BR Fernsehen: Pilz-Apps im Selbstversuch

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    Am gestrigen Freitagabend ging es in der TV-Sendung „Abendschau - Der Süden“ des Bayerischen Rundfunks auch um Pilz-Apps. In dem gut 3-minütigen Beitrag macht sich die Reporterin Nadine Cibu ohne Vorkenntnisse auf in den Wald, um Pilze zu sammeln und die Funde mit der Hilfe zweier Pilz-Apps zu bestimmen.

    Quelle: https://www.dgfm-ev.de/news/br…ilz-apps-im-selbstversuch

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  • Liebe Pilzfreunde,


    der vermeintlich fehlerhaften oder unzureichenden App ist schnell der schwarze Peter zugeschoben. Ich will und kann den Nutzer der App nicht so leicht aus der Verantwortung entlassen. Er sollte schon wissen, auf was er sich einläßt.


    Im Gegensatz zum Bestimmungsbuch gibt es nämlich einen großen Unterschied. Beim Buch trifft der Nutzer ganz allein, an Hand des Gelesenen und Gesehenen, seine Auswahl. Ein Fehler hier kann aber ebenso gefährlich werden, wenn die Suche unsachgemäß und oberflächlich erfolgt.


    Bei einer App aber wird man zielgerichtet zu einem Vorschlag geführt, der meist nicht ausreichend hinterfragt wird. Man hat einen Namen für den Pilz und spart sich das weitere Lesen. Die App hat dann für den Nutzer die Entscheidung getroffen. Das ist zu beachten.


    Eigentlich müsste der Nutzer irgendwie gezwungen werden die Beschreibung zum Pilz zu lesen, mit allen Warnungen vor den Verwechselungsmöglichkeiten. Bei einer App, die den Pilz per Foto bestimmen soll, habe ich ernsthaft Sorgen und Bedenken. Denn dann wird dem Nutzer auch noch das optische Betrachten und Erfassen abgenommen. Wie unterschiedlich Pilze aussehen können, wissen wir nur zu gut.


    Das veränderte Handlungs- und Denkmuster bei Bestimmungs-Apps, im Vergleich zu anderen Medien, sollte man stets im Hinterkopf haben. Die Bildlastigkeit ebenso. In einem guten Buch ist die Beschreibung immer mit im Blickwinkel des Auges und findet so schneller Beachtung.


    Mich würde eure Meinung hierzu sehr interessieren.


    Beste Grüße

    Stefan Fischer

  • Hallo Stefan - wenn ich deine Frage richtig verstehe willst du wissen was wir zu den Apps denken - das wurde aber die letzten Tage dauernd behandelt und es gibt auch einen Artikel der DGfM dazu - die Apps taugen nichts wenn man sie nicht richtig bedienen kann - sprich mit den Fachbegriffen oder dem Bestimmungsschlüssel je nach APP nicht umgehen kann. Die App Pilzator oder wie das Ding heißt hat eine Teilnehmerin eines Kurses bei mir letztens vor gesammelter Mannschaft getestet - es kam zu Beginn ein Popup das auf "Gefahren hinweist" - das musste sie aber wegklicken um weiterzumachen - als Ergebnis nach dem "Scan" kamen mehrere Vorschläge welcher Pilz es sein kann - davon stimmte teilweise gar nichts, teilweise war der Pilz dabei - dann muss der Nutzer immer noch den richtigen Pilz rausdeuten. Wenn es nach mir ginge würde ich die Dinger verbieten. Das Klinikum Regensburg in Bayern kann aktuell ein Lied davon singen wie leichtsinnig die Leute teilweise mit diesen Bestimmungsapps umgehen.. Das ist fast wie wenn ich jemandem ohne Fahrpraxis einen Führerschein geben würde nur weil er einen theoretischen Test bestanden hat - und auch das Basiswissen hat kaum ein User der diese Apps lädt..

  • Hallo Dietmar,


    mir ging es eher um den Nutzer und dessen Verhalten mit einer App. Ich sehe etwas die Gefahr, daß die neuen Medien zur Oberflächlichkeit verführen könnten und vom genauen Betrachten des Pilzes ablenken. Auch bei recht guten Apps, wie Flora Incognita, ist man doch dann erst gut informiert, wenn man den Text zur gefundenen Pflanze liest.


    Beste Grüße

    Stefan Fischer

  • Oder ein anderes Beispiel:


    Ich habe einen, mir unbekannten, Pilz gefunden und die Gattung vermeintlich erkannt. Mit etwas Glück habe ich eine Vermutung der Art. Ich bemühe also Google und springe zunächst in die Bildersuche. Meist fühlt man sich bestätigt und möchte den Namen schon notieren. Gut, ein Klick auf das Bild und man findet zum Bild eine Beschreibung ... und, plötzlich ist man bei den ersten Unsicherheiten, weil wesentliche Merkmale nicht passen. Ist auf der geöffneten Seite keine Alternative zu finden, geht es ab in die allgemeine Google-Suche oder die Bücher werden bemüht. Es wird gelesen und verglichen, am Ende gar das Mikro bemüht und schon merkt man, wie trügerisch doch Bilder sein können. Weder die Gattung war korrekt noch die vermutete Pilzart. Der genaue Merkmalsvergleich des Pilzes mit den vorliegenden Beschreibungen führt am Ende zum Ziel und so zur Bestimmung. Diesen Weg versperrt eben schnell Google-Bilder oder eine App.


    Beste Grüße

    Stefan Fischer

  • Hallo an alle,


    die Meinung, gegen die wir ankämpfen müssen, ist eigentlich die Grundidee der App, dass jeder gefundene Pilz in eßbar oder giftig klassifiziert werden muss.


    Meistens wird die Absurdität dieser Vorgehensweise den Zuhörern klar, wenn ich es mit Pflanzen und Tieren vergleiche: Welche Spinnen, Wanzen oder Vögel sind denn essbar und welche giftig? Geht man in den Wald und sammelt Beeren, die man fotografiert und sich von der App die Eßbarkeit bestätigen lässt? Oder sammelt man nicht vielmehr gezielt Himbeeren oder Heidelbeeren, die man kennt?


    Genau so muss es ja bei Pilzen laufen: man kennt Steinpilze und Maronen, sammelt nur diese, und braucht dafür gar keine App.

    Insofern ist mein Vorwurf an die Apps, dass sie bei den Benutzern eine Erwartung wecken, die völlig realitätsfern ist.


    Grüße,

    Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,


    es hat auch etwas damit zu tun, daß Wildpilze in in den Rang der Delikatessen gehoben wurden. Das ist den Spinnen und Brombeeren nicht gelungen.


    Man erwartet als Laie von allen "essbaren" Wildpilzen mindestens einen Steinpilzgeschmack. Die Frage: "Kann ich den essen?" ist also entscheidend. Welcher Pilz das ist, ist vielen einfach völlig egal. Bei "Nein!" geht einfach die zusammengeraffte Jacke nach unten und die vermuteten Delikatessen werden einfach fallen gelassen und schon ist man weg und holt die nächsten Pilze oder auch wieder die gleichen. Die App soll nun die Rolle des "Pilzberaters immer dabei" ersetzen. Die Fraktion "Kann ich den essen?" ist also in höchster Gefahr, da es tatsächlich oft das Einzige ist, was am Pilz interessant ist.


    Beste Grüße

    Stefan

  • Liebe Pilzfreunde,


    ich möchte aber auch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Eine gut gemachte App zur Unterstützung von Pilzbestimmungen fernab der Speisewertproblematik, könnte in Zukunft ein nützliches Hilfsmittel im Felde sein. Durch die Einbindung wichtiger Pilzbücher gibt es hierzu schon gute Beispiele. Es sollte eben eine Kombination aus Merkmalseingabe, Bestimmungsvorschlag, Informationen mit Detail und Speichermöglichkeit der Daten, bis hin zur Kartierung, sein.


    Beste Grüße

    Stefan

  • Hallo Stefan,

    als Unterstützung richtig angewandt sicher gut aber wie bei Pilzbüchern die nur zum Bildvergleich hergenommen werden genauso schlecht. Die DGfM zertifiziert ja auch Pilzbücher, wie ist unsere Gesellschaft abgesichert wenn es so zu einer Vergiftung kommt?

    Viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo Matthias,


    dann müsste ja die DGfM ein Pilzbuch zertifizieren, in dem z. Bsp. der Fliegenpilz als Speisepilz ausgewiesen wird. Am Ende wäre aber trotzdem der Autor oder aber sicher der Nutzer selber in der Pflicht. um die Haftung würden sich in so einem falle sicher die Versicherungen mächtig beharken. Aber ist schon einmal ein so fehlerhaftes Buch gedruckt worden? Es müsste ja auch noch der Warnhinweis fehlen.


    Eine App ganz ohne Warnhinweise ist mir noch nicht vorgekommen. Aber von Rezeptbüchern für Smoothies habe ich schon gehört, in denen eindeutig sehr bedenkliche Zutaten zermatscht werden sollen. Roh und grün ist ja oft sooo gesund. Da habe ich noch nichts von verklagten Autoren oder Verlagen gehört.


    Beste Grüße

    Stefan

  • Hallo Stefan,

    es gibt nach wie vor Leute die nur Bildervergleiche mit Büchern und sicher auch per App machen ohne eine Textzeile dazu lesen, weder in der Pilzbeschreibung noch woanders. Natürlich geht auch jeder Autor auch anders mit dem Speisewert der einzelnen Pilzart um, man sollte aber totzdem darauf hinweisen das bei einem zertifiziertem Buch keine Haftung übernommen wird,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo beisammen,


    praktisch jedes allgemeine Pilzbestimmungsbuch enthält einen Hinweis an seine Benutzer/innen, womit sich die Autoren und Verlage absichern. Hier beispielsweise der Text aus "Der große Kosmos Pilzführer" von Hans E. Laux (2015):



    Die Qualitätsprüfung und das Gütesiegel der DGfM heben diesen Hinweis weder auf noch relativieren sie ihn. Ebenso entbinden sie nicht davon, den gesunden Menschenverstand zu gebrauchen. Insofern kann ich hier kein Problem erkennen.


    Gruß, Andreas

  • Servus Andi,

    grundsätzlich stimme ich dir zu nur bei Pilzen setzt da oft der Verstand aus. Du isst selbst "Gemörch" und weisst das sie giftig sein können, in welchem Pilzbuch steht das? In den gelben Seiten ist es ab und zu nachlesbar gewesen, aber da schaut kein normaler Speisepilzsammler rein, also so ganz problemfrei scheint es nicht zu sein.

    Es gibt noch mehr Beispiele, als die ersten Grünlingsvergiftungen auftraten wurden ja auch andere Speisepilze getestet und ahnliches z.b. in Steinpilzen gefunden,

    also bitte ein wenig toleranter damit umgehen und nicht gleich komplett alles als Unsinn abtun,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hallo Matthias,


    Du isst selbst "Gemörch" und weisst das sie giftig sein können, in welchem Pilzbuch steht das? In den gelben Seiten ist es ab und zu nachlesbar gewesen, aber da schaut kein normaler Speisepilzsammler rein, also so ganz problemfrei scheint es nicht zu sein.

    Es gibt noch mehr Beispiele, als die ersten Grünlingsvergiftungen auftraten wurden ja auch andere Speisepilze getestet und ahnliches z.b. in Steinpilzen gefunden

    danke für Deine konkreten Hinweise. Du kannst sicher sein, dass wir uns damit beschäftigen werden.


    Gruß, Andreas

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