Pilz am Birkenstamm bestimmen

  • Hallo zusammen,

    ich brauche eure fachkundige Hilfe. Ich habe mir vor ca 8 Monaten einen Birkenstamm als Garderobe für meine Wohnung zugelegt. Dieser sollte professionell getrocknet und behandelt worden sein. Nun hat sich aber ein etwa tennisballgroßes, schwarzes, Gebilde am Stamm entwickelt (leider habe ich es unbedarft entfernt und kein Foto davon gemacht). Es hatte eine glatte Oberfläche und von innen leicht schleimig.Ich kann im Internet nichts dazu finden aber vermute einen Pilz. Meine Frage an euch: Ist dieser (Vermeintliche) Pilz oder seine Sporen gesundheitsschädlich? Kann der Birkenstamm in meiner Wohnung bleiben oder nicht? Vielen Dank für eure Antworten. Viele Grüße Nina

  • Hallo Nina,


    herzlich Willkommen hier im Forum! :)


    Ohne Foto wird es leider schwer bis unmöglich, eine Einschätzung abzugeben.


    War das Gebilde eher hart oder weich? Bei einer härteren Konsistenz fiele mir allenfalls die Gattung der Holzkohlenpilze/Kohlenkugelpilze (Daldinia) ein. Aber ich kenne nur Fruchtkörper bis etwa Tischtennisballgröße. Schau mal mit der Google-Bidlersuche, ob das passen könnte.


    Sporen können generell allergische Reaktionen hervorrufen - ein paar Beispiele hat unser Toxikologe Dr. Berndt im Artikel über die Rußrindenkrankheit der Ahorne erwähnt. Das hängt von der Menge der Sporen ab, von welcher Art sie stammen und natürlich wie stabil das Immunsystem der Menschen ist.


    Sofern es ein Pilz war, können nach dem Entfernen des/der Fruchtkörper/s keine Sporen mehr gebildet werden. Insofern schätze ich das Potenzial einer Gesundheitsgefährdung als eher gering ein.


    Gruß, Andreas

  • Hallo und herzliche Dank für die schnelle Rückmeldung.

    Im Internet finde ich leider nichts passendes. Weder im Web oder bei der Bildersuche. Allerdings habe ich heute einen neuen „Knubbel“ entdeckt und konnte ihn fotografieren. Er ist auch wie der erste „Knubbel“ hart und glatt von außen, aber kleiner. Als ich den ersten entfernte (anbei auch ein Bild von der Stelle des entfernten Pilzes), war es etwas schleimig von innen.

    Muss ich den Birkenstamm nun aus meiner Wohnung entfernen oder sind die Pilze harmlos?

    LG Nina

  • Hallo Nina,


    anhand der Bilder würde ich tatsächlich auf eine Daldinia-Art tippen. Schneide doch mal den neuen Knubbel durch, von oben bis nach unten, wo er am Birkenstamm angewachsen ist. Oftmals werden dann konzentrische Strukturen sichtbar. Allerdings weiß ich nicht, ob diese bereits bei jungen Exemplaren in der Wachstumsphase zu sehen sind.


    Ob die Sporen des Pilzes harmlos sind, weiß ich nicht. Glaube kaum, dass es Studien hierzu gibt. Wenn Du die Frk. vor ihrer Reife entfernst, gibt es keine Sporenbelastung in den Wohnräumen. Doch der Pilz wird weiter das Substrat, also das Holz Deiner Garderobe, zersetzen.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas,

    Anbei Fotos des zerteilten Knubbels.... ich denke ich werde mich doch von der Garderobe trennen.

    Viele Grüße und danke für die Hilfe

    Nina

  • Hallo Nina, hallo Andreas!


    Ein Holzkohlenpilz (Daldinia) ist doch von Anfang an innen hart – oder täusche ich mich da und er kann wabelig sein???

    Was mich wundert: in der Wohnung dürfte es doch nicht besonders feucht sein, und Nina hat geschrieben, dass die "Garderoben"-Birke getrocknet und behandelt gewesen sein soll – eigentlich passt das nicht zu Pilzen, noch dazu welchen, die innen "glitschig" sind!


    Mag sich sich denn niemand von Euch Spezialisten dieses Ding näher anschauen? Irgendwie sieht es ja schon nach einem Pilz aus, aber eher nach einem Bauchpilz bzw. was Trüffelartigen.


    Liebe Nina, bitte hebe Deine schwarzen Knubbelteile mal auf, eine Hälfte in den Kühlschrank, die andere Hälfte auf einen Heizkörper zum Trocknen. Vielleicht erbarmt sich jemand – wäre ja schon eine interessante Sache!


    Nina, in welcher Ecke wohnst Du denn? Womöglich hast Du einen kompetenten Hobbymykologen ganz in Deiner Nähe...


    Viele Grüße – Rika

  • Hallo Rika,

    leider habe ich das Ding nachdem ich es aufgeschnitten und fotografiert habe schon entsorgt, da ich da wirklich etwas Respekt vor habe. Im Kühlschrank würde ich es auch nicht unbedingt gerne aufbewahren...

    Ich komme aus Herne (neben Bochum) und in meiner Wohnung gibt es keine Probleme mit Feuchtigkeit. Ich Lüfte täglich.

    Ich habe den Birkenstammlieferant kontaktiert da ich mir vorstellen kann, dass bei der Trocknung eventuell nicht sorgsam vorgegangen wurde. Da warte ich noch auf eine Antwort.

    Viele Grüße

    Nina

  • Hallo,

    gestern schon hatte ich nach "anderen" Daldinia-Arten geschaut, es gibt ja mehrere. Dabei war ich auf Daldinia vernicosa gestoßen (die sollte aber (meist ?) leicht gestielt sein), und häufig an Birke vorkommen. Und es gab irgendwo eine Info "Trama gelatinös (!!!)". Leider fand ich keine Vergleichsbilder so auf Anhieb, vor allem keine Bilder von jungen Daldinias, da schaut normalerweise keiner zu ... die sollten eigentlich heller sein. Das hier sieht so aus, als wären die Kugeln in null-komma-nichts reif (!?), dann mit eher glänzender Oberfläche und winzig kleinen Öffnungen.

    Aber schaut mal hier:

    https://www.researchgate.net/f…r-Stromata_fig4_291833547


    Bringt man einige Brösel mit KOH in Kontakt, dann sollte sich bei D. vernicosa/fissa eine violette Farbreaktion zeigen.

    https://www.researchgate.net/p…eutschland-und-Europa.pdf

    In diesem Dokument werden verschiedene Arten gelistet, die in Deutschland vorkommen, auch auf welchem Substrat was vorkommt. Da ist D. vernicosa ein Synonym für D. fissa. Was nun der gültige Name ist .... weiß ich nicht, lt.Mycobank sind beide Namen gültig .

    Nur diese D. vernicosa/fissa soll gelatinöse Trama haben.


    VG abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo Nina, hallo Abeja – interessante Neuigkeiten von Euch!


    Diese Daldinia vernicosa agg. sieht ja wirklich sehr passend aus! Ich wußte nicht, dass die anfangs so gelatinös sind – habe ich noch nie beobachtet. Der Link führt quasi zu Gernot, der hier (sic) kompetent wäre. Anscheinend liest er in diesem Forum nicht mit... ich werde ihn mal kurz über diesen Thread informieren, vielleicht meldet er sich. Ich vermute, er kann anhand der Fotos Abejas Namensvorschlag bestätigen... und Nina beruhigen?


    Nina, Du brauchst Dir keine so großen Sorgen wegen diesem Pilz machen, das ist ja kein giftiger Schimmelpilz. Außerdem ist er im wabbeligen Zustand noch unreif, gibt also noch keine Sporen ab. Du könntest ihn bei der derzeitigen Witterung auch im Freien im Schatten aufbewahren. Kohlenbeeren sind ja recht haltbar, die gammeln nicht so schnell.


    Gute Nacht allerseits – Rika

  • Guten Morgen beisammen,


    dass Daldinia-Arten eine gelatinöse Trama aufweisen können, war mir neu. :thumbup:


    Gernot hatte das von abeja verlinkte Foto in seinem und Ilse Wendelins Aufsatz "Wer suchet, der findet: Seltene und interessante Ascomycota vom Jägerberg (Steiermark, Österreich)" wie folgt erläutert:

    Zitat

    Besonders auffällig bei diesem Fund ist das flüssig-gelatinöse, zonierte Innere der Stromata, die im Alter oder bei Austrocknung schließlich hohl werden. Dem Konzept von STADLER & al. (2014) folgend, gehört der vorliegende Fund eindeutig in die „Daldinia vernicosa – Daldinia loculata group“ und ist innerhalb dieser entweder D. vernicosa s. str. oder der sehr ähnlichen und wenig bekannten D. gelatinoides zuzuordnen. Da die Artkonzepte in dieser Gruppe noch nicht abschließend geklärt sind (STADLER & al. 2014), ordnen wir den Jägerberg-Fund zwischenzeitlich dem Aggregat um D. vernicosa zu.


    Vielleicht auch interessant: Beim Stöbern via Google Scholar bin ich auf eine Arbeit von Khalil et al. (2015) gestoßen. Die Autoren haben sich - basierend auf Studien zu D. concentrica und D. eschscholtzii - mit der konzentrischen Struktur der Trama beschäftigt und sind zu folgenden Erkenntnissen gelangt:

    • Die stromatale Ringzonierung in Daldinien beruht auf wechselnder Orientierung von Hyphen.
    • Die konzentrische Zonierung wird nicht durch abgebrochene Perithezien verursacht, wie einmal vorgeschlagen.
    • Die Ringe entstehen alle innerhalb einer einzigen Vegetationsperiode.
    • Es wird angenommen, dass die Ringzonierung den Wasserverlust aus den Stromata reduziert.


    Gruß, Andreas

  • Hallo miteinander,


    Gernot ist derzeit im Ausland bei schlechter Internetverbindung. Er kommt aber am Wochenende wieder zurück – vielleicht schreibt er dann noch was zu diesem ungewöhnlichen Fund.


    Viele Grüße – Rika

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!