Tricholoma - Projekt Kollektion #14 (I+II)

  • Salut!

    Und hier noch eine Kollektion "Pappelritterlinge", allerdings diesmal die vollständig Milden. Achtet mal auf die krasse Guajak - Reaktion.
    Das sollte schon eine andere Art sein als die Kollektionen #10 und ##12.

    Funddatum: 21.10.2017
    Gundort: Wiesbaden; Buntwiesen am Hupfeldweg (nahe Restaurant Fischzucht) unter einzeln stehender Pappel (keine Kiefern im Mycelbereich)
    MTB: 5815/332
    Begleitfunga: Solche sachen wie Hygrocybe chlorophana und Hygrocybe coccinea, Rötlinge; also halt eben die typischen Buntwiesenpilze. Plus eine nicht mehr klar zuzuordnende Leccinum - Ruine, aber kein Lactarius controversus.
    Hüte bis ca. 8cm im Durchmesser; hell (rosabraun), Hutränder glatt, gerade; Huthaut kaum faserig, abgesehen von den aufliegenden, irgendwie kurvig verlaufenden Fasern von der Hutmitte her
    Stiele ohne Pseudoringzone, weiß, fein befasert; nach Verletzungen und auf Druck allmählich etwas bräunend;
    Lamellen lange weiß, anscheinend erst recht spät rostfleckend
    Geruch angenehm mehlgurkig, Geschmack vollständig mild und mild bleibend, angenehm mehlgurkig; Reaktion mit Guajak vor allem im Hutfleisch rasch positiv.



    Sporen aus Abwurf, in Leitungswasser:


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    Glückwunsch! Denen bin ich heute auch auf der Spur gewesen. Leider Fehlanzeige. Den milden Pappelritterling hatte ich vor glatt einem Jahr gefunden. Allerdings zwischen Kiefern und Espen. Zwei Bilder von dieser Kollektion:

    Das sollten eigentlich die gleichen sein. Es handelt sich übrigens um die einzigen braunen Ritterlinge, die ich mir auch mal in die Pfanne haue. Diese Rittterlinge scheinen mit allen Weidengewächsen zu können. Damit sollte aber auch klar sein, dass es nicht nur den einen Pappelritterling gibt. Ich bin schon ganz neugierig, welcher von denen angeblich gegen Allergien helfen soll. Aber egal. Eigentlich wollte ich diesen Fund hier als eigenständige Kollektion einstellen. Ich hänge den aber nun als Kollektion #14-2 an. Das Exsikkat vom Vorjahr ist vorhanden. Diese milden Pappelbegleiter scheinen aber schon sehr nahe bei T. pessundatum zu stehen, der ja auch mild ist.

    Grüßlis Ingo

  • Hallo, Ingo!

    Ob ich das beim nächsten Fund vielleicht auch mal teste?
    Dazu bräuchte ich aber einen Fundort hier in der Nähe. Ich glaube bei Speyer gibt es eine Stelle, wo ich den schon mal gesehen habe. Aber der hilft uns eh erstmal nichts weiter, weil ich da in diesem Jahr noch nicht hinkam und den Geschmack seinerzeit nicht notiert hatte.

    In der näheren Umgebung taucht nur an mehreren Stellen der Bittere auf (bei mir dann auch meist mit eher dunklem Hut), wobei der an einer Stelle dieses jahr nicht erschien und ich an zwei anderen offenbar zu spät war und nur noch Brabsch vorfand.
    Schwierig in den von mir besuchten Gebieten sind halt auch die Braunkappenschubser: Also Pilzsammler, die initial erstmal jeden Pilz mit braunem Hut und mehr als euromünzengröße umdrehen. ich stelle mir jedesmal vor, wie die immer wieder überrascht sind, daß sie Lamellen zu Gesicht bekommen.
    Mal im ernst: Nach spätestens einem halben Dutzend fehlversuchen erkennt man doch auch von oben, ob's ein Butterpilz oder einer der braunen Ritterlinge ist?!? Jedenfalls habe ich seit zwei Jahren keinen Butterpilz (inklusiver Nachbararten) mehr umgedreht, wenn ich nach braunen Rittern gesucht habe.
    Aber ich denke drüber nach, mich zu revanchieren, und einfach mal alle Butterpilze umzudrehen, wenn ich nach Ritterlingen gucke. Wobei... Rechenaufgabe. Das Gebiet sei 100Quadratmeter groß, auf einem Quadratmeter stehen im Schnitt 12 Schmierröhrlinge.

    ...

    Nö, ist mir definitiv zu viel Aufwand.

    Übrigens: Dieser milde Pappelritterling ist von allen bislang untersuchten Kollektionen der mit den kleinsten Sporen. Muss nichts heißen, könnte aber interessant sein.


    LG; Pablo.

  • Übrigens: Dieser milde Pappelritterling ist von allen bislang untersuchten Kollektionen der mit den kleinsten Sporen. Muss nichts heißen, könnte aber interessant sein.


    Hallo back,

    nach den Beschreibungen von Bon etc. soll sich T. pessundatum gerade durch besonders kleine Sporen auszeichnen. Von der Optik her handelt es sich bei diesem Ritterling vermutlich um die von M. Bon beschriebene Tricholoma populinum forma campestre. Hutfarben deutlich blasser als bei der Typusart, ähnlich Tricholoma stans. Ich finde, die Hutfarben fallen nahezu identisch aus wie bei Kollektion 11.

    Das Thema wird hier aber interessant, wie ich finde. Ich würde fast einen höheren Betrag, sagen wir 1 Euro fuffzig, darauf wetten, dass wir es hier mit zwei verschiedenen Arten zu tun haben. Dabei sollte dieser hier in die direkte Verwandtschaft von T. pessundatum gehören (wenn er es nicht sogar ist!) während der bittere eher zu den striaten Teilen gehört.
    Alles erstmal nur Vermutungen, aber ich beschäftige mich ja auch schon eine Weile damit. 8)

    Gruß Ingo

  • Hi,

    Konfidenzintervalle der Population
    Sporen [95% • 34 • SAP • v • H2O(nat) ] = 4 - 4,6 - 5,1(5,3) x 2,9 - 3,4 - 4 µm
    Q = 1,1 - 1,3 - 1,5
    V = 18 - 29 - 39 µm³

    Konfidenzintervalle der Mittelwerte
    lav x bav = 4,6 ±0,09 x 3,4 ±0,08 µm
    Qav = 1,3 ±0,03
    Vav = 29 ±1,8 µm³

    Die Messreihe war ausreißerfrei und normalverteilt. Ich habe beide Bildhälften getrennt vermessen und die Werte zusammengefasst.

    Die Werte würden nach FN perfekt zu T. stans passen. Da stans aber bei Pinus und Picea vorkommt, passt es wohl nicht. Ob die Morphologie passt, überlass ich mal euch... ;)

    LG, Jens

  • Die Werte würden nach FN perfekt zu T. stans passen. Da stans aber bei Pinus und Picea vorkommt, passt es wohl nicht. Ob die Morphologie passt, überlass ich mal euch... ;)

    LG, Jens


    Hallo Jens!

    Tausend Dank für die ganze Arbeit, die du da rein gesteckt hast. Es gibt dann also tatsächlich einige Abweichungen zwischen den Sporenmaßen der Funde. Worum genau es sich hier handelt, ist uns ja selbst nicht klar. T. stans hat ziemlich konstant Rippen am Hutrand. Obwohl die Farben nahezu zu 100% übereinstimmen. Außerdem ist T. stans meistens etwas bitter. Ich halte es für gut möglich, dass diese Art hier ganz nahe bei T. pessundatum steht. Darauf weist auch der milde (angenehme) Geschmack hin.

    Ich bin jedenfalls darauf gespannt, was du bei Pablos Koll. #12 herausfindest, wenn du die noch untersuchen möchtest. Das sollte ja der "echte" Pappelritterling sein.

    Grüßlis Ingo

  • Hallo, Jens & Ingo!

    Die ziemlich kleinen Spopren sind hier tatsächlich interessant. Das fiel auch rein optisch schon auf, ohne groß zu messen. Zu Tricholoma stans (zumindest zu dem, was die Autoren von FNE4 unter stans verstehen) passt das aus meiner Sicht nicht, auch wenn man mal den Standort und die bevorzugten Mykorrhiza - Partner außer acht lässt.

    Die "richtige" stans s. FNE4 gibt es theoretisch in meiner Ecke uach, aber das ist eine der Kollektionen, die sich in diesem Jahr nicht gezeigt hat. Alleine für den würde ich gerne die Saison 2018 noch zur Materialsammlung nutzen.
    Hier mal eine Kollektion von 2015 aus der Viernheimer Heide:

    Das sind ziemlich große, kräftige, helle Pilze mit höchstens minimal striater Hutoberfläche und zumindest schwach bitterem Geschmack. Die am Standort nochmal einsammeln und richtig untersuchen zu können, wäre natürlich hilfreich.

    PS.: Aus meiner Sicht deutet auch die starke Guajak - Reaktoin darauf hin, daß diese milden Pappelritter / Kollektion #14 in eine ganz andere Sektion gehören könnten, als die Mehrheit der übrigen braunen Ritterlinge der albobrunneum - Gruppe.


    LG, Pablo.

  • PS.: Aus meiner Sicht deutet auch die starke Guajak - Reaktoin darauf hin, daß diese milden Pappelritter / Kollektion #14 in eine ganz andere Sektion gehören könnten, als die Mehrheit der übrigen braunen Ritterlinge der albobrunneum - Gruppe.

    Hallo Pablo,

    deswegen gehören die ja auch in die Pessundatum-Gruppe! Ebenso wie T. stans und T. pessundatum selbst.

    Ja - so langsam scheinen sich erste Tendenzen heraus zu kristallisieren. Die Sporen von Koll. #12 scheinen ganz gut zu. T. populinum zu passen. Ich vergleiche das auch noch mit der BON Monographie.
    Interessanterweise liegen die Kollektionen #15 und #18 im ähnlichen Bereich. Das sind mehr oder weniger milden Vertreter aus der albobrunneum-Gruppe (striat).

    Zu deinem Bild - die sehen für T. stans völlig untypisch aus. man findet höchstens mal ein lockeres Grüppchen von einigen Einzelexemplaren. Siehe Text zu #Koll11. In dieser Größe wären auch schon deutlichere Rippen zu sehen. Vor allem bei den weiter entwickelten Exemplaren.

    Was nicht bedeutet, dass diese Kollektion uninteressant ist. Wir wollten ja in diesem Jahr nicht alles auf einmal erledigen - oder? :saint:

    GR Ingo

  • Hallo, Ingo!

    Die Hüte waren schon durchgehend deutlich gerippt, deutlicher jedenfalls, als ich das von anderen Ritterlingen da gewohnt bin. Man kann da mal noch etwas näher dran:

    In einem relativ dichten Grüppchen standen die aber schon. Wenn es nix mit dem "nordischen" stans zu tun hätte, dann müsste das ja in die populinum - Ecke gehören, dafür kämen mir die aber auch komisch vor. Eine Pappel steht da nicht in der näheren Umgebung, wobei man ja auch da hinterfragen muss, ob es nicht die eine oder andere Sippe geben könnte, die sowohl Pappel als auch Kiefer als Mykorrhizapartner akzeptiert. So wie es wohl zumindest bei einer der Sippen aus dem frondosae - Aggregat sein könnte.

    Aber lassen wir den mal besser außen vor, weil du trifffst den Pilz ja auf den Hut:
    Nicht alles auf einmal erledigen.
    Von diesen blassen, großen, rippigen Rittern will ich ja auch noch Guajak - Test und Sporen und so weiter haben.


    LG; Pablo.

  • Hallo Ingo,

    Ja - so langsam scheinen sich erste Tendenzen heraus zu kristallisieren. Die Sporen von Koll. #12 scheinen ganz gut zu. T. populinum zu passen. Ich vergleiche das auch noch mit der BON Monographie.

    In FN sind die Sporen so "ausgerechnet", wie ich sie ausrechne und angebe. Der Mittelwert ist also exakt in der Mitte zwischen den beiden Werten. Sollten die BON Werte nicht nach dieser Methode ausgerechnet sein, kann man nicht von einem Mittelwert zwischen den-von-bis-Werten ausgehen, welcher damit einen richtig sinnvollen Vergleich nicht ermöglicht. Man kann dann leider nur ganz grob abschätzen, ob es vielleicht passen könnte.

    Wie sind denn die Sporenwerte in FNE4 angegeben, also nach welcher Methode? Den Band hab ich leider nicht. Es ist aber zu vermuten, dass darin die Werte wie in FN angegeben sind, also mit einem 95% Konfidenzintervall...

    LG, Jens

  • Wie sind denn die Sporenwerte in FNE4 angegeben, also nach welcher Methode? Den Band hab ich leider nicht. Es ist aber zu vermuten, dass darin die Werte wie in FN angegeben sind, also mit einem 95% Konfidenzintervall...

    Hallo Jens,

    ich dachte bisher, dass du mit FN das selbe Nachschlagewerk meintest wie ich. (?!?)
    Fungi Of Nothern Europe - Vol. 4 von Christensen & Heilmann-Clausen.

    Was soll's: hier die Angaben für T. populinum aus FNE4 - Average:
    4.2-5.8 x 3.2-3.8; Q 1.3-1.56

    Damit verglichen noch die Angaben für Tricholoma stans (Average aus FNE4:(
    4.4-5.5 x 3.5-4.2; Q 1.22-1.31

    Der Vollständigkeit halber noch die Angaben aus der BON-Monographie:
    5-7 x 3-4.5

    Und dann noch die aus "Tricholomas of North America" (Bessete at. al.):
    5-6.5 x 3.5-4

    Hier erkennt man schon die grundsätzlichen Probleme an der ganzen Sache. Welcher T. populinum lag der Untersuchung der Skandinavier überhaut zugrunde. Das Foto zeigt eher blasshütige Fruchtkörper. In der Beschreibung steht auch nichts "bitter"!
    Was meine Annahme nur noch bekräftigt. In FNE4 wurden vermutlich die milden Pappelritterlinge untersucht und in den beiden anderen Werken die bitteren. Damit dürfte auch klar sein, dass die gesamte aktuelle Bestimmungsliteratur für unser Vorhaben eventuell nur bedingt hilfreich ist. Wobei es für T. populinum immerhin in jedem Werk einen Titel gibt. Bei T. stans und T. albobrunneum gestaltet sich das Ganze noch viel verwirrender.

    LG Ingo

  • Hallo Ingo,

    zum ersten möchte ich sagen, dass die Sporen natürlich ohne genauere Untersuchungen über die Streuung der Mittelwerte verschiedener Aufsammlungen einer Art ersteinmal nur hinweisende Aussagekraft haben. Genau wie Geschmack usw. Und es soll sich ja auch nicht alles nur um die Sporenmaße drehen. Aber mit diesen Werten, sofern ordentlich erfasst und ausgewertet, lässen sich echte wissenschaftliche Aussagen treffen.

    Die Werte in FNE4 sind, soweit ich das mathematisch nachkonstruieren konnte, mithilfe von KonfidenzIntervallen entstanden. Und es wurde wohl mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% gerechnet.
    Leider waren mir vorhin nur ein paar Probeseiten aus dem Netz mit Werten zu T. ustale zugänglich. Da wurden wohl nur 9 Sporen vermessen (nach meiner mathematischen Analyse).
    Du müsstest mal vorne im Buch nachschauen, was die Autoren zu ihren Arbeitsmethoden, Stichwort Sporemeasurement, Microskopical Methods o.ä. schreiben. Vielleicht gehen Sie ja genauer auf die Entstehung ihrer Konfidenzintervalle ein.


    ich dachte bisher, dass du mit FN das selbe Nachschlagewerk meintest wie ich. (?!?)

    Aber jetzt weißt du, dass ich Funga Nordica damit meine, nicht wahr... Die haben (nicht wie oben geschrieben mit 95%, sondern) mit 90% Wahrscheinlichkeit ihre Angaben gemacht und sind somit auch einigermaßen gut für Vergleiche geeignet. Schön wäre gewesen, sie hätten zumindest die Anzahl der vermessen Sporen jeweils mit angegeben, dann könnte ich auf alles zurückrechnen, was man für Vergleiche bräuchte.

    Bon und Bessete sind mit ihren Sporenangaben wohl nicht zu echten Vergleichen geeignet, es sei denn, sie schreiben in ihren Arbeitsmethoden etwas zur jeweiligen Datenherkunft, was ich mir bei BON schon mal nicht vorstellen kann.
    Bessete (habe ich gerade bei Google Books gesehen) misst den Sporenmaßen wohl auch keine Bedeutung bei. Es scheint nirgendwo (beim überfliegen) ein Schlüsselmerkmal zu sein. Die ersten Seiten zu seinen Methoden fehlen leider...
    Schon dass die Längen bei BON und Bessete da anfangen, wo wirklich vermessene Sporen von FNE4 ihren Mittelwert haben, weist entweder auf ein Abschreiben aus der Literatur, ein sehr oberflächliches Vermessen, stark gequollene Sporen oder sogar eine andere Art hin. Solche Werte sind eben einfach nicht ordentlich zu gebrauchen.
    Ach ja, dass die Sporen so schmal bei den beiden angegeben sind, weist auf ein Vermessen von nicht seitlich liegenden Sporen hin. Das macht natürlich auch eine normierte Erfassung unwahrscheinlich.

    Es kann sich ja sowieso herausstellen, dass es keinen Sinn macht, Sporen von Tricholomas zu vermessen. Aber mal ganz pragmatisch betrachtet, ist das dann auch eine Erkenntnis und wir (ihr) könnten diese Erkenntnis fundiert veröffentlichen.

    LG, Jens

  • Hallo, ihr zwo!

    Das fürchte ich ja eben auch, daß viele Sporenmaße, wie sie in der Literatur auftauchen, entweder abgeschrieben oder aus Herbarmaterial gewonnen und dadurch eher schlecht zu vergleichen sind.

    Auch wenn sich abzeichnet, daß bei dieser Artengruppe der Ritterlinge wenig Merkmale zur Artunterscheidung abzulesen sind, ist das halt eine Datenlücke. Es bringt ein viel besseres und vollständigeres Bild einer Art, wenn man auch statistisch vergleichbare Werte noriert.
    Und in der Hinsicht kann ich nur noch mal sagen: Danke für deine Mitarbeit, Jens.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    nichts zu Danken! Ich bin ja selber gespannt, ob man unterschiedliche Sporenwerte im Endeffekt bei einer Gattung mit so kleinen Unterschieden in den Sporen später mit einem belastbaren Effekt zuordnen und/oder differenzieren kann.
    Ich war aber auch erstaunt, dass bei ustale nur 9 Sporen vermessen wurden...

    Schaut ihr eigentlich auch nach Basidioschnallen und Cheilocystiden oder spielen diese in dieser Sektion keine Rolle?

    LG, Jens

  • Es kann sich ja sowieso herausstellen, dass es keinen Sinn macht, Sporen von Tricholomas zu vermessen. Aber mal ganz pragmatisch betrachtet, ist das dann auch eine Erkenntnis und wir (ihr) könnten diese Erkenntnis fundiert veröffentlichen.


    Hallo Jens,

    ja und nein und oder alles beides. Was du da eben tust, macht durchaus Sinn! Ich hatte mich bisher noch nicht wirklich mit deinem Programm auseinander gesetzt. Allerdings erscheint mir deine Meßmethode die einzig sinnvolle/zielführende zu sein.
    Für den Fall, dass da wirklich mehrere Arten dahinter stecken, ist es gut möglich, dass die sich genealogisch noch nicht so lange auseinander entwickeln. Da könnte es tatsächlich auf marginale Unterschiede ankommen.
    Meiner Meinung nach gibt es ja gewisse makroskopische Unterschiede, auf die ich in den beiden Beiträgen im "Tintling" aufmerksam machen wollte. Unser Ziel ist ja die Revision der gesamten Gruppe. Ob es uns letzendlich gelingt, ist eine andere Sache. Einen Versuch ist es aber wert. Und der läuft eben gerade.

    LG Ingo

  • Hallo Ingo,

    Ich hatte mich bisher noch nicht wirklich mit deinem Programm auseinander gesetzt. Allerdings erscheint mir deine Meßmethode die einzig sinnvolle/zielführende zu sein.

    Mir ist jedenfalls keine andere Methode bekannt, mit der man solche Daten in Relation zueinander setzen kann. Also mathematisch und belastbar.
    Aber ich bin nicht der Initiator des Ganzen. Ich habe nur die Excel Tabelle von Gerd Fischer zu einem echten Programm gemacht (ursprünglich, um keine Daten eintippen zu müssen) und dann nach und nach mit den notwendigen statistischen Tests ausgestattet. PDS (Pilze der Schweiz... ;) ) hat ja auch schon die Sporenwerte so ausgerechnet angegeben. Ich verstehe gar nicht, wieso sich jahrzehntelang eine sehr nichtssagende und ungenaue Sporengrößenerfassung und -angabe gehalten hat und hält. Das kann man da machen, wo man den Maßen keine oder kaum eine Wertigkeit zugesteht, wissenschaftlich korrekt ist eine von-bis Angabe ohne die notwendigen anderen Infos dazu jedenfalls nicht.
    Es hatte wohl keiner Lust, mal selbst zu messen... Jedenfalls hinken wir da hier heutzutage satt hinterher!

    Aber dies ist ja erst der erste Schritt, also Daten erfassen. Genauso, wie Aufsammlungen erfassen für die Sequenzierung. Uns allen ist ja heutzutage klar, das wir mikro-makro-morphologisch nicht genau genug alles vor der Sequenzierung dokumentieren sollten, um erfassen zu können, ob ITS oder LSU oder sonstwas sinnvolle Ergebnisse liefert.


    Ob es uns letzendlich gelingt, ist eine andere Sache. Einen Versuch ist es aber wert. Und der läuft eben gerade.

    Spannend ist es jedenfalls. Egal was rauskommt. Ich hätte nur gerne noch mehr Sporen!!!!! :-))

    LG, Jens

  • Spannend ist es jedenfalls. Egal was rauskommt. Ich hätte nur gerne noch mehr Sporen!!!!! :-))

    Hallo Jens,

    ich habe meine Kollektionen immer gleich getrocknet, ohne vorher Sporen zu fotografieren. Gibt es eigentlich Erfahrungswerte, inwieweit die Größen von getrockneten Sporen von denen lebender Sporen abweichen. Wohlgemerkt: für Basidiomyceten! Vielleicht gibt es einen Umrechnungsfaktor? Ich gehe mal davon aus, dass die getrockneten Sporen kleiner sind als die lebendigen.

    Gruß Ingo

  • Hallo Ingo,

    Sporen bleiben über Jahre hinweg keimfähig. Auch wenn sie schrumpfen würden wäre es wohl egal. Denn wir messen sie ja in Wasser und darin würden sie wohl schnell wieder quellen.
    Aber vielleicht weiß ja jemand hier was genaueres.
    Hättet ihr schon Sporenabwürfe aufbewahrt, wäre ja ein schneller Gegentest im Vergleich zur Messung am frischen Abwurf möglich gewesen...
    Prroblematisch sind Messungen in Laugen oder Säuren oder letalen Flüssigkeiten. Da kenne ich auch den Effekt, das die Sporen eine Delle bekommen, so, als wenn sie durch Unterdruck zusammengefallen wären.

    LG, Jens

  • Salut!

    Sinn machen die Messungen auf jeden Fall. Und sei es nur, um nachher sagen zu können, daß es für die Bestimmung nicht relevant ist: Auch da macht es einen Unterschied, ob man das nur so pi mal Daumen behauptet, oder ob man es auch statistisch belegen kann.

    Das Hauptproblem bei Sporen aus Gewebepräparaten (egal ob Frisch- oder Herbarmaterial) ist aus meiner Sicht die viel größere Streuung: Man hat automatisch mehr Abweichler, also vor allem unreife, aber auch irgendwie mißgebildete oder sonstwie deformierte Sporen. Auch Fremdsporen sind in Gewebepräparaten im Verhältnis häufiger.

    Wie es sich bei Tricholoma mit Herbarmaterial verhält, kann ich (noch) nicht sagen. Ich untersuche ja viele Cortis und Porlinge, da ist das oft ganz unterschiedlich, wie der Zustand der Sporen in einem Exsikat aussieht. Es gibt Gattungen / Arten, wo die Sporen ziemlich schnell kollabieren und es gibt solche, wo noch nach vielen Jahren die Sporen ziemliich intakt aussehen.

    Nach meinen Erfahrungen macht es keinen oder nur einen minimalen Unterschied, ob man dabei in Leitungswasser oder niedrig dosiertem KOH (max. 5%) misst. In KOH sollte man ein Präparat nicht allzu lange quellen lassen. Je nach Gegend ist aber ja auch das normale Leitungswasser schon schwach basisch. Das wäre zB bei mir mal interessant zu ermitteln, welchen ph - Wert das Leitungswasser im vergleich zu KOH3% hat.

    Und ja: Auch Eigenschaften des Hymeniums will ich noch untersuchen. Cheilozystiden sollen wenig ergiebig sein und dürften unabhängig von der Art inkonstant ausgebildet werden. Da will ich mir aber noch ein eigenes Bild machen. Schnallen: Werde ich so "nebenher" mit aufnehmen. Macht man ein Lamellenpräparat, hat man ja rasch auch die Verhältnisse subbasidial und in Lamellentrama gecheckt, HDS - Schnallen werden dann auch notiert, Stielbasis ebenfalls.


    LG, Pablo.

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