Cortinarius_Bestimmungsversuche

  • Hallo zusammen,


    in letzter Zeit bin ich des öfteren im Laubwald (na ja, meistens gabs in 10m Entfernung auch Nadelbäume) einem olivgrünen Pilz begegnet.
    Alles weist auf einen Pilz der Gattung Cortinarius hin. Wegen der auffälligen Lamellenfarben habe ich an Dermocybe oder Leprocybe gedacht.
    Folgende Sporeneigenschaften sind von mir ermittelt worden:


    Sporen in etwa elliptisch; unter Mikroskop rau, feinwarzig. Ohne Keimporus.
    Ermittelte Sporengröße: 6,8...[7,2]...7,7 um x 4,2...[4,6]...5,1 um; Q = 1,4..[1,6]...1,7;


    Ich habe PiBaWü Bd 5 herausgeholt und mich mit dem Sektionen-Schlüssel beschäftigt:
    * Der Q-Wert der Sporen weist eher auf eine Dermocybe ((1,4) 1,6-2) hin, aber auch Leprocybe (1-1,5(1,8)) ist grenzwertig noch drin.
    * Die Lamellen sind gelbgrün, aber ob sie "freudig" gefärbt sind oder eher nicht fällt mir schwer zu beurteilen.
    * Dann gibts den KOH-Test, den ich (zugegeben mit älteren Chemikalien) durchgeführt habe (vgl. Foto). Doch ob das jetzt schwarzbraun ist
    (hätte ich so gedacht --> Leprocybe) oder ob das noch als schwärzlich violett durchgeht (--> Dermocybe) .... da komme ich ins grübeln (?)
    * Dann gibts noch den Geheimtipp eines Herrn Prüfert, den ich auch ausprobiert habe: Pilz auf Brennspiritus-getränktes Papiertaschentuch
    legen und Pigmente sich lösen lassen. Das klappte prima. Doch gelbgrün gibts sowohl bei Dermocybe als auch bei Leprocybe. Also
    eine Hälfte dem Ammoniak-Dampf aussetzen (NH3 war auch nicht mehr so neu...geb ich ja zu) und evtl. Farbänderung beobachten. Sowas gabs auch,
    aber doch recht schwach (ob das noch als rosarötliche Umfärbung "gilt" ?)


    Alles bleibt relativ "vage ". Entscheide ich mich für Dermocybe (ich bevorzuge das), so komme ich im Schlüssel recht schnell zu C. olivaceofuscus. Und auch das im PilzePilze Forum erst kürzlich gepostete Foto (von Andreas am 16.09. als wahrscheinlich C. olivaceofuscus bezeichnet) passt ja recht gut zu meinen Funden. Aber im PiBaWü-Bd5-Buch wird die Art als selten bis sehr selten geführt. Daher hätte ich gern etwas mehr Sicherheit. Was könnte man noch untersuchen bzw. habe ich die obigen Schritte einigermaßen richtig durchgeführt und reicht das für eine Bestimmung schon aus?


    Viele Grüße, Thomas

  • Hallo Thomas,


    ich würde Deinen Fund auch als olivaceofuscus benennen - sowohl vom Foto wie von den Sporenmaßen.


    Wenn Du noch mehr Sicherheit willst, könntest Du noch die Huthaut untersuchen. C. olicaceofuscus hat eine sehr dünne Epicutis aus dünnen Hyphen und darunter deutlich abgesetzt eine Subcutis aus aufgeblasenen Zellen.


    Dass die Pigmente gerade bei dieser Art nur schwach mit Ammoniak reagieren, ist normal: olicaceofuscus nimmt innerhalb von Dermocybe eine Sonderstellung ein, sowohl was Pigmente, Huthaut als auch Ökologie angeht.


    Zur Ökologie: Du schreibst nur "Laubwald" - auf saurem oder basischem Untergrund? C. olivaceofuscus ist calciphil, kommt das hin?


    Auf jeden Fall ein schöner Fund, ich hatte die Art erst 2 oder 3 Mal in den Händen.


    Liebe Grüße,



    Wolfgang Prüfert

  • Hallo Wolfgang,


    vielen Dank für deine Antwort.


    Stichwort Ökologie (nicht gerade meine Stärke): In den Wäldern um Backnang (Backnanger Bucht; typischerweise meist Eichen-/Hainbuchen/Rotbuchenwälder) herum ist die Frage sauer oder basisch m.E. nicht immer leicht zu beantworten. Auf der einen Seite des Weges habe ich im Vorsommer schon einen Seidelbast gesehen (---> kalk), gut hundert Meter weiter gibts flockenstielige Hexenröhrlinge (--> eher sauer). Die Bodenverhältnisse sind auch durch den Schichtstufenaufbau des Gesteins je nach Höhe unterschiedlich. Gehts nach dem Wasser, das aus meinem Wasserhahn kommt (kommt aus der Umgebung, nicht vom Bodensee) sind die Bodenverhältnisse eindeutig basisch/kalkreich (Wasserenthärter für Waschmaschine sind angesagt).


    Viele Grüße, Thomas

  • Hallo,


    ich meine Cortinarius olivaceofuscus gut zu kennen, da er in meinen heimischen Wälder in Jena absolut keine Seltenheit ist. Und ich würde Deinen Pilz ohne wenn und aber als C. olivaceofuscus bezeichnen. Genau so sieht er bei uns auch immer aus. Am ehesten könnte man ihn noch mit schmächtigen Fruchtkörpern von Cortinarius venetus verwechseln. Aber die haben denonch einen etwas anders Habitus als Deine Pilze.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo Thomas,


    wenn die Pilze aus Backnang stammen, dann kommt als Grundgestein laut geologischer Karte Keuper oder Muschelkalk in Frage - auf jeden Fall also basenhaltig, im Gegensatz zum Odenwald oder Nordschwarzwald mit Sandstein oder Granit.
    Flockis vertragen ganz gut etwas Kalk, bei uns stehen sie auf dem neutralen Schiefer noch öfter als auf dem sauren Quartzit.


    Grüße,



    Wolfgang

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