Nolanea xy von Jürgen und mir?

  • Hallo,


    wie schon hier geschrieben, steht zur Zeit in Schluchtwäldern am Wegrand unter Springkraut (Impatiens) eine kleine braune Nolanea mit subisodiametrischen Sporen und unangenehm mehlig-gurkigem Geruch/Geschmack.


    Meine neuerliche Kollektion hatte einen deutlich helleren Stiel, passt aber ansonsten, auch von Standort und Mikromerkmalen, zum Fund von Jürgen.


    Zu den mikroskopischen Merkmalen: ich finde eindeutig Schnallen. Ich habe bei der zweiten Kollektion keine Cystiden gesehen und halte auch die meisten "Cheilocystiden" von Jürgen für Basidiolen. Bei der ersten Kollektion (leider nicht erhalten) hatte ich aber auch Elemente gesehen, die ich als Cheilocystiden gedeutet habe. Das Merkmal ist also ungewiss.


    Das Pigment halte ich für fein inkrustierend.


    Beim Schlüsseln (FE5a) lande ich mit diesen Merkmalen zwischen nitens und juncinum, wobei die Art beim Trocknen einen nitens-ähnlichen seidigen Schimmer angenommen hat und den Mehlgeruch von juncinum hatte. Interssanterweise hatte ich vor Jahren einmal nitens gesehen, konnte die Art damals aber noch nicht bestimmen, weil mir im Quetschpräparat kopfige Cystiden aufgefallen waren, die kürzer als die Basidien sind (also im Lamellenschneiden-Präparat unsichtbar). Das würde sich mit der kopfigen Zystide von Jürgen decken.


    Drei Fruchtkörper als frisch erstelltes Exsikkat sind vorhanden. Leider komme ich derzeit nicht dazu, die Kollektion intensiv zu untersuchen. Jemand Interesse??


    Grüße,



    Wolfgang

  • Servus Wolfgang,


    wenn Jürgens Fund nur parietales Pigment aufweist, kann es eigentlich kein E. juncinum sein. Dafür wären wohl auch die Sporenmaße ein bisschen zu klein. Wie sind denn die Sporenmaße bei deinen Kollektionen? E. Ludwig hält nitens für konspezifisch mit juncinum. Kann ich nicht beurteilen.


    Was die Zystiden anbetrifft, habe ich festgestellt, dass man auch bei Arten mit fertilen Schneiden immer wieder mal sterile Zellen findet, die nicht unbedingt wie Basidiolen oder irgendwie irregulär aussehen, zumal im Quetschpräparat. Wenn man die alle taxonomisch berücksichtigen würde, gäbe es wahrscheinlich zu jeder Art mit fertiler Schneide eine var. cystidiatum. Für eine feste Meinung dazu fehlts mir noch an Erfahrung, aber ich kann mir vorstellen, dass es zweckmäßig wäre, Kollektionen nur dann als "mit Zystiden" zu werten, wenn die LS entweder steril ist oder klar von Basidiolen differenzierte, einander ähnelnde und einigermaßen regelmäßig auftretende sterile Zellen vorhanden sind.


    Würd mich interessieren, wie ihr das handhabt.


    Beste Grüße


    Hias

  • Hallo Hias,


    Danke für die Erinnerung, mal neben der FE5 auch in den Ludwig zu gucken - das ist bei mir noch nicht so in Fleisch und Blut. Gerade juncinum ist da ja ausführlich abgebildet und beschrieben und passt makroskopisch gut zu meinem zweiten Fund. Ich werde wohl die nächsten Tage nicht zum Mikroskopieren kommen, um genaue Sporengröße meiner Kollektion zu ermitteln. Das hole ich aber nach.


    Ob Jürgen das Pigment richtig beurteilt hat, ist anhand seiner Bilder für mich schwer zu beurteilen. So ganz un-inkrustiert sieht es nicht aus, oder?



    Wie man bei Entoloma mit Zellen an der Schneide umgeht, wäre wohl einen eigenen Thread wert. Neben klassischen Artefakten wie deformierten Basidien gibt es auch Sippen, die mit oder ohne Zystiden auftreten können (z.B. weholtii, politoflavipes, moguntinum), wobei in diesem Beispiel die Variabilität in einer Kollektion von total steriler bis zu total fertiler Schneide reicht, und zwei Formen von Zystiden auftreten können.


    Dazu kommt eine Unterscheidung zwischen "echten" Zystiden und Pseudocystiden (die der Trama entspringen), oder auch sterile Schneiden mit liegenden Hyphen ohne Endzellen.


    Ich glaube nicht, dass man hier eine Regel finden kann, die der ganzen Gattung gerecht wird.


    Grüße,



    Wolfgang

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