"Unterwasser-Pyreno-Flechte" ???

  • Hallo,


    Wir waren heute mit der Wald- und Wiesen-AG von Eriks Schule "Natur gucken" und mir fiel im Bach auf Steinen eine Flechte auf.


    Sie sieht aus wie ein Pyreno, ist etwas erhaben (oder wächst gerade da, wo die Steine etwas erhaben sind) und war komplett unter Wasser. Es gab sehr viele bewachsene Steine, so dass ich annahm, dass das so sein müsse. Eventuell lag´s aber auch am Regen, was mir aber unwahrscheinlicher vorkommt. Zumindest fließt Wasser dort ganzjährig.


    Kennt das jemand von euch?


    Viele Grüße,
    Tanja

  • Hallo Tanja,


    nach Flechte sieht mir das gar nicht aus. Kannst Du Mikromerkmale nachliefern?


    LG
    Christoph

  • Ist ´ne Flechte, ich hab schon schnell reingeschaut, aber heute nicht die Zeit das nochmal zu tun, fürchte ich. Wenn man es ankratzt wird es grün - gallertig und die "Punkte" sind gallertig hyalin. Das Ding hat vorschrtiftsmäßig Asci mit vermutlich 8 Sporen (hab nicht gezählt, sah aber so aus) die irgendwie leicht warzig wirkten (betone "wirkten"!) und oval waren. Ob geteilt, bin ich nicht sicher. Farbe war da, aber nicht sehr dunkel.
    Wenn´s rein passt schau ich nochmal genau. Dachte, das Ding müsste auch so zu erkennen sein........ :S


    VG, Tanja

  • Hmm, doch wohl schwieriger als ich dachte. Das wuchs so auffällig typisch und reichhaltig, dass ich nicht dachte, dass das nicht schnell zu erkennen wär.


    Ich hab´s eben nochmal drünter gehabt. Ist jetzt trocken schwieriger. Trocken hab ich gar nichts gesehen, aufgequollen hab ich wieder ein paar Asci in den Löchern gehabt - ist relativ durchsichtig gallertig dort. Asci sind 8-sporig, die Sporen etwa 23 Mü lang, glatt, auch wenn sie geriffelt/genoppt aussehen - sehr feiner Inhalt muss da sein. Ansonsten nicht wirklich farbig, vielleicht leicht getönt.


    Grün ist am Rand überall drin, also könnte schon ´ne Alge sein, auch wenn Hypocreales auch nicht so schlecht passt. Wuchs halt auf Stein.

  • Pyrenula ist in den meisten Tropen vrohanden. Sie kommen meistens auf Rinde vor.
    Verrucaria ist eine endolitische Art. Das heißt, Paraphysen und Algen befinden sich innerhalb des gesteins. Nach dem Absterben, bleiben kleine Gruben zurück, sieht aus wie ein Vulkan.


    Beide leben aber nicht im Wasser, auf keinem Fall. Es gibt Flechten, die an der Grenze zwischen Wasser und Luft leben. Die Spritzzone, wenn man so möchte.


    Was die Anzahl 8 Sporen im ASCUS angeht, so haben das die meisten Flechten. Nur anhand der Beschreibung, ist eine Bestimmung nicht möglich. Schon gar nicht mit nur einem Foto. Flechten anhand von Fotos zu bestimmen, ist einfach keine Bestimmung. Was braucht man?


    Bei diesem Bsp. Schnitte durch das Perithecium. Man muss genau sehen, ob es Paraphysen und Algen gibt. Bei Pyrenula ist das die Grünalge Trentepohlia.
    Danach genaue Untersuchung des ASCUS. Wie sieht die Apicalstruktur aus. Eines der wichtigsten Merkmale bei der Bestimmung.


    Ich denke mal nicht, das es sich hier um eine Flechte handelt. Dazu muss man das ganze unter dem Mikroskop sehen und wenn möglich Bilder machen.
    Weitere Informationen habe ich hier mal zusammen gestellt. Gerne helfe ich auch weiter, wenn es gewünscht wird.


    http://mikroskopie-main-taunus…dex.php/flechten-1x1.html

  • Hallo,


    Verrucaria elaeomelaena hatte sich bestätigt. Ich hab´s jemanden hier an der Uni gegeben.
    Ich hatte auch noch bessere Standortbilder, nur leider ist mein PC derzeit im Krankenhaus und ich habe keine Zugriff auf meine Daten.
    Wenn er (PC) durchkommt, zeige ich die noch.


    VG, Tanja

  • Für Verrucaria elaeomelaena ist diese aber ziemlich schwarz.


    Verrucaria elaeomelaena


    Man müsste jetzt einfach mal Bilder von Sporen sehen. So kann ich das nicht sagen, ob das stimmen sollte.
    Zumindest sieht deine schon anders aus.

  • Hallo mike,


    Jetzt sieht meine auch so aus. ich hatte das Glück, sie wirklich richtig frisch zu finden. Nach der zeit und vor allem wenn sie trocken ist, wird sie mehr graugrün. Dann hätte ich sie sicher auch nicht mehr wahrgenommen. Sie war auch wunderbar gallertig, einfach spannend.
    Ich hatte sie ja mikroskopiert und alles, was ich sehen konnte (Sporenform, - größe, etc.) stimmte auch überein. Aber ich hatte ja nun gar keine Erfahrung mit Flechten und keine Ahnung ob´s das nicht imer tut ..... und in der Gattung schienen mir die Merkmale anhand der Sporen allein auch nicht sooooo bestimmungssicher.


    Der Standort paßt jedenfalls auch, denn unter Wasser auf Kalkgestein gibt´s ja nur die.


    VG, Tanja

  • Hallo zusammen,


    ich habe einen interessanten Artikel über Verrucaria elaeomelaena und V. funckii (das ist die, die auf Silikatsteinen unter Wasser vorkommt) gefunden:


    http://www.ib-pan.krakow.pl/pu…/2007/Pbj522_s125-131.pdf


    LG
    Christoph


    P.S.: laut Beschreibung in dem oben zitierten polnischen Artikel und nach Sichtung von Bildern im Internet sieht der Fund sehr nach der häufigeren V. funckii aus. Tanja: Der Stein ist wirklich aus Kalk bzw. das Wasser ist basisch?

  • Andreas Kunze

    Hat das Label Expertenthema hinzugefügt.

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