Unklarheiten bzgl. eines Kollars

  • Liebe Pilzfreundinnen und Pilzfreunde,


    ich bin Mitglied einer kleinen, aber feinen Facebook-Gruppe, in der Lernwillige tiefer in die Welt der Pilze eintauchen können. Dabei handelt es sich quasi um ein virtuelles Coaching für Pilzinteressierte, die eines Tages vlt. sogar mal die PSV-Prüfung ablegen wollen.


    Nach der Veröffentlichung der PSV-Prüfungsaufgaben werden selbige jetzt dort diskutiert und teils auch Musterantworten erarbeitet und ggf. mehrdeutige Fragestellungen konkretisiert.


    Aktuell steht die AUfgabe #15 im Fokus:

    • Was ist ein Kollar? Nennen Sie zwei Gattungen, in denen es Pilzarten mit Kollar gibt.


    Mir kam natürlich gleich der Halsband-Schwindling in den Sinn, bei dem die Lamellen vor dem Stiel enden und mit einem Band bzw. einem Kragen um den Stiel herum miteinander verbunden sind.


    Jetzt wird der Begriff aber auch beim Kragen-Erdstern gebraucht. Und ich war erstaunt, dass der Parasol ein Kollar haben Erhard soll es in seinem Pilzkompendium als "Kollarium" bezeichnet haben. Ist das jetzt ein "echtes" Kollar oder ein Pseudo-/Scheinkollar?


    Letztlich stellt sich uns die Frage: Wie ist ein Kollar egtl. definiert bzw. kann der Begriff auch in weiteren Sinne gebraucht werden?


    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas,


    ich habe auch gelesen, daß bei einzelnen Schirmpilze die Lamellen in der Nähe des Stieles so zusammengewachsen sein können, ohne diesen zu erreichen, daß man von einem Kollar sprechen kann. Wenn ich mich recht erinnere, sollte es aber schon vollständig sein.


    Ein Kollar sollte wohl so aussehen, wie die weiße Plüschhalskrause der Prediger, um sich diese Bezeichnung zu verdienen. Deshalb ist wohl auch der Halskragen-Erdstern mit von der Partie. In der Verwandtschaft des Halsband-Schwindlings gibt es wohl auch noch einige wenige Vertreter mit Kollar. Damit erschöpft sich aber schon mein Wissen.


    Beste Grüße
    Stefan F.

  • Hallöle,


    gut, dass es die pilzkundlichen Lexika von Kajan (1988) und Dörfelt (1989) gibt ;)


    Beide verweisen auf M. rotula, Dörfelt zusätzlich auf Geastrum striatum.
    Ringförmige und kragenförmige Strukturen am Stiel werden als Collar (Kragen, Halsband) bezeichnet.


    BG, Peter

  • Hallo,


    was es ja nun nicht gerade trifft - denn am Stiel befindet sich diese Struktur ja gar nicht. Im Gegenteil, sie umgibt den Stiel ja so, dass ein freier Raum vorhanden bleibt und eben der Stiel nicht berührt wird.
    Erdsterne haben eh keinen Stiel, sondern da ist ja der "Stiel" der Kugel gemeint. Und hier ist das Wort Kollar dann auch nicht richtig angewandt, weil die ringförmige Struktur unter der Kugel ja am Stiel festgewachsen ist (oder sollte ich mich da täuschen?), ganz im Gegensatz zu der Ringstruktur bei Marasmius.


    Kollar bedeutet soviel wie Halsband und bezeichnet meiner Meinung nach die ringartige Zusammenfassung der freien Lamellenenden um den Stiel herum ohne dass dieser berührt wird. Kommt so vor bei Marasmius und in weniger deutlichem Maße bei Macrolepiota und Chlorophyllum.


    Der Wikipedia-Eintrag zu Kollar finde ich übrigens amüsant bis skurril.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo beisammen,


    dann zitiere ich mal aus den von Peter erwähnten Büchern:

    Collar: ringförmige, kragenartige Struktur, z.B. an der Endoperidie von →Geastrum striatum oder am Hymenophor mancher →Blätterpilze, z.B. bei →Marasmius rotula. In beiden Fällen wird ein Stiel kragenartig umhüllt.


    Quelle: Wörterbuch der Mycologie

    Collar: Kollar, Kragen, Halsband; Bez. für Lamellen, die um den Stiel kragenartig verbunden sind, z. B. bei Marasmius rotula, dem Halsband-Schwindling


    Quelle: Pilzkundliches Lexikon


    Noch ein paar weitere Literaturstellen:

    Kollar: geschlossener Ring um den Stielansatz, in dem die Lamellenende zusammengefasst sind (z. B. Rädchenschwindling, S. 174)


    Quelle: Pareys Buch der Pilze

    Collar: (oder Kollar), ringförmiger Absatz, der die Lamellen vom Stiel trennt (siehe Gattung Macrolepiota).


    Quelle: BLV Handbuch Pilze

    Kollar Den Stielansatz unter dem Hut umschließender Ring, in den die Lamellen münden


    Quelle: Der große Kosmos Pilzführer


    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas,


    mit echtem Collar:


    Marasmius bulliardii (Seitensprossschwindling)
    Marasmius wettsteinii (Käsepilzchen)
    Marasmius curreyi (Orangerötlicher Schwindling) Collar mit Lupe sichtbar
    Marasmius rotular (Halsbandschwindling)
    Marasmius alniphillus (Grünerlen-Schwindling) Collar soll sehr schmal sein


    Mycena tennuispinnosa (Stacheliger Scheibchen-Helmling)


    Lactarius pubescens und
    Lactarius musteus können auch ein Collar ausbilden (lt. FNE 2)


    Das hatte ich damals recherchiert, weil ich auch nicht direkt eine zweite Art parat hatte...


    LG, Jens

  • Hallo zusammen,
    erstmal ganz lieben Dank an Andreas Kunze für die Frage. Im Dörfelt / Ruske steht auch noch:
    Bei den Schleimpilzen werden die kragenförmigen Reste der Peridie, die apikar am Stiel manchen Sporocarpien verbleiben, als Collar bezeichnet.


    Es ist schon erstaunlich wie viele Antworten es auf so eine Frage gibt......und sind alle richtig?


    Beste GRüße,
    Robbe

  • Hallo zusammen,


    Mir fiel der Parasol sogar als erstes ein, weil er in meinem ersten und eifrigst studierten Einsteigerbuch als Beispiel dafür gezeigt wurde.


    Das ist aber kein echter Kollar, sondern nur ein Schein-Kollar, verstehe ich das jetzt richtig?


    Beste Grüße,
    Craterelle

  • Hallo miteinander!


    Wenn ich alles richtig verstanden habe, so lautete die Prüfungsfrage Nr. 15:

    Was ist ein Kollar? Nennen Sie zwei Gattungen, in denen es Pilzarten mit Kollar gibt.

    und streng genommen gibt es nur eine (in Zahlen: 1) Gattung, die stets ein richtiges/echten Kollar ausbildet, nämlich Marasmius.


    Ich verfolge seit Wochen bzw. Monaten phasenweise die diversen Threads über DGfM-PSV-Prüfungen-Prüfer usw., mein Resümee: keinerlei Ambitionen mehr, jemals eine PSV zu werden. Gründe? Siehe z.B. oben...


    Viele Grüße – Rika

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