Pilzfund im Juli an ungewöhnlicher Stelle

  • Hallo,


    ich hatte bei einem Vereinsausflug in Bad Langensalza auch Gelegenheit bei einer Stadtführung den Ratskeller zu besichtigen.
    Ebendort fand ich einen Blätterpilz, der direkt aus dem Mauerwerk seinen Fruchtkörper reckte.
    Der Fruchtkörper war nach meiner Erinnerung wohl etwa 5-6 cm im Durchmesser, dünnfleischig und schon etwas älter. Oberfläche fahl gelblichweiß etwas rauh, der Stiel am Fuß etwas aufgerauht. Lamellen dunkel bis schwarzbraun. Mich hat das Exemplar an einen kleinwüchsigen Agaricus erinnert. Es war jedoch kein Ring (mehr?) erkennbar. Kann das sein, sind solche Wuchsorte für die Gattung belegt. Oder welche Pilze kommen da sonst in Frage.


    Gruß Spinnich :huh:

  • Hallo Andreas und Tanja,


    An Mürblinge hatte ich auch schon mal gedacht, aber auf Anhieb dort auch nichts passendes gefunden. Da kenne ich nur Psathyrella candolleana, der bei uns häufig ist und der sieht schon anders aus. Der wächst ja allerdings auf Holz, gilt das nicht auch für die anderen Vertreter aus dieser Gattung.
    Auf den nahen Verwandten aus der gleichen Familie, den Tanja vorschlägt wäre ich so leicht nicht gekommen, aber ich denke der vorgeschlagene "
    Tränende Saumpilz (Lacrymaria lacrymabunda)" ist ein sehr passabler Vorschlag.
    Wenn man den nämlich mal nach der Variationsbreite seiner Ausprägung mit dem Fund vergleicht, so kann das sehr gut hinkommen, gerade auch die Hutoberfläche (
    Oberfläche ist schmutzig-graubraun bis gelbbraun und filzig-faserig) und der Stiel (weißlich faserig bereift, Spitze heller) stimmen recht gut überein. Auch die Lamellen werden passend beschrieben: "ritterlingsähnlich, (Burggraben = ausgebuchtet angewachsen), gedrängt, mit Zwischenlamellen, Schneiden heller und gekerbt."


    Mit diesem Vorschlag kann ich gut leben, besten Dank!
    weihnachtliche Grüße,
    sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr
    wünscht Spinnich
    :thumbup:

  • Hallo
    Um nochmal auf einen Hinweis von Andreas zurückzukommen: "Hallo,
    Tintlinge hatte ich schon aus einem Bergwerk zur Bestimmung erhalten. Das sieht mir aber mehr nach einer Psathyrella aus.
    Beste Grüße Andreas "


    Gestern habe ich in einem Wasserdurchlass/Kanalisation zwischen Bad Neustadt und dem Ortsteil Herschfeld eben so einen Tintling ebenfalls direkt aus der Wand bzw. dem Mauerwerk herauswachsen gesehen. Bin mir da ziemlich sicher, es dürfte ein Coprinellus micaceus, allenfalls noch eine der möglichen Verwechslungsarten C. saccharinus, C. truncorum oder C. domesticus gewesen sein. Im Licht einer LED-Leuchte so nicht ganz leicht, aber vielleicht lässt sich das noch am Foto eingrenzen.


    Fotos hat mein Kollege gemacht, werde ich gerne mal nachreichen, sobald er mir diese mal zum Download vorbeibringt.


    Da diese Tintlinge ja Holzzersetzter sind, war ich etwas überrascht, aber im Erdreich hinter dem Mauerschacht kann natürlich auch noch altes Pappel oder Weidenholz im Boden vorhanden sein.
    Bei dem Pilz aus Langensalza, der aus dem Travertingestein im Ratskeller gewachsen ist, sehe ich dagegen eine solche versteckte Nahrungsquelle eher als unwahrscheinlich an.


    Gruß Spinnich

  • Hallo Spinnich,


    falls das glimmrige Velum noch erkennbar, ist Coprinellus micaceus und C. truncorum ziemlich leicht von den anderen abzugrenzen. Die makroskopischen Unterschiede zwischen den beiden Arten sind dagegen nicht sehr deutlich. C. micaceus hat aber im Gegensatz zu C. truncorum einen meist bereiften Stiel. Bei C. truncorum ist das nur an der Stielspitze der Fall, sonst ist er eingewachsen längsfaserig bis fas glatt. Leicht ist es, falls du mikroskopieren kannst. Dann sind auch die anderen genannten Arten ziemlich gut bestimmbar. Falls du kein Mikroskop hast, kannst du mir ja die Exsikkate zusenden.


    Noch ein Wort zum Tränenden Saumpilz. Er ist zwar meist makroskopisch gut ansprechbar. Allerdings von solchen Sonderstandorten, sollte er doch besser mikroskopiert werden.


    Beste Grüße
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    Mikroskopieren ist leider nicht, nur so'n USB - Mini- Mikroskop und ein Binokular, das ist beides zu schwach für solche Zwecke.
    Ein passables Mikroskop wirft mein Budget zur Zeit leider nicht ab.
    Da ich kein Pilzkartierer bin, ist das aber auch nicht vordringlich.


    Mal sehen, ob ich in den nächsten Tagen nochmal dort vorbeikomme und einen der beiden Fruchtkörper sammeln kann.
    Wenn das dann am Bild nicht unterscheidbar sein sollte, komme ich gern auf dein Angebot zurück.


    Liebe Grüße Dieter

  • Hallo Andreas,


    Ich habe jetzt das Foto des "Coprinellus cf. micaceus" .
    Lässt sich anhand des Bildmaterilas die genaue Artabgrenzung zu den möglichen Verwechslungsarten abschätzen?
    Falls nicht, bis jetzt hatte ich leider keine Möglichkeit am Fundort einen Pilz für ein Exsikkat zu sammeln.
    War zeitlich kaum möglich, einmal habe ich es zwar versucht, aber wegen Starkregens und der Wasserführung konnte ich nicht bis zu den Pilzen. Aktuell wird der Durchlass wegen Schneeschmelze auch nicht begehbar sein. Zudem bin ich gerade in anderer Mission ständig auf Achse.
    Für deine Einschätzung des Bildmaterials schon mal besten Dank im Voraus.


    LG Spinnich ^^

  • Hallo Spinnich,


    auf dem Bild ist deutlich ein Ozonium zu sehen, das Arten der C. domesticus- Gruppe haben können, speziell C. domesticus.
    Warum auch nicht ein Haustintling im "Haus"?


    Zur sicheren Artklärung sind die Mikromerkmale notwendig.


    Beste Grüße, Peter

  • Hallo Peter,


    Besten Dank für Deine Hinweise.
    Das mit dem Ozonium hatte ich gar nicht beachtet und dann beim Artenvergleich auch überlesen.
    Haustintling hatte ich ja zunächst auch bei den möglichen Doppelgängern u. Verwechslungsarten als Alternative mit angeführt.
    Der Vorschlag passt auch dadurch sehr gut, als das einzelne Auftreten (oder zu Wenigen) der Fruchtkörper hier gegeben ist.


    LG Dieter/Spinnich :P

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