K-K-Reaktion bei Amanitopsis

  • Hallo an alle,


    wir (AK Mykologie im NaBu Bingen) hatten gestern an der Nahe einen Scheidenstreifling mit braunem Hut, grauen Lamellen und dunklen Schneiden. Stiel braun geschuppt, Sporen kugelig. Wir sind bei der Bestimmung am Artenpaar umbrinolutea/battarae hängen geblieben, und sollten die "K-K-Reaktion" testen.


    Davon hatten wir noch nie gehört, und daher waren wir etwas überfordert. Es geht um die Amyloidität der Septen an der Hut-Stiel-Grenze, soviel haben wir herausgefunden.


    Hat jemand eine genaue Anleitung, und vielleicht sogar ein Bild, wie das aussieht?


    Unser Pilz sieht zwar fast genauso aus wie umbrinolutea im Ludwig (Bd. 3, S. 14, Nr. 99.17A) , aber der Standort war kein montaner Nadelwald, sondern eher ein wärmeliebender Eichen-Hainbuchenwald. Aber Nordhang, und ein paar Fichten waren auch da. Leider ist der eine Fruchtkörper am Nachmittag bei 30° zerflossen, so dass ich keinen Beleg und auch nur grauselige Bilder habe. Aber ich möchte auf die Art und den Standort achten, und beim nächsten Mal besser vorbereitet sein...


    Grüße,



    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    ich habe die K-K-Reaktion* letzten Herbst zwei Mal an Amanita umbrinolutea (früher battarrae) überprüft - ganz typische Exemplare aus dem Bergfichtenwald um Oberhof mit stark rostfleckendr Volva und dunkler Lamellenschneide. Es ist mir nicht gelungen, eine Amyloidität an den Septen der Trama im Hut-Stiel-Übergang festzustellen! So gerne ich das auch da reininterpretiert hätte .....


    Nun habe ich gerade den originalartikel nochmal nachgelesen: Die Reaktion ist beim Zweifarbigen Scheidenstreifling in der Tat negativ. Bei Amanita fulva war das für mich gleichfalls nicht wahrnehmbar, ebenfalls eine negative Art. Positiv soll z.B. amanita crocea sein, aber die konnte ich bisher nicht überprüfen.


    * benannt nach Kotilová-Kubièková (1982). Der Artikel ist in Heft 2 der Ceská Mycologie 36. Das heft kann hier komplett heruntergeladen werden: http://www.czechmycology.org/_cm/CM362.pdf


    beste Grüße,
    Andreas

  • Servus Wolfgang,


    Andreas hat dir ja bereits den Link zur Originalarbeit angegeben. Mein Zusatztipp: teste die K-K-Reaktion erst bei einer sehr deutlich positiven Art, beispielsweise dem Fliegenpilz oder dem Königsfliegenpilz (ich habe es als Einstieg bei beiden getestet, da ist es schon sehr auffällig, dass sich das Plasma an den Septen und darüber hinaus färbt). Geht übrigens auch am Trockenbeleg.


    Bei Scheidenstreiflingen teste ich immer den Übergang von Hut zu Stiel - da sind auch die schwach reagierenden positiv (im restlichen Stielfleisch kann es mau aussehen).


    Beispiel:
    Amanita ochraceomaculata: K-K-negativ, Amanita betulae K-K-positiv (nach der suche ich, habe sie aber noch nicht gehabt).


    Liebe Grüße,
    Christoph

  • Hallo an alle,
    Danke für die Hinweise. Dann ist da vielleicht ein Fehler in Ludwig und Gröger, denn dort ist die KK-Reaktion von umbrinolutea als positiv angegeben (in Abgrenzung zur negativen battarrae !), denn die Tschechen haben sicher mehr montane Nadelwälder als mediterrane Laubwälder, wenn es um die Interpretation des Namens "umbrinolutea" geht.


    Gruß,


    Wolfgang

  • Servus Wolfgang,


    die Interpretation der beiden Namen A. battarrae und A. umbrinolutea geht immer hin und her. Ich bin bislang meist Contu gefolgt, für den die mehr grauhütige Art mit den dunkel grauen Lamellenschneiden und der auffallend ocker gefleckten Volva Amanita battarrae ist. Dann wären die von dir erwähnten Fichten vermutlich die Baumpartner, wobei z.B. Contu (2003) auch von Nadel- und Mischwäldern spricht.


    Nach Contu (2003) ist Amanita umbrinolutea die Laubwaldspezies, wie du ja auch schreibst und wie sie die meisten wohl interpretieren, die die beiden nicht zusammenwerfen. Sie hätte aber mehr braune und gelbbraune Töne (Name: umbino lutea). Contu (2003) meint, sie sei kräftiger als Amanita battarrae s.str., wobei ich das nicht so ganz nachvollziehen kann (mangels Funden vermutlich). Jedenfalls zeigst du eher eine Amanita battarrae s. Contu (2003).


    Ich lese immer wieder von anderen Abgrenzungsversuchen - exakter Aufbau des Subhymeniums... dann von der Aufgeblähtheit der subhymenialen Zellen, um woanders zu lesen, dass sie bei beiden gleich seien. Dann die K-K-Reaktion... es ist immer die Frage, in wessen Sinn was wie interpretiert wird. Da geht es um Neville & Poumarat (2009). Ich muss aber nochmal nachlesen - ich meinte, mich zu erinnern, dass es nicht ganz so eindeutig war, bin da aber gerade blank.


    Ich zitiere jetzt einfach mal den Schlüssel von Contu (2003):


    Zitat

    19. Small and delicate species with ash-grey to greyish brown pileus bearing a dark umber submarginal zone, gills white with pale greyish edge, stem white; upland species growing in mixed woods or under conifers (BSMF 18: 272, BSMF 108: 74) . . . . . . . . . . . . . . . . A.battarrae (Boud.)Bon
    x More robust species without greyish tinges in the pileus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20


    20. Pileus yellow-umber to brownish yellow, always dark brown near the centre, gills becoming pale greyish with age, stem white with brownish bands; growing especially with hardwoods (Gilb.: 215, M&B: 83, BSMB: 24) . . . . . . . . . . . . . A.umbrinolutea (Secr. ex Gill.) Bataille emend. Bataille*
    [this is usually recorded in britain as A. batttarrrae - Ed.] (= A. battarrae Auct. p.p.)
    x Pileus dark olivaceous brown to bronze-brown to bistre-brown, gills white but soon dark greyish with darker edge, stem with olivaceous-brown bands; growing especially with conifers (BSMF 108: 74) [see Fig. 1]. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. fuscoolivacea (Kühn. ex Contu) Romagnesi


    Neville & Poumarat (2009) haben teils eine zu Contu widersprüchliche Interpretation, was das alles nicht einfach macht. In vielen Fällen haben sie wohl recht, aber in allen?!


    Tulloss (2018) wiederum bildet Amanita umbrinolutea aus einem Nadelwald ab - aber makroskopisch entspricht die Hutfarbe der Bweschreibung von Contu (2003), während deiner in der Hutmitte blasser, nur creme ist. Gut, Contu (2003) beschreibt den Stiel nur als weiß, dabei ist die Tafel von Boudier eindeutig: Stiel genattert bei A. battarrae. Der Stiel deines Fundes ist nicht rein weiß, aber als Grundfarbe hell und dann dunkel überzogen, was an der Stielspitze schon aufnattert.


    Da aber eh kein Beleg vorliegt, kann weder die K-K-Reaktion geprüft werden, noch der Subhymenialaufbau nach Tulloss studiert werden. Es ist wohl am seriösesten, das als Amanita battarrae s.l. laufen zu lassen (oder A. umbrinolutea s.l., ganz nach Geschmack.


    Literatur:
    Contu M (2003): A revised key to Amanita section Vaginatae (Fr.) Quél. in Europe. Field Mycology 4(4): 128-136.


    Neville P, Poumarat S (2009): Quelques espèces nouvelles ou mal délimitées d'Amanita de la sous-section Vaginatinae. 1er complément à Amaniteae, Fungi Europaei 9. Fungi non Delineati 51-52: 1-197.


    Tulloss RE (2018): http://amanitaceae.org/?Amanita+battarrae und http://amanitaceae.org/?Amanita%20umbrinolutea



    Liebe Grüße,


    Christoph

  • Hi Christoph,


    vielen Dank für die ausführliche Erläuterung!


    Den Subhymenialaufbau hatte ich mir angesehen, die Basidien entspringen stark aufgeblasenen Zellen.


    Aber auch das reicht wohl nicht, um das Namenswirrwarr aufzulösen...


    Liebe Grüße,


    Wolfgang

  • Andreas Kunze

    Hat das Label Expertenthema hinzugefügt.

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