Hasel-Stielporling in Luxemburg und Norddeutschland

  • Guten Morgen beisammen,


    die Tage bin ich auf einen Medienbericht über einen Fund des im Mittelmeerrum häufigen Hasel-Stielporlings in Luxemburg aufmerksam geworden. Der Nichtblätterpilz wurde dort mehrfach auf Brandstellen beobachtet. Er scheint dort eine Vorliebe für verkohltes Eichenholz zu haben. Ansonsten kommt die Art noch an Hasel (Name!) und Esskastanie vor. Spannend: Auf mehreren Versuchsflächen in Luxemburg, die kontrolliert abgebrannt wurden, fruktifizierte Polyporus corylinus stets nach +/- einer Woche nach den Bränden.


    Die Aussage des Nichtblätterpilze-Experten Ben Schultheis, die Art sei so weit nördlich noch nie festgestellt worden, außer im Norden Luxemburgs, muss hingegen revidiert werden: Im Portal der Pilze Deutschlands ist ein Fund von Matthias Lüderitz (erfasst von Maren Kampke) verzeichnet, der noch deutlich nördlicher liegt.


    Makroskopische Merkmale - frei übersetzt von www.nuovamicologia.eu/polyporus-corylinus: Der Hasel-Stielporling bildet in Hut und Stiel gegliederte Fruchtkörper. Der Hut ist normalerweise zentral, seltener auch seitlich gestielt. Der runde, gewölbte bis trichterförmige Hut misst 2-10 cm im Durchmesser und ist 5 mm bis 1 cm dick. Der Rand ist entweder eingerollt oder läuft spitz aus. Die kahle Hutoberfläche ist creme- bis ockerfarben. Die achteckigen Poren auf der Hutunterseite sind strahlenförmig angeordnet und laufen am Stiel herab. Sie sind weiß bis creme gefärbt. Der zylindrische, an der Spitze leicht erweiterte Stiel ist 5-12 cm lang und bis zu 1-2 cm dick. Er hat eine glatte und kahle Oberfläche. Der weiße bis ockerfarbene Stiel ist an der Basis dunkelbraun gefärbt. Das trocken brüchige Fleisch ist weiß bis cremefarben.


    Die Art wird heute übrigens in der Gattung Cerioporus, die eine Gruppe Stielporlinge um den Schuppigen Porling umfasst, geführt. Die morphologischen Gattungsmerkmale können z.B. der Arbeit von Zmitrovich & Kovalenko (2016) entnommen werden. Hier noch ein Artporträt, zwar in italienischer Sprache, aber dafür mit Makro- und Mikrofotos.


    Dass die Art jung essbar ist, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Viel mehr würde mich interessieren, ob der Hasel-Stielporling hierzulande wesentlich häufiger vorkommt, als der Einzelfund im hohen Norden suggeriert?


    Gruß, Andreas



    Literaturhinweis

    • SCHULTHEIS B, THORN J (2014) Ein Heißsporer unter den Pilzen: Polyporus corylinus Mauri = Polyporus tunetanus Pat. Der Tintling 87. 2/2014: 37-42.

    Webmaster, FA Öffentlichkeitsarbeit

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas Kunze () aus folgendem Grund: Makroskopische Merkmale ergänzt.

  • Hallo Andreas,


    mich würde zum einen interessieren, ob die Pilze in Luxemburg auch molekular identisch mit den südeuropäischen corylinussen übereinstimmen (was ich für durchaus denkbar halte, aber die Ökologie ist schon ganz schön anders ...), und zum anderen ob auch der Pilz von Lüderitz molekular dasselbe ist wie die mediteranen corylinusse.


    beste Grüße,

    Andreas.

  • Hallo Andreas,


    sollte es jemanden geben, der das untersuchen will: Ein Beleg ist laut Ben Schultheis vorhanden.


    Auf der italienischen Internetseite, von der ich die makroskopischen Merkmale her habe (siehe Nachtrag im Initialbeitrag), gibt es noch weitere interessante Infos über den Hasel-Stielporling. Demnach wurde (wird?) die Art in Italien regional kultiviert und war (ist?) ein geschätzter Speisepilz. Als erstes wurden die „Carbonari“ auf dessen Kultivierung aufmerksam: Sie beobachteten auf den Plätzen ihrer Kohleproduktion die Fruktifizierung des Hasel-Stielporlings. Später wurden (werden?) geeignete Stämme mit einer brennbaren Flüssigkeit eingesprüht, abgeflammt und in Erde eingegraben, um das Wachstum der Fruchtkörper zu initiieren.


    Ich hoffe zumindest, dass ich das Italienisch mithilfe den div. Online-Übersetzern richtig interpretiert habe. ;)

    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas,


    die umfangreichen Umkombinationen in der Gattung Polyporus habe ich noch nicht in Mykis eingearbeitet. Ich warte erstmal ab, inwieweit sich das durchsetzt. Wenn z. B. Datronia mollis (nicht in dieser Arbeit von Zmitr. & Kovalenko sequenziert!) in die gleiche Gattung gestellt wird, gibt mir das schon zu denken.

    Die ersten Funde in Luxemburg waren an Corylus avellana. Ich hatte auch von Ben Schultheis Exsikkate erhalten. Die Art scheint tatsächlich nur an verbranntem Holz vorzukommen.

    Der Fund in Schleswig-Holstein ist nur mit "Laubholz, liegende Zweige, feucht" angegeben. Vielleicht kann Matthias Lüderitz dazu antworten. Maren hat ihn nur erfasst.


    Beste Grüße

    Frank

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