Ehrenamtliche Pilzberatung am siechenden Ende?

  • Liebe Pilzfreundinnen und Pilzfreunde,


    in der Online-Ausgabe der Lausitzer Rundschau ist gestern ein Artikel mit dem beunruhigenden Titel „Pilzberatung in großen Nöten“ erschienen. Darin wird der rückläufige Nachwuchs unter den ehrenamtlichen Pilzberatern in Brandenburg skizziert. Auch unser Vizepräsident Dr. Wolfgang Prüfert kommt darin zu Wort:


    Zitat von Wolfgang Prüfert

    „Das Problem ist auch noch nicht einmal, dass niemand die Prüfung als Pilzberater ablegen will.“ Vielmehr seien immer weniger Menschen bereit, ihr Fachwissen mit anderen zu teilen und ihre Adresse zum Beispiel in einer öffentlich zugänglichen Liste von Pilzberatern zu hinterlegen. „Und wenn dann nachts das Telefon klingelt und ein Krankenhaus dran ist, das bei Verdacht auf Pilzvergiftung einen Berater sucht, der Erbrochenes identifiziert, ist die Grenze des Ehrenamtes schnell erreicht.“ Bundesweit sei die Pilzberatung heute schon lange nicht mehr flächendeckend möglich.


    In weiteren Verlauf wird auch noch der Aspekt beleuchtet, dass für die Beratungsleistungen kaum Honorare gezahlt werden. Außerdem schielt man etwas neidisch auf Mecklenburg-Vorpommern, weil das dortige Landesamt für Gesundheit und Soziales einen Landespilzsachverständigen beschäftigt.


    Hier gibt's den kompletten Artikel zum Nachlesen:
    https://www.lr-online.de/nachr…ossen-noeten_aid-23530923


    Ist es wirklich diese Kostenlos-Mentalität bei Pilzberatungen, die den Beratern ihre Motivation raubt?


    Oder drückt der Schuh von ganz woanders?


    Gruß, Andreas

  • Aus meiner Sicht ist der Kern der Sache ja schon getroffen. Man kann eigentlich die Uhr danach stellen, wenn draußen die Pilze sprießen, klingelt regelmäßig das Telefon und auch die Haustürklingel - und das mehr oder weniger rund um die Uhr. Konkret von 8:30 Uhr morgens bis 3:30 Uhr in der Nacht. Dabei ist in der Regel von den Ratsuchenden die Erwartungshaltung, dass man als Pilzberater ständig und immer zur Verfügung zu stehen hat. Auf die Idee, dass man das nur hobbymäßig betreibt und nebenbei tagsüber einem geregelten Beruf nachgeht, kommen die Wenigsten. Auch die Frage "kostet das was?" bekommt man nicht allzu oft zu hören. Immerhin lassen knapp über die Hälfte der Ratsuchenden schon mal ein "Danke schön" rüberwachsen.
    Da frage ich mich manchmal schon, warum ich mir das antue (und meine Frau erst recht...)?


    Motivation ist doch eigentlich, wenn man für das was man tut, irgendwie belohnt wird. Das muss nicht unbedingt finanziell sein, sondern kann auch eine andere Form der Anerkennung sein. Aber daran hapert es oft bei der Pilzberatung.


    Beste Grüße
    Harald

    Landeskoordinator Pilzkartierung Hessen

  • Servus Andreas,


    den Satz "Bundesweit sei die Pilzberatung heute schon lange nicht mehr flächendeckend möglich." würde ich eher ersetzen durch "eine bundesweit flächendeckende Pilzberatung hat es nie gegeben". In Ostdeutschland sah es wohl anders aus, als die Pilzberatung noch über den Staat (DDR) organisiert wurde und es eine Hierarchie gab.


    Ob mehr Pilzberater wegfallen als neu hinzukommen, könnte z.B. die DGfM rein statistisch prüfen (wie viele Ausweise erlöschen, wie viele werden ausgestellt). Freilich erkennt man daran nicht, wer mit Ausweis auch aktiv berät. Aber für die Diskussion müsste man erst die Fakten kennen - und da muss eben vermutlich zwischen West und Ost noch differenziert werden. Man müsste auch schauen, welche Pilzberater über andere Vereine laufen und die mit reinnehmen.


    Sollte es so sein, dass die Zahl der Aktiven Pilzberater aktuell rückläufig ist, dann wäre die Frage, was man konkret tun könnte, dass mehr Menschen animiert werden, Pilzberater zu werden. Dafür müsste man - vielleicht über Umfragen in einschlägigen Foren und Facebookgruppen - eruieren, was davon abhält, Pilzberatung anzubieten und / oder eine Ausbildung zu durchlaufen und die Prüfung abzulegen.


    Ich sehe, dass im Raum München viel Potential ist. Die BMG bietet heuer einen Kurs in München an, der sofort ausgebucht war. Hier ist es aber eine Großstadt mit einem sehr aktiven Pilzverein. Anderswo sieht es schon rein strukturell anders aus.


    Was nächtliche Anrufe bei Vergiftungen angeht, ist das für mich ein ganz anderes Thema. Das ist keine Pilzberatung. Und die wenigsten PSV der DGfM mikroskopieren, vermute ich mal. Und ohne Mikroskopie fällt die Beurteilungen von Speiseresten schwer. Und Erbrochenes habe ich beispielsweise erst einmal bearbeiten "dürfen". Meist sind es Essensreste. Und hier kann man abrechnen, das ist nicht ehrenamtlich.


    Zurück zur Pilzberatung - ich hatte früher meine Privatadresse angegeben und wurde dann teils auch zu allen möglichen Zeiten kontaktiert. Und ja, es gab auch Fälle von Personen, die richtig sauer wurden, wenn ich nicht daheim war (damals war ich noch Student und war halt auch in Vorlesungen und dann nicht daheim). Diese Personen haben die Fehlvorstellung, Pilzberater seien vom Staat angestellt und es wäre eine Dienstleistung, die erfüllt werden müsse. Da könnte ein großer Verein auch Aufklärung betreiben. Und sonst muss man das als Pilzberater machen.
    Nachdem es später soweit ging, dass wenn ich heimkam Beutel mit Pilzen an der Tür hingen (mit Zettel und Telefonnummer), war ich dann auch eine zeitlang nicht mehr mit Adresse im Web als Pilzberater. Ich kann diese Form des Entnervtseins daher gut nachvollziehen.


    Mittlerweile stehe ich wieder mit Anschrift und Telefonnummer als Pilzberater im Web (aber nicht der DGfM) und ich habe eigentlich kein Problem - es wurde immer vorher angerufen, ob ich Zeit hätte und die Beratungen waren alle richtig nett. Ist manchmal einfach Zufall. Man kann aber auch ohne Adressnennung Beratungen anbieten.


    Was bringt die Pilzberatung? Ich habe das in meinen PSV-Kursen (für die DGfM) früher immer versucht, zu vermitteln. Denn es muss ja neben reinem Altruismus einen Grund geben, warum man sich freiwillig für so eine verantwortliche Aufgabe bereiterklärt.
    Allein, dass man (neben vielen Gammelmaronenterminen) auch interessante Arten aus Gärten und Parkanlagen begracht bekommt, finde ich persönlich spannend. Und man lernt Menschen kennen und kann da wirklich helfen, was ich sehr positiv finde.


    Die Gründe sind natürlich undividuell unterschiedlich. Wenn man aber mehr Pilzberater haben will, muss man auch Werbung dafür machen. Man sollte die Personen, die mit dem Gedanken spielen, Pilzberater zu werden, unterstützen und sie animieren. Das geht lokal und vor Ort (z.B. in Pilzvereinen) natürlich einfacher (direkte Gespräche bei Wanderungen usw.). Oder aber auch bundesweit im Internet?!


    Just my 2 cents,


    liebe Grüße,
    Christoph

  • Oder drückt der Schuh von ganz woanders?

    Sevus Andi,
    das mag viele Gründe haben aber ein wichtiger ist sicherlich das die DGfM die Pilzberatung nicht mehr als so wichtig ansieht und lieber den Pilzcoach in den Vordergrund stellt.
    Sonst würde man ja die Ziele die in der Satzung stehen ernster nehmen,
    viele Grüsse
    Matthias

  • Liebe Freunde,


    die "offizielle" Pilzberatung ist doch nur die eine Seite der Medaille. Wer in der regionalen Presse zur Pilzsaison als geprüfter PSV benannt wird, muß schon damit rechnen auch in Anspruch genommen zu werden, möglicherweise auch mit Unannehmlichkeiten.


    Es gibt aber noch den weiten Bereich, der vor Ort bekannten "Pilzheinis" und "Kräuterweiblein", die sich meist ebensogut mit Pilzen auskennen werden. Deren Beratung wird aber nicht statistisch erfasst, ist aber im ländlichen Bereich wohl das Übliche. Das erfolgt dann auf die Schnelle über den Gartenzaun und wird oft sogar mit einem Bier oder anderen leckeren Naturalien belohnt.


    Das Ideal wäre wohl saisonale Pilzberatung an einem festen, öffentlichen Ort zu einer festgelegten Zeit mit Kostenausgleich für die Beratenden. Bereitwillige, zahlreiche Berater und wohlwollende Kommunen vorausgesetzt. Dies würde auch im Einzelfall die Privatsphäre schützen. Nicht jeder PSV hat ein großes Haus mit geeigneten Räumen zur Beratung von Matschpilzen, Maden, Schnecken und Pilzkäfern.


    Beste Grüße
    Stefan F.

  • Hallo Christoph,


    auch wenn ich das Themenfeld PSV bzw. Pilzberater nur am Rande verfolge, hatte ich von einer flächendeckenden Pilzberatung in D denselben Eindruck wie Du.


    Allerdings hatte ich Wolfgangs Aussage, so die Presse sie korrekt wiedergegeben hat, so verstanden, dass nicht immer weniger die PSV-Prüfung ablegen, sondern dass immer weniger PSV ehrenamtliche Pilzberatung leisten wollen.


    Du bist ja in Bayern direkt am Puls, wenn man so mag: Wie schätzt Du die Situation im Freistaat ein?


    @alle
    Vielleicht kann Stefan82 als Sprecher des Fachausschusses PSV-Wesen hier nähere Auskunft geben?


    Zumindest die Zahl der gegenwärtig aktiven PSVDGfM ließe sich doch anhand der PSV-Liste auf der Website +/- festmachen lassen?


    Gruß, Andreas

  • Das Ideal wäre wohl saisonale Pilzberatung an einem festen, öffentlichen Ort zu einer festgelegten Zeit mit Kostenausgleich für die Beratenden. Bereitwillige, zahlreiche Berater und wohlwollende Kommunen vorausgesetzt. Dies würde auch im Einzelfall die Privatsphäre schützen. Nicht jeder PSV hat ein großes Haus mit geeigneten Räumen zur Beratung von Matschpilzen, Maden, Schnecken und Pilzkäfern.

    Hallo Stefan,
    wir haben hier in Nürnberg da Glück Räumlichkeiten zu haben, aber das Problem ist das die Beratungstermine nicht am Wochenende stattfinden, Wir verweisen auch bei unseren Lehrwanderungen die bei der NHG gelisteten PSV telefonisch zu kontaktieren um zeitnah die Pilze ansehen zu können,
    Es ist aber auch so wie Harald schrieb, wenn nichts wächst ist keine Reaktion da und sonnst kommt manchmal sehr viel.
    Gruss Matthias


  • Allerdings hatte ich Wolfgangs Aussage, so die Presse sie korrekt wiedergegeben hat, so verstanden, dass nicht immer weniger die PSV-Prüfung ablegen, sondern dass immer weniger PSV ehrenamtliche Pilzberatung leisten wollen.

    Servus Andreas,


    das hatte ich ja oben schon angedeutet. Ob das aber wirklich so ist, ist halt die Frage. Natürlich hören immer wieder Pilzberater auf, Beratungen anzubieten - siehe z.B. Zuehlis Beitrag, der die Beweggründe ja klar zeigt. Es kommen aber auch immer wieder neue Pilzberater nach. Und auch die eher inaktiven machen dann mal bei der einen oder anderen Pilzausstellung eine Beratung. Ist halt schwer zu evaluieren.




    Du bist ja in Bayern direkt am Puls, wenn man so mag: Wie schätzt Du die Situation im Freistaat ein?

    Ob ich direkt am Puls bin, weiß ich nicht, glaube es eher weniger. Ich bin und war nicht für den Bereich Pilzberatung in unserem Präsidium tätig. Ich engagiere mich in der Fortbildung und in der Ausbildung von Pilzberatern. Ich habe aber keinen direkten Kontakt zu allen aktiven Pilzberatern.


    Ich kann es ein bisserl für München sagen - die vom VfP München angebotenen Beratungstermine sind sehr erbeitsnehmerfeindlich - montags vormittags und nachmittags.


    Und jetzt bitte keine unnötige Diskussion, dass es auch Arbeitnehmer gibt, die montags / werktags frei haben.


    Daher bieten vom Verein relativ wenige Pilzberatung in den städtischen Räumen an. Ich weiß aber, dass einzelne auch private Pilzberatung anbieten und dass das Interesse groß ist. Ich weiß aber auch, dass es Bereiche gibt, in denen kaum ein Pilzberater aktiv ist. Und wenn dort jemand einen Ausweis hat, heißt das nicht, dass da Beratungen angeboten werden.


    Bedarf besteht aber auf alle Fälle.


    Das Thema DGfM und Pilzberatung ist aber sehr heikel und kann hier m.E. nicht sachlich und lösungsorientiert diskutiert werden. Ich sehe den aktuellen Kurs der DGfM in Sachen Pilzberatung äußerst kritisch und fürchte, dass gerade ein nicht optimales System zerschlagen wird und den Bach hinunter geht. Das ist meine Befürchtung und meine Meinung. Ich kann mich da irren und würde gerne vom Gegenteil überzeugt werden (fände ich beruhigend). Aber genau das bedarf einer Diskussion, die auf Argumenten basiert.


    Liebe Grüße,
    Christoph

  • Ich kann mich da irren und würde gerne vom Gegenteil überzeugt werden (fände ich beruhigend).

    Hallo Christoph,


    ich kann dich beruhigen, du irrst.


    Das es bei Inhalten und Abläufen immer noch Verbesserungsbedarf gibt, ist klar und wurde auch in diesem Frühjahr hier mehr als ausführlich diskutiert.


    Ich mache die Gesamtsituation an den hier nun zum zweiten Mal veröffentlichten Zahlen fest. Und wie ich am letzten Freitag erfahren habe, hält der sehr positive Trend auch 2018 an, denn es sind bereits jetzt alle angebotenen Prüfungstermine mit Prüfungswilligen belegt.


    Auch diejenigen, die meinen, die Einführung der PilzCoach-Ausbildung hätte dem PSV-Wesen geschadet, irren. Etliche PilzCoach bilden sich weiter und machen dann ein paar Jahre später die PSV-Prüfung. Hier wird von der DGfM gut funktionierende Nachwuchsarbeit gemacht.


    Ich würde in dieser Diskussion, ausgelöst durch einen Presseartiikel aus Brandenburg, auch generell zwischen den Neuen Bundesländern und den Alten trennen. Wenn ein funktionierendes, staatlich gefördertes Pilzberaterwesen zerschlagen wird, kann es danach nur schlechter werden. Und dieser Zustand ist schon seit Jahrzehnten bekannt.


    Im Westen ist die Beraterdichte und der Bedarf so unheitlich wie das Pilzwetter. Ich kann für meinen Teil nach > 20 Jahren PSV-Beratertätigkeit 24/7 zwischen München und dem Bayerischen Wald sagen, dass es bislang ganz locker und easy gelaufen ist. Aus anderen Ecken hört man gelegentlich, dass die Beraterdichte so hoch sei, dass Konkurrenzängste entstehen, z. B. wenn plötzlich ein freundlicher und kreativer PilzCoach dazu kommt ;)


    So long alles Gute, Peter

  • Über das PSV-Wesen und die Haltung der DGfM dazu ist hier in mehreren Diskussionssträngen teilweise sehr emotional diskutiert worden. Was es aber bis zum heutigen Tag allerdings nicht gibt, ist eine tatsächlich umfassende Analyse des Systems, der tatsächlichen Fakten und der Ursachen für dann mglw. sichtbare Verwerfungen.


    Einbeziehen muss man da - auch das ist nicht zu leugnen, auch wenn die DDR schon fast 3 Jahrzehnte lang nicht mehr existiert - dass es im Osten nach wie vor unterschiedliche Strukturen in der Pilzberatung gibt. Mit der Wiedergründung von Landesverbänden der Pilzberater - eben auch des BLP (von dem im Eingangsartikel die Rede ist), dem LVPS, aber auch der AMMV, der PABB, der ThAM und der AgSM gibt es im Osten a. G. eines Defizits bzw. Vakuums, dass die DGfM in den 90-ern nicht auszufüllen vermochte, landesweit tätige Vereine, die es m. W. im Westen in adäquater Weise nur in Bayern und Schleswig-Holstein gibt.


    Wenn die DGfM hier Zahlen von PSV präsentiert, dann möchte ich fast sagen, da schmückt man sich mit fremden Federn. Absolut nichts mehr (auch förmlich nichts mehr) hat die DGfM mit der Ausbildung von PSV zu tun. Man macht nichts weiter als ein Prüfungsergebnis anzuerkennen und gibt die Prüfungsfragen vor. Man hat in der DGfM lediglich (noch) ein System zur Anerkennung von PSV. Während man die Ausbildung von PilzCoach in der DGfM haarklein regelte, hat man jegliche Regularien und Ansätze zur Ausbildung von PSV abgeschafft, statt das auch bis dahin nicht der Satzung genügende System endlich anzupassen und zu verbessern.


    Inzwischen verstößt man ganz bewusst gegen die Satzung - denn "Die DGfM bildet in von ihr anerkannten Einrichtungen die Pilzsachverständigen aus, prüft sie und bietet Fortbildungsveranstaltungen an." ist die Aufgabe lt. Satzung.
    Man bildet PSV nicht aus - machen Private.
    Man bietet auch keinerlei Fortbildungsveranstaltungen an - auch das überlasst man anderen.


    Ich will beileibe nicht die länderbezogenen PSV-Strukturen im Osten abschaffen - wenn man aber eben ehrlich ist, sind diese wiedergegründeten Strukturen entstanden, weil es schon nach Abschaffung des strukturierten DDR-Pilzberatersystems, abgesehen von Forderungen durch die DGfM an die PSV keine Förderung gegeben hat - von Anerkennung ganz zu schweigen.


    Pauschal zu unterstellen, dass niemand mehr ehrenamtlich arbeiten will, ist m. E. zu kurz gegriffen. Hunderttausende engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich für karitative, soziale, integrative und vielfältige andere Arbeiten zu Gunsten Dritter. Wenn das Pilzberatersystem leidet, dann muss man also gucken, welchen Systemfehler es gibt und was man als tragende Organisation falsch macht.


    Die Frage ist ganz einfach - was tut man als gemeinnütziger Verein zur Anerkennung dieser Arbeit? (Außer Regeln aufzustellen, was man als PSV wann tun muss und die PSV eigenes Geld für Aus- und Weiterbildung und Prüfung zahlen zu lassen?)


    Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Die DGfM vergibt mehrere Preise und zeichnet Mitglieder aus, für wiss. Arbeiten, für Kartierungen ..., die DGfM ernennt Ehrenmitglieder. Kann sich irgendwer erinnern, dass mal jemand für z. B. 50 Jahre ehrenamtliche Pilzberatertätigkeit von der DGfM geehrt wurde? Hat die DGfM einen extra Preis für Pilzsachverständige?


    Aber dass man jemanden von der DGfM ans Krankenbett eines 80-jährigen schickte, um die Weiterbildung mit ihm zu machen, damit man den PSV-Ausweis des kränklichen PSV verlängern konnte - daran kann ich mich sehr wohl erinnern.


    Wenn also von DGfM - Seite Defizite beklagt werden und ein Aussterben von Pilzberatern, dann sind das in meinen Augen Krokodilstränen die vergossen werden. Alles was man für die PSV von Seiten der DGfM bislang - und das seit Jahrzehnten - getan hat, erschöpft sich in Regularien, Gängelei und Bürokratie.


    Beste Grüße - Peter

  • Hallo Peter,


    Die DGfM vergibt mehrere Preise und zeichnet Mitglieder aus, für wiss. Arbeiten, für Kartierungen ..., die DGfM ernennt Ehrenmitglieder. Kann sich irgendwer erinnern, dass mal jemand für z. B. 50 Jahre ehrenamtliche Pilzberatertätigkeit von der DGfM geehrt wurde? Hat die DGfM einen extra Preis für Pilzsachverständige?

    danke für Deinen Vorschlag. :thumbup:


    Gruß, Andreas

  • Liebe Freunde,


    was mich in diesem Zusammenhang interessiert, ist die Frage, werden denn Pilzberatungen als gesellschaftliche Notwendigkeit überhaupt allgemein gefordert oder wird nur dankbar das Angebot an ehrenamtlicher Pilzberatung angenommen? Wie groß ist denn die Interessiertheit der staatlichen Stellen an solchen Leistungen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung? Wie unterscheiden sich da Bund, Länder, Kreise und Kommunen? Wer ist denn eigentlich befähigt die Angebote auf den Wochenmärkten auf Giftpilze, Sammel- und Vermarktungsverbote hin zu überprüfen? Hat das Marktamt dort eigene PSV?


    Wenn die Notwendigkeit und der Nutzen der Pilzberatung durch PSV nicht gesamtgesellschaftlich anerkannt und gefordert/gefördert wird fehlt uns eine wichtige Säule in unseren Bemühungen. Meint der Staat etwa: "Schön, daß ihr es anbietet, aber es geht auch ohne." ? Auf der anderen Seite ist auch klar, daß eine materielle, öffentliche Unterstützung auch Verpflichtungen mit sich brächte.


    Wie stark ist denn Unterstützung von staatlicher Seite für die Tätigkeit der PSV, wenn sie überhaupt vorhanden ist. Da fehlt mir jegliche Erfahrung. Wird das mit der Gemeinnützigkeit bei der Besteuerung abgegolten?


    Beste Grüße
    Stefan F.

  • Liebe Freunde,


    bei der Diskussion um die Tätigkeit und Ausbildung der Pilzcoaches, die hier im Thema mit anklingt, sollte man bedenken, daß diese eine gute mediale Wirkung nach außen haben. Dieses bunte Schaufenster der DGfM dient schon für einen zweiten Blick auf uns als Ganzes. Wir könnten auch davon profitieren. Man sollte nur Obacht geben, daß nicht die bunte Veranstaltung, sondern der Pilz im Mittelpunkt steht. Pilzhüpfburgen und Pilzkarusells mit Fliegenpilzen zum draufsitzen, wären, um es mal sehr stark übertrieben zu sagen, für mich so ein Beispiel.


    Beste Grüße
    Stefan F.

  • Hat die DGfM einen extra Preis für Pilzsachverständige?

    Der Vorschlag gefällt mir sehr gut. Den hätten wir sicher gern auch schon zur Amtszeit von Peter Specht als PSV-Beauftragter der DGfM umgesetzt, wenn er da gekommen wäre.


    Ich habe mir mal die Seiten der LVPS http://www.lvps.de/ angesehen. Wo finden sich denn da eure Preisträger? Ich bin trotz einiger Suche nicht fündig geworden.


    @Peter, 100 Mitglieder und 78 Pilzberater allein in Sachsen-Anhalt sind doch ein tolle Sache. Wieviele hättet ihr denn gerne für eine gute Beratungsversorgung der Bevölkerung?
    Wie steht es bei euch mit dem Nachwuchs, wieviele PSV bildet ihr aus, wieviele kommen pro Jahr hinzu, wie ist der Altersdurchschnitt? Nach §3, Pkt. 8 ist das ja ein Satzungszweck des LVPS.


    Mit der Wiedergründung von Landesverbänden der Pilzberater - eben auch des BLP (von dem im Eingangsartikel die Rede ist), dem LVPS, aber auch der AMMV, der PABB, der ThAM und der AgSM gibt es im Osten....

    Das sehe ich nicht als Defizit, sondern im Sinne von Regionalstrukturen sehr positiv. Die Zusammenarbeit könnte wohl intensiver sein, insbesondere wenn man Wünsche an die DGfM hat. Wieviele der LVPS-Mitglieder sind denn Mitgied in der DGfM?


    Beste Grüße, Peter

  • Wie stark ist denn Unterstützung von staatlicher Seite für die Tätigkeit der PSV, wenn sie überhaupt vorhanden ist. Da fehlt mir jegliche Erfahrung. Wird das mit der Gemeinnützigkeit bei der Besteuerung abgegolten?

    Hallo Stefan,


    von Bundes-Seite gibt es am PSV-Wesen keinerlei Interesse. Selbst als es vor 2 Jahren die Massenvergiftungen mit grünen Knollenblätterpilzen gab, wurde eine Anfrage von mir beim Bundesamt für Risikobewertung (das sich zu dem Thema zu Wort geäußert hatten) nicht einmal mit einer Eingangsbestätigung quittiert. Das Bundesamt für Naturschutz hat gerne mit der DGfM in Zusammenhang mit der Roten Liste zusammengearbeitet, aber das ist ein anderes Themengebiet. Den Giftnotrufzentralen wurden keine Mittel für eine geplante bundesweite Datenbank der Vergiftungen bewilligt. Der Ausschuss Pilze des Lebensmittelbuches hat jetzt immerhin erstmals einen DGfM-Vertreter eingeladen.


    Auf Landes- und kommunaler Ebene ist es logischerweise regional sehr unterschiedlich, da ist im Osten mehr Bewusstsein, wie jetzt die Initiative in Brandenburg zeigt. Das bekommen wir im Präsidium aber meist gar nicht mit - da sind wohl eher Einzelfälle, wenn die DGfM in solchen Fällen überhaupt dazu angesprochen wird.


    Ich bin im Übrigen von der Lausitzer Rundschau nicht ganz korrekt zitiert worden und hatte auch keine Gelegenheit, das Zitat freizugeben. (so wurde aus "bei weitem nicht flächendeckend" ein "schon lange nicht mehr flächendeckend"). Aber so grob entspricht es schon dem, was ich gesagt hatte, das hätte schlimmer kommen können.


    Gruß,


    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    vielen Dank für die Antwort. Das bestätigt leider meine Vermutung. Vor lauter vermuteten Gefahren haben die keine Mittel, um sich mit den realen Gefahren zu beschäftigen. Das Ausschlagen der Mittel für die Datenbank der Giftnotrufzentralen finde ich skandalös. Wir sollten für so etwas mit Verbündeten kämpfen, sollte man welche gewinnen können.


    Ja Kontakte mit Zeitungen können sehr abenteuerlich werden. Fragen, Antworten und der Zeitungstext stehen oft nicht nur auf verschiedenen Zetteln sondern befinden sich mitunter in verschiedenen Welten.


    Beste Grüße
    Stefan F.

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