Hallo Ritterlingsfreunde,
neben den ganzen Braunen Ritterlingen habe ich mir in den vergangenen Wochen auch noch einige Grünlinge angeschaut. Besonders erfreut war ich als ich gestern, bei einer Gruppe ausgewachsener Espen, mal wieder T. frondosae bewundern durfte. Nach fünf Jahren Abwesenheit!
Bei meiner makroskopischen Einschätzung bin ich mir relativ sicher, denn diese Grünlinge sehen signifikant anders aus als die Gesellen aus dem Kiefernwald. Es handelt sich übrigens um die einzige, mir bekannte Stelle in meinem Gebiet. Ende September wuchs am gleichen Standort Cortinarius trivialis. Auch diese Art konnte ich bislang nur dort finden.
Der Pappel-oder besser Espengrünling zeichnet sich vor allem durch seine Schmächtigkeit aus. Man muss schon sehr vorsichtig sein, wenn man einen Fruchtkörper in einem Stück bergen will. Typisch sind die dunklen Schüppchen auf dem Hut und die stark bauchigen Lamellen. Ein weiteres Merkmal ist die deutlich konische Hutmitte bei allen Exemplaren. Von der Größe her sind diese Grünlinge geradezu mickrig. Die Hüte werden maximal 5 cm. breit bei einer Höhe von 4 - 7 cm. An diesen Grünlingen ist übrigens sehr wenig "Fleisch" dran, was sie ziemlich witterungsanfällig macht. Bei Regenwetter sind sie ziemlich durchgeweicht.
Allerdings scheint es sich hier um einen recht unübersichtlichen Artkomplex zu handeln. In der Sequenzierungstabelle von Heilmann-Clausen at.al. sind drei verschiedene Typen von T. frondosae aufgeführt. Falls Jemand Interesse an einer wissenschaftlichen Nachbearbeitung hat - die Grünlinge habe ich sicher gestellt.
Verglichen mit den Frondosaes können sich die Grünlinge (T. equestre) aus dem sandigen Kiefernwald zu echten Schwergewichten entwickeln. Ich hatte schon Exemplare von ca. 500 g mit Hutdurchmessern von knapp 20 cm.
Das Bild hier ist nicht so ganz optimal, dafür aber aktuell. Dieses Exemplar teilte sich seinen Standort mit Steinpilzen und Braunweissen Ritterlingen. Mit letzteren beschäftige ich mich später noch.
Direkt im Kiefernwald - meist im Moos - shehen hin und wieder Grünlinge, die man fast als Mittelding zwischen den beiden vorstehenden Arten deuten könnte. Diese haben eine orangebraune, feinschuppige Hutoberfläche und sind auch nicht so kompakt wie die "Sandgrünlinge". In der Regel treten sie als Einzelexemplare auf und haben einen längeren Stiel als der Hut breit ist. Vom Habitus her ähneln sie den hier vor Kurzem vorgestellten Tricholoma stans (cf), der übrigens am gleichen Standort erscheinen kann.
Ich habe diese Grünlinge allesamt mit Guajak und KOH20% getestet, um eventuelle Unterschiede feststellen zu können. Zuerst die orangebraun-feinschuppigen.
Die "Feinschguppigen Grünlinge" reagieren nur wenig mit Guajak. Das Ergebnis wurde nach ca. 5 min. abgelichtet. Mit KOH gibt es im Hutfleisch eine leichte, aber deutliche Rosaverfärbung.
Beim kompakten "Sandgrünling" dagegen erfolgten die Farbreaktionen innerhalb einer Minute und fielen auch deutlich aus. Verglichen mit den braunen Ritterlingen erfolgt die stärkste Guajak-Reaktion nicht an der Stielspitze sondern abwärts davon.
Nun zu Tricholoma frondosae:
Hier gab es keinerlei Reaktion auf Guajak und eine schwach hellbraune Reaktion auf KOH im Hutfleisch. Den Farbtest hatte ich 6 Stunden nach der Aufsammlung durchgeführt.
Interessant wäre hier, ob es sich bei den "Feinschuppigen Grünlingen" um etwas anderes handeln kann, als um T. equestre.
Bei den Skandinaviern gibt es ja neben T. equestre und den drei T. frondosae-Typen auch noch die Art Tricholoma ulvenii. Irgendwie finde ich dazu keine brauchbare Berschreibung im www. Zumindest nicht auf Deutsch oder Englisch. Ich wäre sehr erfreut, wenn mir Jemand hier einen Wink mit dem Zaunpfahl geben könnte, wo bzw. wie ich an aktuelle Beschreibungen und Forschungsergebnisse zu diesem Thema heran gelangen kann.
Das nächste Bild zeigt übrigens keine Grünlinge, sondern Tricholoma joachimii, der Vollständigkeit halber.
VG Ingo