Eine Frage an Biowissenschaftler hier im Forum

  • Ich bin Heute früher als sonst aufgewacht und habe mir zum Zeitvertreib noch mal den Vermehrungszyklus der Pilze in einem populärwissenschaftlichen Pilzbuch (Readers Digest, ist gar nicht so übel, wie man meinen sollte) durchgelesen. Das war eine Wiederholung; u.a. im Pilzcoachkursus von Rita haben wir das auch schon gelernt.
    Bekanntermaßen entwickelt sich bei den Basidiomyceten zunächst aus den Sporen das einkernige Primärmycel, nach dem zufälligen Zusammentreffen mit einem zweiten Primärmycel das zweikernige Sekundärmycel. Das bleibt zweikernig, bis im FK erst kurz vor der Sporenbildung in der Basidie die Kerne zu einem diploiden Kern verschmelzen, sich 2x teilen und dann 4 Sporen mit je 1 Kern entstehen.
    Nun weiß jeder Biowissenschaftler, das Zellkerne die DNA enthalten, auf der Aminosäurenreihenfolgen kodiert sind, und damit die Bioproteinsynthese steuern. Bioproteinsynthese heißt Enzymsynthese, Produktion von Strukturproteinen und damit Steuerung der gesamten Ausstattung der Zellen und deren Stoffwechsel,also Definition des lebenden Einzelindividuums, egal ob Tier Pflanze oder Pilz.
    Ich frage mich jetzt, welcher der beiden Kerne bzw dessen DNA die Protiene produziert und damit das Pilzindividuum nun definiert. Entweder nur + oder nur - oder paralel oder abwechselnd oder wie sonst? Bei Pflanzen und Tieren verschmelzen die Zellkerne unmittelbar nach ihrer Befruchtung, da gibt es nur einen Kern und keine "Diskussion". Und ich frage mich auch, warum mir das nicht schon viel früher auf- und eingefallen ist. Vielleicht lag es ja an der viel zu frühen Morgenstunde :P .
    Auf erleuchtende Antworten hofft Saskia

  • Hi,


    hat so was überhaupt schon jemand erforscht?


    Ansonsten hast du bei deinen Überlegungen übersehen, dass auch Pflanzen und Tiere einen doppelten Chromosomensatz haben, nur nicht in 2 Kerne aufgeteilt. Ich denke mir, dass das bei Pilzen ähnlich geregelt sein wird. Ich bin leider kein Genetiker und kenne mich in den Regelungsmechanismen nicht so genau aus.


    Ich denke mir, dass es bei Pilzen auch dominant-rezessive Erbgänge gibt und das die dominanten Gene jeweils auf beiden Kernen liegen.


    l.g.
    Stefan

    Auf der Suche nach dem heiligen (Pilz)Gral ;)

  • Hallo Saskia,


    ich weiß nicht mehr wo, aber ich meine, zu Deiner Frage schon was gelesen zu haben, könnte in Bruce Kendrick: The Fifth Kingdom gewesen sein. Ich hoffe jedenfalls, keinen Stuss zu erzählen.


    Ja, der Pilz muss zu jedem Genabschnitt einen der beiden Kerne ausschalten. Dazu hat jede Zelle ja eine Reihe von Transkriptionsfaktoren (hier: Repressoren). Dabei hat ein Pilz quasi die freie Wahl, welche der beiden Erbinformationen (+ oder - ) ihm in der aktuellen Umweltsituation besser hilft, und verwendet dann diesen.


    Wie entscheidet er das? Keine Ahnung. Aber wie wäre es mit dieser meiner Mutmaßung: der Pilz probiert halt alle Kombinationen aus, und die Zellen, die die beste Genverwendung haben, vermehren sich schneller (die Information über die An-und Abschaltung wird ja mit weitergegeben).


    Der Pilz ist aber auch noch lebensfähig, wenn einer der beiden Kerne abgestorben ist. Dann bildet er halt keine Schnallen mehr und hat später 2-sporige Basidien - die Pilzmikroskopiker wissen, dass das gar nicht selten ist.


    Gruß,


    Wolfgang

  • Danke für die Antworten und die Links, die bringen mich schon mal sehr viel weiter.
    Und nein, ich habe nicht übersehen, dass die Tiere und Pflanzen in jeder somatischen Zelle einen diploiden Chromosomensatz haben. Die Gene wirken aber stark vereinfacht immer gemeinsam auch beim dominant rez. Erbgang, wenn sie nicht gerade reprimiert werden oder nicht funktionsfähig, weil kaputtmutiert, sind etc. Komplizierte Ausnahmen gibt es da reichlich.
    Saskia

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!