegenden Fichtenforsten haben viele Wildschweinrotten ihren Einstand und ich sammle hier gerne die lt. BArschV. geschützten Pfifferlinge, Steinpilze und Co. Massenpilze waren sie schon immer (hier bei uns), daß aber ausgerechnet Wildschweine diese massiv ernten, konnte ich in den vergangenen 50 (fünfzig) Jahren kaum beobachten. Seit ich mich jedoch intensiver mit Nichtspeisepilzen beschäftige fiel mir immer mehr auf, daß auch in regelrechten Mastjahren der guten Speisepilze diese kaum angerührt wurden (dominant waren nur Mäuse und Eichhörnchen), jedoch immer wieder der Waldboden umgebrochen wurde auf der Suche nach Elaphomyces, nach granulatus in den Fichten und, mit Abstand bedeutend seltener, muricatus bei Laubgehölzen. Entsprechend anteilig auch die Bestandteile in der Losung, die ich primär aber nicht wegen der Inhaltsstoffe untersuche sondern lieber das, was auf ihnen an Pilzen wächst. Andere Wildtiere werden freigelegte "Trüffel" scheinbar auch nicht verschmähen, sie aber bestimmt nicht bewußt suchen. Daß Kaninchen zur Verbreitung mancher hypogäischen Arten beitragen ist eigentlich alleine schon durch ihre massive Grabearbeit gegeben und schmecken werden sie den Kaninchen bestimmt auch. Apropos schmecken: Daß unsere bodenständigen Wildschweine Steinpilze nicht so mögen halte ich eigentlich für normal. Grünkohlwochen am Chiemsee und Weißwurst auf Sylt sind ja auch eher die Ausnahme.


    Gruß P. P.


    Foto: Psath. tenuicula (berol.) auf Wildschweinlosung

  • Andreas Kunze

    Hat das Label Expertenthema hinzugefügt.

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