Cortinarius_Bestimmungsversuche 2

  • Hallo zusammen,


    wieder habe ich mich mal an einem (vermeintlich ?) einfachen Schleierling versucht. Am Tag zuvor hatte es ziemlich geregnet und so
    machte es mir der Pilz leicht, seine Zuordnung zur Untergruppe der Schleimfüße vorzunehmen.


    Fundort: In der unmittelbaren Umgebung (bis 3m) um den Pilz waren nur Nadelbäume (Fichte, Tanne, Lärche).
    In weiterem Abstand auch wieder Laubbäume. Boden relativ sandig. Nicht unbedingt sehr feucht (an diesem Tag war fast
    alles feucht); es gab in der näheren Umgebung zumindest kein Sphagnum.


    Erster Gesamteindruck: Eine Schönheit!
    Hut sehr schleimig. Bräunlich mit dunklerer Mitte. Ca. 5cm im Durchmesser. Mitte breit gebuckelt. Hutrand erschien etwas gerieft,
    was allerdings auch durch die Farbgebung so erscheinen konnte (ich habe den dicken Schleim nicht abgekratzt).
    Lamellen bräunlich, etwas schartig, am Stiel leicht ausgebuchtet angewachsen (mit Zähnchen).
    Stiel ca. 7cm x 1cm. Unterhalb 'Ring'zone mit blauviolettem Schleim überzogen. Darüber trocken (ein paar Tröpfchen hingen dran), weißlich, gefurcht.
    An der Stielbasis gerochen: evtl etwas süßlich (-->Honiggeruch (?)). Da bin ich aber ganz schlecht drin. Daher habe ich am nächsten
    Tag eine feinere Nase dran riechen lassen, die nichts feststellen konnte.
    Geschmack mild.
    Sporen mandel/zitronenförmig; unter Mikroskop bräunlich, warzig (KOH). Ohne Keimporus.
    Ermittelte Sporengröße: 12,6...[13,4]...14,2 um x 7,3...[7,9]...8,6 um; Q = 1,6..[1,7]...1,9;
    Velumhyphen mit Schnallenförmigen Objekten.


    Soweit die von mir ermittelten Beschreibungsdaten.


    Dann PiBaWü Bd5 herausgeholt und geschlüsselt.
    Bis Sektion Colliniti/Defibulati gings relativ problemlos.


    Dann kam die Frage mit den Schnallen. Ich habe das Stielvelum mikroskopiert. Auf den ersten Blick etliche Hyphenausbuchtungen entdeckt,
    die ich als 'Schnalle' bezeichnet hätte. Dann habe ich mir die Mikrozeichnung in PdS Bd5 (Nr.283) angesehen: Dort ist in der HDS praktisch an jeder Hyphensepte eine
    Schnalle vorhanden, die halbkreisförmig die Septe um'geht'. So betrachtet habe ich erstens nur sehr wenige Schnallen gefunden (die meisten Velum-Septen waren ohne Schnallen).
    Des weiteren waren diese Gebilde auch nicht so klar halbkreisförmig ausgebildet. Evtl. auch nur Orte, an denen die Hyphe vorhat, sich zu verzweigen? Allerdings immer
    direkt an einer Septe.


    Akzeptiert man die Schnallen als existent, dann gehts über die Hutfarbe (am besten passte noch rotbraun, aber ich hab kaum 'rot' in dem Braun entdeckt) relativ direkt zu C. collinitus (also dem Titelbildpilz von PiBaWü Bd5) . Was m.E. nicht so gut passt ist die Hutfarbe und die Sphagnum-Umgebung (aber er soll ja auch woanders vorkommen).


    Falls nicht kommt man entweder zu C.stillatitius (doch nur wenig bis kein Honiggeruch an Stielbasis bemerkt; außerdem soll Stielspitze glatt und nicht gefurcht sein).
    Oder man landet bei C.livido-ochraceus (als ich zuerst im Bon/Parey geblättert und die Abbildung gesehen habe, dachte ich spontan: das ist er! Das Foto in PiBaWü Bd5
    passt dagegen von den Farben nicht gut zu meinem Fund, dafür aber die Aussage über 'wenig Honiggeruch'). Vom Standort und den Sporenmaßen könnte es eigentlich für alle
    3 Arten passen.


    Bilanz: Wenn die Schnallen wirklich Schnallen sind und sie den Ausschlag geben, dann ist es wohl C. collinitus. Nimmt man noch die Aussage aus dem Moser hinzu:
    'Sehr variable Art', dann nehme ich auch die Hutfarbe etwas lockerer. Ansonsten können es auch die anderen Arten sein, oder?
    --> Ich brauche mal wieder Augen-öffnende Hinweise/Kritik oder Zuspruch von Leuten im Forum.


    Weitere Frage: Sind die Schnallen denn wirklich so wichtig ? Die werden sehr eng/entscheidend gesehen (obwohl evtl. nur im Velum vorhanden und wer sagt mir, dass ich eben nur
    keine gefunden habe ?) , Farben dagegen recht locker. Gibts denn schon DNA-Untersuchungen zu diesen Arten ?


    Viele Grüße, Thomas

  • Hallo Toly,


    was Du zeigst, sind keine Schnallen. In der Funga Nordica wird als zweites Merkmal der Defibulati neben den fehlenden Schnallen große Cheilocystiden angegeben - vielleicht guckst Du da auch mal.


    Für elatior (livido-ochraceus) fehlen die Runzeln, und die Sporen sind zu fein ornamentiert.


    Ich würde daher auf stillatitius tippen, und hoffe, dass der Honiggeruch beim Trocknen so stark wird, dass er Dich überzeugen kann.


    Grüße,



    Wolfgang

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!