PSV werden

  • Hallo. Ich würde mich gern zum Pilzsachverständigen weiterbilden. So wie ich es verstanden hab, ist es ja im Prinzip ein Selbststudium. Welche Literatur könnt ihr mir dafür empfehlen? Gibt es in irgendeiner Form Prüfungsbögen o.ä. ? Mit freundlichen Grüßen

  • Hallo Stumpi,


    unter der Rubrik "Pilzsachverständiger" sind auch Termine zur entsprechenden Schulung und Prüfung aufgeführt.
    Als Pilzsachverständiger sollte/muss man nicht nur Pilze (er)kennen, sondern auch für Anfragen geschult sein, z.B. von Krankenhäusern wg. möglicher Pilzvergiftungen.


    VG


    Hans

  • Danke für eure Hilfe. Aber es wird ja auch verlangt ein gebräuchliches Bestimmungswerk zu verwenden. Und um sich Grundlagen anzueignen, brauch man ja auch etwas Literatur um dann auch damit praktisch arbeiten zu können. Was gibt’s da?

  • Hallo Stumpi,


    wenn Du Rita Lüder: "Grundkurs Pilzbestimmung" durcharbeitest, hast Du schon eine ganz gute Grundlage. Dazu kommt Wissen über Vergiftungen, z.B. von der DGfM Webseite.


    In der Prüfung wirst Du keinen Bestimmungsschlüssel verwenden, aber nach Merkmalen wichtiger Gattungen gefragt.


    Für die praktische Prüfung brauchst Du aber praktische Kenntnisse, und die gibt's nur mit der Beschäftigung mit frischen Pilzen.


    Gruß,


    Wolfgang

  • Hallo Stumpi,


    bin zwar kein PSV, aber ich denke, dass Wolfgangs Buchtipp eine solide Basis ist. Ich kann auch Andreas Gminders "Handbuch für Pilzsammler" empfehlen, das ich auf meiner Website rezensiert habe.


    Ansonsten rate ich Dir, Dich einem lokalen Pilzverein anzuschließen, sofern es in Deiner Nähe einen gibt. Dort konnte ich mir anfangs in relativ kurzer Zeit einiges an Wissen aneignen, was den Mitgliedsbeitrag mehr als aufwog.


    Während der Hauptsaison werden zudem diverse Frischpilzausstellungen angeboten, die sind sehr empfehlenswert, weil man viele Arten auf kleinem Raum live begutachten kann. Die Fülle an Pilzen kann einen leicht überfordern, aber man kann sich ja ähnlich einem "Einkaufszettel" Arten notieren, die man sich genauer anschauen will, und dann gezielt danach suchen/fragen.


    Ergänzend lohnt es sich, besonders aktive Communities zu verfolgen, beispielsweise das Forum auf pilzforum.eu und/oder die Facebook-Gruppen "Pilze und Schwammerln". Da kann man einiges dazulernen, wenngleich Pilzfotos keine persönliche Inaugenscheinnahme von Fruchtkörpern ersetzen können. Natürlich kommen auch Fehlbestimmungen vor, aber gerade durch die dabei entstehenden Diskussionen lernt man viel dazu.


    Ich hoffe, das hilft Dir ein wenig weiter.


    Gruß, Andreas

  • Servus Stumpi...


    Zitat

    So wie ich es verstanden hab, ist es ja im Prinzip ein Selbststudium.


    Früher hatte die DGfM eine Ausbildungsordnung für Pilzsachverständige (wenn ich mich recht erinnere, fordert das sogar die Satzung der DGfM). Diese wurde dann ersatzlos gestrichen und es wird nur noch die Prüfung definiert. Für PilzCoaches hingegen gilt eine detaillierte Ausbildungsordnung, da man offenbar Basteln und Färben und Papierherstellen mit und aus Pilzen nicht selbst erlernen kann, während Pilzberatung wohl leichter ist... Nun gut. Geschmackssache.


    Zum Glück gibt es aber unabhängig von der DGfM immer noch Anbieter von Kursen, die auf die DGfM-Prüfung vorbereiten (bevor jetzt einer der hiesigen DGfM-Chefs wütend wird - ich meine jetzt die ehemaligen DGfM-Ausbilder, die weiterhin Ausbildungen für die DGfM-Prüfun anbieten und nicht Konkurrenzangebote - zumal ich da befangen bin und wir hier in Forum der DGfM sind). Ich würde dir vom alleinigen Selbststudium daher dringend abraten, sondern neben diesem auch einen Kurs bei einem guten Ausbilder empfehlen.


    Die Tätigkeit eines PSV ist eine verantwortungsvolle Tätigkeit - Fehler sind da schlimmer als wenn mal ein Pilzpapier nicht gelingt. Aber das ist Politik der DGfM und geht mich zum Glück nichts mehr an. Wenn ich aber Facebookgruppen als Empfehlung sehe, wird mir ein bisserl anders. Zumal gerade das Bildbestimmen genau das ist, was man als PSV der DGfM (zumindest früher?!) kritisch sehen sollte - vielleicht ist diese eine Facebookgruppe absolut spitze, keine Ahung. Was ich sonst so an Facebookpilzgruppen mitbekomme, ist es eher grausam, wie es da zugeht. Schnelles Chatten über Pilze - naja.


    Mach's nicht virtuell über Bilder im Internet, sondern über Pilzvereine, die praktisch arbeiten. Erklärungen im Gelände sind wertvoll. Und mal einen Pilzurlaub buchen.


    Wenn sich jemand fragt, warum ich hier überhaupt was schreibe (zu dem Thema) - unabhängig von der Politik dieses Vereins hier geht es um die Aufklärung der Bevölkerung und die Vergiftungsprävention. Beides empfinde ich als wichtig. Insofern fände ich es gut, wenn trotz der jetzigen Ausrichtung der Gesellschaft sich Freiwillige wirklich ausbilden lassen wollen. Es geht also um mehr als nur diesen Verein hier.


    LG
    Christoph

  • Gutes Statement Christoph.
    Mir geht’s es eigentlich auch darum, eher Aufklärung zu betreiben und Vergiftungen sowie Ahnungslosigkeit vorzubeugen. Denn in unserer Region sind viele noch ziemlich ahnungslos und ich hab das Gefühl, dass sich viele sowas wie einen PSV wünschen. :thumbup:


    Und was ich auch wichtig finde die immer mehr technisierte Gesellschaft bzw Jugend wieder zurück zur Natur zu führen.

  • Danke auch dir Andreas. Ich nehme die Tips auf.
    Bei uns ist es recht schwierig mit einem Pilzverein. Und es ist natürlich auch mit den Pilzen, wie bei der Arbeit. Nur von der Theorie lernt man keine Praxis. Gruß

  • Kleines Update


    Ich habe mir heute das Buch „ Grundkurs Pilzbestimmung „ bestellt. Es kommt diesen Monat eine neue und überarbeitetet -also 5. Auflage davon raus. Ich freu mich schon drauf. Und jetzt geht ja die Morchelzeit los.


    Gruß

  • Servus Stumpi,


    wenn du wirklich Pilzberater werden willst, rate ich dir dringend zu einem Kurs. Wie gesagt gibt es zum Glück immer noch Anbieter von Kursen, die auf die PSV-Prüfung der DGfM vorbereiten.


    Ich zitiere mal die Satzung der DGfM (und hebe manches fett hervor):


    §2 Absatz 6:
    Die DGfM bildet in von ihr anerkannten Einrichtungen die Pilzsachverständigen aus, prüft sie und bietet Fortbildungsveranstaltungen an. Diese gelten für Pilzsachverständige als verpflichtende Maßnahmen. Eine Prüfungsordnung regelt Verlauf der Ausbildung und Prüfung. Die bestandene Abschlussprüfung befähigt zur öffentlichen Beratung (in Schulen, Volkshochschulen, Verbänden, Pilzberatungsstellen) bezüglich Essbarkeit und Giftwirkung von Pilzen und ihrer Rolle für Mensch und Umwelt. ...


    Im Moment wird m.E. die eigene Satzung gebrochen, da die DGfM eben keine Einrichtungen mehr als Ausbildungsstätten anerkennt und auch den Verlauf der Ausbildung nicht mehr regelt. Das wurde (leider) alles einfach so ersatzlos gestrichen. Dass die eigene Satzung hier gebrochen wird, insbesondere bei dem zentralen Punkt der Vereinsziele, stört offenbar weder die Mitglieder noch den Vorstand. Scheint also alles nicht wichtig zu sein.


    Insofern rate ich: Nutze es aus, dass die ehemals von der DGfM anerkannten Ausbilder ihre Kurse weiterhin anbieten - noch gibt es solche Kurse!


    Da der Begriff PSV nicht geschützt ist, geht es nach Bestehen der Prüfung ja primär um die Versicherung, die Vereine wie die DGfM hier für ihre PSV anbieten. Andere Vereine bieten entsprechend Ähnliches an. Der NABU hat auch einen eigenen Pilzsachverständigen - ich vermute, dass man dort auch versichert wird (dort gibt es aber, wenn ich's recht im Kopf habe, auch keine Ausbildungsordnung). Es gibt weitere Vereine, die Pilzberater (oder PSV) versichern (und auch die Ausbildung definieren und da auf Einhaltung von Standards aktiv achten), andere bieten keine Versicherung an (da würde ich mich an deiner Stelle vorher informieren).


    Es ist auch gar nicht so einfach, als Verein heutzutage eine Versicherung für Pilzberater zu finden. Wir von der BMG haben auch lange suchen müssen. Ich kenne einen Fall in einem Nachbarland, wo gar keine Versicherung (zu erschwinglichem Beitrag) gefunden werden konnte. Daher kann ich nachvollziehen, dass manche Vereine Pilzberater ausbilden, ohne diese zu versichern. Ich würde nur dringend abraten, unversichert Pilzberatung anzubieten.


    Also: Fang mit dem Pilzbuch an, nutze dieses Forum (oder andere Foren), frage da aber detalliert nach, warum wer welche Meinung vertritt, was Bestimmung angeht (damit du dazu lernst und nicht nur einen Namen - der vielleicht sogar stimmt - zu einem Foto hast) und besuche dann passende Pilzkurse (essentiell!). Erst danach würde ich über eine Prüfung nachdenken. Wenn letztere dein Ziel ist, würde ich nur vorher schauen, bei welchem Verein ich meine Prüfung machen will, um den passenden Kurs zu finden - und ob der Verein eben eine Versicherung anbietet, was bei der DGfM der Fall ist (als Beispiel).


    Liebe Grüße,
    Christoph

  • Hallo Stumpi,
    freut mich, dass du dich für die Pilze interessierst und ich hoffe, dass du mit meinem Buch und der Bestimmung dort zurechtkommst. Natürlich kann dies keine Praxis ersetzen. Das Handbuch von Andreas Gminder schätze ich auch sehr.


    Grundsätzlich: PilzCoach und PSV kann man eigentlich nicht vergleichen. Der PilzCoach ist ein Einstieg in das Thema und eine geschlossene Ausbildung, wo vor allem auch ein Schwerpunkt auf Ökologie gelegt wird, um zu vermitteln, dass Pilze für die Erde unabdingbar sind. Hier geht es auch kreativ zu, Artenkenntnis ist nicht das oberste Ziel – dies gehört in erster Linie zu den PSV.


    Das Wissen um die PSV-Prüfung zu bestehen eignet man sich in der Regel über mehrere Jahre an, besucht Kurse, betreibt Selbststudium, vernetzt sich mit anderen etc. Da hier jeder nach Möglichkeiten in der Region und Wissensstand andere Voraussetzungen hat, gibt es keine geschlossene Ausbildung, sondern Kurse zu den verschiedenen „Schwierigkeitsstufen“.
    Da es so viele Möglichkeiten gibt, sich das erforderliche Wissen anzueignen, gibt es keine zwingende Koppelung von Kursen an die Prüfung.


    Wir (im Sinne von „der DGFM“) freuen uns über jeden der unsere Begeisterung für die Pilze teilt und dies auch noch multipliziert. Die Pilze leben das „Gemeinsam geht es besser“ ja mit ihrem „Wood-Wide-Web“ vor. So freuen wir uns, dass es einige Anbieter von super tollen Pilzkursen in verschiedenen Regionen Deutschlands gibt. Einige von ihnen nehmen auch die PSV-Prüfung ab. Diese Kurse und Termine stehen im Bereich des Forums im Kalender – hier kannst du auch nach Themen filtern (z.B. PilzCoach oder PSV). Vermutlich hast du das ja schon gefunden.
    Bei wem auch immer du Kurse besuchst, ich wünsche dir viel Spaß und bleib fasziniert von diesen Zauberwesen,


    herzliche Grüße von Rita

  • Hallo,


    wenn ich mich recht entsinne, gab es den Leitfaden für Pilzsachverständige online.
    Wo ist der denn abgeblieben?
    Wenn auch in formalen Dingen nicht aktuell wäre der für Stumpi und andere Interessierte doch recht informativ.
    (so er sich durch die unseligen Diskussionen hier nicht abschrecken lässt)


    Gruß Alis

  • Hallo Alis,


    eine neuer Leitfaden/Praxishandbuch ist in Arbeit. Der alte steht nicht mehr offiziell online zur Verfügung, weil einfach viel zu viel schon veraltet war. Wir, der FA PSV-Wesen, sitzen mit Hochdruck dran den gerade auszuarbeiten. Wir hoffen, dass wir den dann Ende dieser Saison dann soweit fertig haben, dass dann "nur noch" andere FAs z.B. FA Toxikologie Korrektur lesen müssen.


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Alis und Climbingfreak,


    abschreckend ist es zwar ein bisschen, aber nicht in Hinblick auf mein eigentliches Anliegen. Aber das ist nun mal so, dass man nicht alle zufrieden stellen kann.


    Gut zu wissen, dass dieser Leitfaden ein aktuelle Gesicht bekommt. Bin gespannt darauf.

  • Hallo Stumpi,


    was meinst du genau mit abschreckend in welcher Hinsicht?


    2006 als ich damit anfing mich richtig für Pilze zu interessieren; ich kannte vorher lediglich einige Rörlingsarten, Parasole und Pfifferlinge und das wars dann, wäre ich über ein Inet-Forum und andere Austauschmöglichkeiten sehr dankbar gewesen. Ich hatte 2-3 Dresdner PSV, mit denen ich meine Funde versuchte zu bestimmen. Leider hatten die auch wenig Zeit und einen Verein, bzw. Kursanbieter kannte ich damals noch nicht.
    Gerade bei öffentichen Pilztouren, Pilztagungen bzw. Pilzausstellungen lernst du so viel kennen und neues Wissen dazu. Mich hat die Technik eher zur Natur gebracht als umgekehrt. Jetzt ist es möglich mit Fotos, einer guten Beschreibung des Fruchtkörpers durch Abgleich der (mikroskopischen) Merkmale einen fragwürdigen Pilz bestenfalls innerhalb von ein paar Stunden zu bestimmen. Früher musste man Briefe schreiben, bei jeder Rückfrage. ;)


    l.g.
    Stefan

    Auf der Suche nach dem heiligen (Pilz)Gral ;)

  • Servus Stefan,


    das "abschreckend" bezieht sich doch auf die "unseligen Diskussionen" (wie Alis schrieb). Jedenfalls verstehe ich Alis' Aussage so.


    Liebe Grüße,
    Christoph

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