Ramariopsis? Cremefarbene kleine Koralle mit keulenförm. Ästchen

  • Hallo zusammen,


    dieser kleine clavarioide / coralloide Pilz bereitet mir etwas Kopfzerbrechen. Ich kann nicht mal die Gattung sicher ansprechen.


    Fundort: Wacholderheide; Trockenrasen über Kalk, zwei Exemplare im Moos / Gras.


    Kurzbeschreibung: Basidiocarp coralloid mit wenig verzweigten, keulenförmigen Ästchen, die apikal abgerundet sind, cremefarben - weißlich, an manchen Stellen mit safranfarbenen Flecken, Oberfläche glatt, Äste rillig, Konsistenz weich, eher zerbrechlich. Sporenpuler weißliche, inamyloid. Exsikkat vorhanden.


    Sporen [95% • 19 • SAP • v • H2O(nat) ] = 4,9 - 5,6 - 6,4 x 3 - 3,5 - 4 µm, ellipsoid - breitellipsoid, hyalin, glatt.

  • Lieber Jürgen,


    ich hab mal versucht im Jülich mit Deinen Angaben zu einem Ergebnis zu kommen. In der Gattung Ramariopsis findet sich da nichts Passendes. Ich hab dann weiter bei Clavulinopsis, die sich laut Jülich schlecht von Ramariopsis abgrenzen lässt, geschlüsselt. Da müsstest Du dann mal den Apikulus der Sporen vermessen, ob er zwischen 1-2 µm oder kürzer ist (sieht für mich eher kürzer aus). Wenn der Apikulus lang ist, lande ich bei Clavulinopsis dichotoma, die von den Sporenmaßen und der sonstigen Beschreibung passend erscheint, von der es aber so gut wie keine Bilder im Netz gibt.
    Ist der Apikulus kürzer, erhalte ich kein vernünftiges Ergebnis.
    Solltest Du den Jülich nciht zur Verfügung haben, sag Bescheid, dann schreibe ich noch den genauen Schlüsselweg auf.


    liebe Grüße


    Birgit

  • Hallo,


    ich halte Deinen Fund für Clavaria tenuipes ss. SCHILD.
    Die Art soll mit C. krieglsteineri synonym sein, doch passen die Sporen dazu nicht wirklich, sie sollten etwas größer sein.


    Es gibt eine ausführliche Diskussion zu C. tenuipes von KAJAN (1986) im APN 4(2), daraufhin auch eine gültige Neubeschreibung der großsporigen Sippe als C. kreiglsteineri. Warum die beiden Taxa nun wieder als synonym angesehen werden, obwohl mit den großen Sporenmaßen, das entzieht sich meiner Kenntnis.


    Jedenfalls ist Dein Pilz aller Wahrscheinlichkeit nach das, was G.J. Krielgsteiner als C. tenuipes ss. SCHILD bezeichnet hat.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo Jürgen,


    ich bin mir eben nicht so ganz sicher, ob man die Fruchtkörper wirklich als "verzweigt" bezeichnen sollte, oder ob man das auch als "zu Büscheln verwachsen" interpretieren könnte. Jedenfalls sieht es nach Bild nicht so aus, als ob sich die Fruchtkörper noch in der oberen Hälfte verzweigen würden. Klar, eine Anzweigung oder so ist da schon hier und da, aber das machen manche Clavulinopsis-Arten ja auch gelegentlich, doch zumindest liegt meiner Ansicht nach keine Verästelung nach Art einer Ramariopsis vor.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo zusammen


    Mit der Problematik um Clavaria tenuipes/krieglsteineri habe ich mich nach Erscheinen der zweiten Auflage der FUNGA NORDICA mal beschäftigt.

    Hier wird C. tenuipes Berk. & Broome (= C. daulnoye Quel., C. krieglsteineri Kajan & Grauwinkel) ausgeschlüsselt.


    Augenscheinlich fehlt hier der Zusatz: Corner non Schild, zumindest wenn man nach NORDIC MACROMYCETES VOL. III geht. Hier taucht bereits der Name C. daulnoye auf.


    C. tenuipes Berk. & Broome ss. Corner non Schild (= C. daulnoye Quel.)


    Das wäre dann identisch mit der Erstbeschreibung von C. krieglsteineri in APN 4/2.


    Clavaria krieglsteineri nom. nov, (Kajan 1986)

    = Clavaria tenuipes Berk. & Broome in Ann.Mag. nat.Hist., Ser.II,2 p.266 (1848) sensu Rea 1922, sensu Corner 1950 et ss. Maas Geesteranus 1976, non ss. Schild 1981.


    Wenn ich das ganze richtig sehe wäre die großsporige Art mit Schnallen an den Basidien dann C. daulnoye Quel. (=C. tenuipes Berk. & Broome ss. Corner non Schild, C. krieglsteineri)


    Die kleinsporige Art ohne Schnallen ist dann C. tenuipes Berk. & Boome ss. Schild



    Ob der Fund von Jürgen tatsächlich hier unterzubringen ist, erscheint zumindest fraglich. Die in APN 4/2 angesprochenen Funde waren unverzweigt und stammten von Brandstellen. Die Fruchtkörper auf dem Foto sind runzlig und eher spitz zulaufend als abgerundet. Weniger würde mich die Erscheinungszeit stören. Wir fanden C. tenuipes ss. Schild im Nov. 2008 und auf der gleichen und einer weiteren Brandstelle im März 2009. Auf beiden Brandstellen traten im November 2009 weitere Fruchtkörper auf. Unter mehr als 100 Frkn. fanden sich nie verzweigte Exemplare und auch diese Fruchtkörper waren apikal nicht so abgerundet, wie die Exemplare von Jürgen. Leider habe ich dafür aber keinen alternativen, passenden Namen.


    LG Karl



    Fotos von C. tenuipes ss. Schild aus dem Depot (NSG Brachter Wald)

  • Hallo Karl,


    Dir auch vielen Dank für Deine Meinung zur Sache und Deinen schönen Fotos von Cl. tenuipes. Leider habe ich diese Art auf meinen Brandstellen noch nie gesehen. BeimFundort meiner verzweigten Species kann man eine ehemalige Brandstelle ausschließen. Ich melde mich wieder, wenn ich meine Exsikkate bearbeitet habe.


    Grüßle
    Jürgen

  • Hallo zusammen,


    hier mal vom Exsikkat die Mikroskopie. Leider konnnte ich an den Basidien keine Sterigmen zählen, weiß also nichts über die Verhältnisse von 2- / 4-sporigen Basidien. Die Gattungszuordnung zu Clavaria dürfte aufgrund der Form der basalen Basidienschnallen sicher sein. Hier konnte ich diese weiten "Schnallenbögen" sehen. Hans Bender hat auf seinen Seiten eine Clavaria krieglsteineri abgebildet, die weniger verzweigt als meine, aber dennoch makroskopisch vergleichbar ähnlich aussieht. Meine Sporen sind für diese Art zu klein! Ich konnte an den Hyphensepten ebenfalls Schnallen sehen, allerdings normale.


    Grüßle
    Jürgen

  • Hallo Pilzfreunde,
    ihr seid alle auf dem falschem Dampfer. Die fotographierte Art ist meines Wissens nach eine juvenile Form von Clavulinopsis subtilis. Es sprechen dafür die Verzweigungen, welche etwas geschwungen bis gebogen aus der Basis sich verzweigen. Dieses Merkmal ist hier leider kaum erkennbar. C. subtilis ist nicht so selten wie mancher Pilzfreund es annimmt. Die Art kann auch in Wälldern gefunden werden, basiphile Fraxino-Alneten.

  • Außerdem haben alle Arten von Ramariopsis feinstachelige Sporen. Innerhalb der Gattung Clavulinopsis gibt es keulenförmige Arten und welche die stark dichotom verzweigt sind. Dieses wird von den deutschen Pilznamen her nicht immer richtig gehandhabt. Dieses Problem gibt es auch bei den Clavarien. Zum Beispiel ist C. zollingeri eine stark dichotom verzweigte Art. Diese kann man dann nicht als Violette Wiesenkeule bezeichnen, eher eine Wiesenkoralle. Ich würde diese sogar Himmelblaue Wiesenkoralle nennen.

  • Hallo B.,


    ganz so einfach ist die Trennung in eine stachelsporige Gattung Ramariopsis und eine glattsporige Gattung Clavulinopsis wohl nicht, zumal die Ausprägung der Sporenornamente ja oft stark altersabhängig sind. Vielleicht geht es in dem Sinne wie Du beschreibst, also eine feinstachelige Gruppe und eine Gruppe mit glatten oder im Alter grobstacheligen bis -warzigen Sporen. Gibt's dazu schon molekulare Ergebnisse, auch unter Einbezug außereuropäischer Arten?


    Die Clavaria zollingeri würde ich nur ungern als Himmelblaue Wiesenkoralle bezeichnen, denn "Himmelblau" bezeichnet einen rein blauen Farbton ohne jedes Rot. Das ist bei C. zollingeri ja definitiv nicht der Fall. Der Name Violette Wiesenkoralle passt schon sehr gut, jedenfalls was die Farbbeziehcnung betrifft, denn Violett ist ein Rotblau das mehr Blau- als Rotanteile besitzt. Das trifft für die zollingeris, die ich bisher gesehen habe, gut zu.


    beste Grüße,
    Andreas


  • Lieber Andreas,


    die Magerrasenpilze sind ein kleines Steckenpferd von mir. Nicht alle Arten kenne ich, aber zum Beispiel C. zolligeri ganz gut. Rein optisch waren alle meine Funde himmelblau und können die Größe von Clavulina cinerea erreichen. Meine Funde stammen alle aus Wäldern, basenreiche Bruchwälder. Ich bin leider Autodidakt, habe kein Labor und kein Institut. Aber von anderen Clavarien weiß ich, das die Farbe sogar schwanken kann.

  • Hallo B.,


    nun, darüber könnte man natürlich streiten, denn Farbempfindungen sind oft individuell unterschiedlich. Andererseits gibt es ja Farbtafeln und Vergleichswerte. "Himmelblau" bezeichnet ein neutrales Blau, im RAL Farbspektrum RAL 5015. Kann man sich bei jedem Malerbetrieb oder Baumarkt mal auf der Farbkarte angucken. Es entspricht etwa der farbe der Blüte von Vergissmeinicht. Dass C. zollingeri dieses reine Blau aufweist habe ich noch nie gesehen, auch nicht auf Abbildungen in der Literatur. Wenn ihr da oben in euren Tiefland-Eschenmischwäldern wirklich so eine blaue Clavaria habt, dann sollte man die mal mit der Magerrasen-zollingeri vergleichen. Die mir bekannten Magerrasen-zollingeris waren allesamt deutlich rot-blau, also ein Violettton (grob gesagt aus 1 Teil rot und 3 Teilen blau), der am besten vielleicht zu RAL 4005 passt.
    Clavaria zollingeri ist vermutlich eh ein Artenkomplex, und unsere einheimische (Magerrasen-)zollingeri vermutlich nicht identisch mit der originalen zollingeri, die ja irgendwo aus Asien stammt.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo B. Tuber,


    vielen Dank für Deinen Tipp! Sieht zumindest makroskopisch nicht schlecht aus, und Birgits anfängliche Vermutung kommt wieder ins Spiel. Für C. subtilis sind allerdings meine Sporen im Vergleich zu den Werten in der Literatur (GrPiBaWü, Jülich) zu groß! Auch diese von mir beobachteten großen "Schnallen-Schlaufen" an den Basidien-Basen sprechen wohl gegen eine Zugehörigkeit zur Gattung Clavulinopsis, oder kommen die dort auch vor? Also ich bin von der Clavaria tenuipes s.l. nicht mehr so überzeugt (auch da passen die Sporenmaße nicht).


    Grüßle
    Jürgen

  • Hallo Peter,


    deine Clavaria in dieser Farbe ist mir unbekannt. Ich habe solche noch nicht gesehen, sieht aber toll aus. Ein Pilzfreund aus Sachsen hat mir vor langer Zeit auch mal Bilder einer Clavaria-Art aus dem Erzgebirge geschickt. Sehr viel amethyst und lila, ähnlich dein Foto, aber ohne Verzweigungen. T. Richter aus Rehna hat die Art aus dem Norden bei uns fotografiert. Ich selber habe keine Bilder, muss mal ein Scanning machen.

  • Andreas Kunze

    Hat das Label Expertenthema hinzugefügt.

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