"Goldige Trompetchen" - Guepiniopsis buccina (Becherförmiger Haargallertpilz)

  • Hallo allerseits,

    mir ist so, als hätte ich wieder einen schönen seltenen Fund gemacht.

    Vielleicht ist die Art doch nicht so selten, aber übersehen? Jedenfalls gibt es in BaWü schon einige Funde.

    Gestern im Wald zwischen Lörrach und Rheinfelden war fast alles pilzleer: alte Nebelkappen, 2 halbverfallene Täublinge, einiges an Porlingen, Schnecklingen, Fälblingen ("Year of Hebeloma") und zum Essen gerade noch 4 "grenzwertige" Lachsreizker.


    Da sah ich auf einem Laubholzstumpf (vermutlich Esche, EDIT: sehr wahrscheinlich Buche) auf der Schnittfläche neben winzigen Panellus stipticus etwas Gelbes leuchten.

    Ich dachte von Weitem an Gallerttränen oder Hörnlinge, aber die Pilzchen sehen komplett anders aus:

    gold-gelb gallertig, gebüschelt, gestielt, bereift bis leicht behaart, mit aderiger Außenseite, trompetenartig geformt und mit becherartiger Öffnung.


    Ich komme da geradewegs auf Guepiniopsis buccina (Becherförmiger Haargallertpilz). ^^

    Ist das makroskopisch eindeutig ?

    2 der "größeren" Fruchtkörper habe ich zur Sicherheit mal mitgenommen.


    Seltsamerweise fand ich im Wiki-Artikel, dass die Pilze "in der Regel Zweige und Äste befallen, die noch berindet sind" und "Fruchtkörper erscheinen im Frühjahr und Sommer". Das ist hier ja nun komplett anders ...


    FG, abeja




       





    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




    Einmal editiert, zuletzt von abeja ()

  • Hallo Abeja,


    das ist ziemlich sicher Guepiniopsis buccina. Die Art besiedelt verschiedene Laubholzer, berindet und unberindet. Bis jetzt sind 15 Fundpunkte auf Pilze-Deutschland.de kartiert. Ich habe die Art bis jetzt erst zweimal in Österreich gefunden.


    LG

    Frank

  • Hallo,

    da freue ich mich aber, dass ihr den Fund bestätigen könnte. Vielen Dank, Frank und Peter. :)


    Mir kamen die Pilzchen nach Bildvergleich auch außergewöhnlich hübsch und zahlreich vor.

    Oft scheinen sie auch etwas blasser zu sein und weniger gerieft.

    Was das Substrat anbetrifft, da müsste ich am besten noch mal nachschauen in der nächsten Zeit. Leider habe ich kein Bild gemacht. Ob es wirklich Esche ist ... ?

    Jedenfalls war relativ helle und länglich eingerisse Borke an einer Seite vom Stumpf. Eschen sind in der letzten Zeit häufig gefällt worden ( ... böses Eschenstengelbecherchen).


    FG, abeja

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  • abeja

    Hat den Titel des Themas von „"Goldige Trompetchen"“ zu „"Goldige Trompetchen" - Guepiniopsis buccina (Becherförmiger Haargallertpilz)“ geändert.
  • Hallo,

    hier habe ich mir am Freitag (nach Regen) den Baumstumpf noch mal angeschaut.

    Das mit "heller, länglich eingerissen Borke " muss ich geträumt haben oder mit einem anderen Stumpf verwechselt haben. :S


    Es handelt sich nach neuerer Betrachtung sehr wahrscheinlich um Buche, mit schon stark geschwärzter Schnittfläche, das war ja bereits zu sehen. Der komplette Seitenbereich ist bemoost, Rinde konnte man nicht mehr sehen bis auf zwei "Wurzelbeine" (sag' ich mal), die vom Regen allerdings sehr dunkel waren. Dort bemerkte ich eine eigentümliche Querstreifung, die ich an ein paar - aber nicht allen - lebenden Buchen ähnlicher Größe im Umfeld auch feststellen konnte. Auf solche Details im Wurzelbereich hatte ich noch nie wirklich geachtet, obwohl ich schon einiges an Totholz und Bäumen fotografiert habe.

    Ansonsten standen im Umfeld nur Buchen und Eichen zur Zeit.

    Ich hatte den Stumpf (nur 35 bis 40 cm Durchmesser) im Baumkunde-Forum noch mal eingestellt, aber Buche wollte mir keiner sicher bestätigen. Heute hat sich aber jemand noch mal im Regen Buchen"beine" angeschaut - und diese sahen exakt so aus.


    Weiterer Pilzbefall war auf der Schnittfläche neben Panellus stipticus auch Ascocoryne sarcoides (Nebenfruchtform) und an einem morschen Teil, wo ich Holz entfernen konnte, gelbe ungestielte Becherchen (ich denke an Bisporella cf. citrina) und weiße deutlich gestielte haarige Becherchen, die beim Eintrocknen weiß bleiben (irgendeine Lachnum-Art ?)


    Die hübschen Trompetchen waren eigentlich nicht wesentlich größer geworden, aber sehr gallertig aufgequollen. Die Behaarung/Bereifung sowie die Riefung an der Außenseite kann man in diesem feuchten Zustand nicht bzw. nicht gut erkennen.


         


       




    FG, abeja

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  • Hallo Alis,

    vielen Dank :).

    Gesucht habe ich in den "schönen dicken Wälzern" (also in Fungi of Temperate Europe), da sieht die Art aber auch ein wenig "mitgenommen" aus. Meistens findet man so was auch ganz schnell bei 123 (und ja sicher: weiteren Bildvergleich machen).

    Ansonsten hätte ich mich bei Wiki "weitergehangelt" von den grob ähnlichen Gallerttränen zu den Gallertränenverwandten, was es da so alles gibt.


    FG, abeja

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  • Hallo Rudi,

    danke für die interessanten Vergleichsbilder!


    Neben den "goldigen Trompetchen" wuchsen an dem Stumpf noch "weiße Glöckchen".

    Da die Becherchen vor Ort noch wenig entwickelt waren und es fast zu dunkel zum Fotografieren war, nahm ich ein Stück von dem morschen Holz (ein "Wurzelbein" befand sich bereits in Auflösung) mit nach Hause.

    In meinem Balkonkastenminiaturökosystem haben sie sich gut entwickelt - bis zu der sagenhaften Größe von ungefähr 1 mm ^^. Mir wurde beim Anblick so weihnachtlich zumute ...


    Ich wünsche allen möglichst angenehme Festtage und ein wunderbares 2021.

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




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