Beiträge von Wolfgang Prüfert

    Hallo AustriaMyco,

    Deine Frage impliziert ja die Annahme, dass es zur Familieneinteilung eine einzige, unverrückbare Wahrheit gäbe. Das ist nicht so. Familien sind menschgemachte abstrakte Gliederungsebenen von Verwandtschaften. Dass heute eher vielen kleinen anstatt wenigen großen Familien der Vorzug gegeben wird, würde ich eher als Modetrend bezeichnen als als Wahrheit.


    Heute werden die Verwandtschaften aus Ähnlichkeiten bestimmter DNA-Loci abgeleitet. Die ganz alte Familie der Tricholomataceen wurde noch aus morphologischen Gesichtspunkten definiert.


    Die Arbeitsmethodik hat natürlich Einfluss auf die Ergebnisse. Das wird auch in Zukunft so weitergehen.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Boris,

    Da die Faktenlage unklar ist, ist es auch die Bewertung derselben. Nebularin steht im Verdacht, mutagen zu sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Einer schwangeren Frau würden wir im FA Toxikologie daher abraten. Wer sie schon seit 50 Jahren isst, kann sie auch die nächsten Jahrzehnte weiteressen.


    In der Giftpilzliste steht die Art nur, weil sie auch als prominentes Beispiel dieser "Vergiftungs"klasse in der Syndromdatei steht, und wir beide Listen inhaltlich abgeglichen haben. Nachweisliche Fälle von Krebs oder Genschäden gibt es nicht.


    Wenn ein PSV in dieser Weise aufklärt, liegt die Entscheidung sowieso beim Sammler.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo an alle,

    Holzhäcksel auszutauschen bringt meiner Meinung nach nicht soviel. Man kann nicht sicher sein, was auf dem neuen Material wächst oder sich da neu ansiedelt.

    ...schlimmer als Gifthäubling kann's ja nicht werden. Und erstmal gibt es für eine Zeit Linderung. Kann man also der Gemeinde durchaus als Möglichkeit nennen. Aber ja - jedes tote Holz wird früher oder später wieder von Pilzen besiedelt.


    Ich las auch schon von Kindergärten, wo "bepilzte" Häckselflächen vor dem Spielen mal kurz abgesucht wurden und die sichtbaren Pilzfruchtkörper entfernt wurden. Die Arten fruktifizieren meist nur für einen kurzen Zeitraum.

    das wäre auch meine Empfehlung an den Kindergarten. Vielleicht finden sich ein paar Eltern, die morgens nach dem Wegbringen der Kinder noch 10 min investieren können. Bei einer öffentlichen Nutzung ist das natürlich schwierig. Ich würde zumindest das Grünamt der Stadt informieren. Ob das dort jemand bearbeitet? Vermutlich nicht, weil sie wie alle Ämter überlastet und überfordert sind. Aber nicht melden ist ja auch keine gute Alternative.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Kai,

    wie alt dürfen die Exsikkate sein?


    Ich hatte im letzten Jahrtausend mal ein Massenvorkommen von sacchariolens, das sich über einen Haufen Holzhächsel im Wald gefreut hat und daher völlig ungewöhnlich mastige Fruchtkörper mit tricholomatoidem Habitus gebildet hat.


    Die lagern irgendwo bei mir im Keller. Ist aber bestimmt 35 Jahre her.


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo Maeva,

    unter den Champignons gibt es auch giftige

    Das ist vielen Leuten unbekannt.


    Deiner könnte gut ein giftiger Karbolchampignon sein. Das erkennt man am besten im Schnittbild der Länge nach von oben nach unten, wobei das Stück Stiel, das im Boden steckt, zwingend mit auf dem Bild sein muss.

    Gelbe Verfärbung in der Stielbasis ist der sichere Beweis für einen "Karboli".


    Grüße,

    Wolfgang

    Hallo Rika,

    Noordeloos malt die Sporen von prunuloides etwas eckiger als Deine, so wie bei Hias.


    Da sollte man mal ein paar Funde sequenzieren, vielleicht verstecken sich 2 Arten dahinter. E. "bloxamii" kenne ich mit fast runden Sporen wie Deine, aber auch diese war nicht sequenziert.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Rika,

    mit den fast perfekt isodiametrischen, schwach eckigen Sporen müsstest Du auch eine ausgeblichene Form aus der E. bloxamii-Gruppe in Betracht ziehen.

    Das ließe sich am leichtesten beweisen, wenn Du noch einen jungen Fruchtkörper findest, der noch blaue Töne besitzt.


    Die Ehinger Seite ist leider gerade offline, so dass ich die Ursprungsfrage nicht beantworten kann.


    Da Schnallen in der Huthaut sind, könntest Du sicher auch welche an den Basidien finden, wenn Du das Präparat stärker zerzupfst, bevor Du das Deckglas 'draufmachst.


    Grüße,



    Wolfgang

    Hallo,

    Lohmeyer und Christan 1993 (ZfM 57, Seite 199-200) bezeichnen tremula (dort als rickenii) als "typischen, weitverbreiteten Sägemehlbewohner". Ich selbst kenne ihn aber nicht, und auch sonst ist die Literatur spärlich.


    Normalerweise sind die Schlüssel und Angaben in der Flora Neerlandica ja excellent, aber in diesem Fall würde ich eher Watling und Gregory 1989 (British Fungus Flora 6) folgen.


    Danach unterscheidet sich tremula/rickenii von geogenia/petaloides am Fehlen von dickwandigen Zystiden in der Huthaut, sowie einer fehlenden oder wenig ausgeprägten gelatinisierten Schicht.


    Das gezeigte Foto der Huthaut würde also für tremula sensu Watling sprechen, vielleicht muss man das noch durch weitere Präparate unterstützen.



    Grüße,


    Wolfgang

    und so gut es geht nicht die Diagonale gemessen.

    Hi Raphael,

    das hätte ich tatsächlich nicht so gehandhabt.

    Ich hätte als Länge die Hauptachse, also die längste überhaupt existierende Linie gemessen, das ist hier vom Apiculus zur gegenüberliegenden Seite. Und dann als Breite die maximale dazu senkrecht stehende Linie, also ein umhüllendes Rechteck, in dem die Spore dann hier tatsächlich eher mit den "Diagonalen" das Rechteck berühren. Gerade wenn Du in einer Kollektion 4- und 5-eckige Sporen gemischt hast, kämen die 4-eckigen sonst immer viel kleiner raus, was im Histogramm eine ganz seltsame Größenverteilung ergeben würde.


    Bin gespannt, was die Profi-Entolomologen dazu sagen ...


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo an alle,


    Weitergabe von Mitgliederdaten an Dritte ist schwierig. Ich bin auch nicht sicher, ob unsere E-Mail-Adresse von ihm aktuell ist. Ich glaube KaiR hat öfter Kontakt zu ihm?


    Ansonsten ist die E-Mail-Adresse vom anderen Autor der Monographie, Vladimir Antonin, im Netz leicht zu finden.


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Compris,


    naja, da steht schon "es wird vermutet". Die Vergiftungen waren ja real, nur die Eiben als Ursache waren (und bleiben) eine Vermutung. Der Gegenbeweis ist bei Taxol noch nicht erbracht, auch wenn die Indizien dagegen sprechen.

    Dass bei Goldregen der Gegenbeweis schon erbracht wurde, steht ja im Satz drunter.


    Dennoch könnte man noch etwas defensiver formulieren, um Missverständnisse zu vermeiden.


    Grüße,



    Wolfgang

    Hallo Lukas,


    Personen die bereits Symptome zeigen sollten sich doch direkt ins Krankenhaus begeben oder?

    ja. Dennoch muss auch jemand die Putzreste sichern und zum PSV bringen.


    Hilfe bei Pilzvergiftungen


    Wenn noch keine Symptome vorhanden sind sollte man den Ärztlichen Notdienst kontaktieren, eine Giftnotrufzentrale?

    der Giftnotruf ist dafür richtig. Der vermittelt dann üblicherweise an einen PSV, aber wenn man selbst schon als PSV an dem Fall dran ist, kann man natürlich auch schon die Pilzbestimmung einleiten...


    Grüße,


    Wolfgang

    Hallo Tobi,


    interessante Frage, aber mir ist dazu noch nie was begegnet.

    Ließe sich auch schlecht untersuchen, denn die Fruchtkörperbildung im Freiland wird sicher von anderen Faktoren wie Niederschlag, Temperatur etc. überlagert. Ein mechanischer Stress-Impuls könnte höchstens einem schon Fruchtkörper-bereiten Mycel den letzten Kick geben.


    Grüße,


    Wolfgang

    Giftstoffe aus Pflanzen, zb Eibe, müssten aber immer verstoffwechselt werden, weil sie keine Metalle sind?

    Ich antworte mal als Chemiker: nein, das eine hat mit dem anderen wenig zu tun.


    Die menschliche Haut lässt auch einige Stoffe durch, z.B. Lösemittel oder Alkohol.

    Organische Stoffe werden natürlich leichter verstoffwechselt, aber auch anorganisches Arsen kann zu organischen Verbindungen verstoffwechselt werden (siehe Schweinfurter Grün).


    Grüße,


    Wolfgang