Beiträge von Helmut

    Servus Gerhard,


    habe in der Zwischenzeit mal noch eingehender nachmikroskopiert. Solche verformten Basidiolen sind sehr selten, aber immer mal wieder zu finden, im ganzen Hymenium und nicht nur an der Schneide. Da lobe ich mir doch die metuloiden Hymenialzystiden bei den Risspilzen :-).


    Auch die HDS habe ich – Deiner Empfehlung folgend – ohne jede Quetschung untersucht (Präparat in KOH aufgeweicht und Deckplättchen nur aufgelegt). Dünnere HDS-Hyphen hatte ich vorher auch schon gesehen. Jetzt waren die breiteren aber nur noch bis ca. 20 µm. Zwar immer noch zuviel für die Originalbeschreibung (bis 16 µm), aber eher akzeptabel. Die oberste Schicht scheint aber schon zu einenm erheblichen Teil aus den dickeren (und kürzeren) Elementen zu bestehen. Auf den Fotos ist das jetzt nicht so optimal zu sehen. Auf dem ersten entsprechen 5 Teilstriche 10 µm, auf dem zweiten mit Kongorot sind 12,5 Teilstriche 10 µm.


    Danke und Gruß


    Helmut

    Servus Gerhard,


    da schmilzt das "cf" langsam dahin wie der Schnee in der Frühlingsluft. Aber es sind da einige Zellen zwischen den Probasidien zu sehen, die wie echte Cheilos ausschauen (Anhang "...mic21" und "...mic22"). Aber wie gesagt schwer zu finden und nciht in jedem Präparat. Und da wären dann noch die zu breiten HDS-Hyphen (Anhang "...mic42" und "...mic44", 5 Teilstriche entsprechen ca. 10 µm).


    Gruß


    Helmut

    Vielen Dank Wolfgang und Gerhard,


    habe nochmal nachgearbeitet. Für E. anthracinum passt das Meiste recht schön. Die Hygrophanität könnte unter Beachtung des einen Frk. vorne rechts gegeben sein, auch wenn die Exsikkate wieder sehr dunkle Hüte haben. Die im Vergleich zur Originadiagnose insgesamt zu großen Sporen lassen sich erklären durch das Vorhandensein von 2-sporigen Basidien.


    Folgende Unsicherheiten bleiben:
    - Die Frage nach den Cheilozystiden: Hier hatte ich tatsächlich welche gefunden und fotografiert! Diese waren allerdings rar und nicht aus dem Hymenium herausragend und deshalb sehr schwer zu finden. Ohne Quetschung des Präparates (in KOH wie in Kongorot-NH3) sind sie kaum festzustellen. Nicht in allen Präparaten konnten aber welche gefunden werden – kein sehr verlässliches Merkmal.
    - Die Breite der Huthauthyphen: Diese reichen teilweise bis weit über 20 µm hinaus, einmal bis 30 µm (nach Favre nur 5-16 µm) und sie sind manchmal auch recht kurz.
    - Die Stielfarbe: Laut Favre schwärzlich graubraun, hutfarben oder ein wenig blasser. Hier sind die Stiele aber deutlich heller als der Hut.


    Die Kollektion wird wohl vorerst doch keinen sicheren Namen erhalten - trotz auffälliger Merkmale und des extremen Standortes. Ich speichere den Fund mal als "E. cf. anthracinum" ab und hoffe auf weitere Kollektionen in den nächsten Jahren. Vielleicht gibt's ja Übergänge in den kritischenMerkmalen.


    Gruß


    Helmut

    Liebe Entoloma-Freunde,


    hier gleich die nächste Kollektion aus dem Hochgebirge. Diesmal vielleich ein wenig einfacher, da mit signifikanteren Merkmalen.


    Charakteristisch waren die nahezu schwarzblaue bis schwarzviolette Hutfarbe mit einer zuletzt felderig aufbrechenden Mitte und große Sporen. Allerdings hielt ich sie zunächst für eine hygrophane Art, weil auf dem Foto ein Frk. zu sehen ist, der deutlich ausgeblasst war (rechts vorne zu sehen). Dies bestätigte sich beim Trocknen der Frk. aber nicht, selbst die Exsikkate haben noch die dunkle Farbe.


    Mikro-Befund vom Quetschpräparat vom Exsikkat in KOH 5%: Sporen 8-12(13) x 6,5-9 µm, ziemlich unregelmäßig, oft mit auffallend großem Kallus, Basidien 4-sporig und 2-sporig, Cheilozystiden schmal, unauffällig, Schnallen vorhanden (an der Basidienbasis und im (Sub-)Hymenium beobachtet).


    Unter den nicht hygrophanen Entolomen ist E. melanochroum Noordel. ein heißer Kandidat! Lediglich die Sporen werden bei dieser Art etwas kleiner angegeben, aber auch die Basidien als (nur) 4-sporig. Das Foto in Jamoni 2008 passt perfekt. Könnte ich hier richtig liegen?


    Gruß


    Helmut

    Danke Hias und Gerhard,


    bei der Hutoberfläche wäre ich nicht auf longistriatum gekommen. Den Fund werde ich in jedem Fall mit "cf" archivieren und hoffen, den noch öfter zu finden. Was ist die "serrulatum-Struktur"? Wenn damit das massenhafte auffällige Auftreten von Cheilozystiden (steril?) und die dadurch verursachten gesägten Lamellenschneiden gemeint sind: Die konnte ich so nicht sehen. Die Cheilos waren eher gut versteckt und schwer zu finden sowie relativ unscheinbar.


    Gruß


    Helmut

    Servus Hias,


    da habe ich schon mal reingeschaut. Sind wieder einige interessante Sachen dabei in Deiner Schatzkiste, bei denen es sich lohnen könnte, sich intensiver damit zu beschäftigen! Interessant wird's für mich vor allem dann, wenn unbestimmte Arten von Dir mit ebenfalls namenlosen Eigenfunden von mir übereinstimmen. Im Moment bin ich gerade selber dabei, viele viele viele "Altlasten" aufzuarbeiten (nicht nur Risspilze).


    Gruß


    Helmut

    Liebe Entoloma-Freunde,


    vor den nächsten (alpinen) Entoloma-Funden wollte ich nochmal nachhaken. Darf ich aus der fehlenden Resonanz auf diesen für mich absolut unbestimmbaren Rötling schließen, dass die Art niemand kennt? Oder habe ich zu wenig Details mitgeteilt (z. B. zur Pigmentierung, HDS) bzw. würden solche weiterhelfen? Gerne stelle ich Fotos und Exsikkat zur Verfügung.


    Bei den Inocyben, wo ich meine, mich relativ gut auszukennen (soweit das derzeit in der Gattung möglich ist), finde ich dort oben immer wieder zahlreiche Arten, die mit großer Unsicherheit oder überhaupt nicht bestimmbar sind. Da ich davon ausgehe, dass dies bei anderen Gattungen ähnlich sein dürfte, nehme ich Funde aller Gattungen mit sofern es brauchbare Kollektionen zu sein scheinen. Natürlich kann ich das alles (Clitocybe, Russula, Lactarius, Cortinarius, Hebeloma, ........) nicht selber bearbeiten. Deshalb würde mich schon auch interessieren, ob sich jemand aus dem Entoloma-AK speziell mit den alpinen Arten beschäftigt.


    Gruß


    Helmut


    P. S.: Noch ein kleiner Detail-Ausschnitt zu der hier vorgestellten Kollektion: Die Stielbasis

    Liebe Risspilzfreunde,


    nicht selten findet man Kollektionen dieser Gattung, die sich trotz signifikanter Merkmale als nicht bestimmbar erweisen – oft aus dem alpinen Bereich. Die eine oder andere Art ist womöglich tatsächlich noch nicht beschrieben. Da ich von diesen Arten nur jeweils eine Aufsammlung habe, frage ich einfach mal in die Runde, ob vielleicht jemand von Euch eine vergleichbare Kollektion in seinem Fungarium hat.


    Beginnen möchte ich mit einem Schwammerl aus dem Vorjahr – gefunden Anfang September im Steinernen Meer auf über 2000 Meter (Kalk). Am Standort hatte ich Inocybe moelleri vermutet wegen der blassen Hutschuppen und dem fraudans-ähnlichen Geruch. Allerdings waren die kräftig braunen Farben zu dunkel und es erwiesen sich auch die Sporen als viel zu groß: Mit 10-12,5 (13,5) µm begannen sie erst da, wo I. moelleri schon aufhören sollte. Die Basidien waren 4-sporig, aber auch 2-sporig.


    Mit I. fraudans var. chamaesalicis ist eine weitere alpine Lactifera beschrieben, sogar mit größeren Sporen. Die dürfte allerdings keine weißlichen Hutschuppen aufweisen und die Hymenialzystiden müssten kürzer sein.


    Hier noch einige „Kennzahlen“;
    Hut 11-20 mm breit, 7-13 mm hoch, Stiel 15-20 x 3-4 mm,
    Sporen 10-12,5(13,5) x 6-7,5 µm, Basidien viersporig, zum Teil auch zweisporig
    Metuloide Hymenialzystiden vereinzelt bis sehr selten, variabel in Gestalt und Wandstärke, 55-70(80) x 10-18(23) µm, Wände bis ca. 1,5 (2) µm dick, ohne Reaktion in KOH; Cheilo-Parazystiden blasig, dünnwandig, oft septiert, kaum aus dem Hymenium gerausragend und schwierig zu finden.


    Gruß


    Helmut

    Servus Martin,


    gibt's vielleicht noch Mikrofotos? Du schreibst auch nichts zur Ökologie. Von transitoria habe ich bisher nur zwei Kollektionen, beide unter Laubbäumen auf besserem Boden. Kann es sein, dass auf dem einen Foto im Hintergrund Sphagnum-Moos zu sehen ist? Auch das Foto (leider nur ein Einzelfruchtkörper) scheint mir mehr für I. assimilata zu sprechen. Dazu will ich aber noch ein paar Ergänzungen schreiben. Auf die Ökologie alleine kann man sich halt nicht unbedingt verlassen. Jetzt ruft erstmal das Bett.


    Gruß


    Helmut

    Servus Charlotte,


    schön, dass Du Dich für diese gut zu mikroskopierende Gattung interessierst. hast Du schon versucht, den Risspilz zu bestimmen? Welche Schlüssel hast Du zur Verfügung?


    Mit den gängigen Schlüsseln - z. B. Stangl - landet man vermutlich bei I. flocculosa. Was nicht zu dieser Bestimmung passt, sind die Hymenialzystiden. Die können zwar auch mal so ausschauen, aber die Mehrheit müsste länger und schlanker sein.


    Gruß


    Helmut

    Servus Martin,


    zu Inocybe hygrophorus gibt es neuere Nachweise auf Ditte Bandinis Homepage: http://www.inocybe.org.


    Amanita nivalis hatte ich vor zwei Wochen (siehe Foto), allerdings auf österreichischer Seite der Alpen. Dort wuchs sie verbreitet in alpinen Matten auf saurem Boden in ca. 2200 m hinter der Neuen Regensburger Hütte (Stubai). Wenn man in ähnlichen Biotopen auf deutscher Seite sucht, müsste man wohl auch fündig werden.


    Gruß


    Helmut

    Liebe Ditte,


    danke für diese ausführliche Mitteilung und Gratulation zu dem geknackten Rätsel! Wieder ein Schleier gelüftet in einer schwierigen Pilzgruppe! Ist die Bearbeitung von Vauras und Larsson schon publiziert? In der Literatur und im Netz finden sich ja höchst unterschiedliche Ansichten und auch Fotos unter dem Namen, zum Teil wurde die Art mit leiocephala und / oder subbrunnea synonymisiert.


    Gruß


    Helmut

    Liebe Ditte,
    lieber Martin,


    meine Kollektion wuchs Anfang Juni 2006 in einem Garten unter Corylus, auf dünner Humus-Auflage über saurem, eher armem Sandboden auf ca. 430 m.


    Ich hatte notiert: "Die filzigen Hüte und der sandige Standort passen recht gut zur Beschreibung von Banidini&Oertel in Z. Mykol. 78/2. Die Sporen scheinen zu klein zu sein. Aber Bandini&Oertel schreiben, dass bei jungen Frk. die Sporen deutlich kleiner seien. Hier handelt es sich um recht junge Exemplare. Allerdings erscheint die Hutfarbe zu dunkel und der Stiel bräunt deutlicher als dort angegeben."


    Damals konnte ich den Fund gar nicht zuordnen, ich kannte noch nicht einmal I. melanopus "ss. l.". In meinem Fundus habe ich aber inzwischen noch weitere Kollektionen aus diesem Formenkreis, evt. auch ayeri und gigantea. Dazu mehr bei anderer Gelegenheit (und wenn ich wieder zu Hause bin).


    Grüße von der pilzfreien kroatischen Mittelmeerküste


    Helmut

    Servus Martin,


    leider habe ich noch wenige Aufsammlungen aus diesem Formenkreis. Neben I. melanopus gibt es da noch I. ayeri, I. gigantea und I. treneri und wer weiß was noch alles. Anfangs hatte ich meine Zweifel, ob nicht einfach eine Art so variabel sein kann. Auf Ditte's Homepage kannst Du aber nachlesen, dass auch Unterschiede bei den DNA-Analysen gefunden wurden.


    Mein erster Fund einer vermeintlichen I. melanopus stammt von 2011 aus den Berchtesgadener Alpen anlässlich der Bayerischen Mykologischen Tagung dort, gefunden zusammen mit dem "Interhias". Ein Jahr später gelang eine etwas anders aussehende Kollektion in der Nähe meines Wohnortes (in dem Wald gibt es mehr Arten, die sonst mehr aus den Alpen bekannt sind, z. B. Gomphus clavatus). Dort wachsen sie seitdem standorttreu und ich konnte eine große makroskopische Variabilität beobachten. Irgendwann stieß ich in meinem Herbar auf einen weiteren Fund von 2006, den ich damals gar nicht hatte zuordnen können. Der sieht schon sehr anders aus und ist inzwischen abgelegt als I. cf. treneri, vor allem wegen der mehr filzigen Hüte. Er gleicht Deinem Fund. Allerdings sollten die Sporen größer sein (bis 12 µm) und der Stiel nur leicht bräunen. Mein Fund hatte zudem deutlich braunere Hüte (ich hänge mal ein Foto meiner cf.-Kollektion an).


    Zu I. treneri gibt es eine ausführliche Publikation: Banidini&Oertel in Z. Mykol. 78/2. Dort steht, dass bei jungen Frk. die Sporen kleiner seien. Bei Deinem Fund (wie auch bei meinem) handelt es offenbar noch um recht junge Exemplare. Es könnte also durchaus auch diese Art sein.


    Gruß


    Helmut

    Liebe Ditte,


    das wird wohl nur auf's selbe Ergebnis hinauslaufen. Für mich ist das eine klare quietiodor (nach "meinem" Artkonzept). Aber ein Vergleich mit Deinen DNA-gecheckten Funden kann ja nichts schaden. In der Gattung erlebt man ja ständig nur Überraschungen. Vielleicht gibt ja doch eine "echte" I. reisneri?


    Hier noch meine notierten Mikromerkmale: Sporen (8)8,5-10,5(11,5) x (4,8)5-6(6,5), glattwandig, elliptisch bis oval, z. T. eine Seite eingedellt (deutlich); Cheilozystiden 35-55 x 12-16 µm, +- keulig bis länglich-birnenförmig, meist 10-14 µm breit, dünnwandig


    Anbei noch ein Foto von I. quietiodor vom selben Standort fast exakt zwei Jahre später - diesmal ohne lila Ton.


    Gruß


    Helmut

    Servus Ditte,


    Deine Fragen klingen, als ob Du das "Problem" schon kennst! Ich hatte in meinen Fundnotizen vermerkt "=I. quietiodor?" Die lilastielige Rimosae wuchs nämlich im selben Habitat, wo ich immer quietiodor finde, sie sah genauso aus und roch identisch, und die Mikromerkmale waren ebenso übereinstimmend. Also offenbar kann quietiodor auch gelegentlich lila Stielspitzen haben. Vergleicht man dann die Abbildungen und Beschreibungen bei Stangl und Kuyper, dann geben die auch nicht mehr her. Gerade bei Stangl sind die Abbildungen von reisneri und quietiodor schon frappierend ähnlich. Lila Stielspitzen bei quietiodor hat aber keiner beschrieben.


    Noch zum Geruch von quietiodor: Meistens riecht die für mich mehr nach I. maculata als nach Lactarius quietus. Letzteren Geruch konnte ich bisher immer nur bei jungen unverletzten Frk. feststellen. Sobald sie verletzt werden oder bei Reife, kommt der maculata-Geruch durch.


    Gruß


    Helmut

    Liebe Inocybe-Freunde,


    aus dem schwierigen Verwandtschaftskreis um I. rimosa gibt es eine Art, die mittels ihrer violetten Stielspitze recht einfach als I. reisneri festgelegt werden kann. Es gibt nur ein Problem: Die violetten Farben sind vergänglich und bei älteren Frk. sind sie meist nicht mehr zu finden. Dann ist es derzeit kaum möglich, die Art zu bestimmen. Bei meiner bisher einzigen Kollektion war schon am Folgetag kein Violett mehr zu sehen.


    Zudem können auch bei anderen Risspilz-Arten vereinzelt violettliche Stiele auftreten, die sie sonst nicht haben (z. B. I. lacera). Da stellt sich die Frage, ob die Bestimmung violettstieliger Rimosae als reisneri immer korrekt ist oder – auf die Spitze getrieben – ob I. reisneri wirklich eine gute Art ist.


    Vielleicht gibt es dazu schon ergänzende Erkenntnisse aus DNA-Analysen.


    Gruß


    Helmut