Fragen zur W- wie Wissen Sendung von heute

  • Hallo zusammen und natürlich an Meike Piepenbring,


    http://www.daserste.de/informa…dung/klimawandel-102.html


    ich fand die gesammte Sendung eigentlich ganz gut recherchiert. Was mich allerdings an obigem Beitrag stutzig gemacht hat ist, dass es ausreichen kann, eine einzelne Spore unter dem REM zu betrachten und dann sagen zu können, es ist Täubling XY.
    Gibt es womöglich bei diesen Giga-Vergrößerungen Differenzierungsmerkmale, die eindeutig sind? Und warum wurde das nirgends? publiziert?
    Soweit ich weiß, müssen die Objekte fürs REM goldbedampft werden und dann im Vakuum untersucht werden. Kann man dann noch sinnvolle Rückschlüsse auf die Größe der Spore ziehen? Zumal die Sporen zum Teil eingedellt wirkten.
    Ich weiß, viele Fragen, aber ich habe das Gefühl, da läuft irgend etwas an uns Hobbymokologen vorbei, ohne eine Chance der Teilnahme.
    Was mich aber auch befremdete, war die Recherche der Mykologin in 300 Jahre alten Herbarien / Fungarien. Die dort gesammelten Pflanzen und Pilze können doch nicht den heutigen Wissensstand zu Arten und Vorkommen derselben ersetzen, geschweige denn, dass man bei damaligen Aufsammlungen davon ausgehen kann, dass die gleiche Differenzierung von Arten möglich war.


    LG, Jens

  • Hallo Jens,


    ich möchte Meike Piepenbring natürlich nicht vorgreifen, weiss aber nicht, ob sie sich wirklich hier im Forum an Diskussionen beteiligen wird.


    Zu den von Dir gestellten Vermutungen muss ich sagen, dass ich sie im Beitrag so nicht wiederfinde. Die Täublings-Bestimmung wird sehr klassisch beschrieben: Makroskopie, Chemie, Sporenornament. Kein Wort davon, dass allein die Spore den Ausschlag gibt. Natürlich wird der Hobbymykologe sorgfältig prüfen müssen, ob die Warzen nun isoliert oder doch gratig verbunden sind - das ist im REM einfach schneller und sicherer zu sehen. Kein Wunder, dass in anderen Gattungen inzwischen ein REM-Bild auch bei hobbymykologischen Artikeln dazu gehört (z.B. Tulostoma, Peter Specht, Z. Mycol 78/2).


    Die 300 Jahre alten Herbarien werden auch nur bemüht, um die Änderung der Funga z.B. aufgrund des Klimawandels zu bewerten, und nicht um das damalige Artkonzept einer modernen Untersuchung zugrunde zu legen.


    aber ich habe das Gefühl, da läuft irgend etwas an uns Hobbymokologen vorbei, ohne eine Chance der Teilnahme.


    Ja, das ist so. Von allem, was in Deutschland an mykologischer Forschung an Universitäten betrieben wird, sind solche Projekte von Meike Piepenbring aber noch am ehesten dem Hobbymykologen vermittelbar.
    Na und? Forschung an Universitäten verfolgt eben zumeist andere Themen und Ziele.



    Grüße,




    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    Zu den von Dir gestellten Vermutungen muss ich sagen, dass ich sie im Beitrag so nicht wiederfinde. Die Täublings-Bestimmung wird sehr klassisch beschrieben: Makroskopie, Chemie, Sporenornament. Kein Wort davon, dass allein die Spore den Ausschlag gibt.

    Offsprecher 3:48 nach Makroskopie und Chemie:
    "Doch noch immer ist Meike Piepenbring nicht sicher...."
    Meike bei 4:10
    "Wenn wir Pilze nicht unterscheiden können, auf den ersten Blick, dann brauchen wir andere Merkmale und wir finden insbesondere im Bereich der Sporen eine große Strukturvielfalt, die wir mit dem Rasterelektronenmikroskop analysieren...."
    Dann der Offsprecher:
    "Jetzt ist sich die Mykologin sicher...."


    Das impliziert bei mir schon, dass die Spore den Ausschlag gab.
    Und dann wüsste ich noch gerne, wie genau diese eine Spore dem Pilz zugeordnet werden kann, der vorher gezeigt wurde, denn auch in Abwurfpräparaten könnten sich Fremdsporen finden, und wenn man Pech hat...
    Und zur Chemie: ich dachte bisher, zu literarischen Vergleichszwecken wird Guajak-Lösung auf den Stiel und nicht auf das Hutfleisch aufgebracht...


    Die 300 Jahre alten Herbarien werden auch nur bemüht, um die Änderung der Funga z.B. aufgrund des Klimawandels zu bewerten, und nicht um das damalige Artkonzept einer modernen Untersuchung zugrunde zu legen.

    Ich kann mich da eigentlich nur noch konkreter ausdrücken: Die starke Differenzierung einzelner Arten hat doch erst mit Fries, Persoon, Bresadola, usw. (so genau kann ich das jetzt allerdings nicht festlegen) über 100 Jahre später stattgefunden. Russula alutacea (wenn es denn der genannte "weinbraune Täubling" ist ) ist z.B. erst über 100 Jahre später beschrieben worden und somit bestimmt nicht einfach so als Vergleichsmaterial im genannten Herbarium/Fungarium vorhanden.


    Wäre es denn da nicht viel sinnvoller, auf die vorhanden Datenbestände z.B. der Onlinekartierungen zurückzugreifen, die ja nun auch schon einige Jährchen geführt werden? Und das nicht nur in Deutschland!


    Na und? Forschung an Universitäten verfolgt eben zumeist andere Themen und Ziele.

    Ja! Oft mit öffentlichen Mitteln! Und zumindest das möchte ich dann auch gerne umsonst lesen dürfen!


    LG, Jens



    Ach, was ich fast vergessen habe, bei all der Kritik: Man merkt Meike ihre Faszination an und das finde ich wunderbar!

  • Hallo Jens,
    ich würde das nicht überbewerten was die Fernsehleute zum Schluss nun zusammenschneiden, hatte zu der Sendung ja auch das Vergnügen mit einem Fernsehteam einen guten halben Tag in der Nähe von Nürnberg zu verbringen.
    Letztendlich eine nette Sendung wo man manches sicher nicht auf die Goldwaage legen sollte, bei Presseartikeln ist es ebne einfach einen Vorabdruck zum korrigieren zu bekommen, im TV ist das ein wenig schrieriger und man muss dich da halt überraschen lassen,
    viele Grüsse
    Matthias

  • Hallo Matthias,


    Mir ist klar, dass das Fernsehen ist, aber unabhängig vom Schnitt der Sendung bleiben die Aussagen von Meike und das hat aus meiner Sicht nichts mit überbewerten zu tun. Da ich schon sehr viel Zeit in Smaff gesteckt habe und dabei bin, Sporengrößenvergleiche statistisch zu berechnen und visuell darzustellen, würde es mich schon sehr interessieren, ob es da etwa REM-Merkmale an Sporen gibt, die eine doch aufwändigere Stichprobenmessung überflüssig machen können, sagen wir mal als Beispiel Art x hat verbundene Grate auf der Spore, Art Y hat auch verbundene Grate, aber bei 6000facher Vergrößerung mit Wärzchen darauf. Im Lichtmikroskop natürlich nicht zu sehen.
    Nicht das jeder ein REM hat, aber... ich wüßte schon gerne genauer, was Meike Piepenbring uns mitteilen wollte.


    LG, Jens



    Nachtrag: Ich habe Meike zusätzlich eine Mail geschickt, um sie auf diesen Thread aufmerksam zu machen.

  • Lieber Jens Wilk,


    Ihre Fragen sind berechtigt und zeigen, dass Sie sich kritisch mit wissenschaftlichen Fragen zu Pilzen beschäftigen.


    Doch bitte bewerten Sie den wissenschaftlichen Gehalt des Fernseh-Beitrags nicht zu hoch. Das Drehbuch schrieb eine Journalistin nach einem Telefonat mit mir und ich bin wirklich froh, dass ich Dank einer großen Kooperationsbereitschaft der Journalistin mehrere grobe Fehler noch während und nach den Dreharbeiten (2 Tage) korrigieren konnte. Es ist eine Geschichte, die erzählt wird, keine wissenschaftliche Publikation, und soll in erster Linie für die Pilze begeistern.


    Ich wünsche Ihnen noch viel Freude und spannende Entdeckungen im Reich der Pilze 8o


    Mit freundlichen Grüßen,


    Meike Piepenbring

  • Hallo Meike,


    toll, dass du die Zeit gefunden hast, hier zu antworten. Wenn ich jetzt richtig zwischen den Zeilen lese, bleibt also wohl weiterhin nur die Sequenzierung zur Artabgrenzung die einzige Alternative zur klassischen Bestimmungarbeit.
    Auch dir wünsche ich noch spannende Erkenntnisse in und durch die Mykologie.


    LG, Jens

  • Andreas Kunze

    Hat das Label Expertenthema hinzugefügt.

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