Beiträge von marc.stadler

    Ich komme heute noch einmal auf das alte Thema zurück.


    Neurotrophic and Immunomodulatory Lanostane Triterpenoids from Wood-Inhabiting Basidiomycota
    Neurotrophins such as nerve growth factor (ngf) and brain-derived neurotrophic factor (bdnf) play important roles in the central nervous system. They are…
    www.mdpi.com


    Wir haben endich die Arbeit zu den neurotrophen Inhaltsstoffen des Schwefelporlings veröffentlicht, die auch in vielen anderen Porlingen vorkommen, die seit Jahrtausenden als Medizinalpilze eingesetzt werden. Oben ist der Link.


    Meine Dokotorandinnen Khadija und Blondelle haben sehr peinlich darauf geachtet, dass alle Fraktionen aus den Fruchtkörpern über Massenspektrometrie analysiert werden und wir haben nicht ein einziges Mikrogramm dieses Pflanzenmetabolite detektiert.


    Nochmal vielen Dank an Harry Andersson für die Versorgung mit Material. Die Fruchtkörper, die ich zunächst gesammelt hatte, haben die jungen Damen nämlich aufgegessen und es hat ihnen nicht geschadet.

    Ich sehe den Beitrag gerade erst. Es ist schon lange bekannt, dass viele Xylariales Schwächeparasiten sein können. Die verwandte Art B. mediterrannea, die auch ab und an mal in Deutschland nachgewiesen wurde, ist in Südspanien ein seit langem bekannter Schadpilz in den Korkeichenhainen. Das Gleiche gilt für B. atropunctata im Süden der USA.


    Vor allem in den durch die Trockenheit geschädigten Wäldern Europas wird man B. nummularia und andere eigentlich harmlose Arten der Xylariales wohl noch oft an geschädigten Buchen und anderen Bäumen beobachten können. Die bilden dann an den geschädigten und abgestorbenen Teilen der noch lebenden Bäume ihre sexuellen Fortpflanzungsstadien, vielleicht weil sie irgendwie "merken", dass es Zeit ist, sich man einen neuen Wirt zu suchen?

    Aber es gibt sogar Hinweise, dass die Pilze die gesunden Pflanzen sogar schützen können, wenn sie diese als Endophyten besiedeln.

    Liebe Kolleg/-innen


    da Harry und Andreas mich auf diese Sache aufmerksam gemacht haben, will ich doch gerne mal Stellung nehmen.


    Ich habe mir nun diesen JNP-Artikel mal angesehen, auf den sich dieser Post bezieht und finde ihn recht fragwürdig. Die Isolierung des Pflanzeninhaltstoffs wurde nämlich nur einmal aus einem einzigen Extrakt beschrieben. Es gibt keine weiterführenden Studien zu dieser Susbtanz.


    Es ist uns bei unseren Studien zum Sekundärstoffwechsel der Pilze auch ab und an mal passiert, dass wir zB Betulinsäure in Extrakten aus Jackrogersella multiformis (wie die Art heute heißt) per HPLC-MS und NMR-Spektroskopie nachgewiesen haben, weil unsere Studenten nicht sauber gearbeitet und ein paar Stück Birkenrinde mit vom Substrat abgekratzt und extrahiert hatten. Wir haben daraufhin die Extraktion der Fruchtkörper mehrfach an Hand verschiedener Aufsammlungen wiederholt und dabei peinlichst genau darauf geachtet, dass kein Pflanzenmaterial erwischt wurde. Dann hat sich das alles als Hoax heraus gestellt....


    Solche Dinge ohne Wiederholung des Experiments zu publizieren, ist eigentlich keine seriöse Wissenschaft. Aber da die Substanz aus der Robinie noch nicht bekannt war, und sie signifikante Cytotoxizität und einen interessanten Wirkmechanismus aufwies, hat man den Autoren die Publikation wohl trotzdem erlaubt. Ich würde die Substanz trotzdem eher in der Robinie suchen, wenn ich damit arbeiten wollte. Es sind nämlich aus Robinien und anderen Fabaceen sehr viele ähnliche Sekundärstoffe bekannt, aus Pilzen dagegen nicht.


    Pilze sind nach aktuellen Stand der Wissenschaft nämich nicht dazu in der Lage, soche komplexen Polyphenole herzustellen. Ihnen fehlen die Biosynthesegene, die ausschließlich die Pflanzen haben. Das kann man heutzutage über die Auswertung und den Vergleich von Genomsequenzen prima erkennen. Wenn so ein Fruchtkörperextrakt geringe Mengen an Pflanzeninhaltstoffen enthält, dann kánn es durchaus sein, dass die Fruchtkörper das Gewebe des Wirts im Jugendstadium umwachsen haben, das will ich gar nicht mal abstreiten.


    Wir suchen tatsächlich nach Material von Laetiporus, aber dabei sind wir an den Triterpenen interessiert, die diese Gattung selbst produziert. Diese Stoffklasse kommt aber weltweit in allen Arten der Gattung und in vielen ihrer Verwandten vor. Wir haben auch erst mal genügend Material und ich danke Harry und Andreas ganz herzlich für die Unterstützung!


    Viele Grüße

    Marc

    Liebe Alle


    Das ist schon ein Annulohypoxylon auf den Bildern! Rosellinia hat diese Ostiolen-Ringe nicht. Die Fruchtkörper sind auch nicht uniperitheciat (sie hängen ja schon zusammen), obwohl man meinen könnte, dass sie auf einem Subiculum wachsen. Es gibt aber die Arten um den A. bovei Komplex, zu denen dieses Material wahrscheinlich gehört. Das sind Arten, wo die Stromata oft nicht so stark zusammen wachsen und keine Kissen bilden.

    In Thailand ist A. areolatum (bis vor kurzem unter A. oder Hypoxylon bovei var. microsporum geführt) sehr häufig, aber es könnte auch A. viridistratum oder sogar ne neue Art sein.


    Bei diesen Pilzen kommt man bei der Artbestimmung ohne Mikroskop aber absolut nicht weiter, und es hat sich rausgesellt, dass man um die Arten sicher abzugrenzen, oft molekularphlogenetische Untersuchungen machen muss.

    Da die ITS wie bei fast allen Sordariomyceten dafür nichts taugt, müsste man das Material kultivieren und Beta Tubulin und RBP2 Sequenzen machen. Wir arbeiten momentan in Deutschland nicht an der Gattung (Hypoxlyon reicht mir und meinen Studenten gerade) und am besten wäre es, das Zeug zu meinem Doktoranden Milan nach Thailand zu senden, den ich mit Kevin Hyde zuammen betreue...


    Viele Grüße

    Marc

    Zur Frage von Andreas. Ich weiß nicht, wo der Kühkopf sein soll. Wenn dort eine Daldinia sp. im Frühjahr mit reifen Sporen und im guten Zustand auf Esche gefunden wurde, dann stehen die Chancen aber gut, dass es D. concentrica ist.

    Ciao

    Marc

    So, jetzt komme ich mal wieder dazu, mich zu meldne.


    Also das hier auf den Bildern ist definitiv D. petriniae. Die Stromata sind echt unverkennbar.

    Obwohl das ja auch ein Artenkomplex zu sein scheint, denn wir leider nicht weiter aufgelöst bekamen. Es scheint aber nicht unbedingt immer 100% zu stimmen mit der Wirtspezifität, daher würde ich nicht alles, was von Erle gesammelt wurde, pauschal in D. petriniae umbenennen. Die Anamorphe von D. concentrica wurden auch in vielen anderen Bäumen als der Esche und den Salicaceae, wo dieser Pilz vorwiegend auftritt, nachgewiesen.

    Wir haben uns seit der Weltmonographie von 2014 ansonsten eigentlich in erster Linie mit dern tropischen Daldinia spp. beschäftigt, und ich habe die Bestimmungen einige Belege, die man uns aus Deutschland geschickt hat, bestätigt. Das SIM Paper von 2014 gibt also schon noch den aktuellen Stand wieder, wobei man beachten muss, dass die Arbeit von Wolweber % Stadler in ZfM in manchen Punkten nicht mehr aktuell ist.

    Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Daldinia concentria, uns zwar wohl recht frisch entwickelte Fruchtkörper. Man muss sie nicht mal aufschneiden oder mikroskopieren.


    Um diese Jahreszeit kommt in Deutschland nämlich keine andere Art der Gattung raus, und man sieht auch auf einem der Bilder die charakteristische Oberfläche. Esche also Wirt ist ebenso typisch.

    Aus dem Auenland gibt es bislang übrigens noch keinen Nachweis für die Art..


    Viele Grüße

    Marc

    Hallo Jens und Andreas (und wer immer es sonst noch liest)



    habe das eben erst gesehen und wollte meinen Senf dazu geben,


    Im Grunde ist es Jacke wie Hose, welche Datenbank man nimmt. Es sollten nämlich sowieso über 95% der Daten zu den Namen der Pilze in beiden Datenbanken kongruent sein.
    ich komme gerade von der CBS/IMA Tagung in Amsterdam und da haben wir mal wieder darüber diskutiert, dass die IF und Mycobank noch regelmäßiger abgeglichen werden sollen, als es jetzt bereits der Fall ist. Es ist in jedem Fall so, dass die Datenbestände ursprünglich die gleichen waren und sich Paul Kirk (IF) und die CBS (Mycobank) laufend austauschen. Zwar nicht jeden Tag,aber doch regelmäßig. Von daher sollten beide Datenbanken relativ aktuell sein. Falls man Fehler findet, dann sollte man diese an eine der beiden Stellen melden, und dann werden sie geprüft und ggf. korrigiert.


    Also, was ist der Unterschied?


    IF ist einfacher in der Handhabe, es basiert auch auf einem System, das seit Jahren verlässlich läuft, und einfache Suchen klappen schneller, aber der Informationgehalt ist insgesamt geringer als bei Mycobank.


    Mycobank liefert wesentlich mehr Informationen, die man allerdings auch selbst eintragen muss, wenn man neue Arten dort registriert. Der Betreiber ist eigentlich die IMA, also die International Mycological Association,die diese Datenbank als offizielles Instrument zur Registrierung neuer Taxa gewählt und der CBS quasi den Auftrag erteilt hat, sie zu pflegen. Die Daten kommen daher aus der weltweiten Community.


    Ich bin kein Jurist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Daten dort urheberrechtlich geschützt sind. Nur besteht auch keine Verpflichtung seitens der Kuratoren, sie auf Anfrage zu exportieren. Sie müssen die Datenbank nur auf dem neuesten Stand halten. Für IF gilt das Gleiche, nur dass da Paul Kirk die ganze Arbeit macht.


    Ich weiß ja nicht,um was es Jens genau geht, aber ich finde, wenn man daraus was exportiert und für seine eigenen Zwecke verwendet, dann sollte man, alleine schon, weil sich wegen der aktuellen Entwicklungen in der Nomenklatur und Taxonomie der Pilze fortwährend die Namen ändern, aber meiner Ansicht zumindest die jeweilige Datenbank und am besten auch das Exportdatum als Referenz angeben.


    Viele Grüße
    Marc