Es war Freitag, der 13. und A. beschloss, einen Umweg zu fahren und einen etwas entfernteren Wald aufzusuchen.
Ob sich das wohl lohnen würde?
Der letzte kleine Regenguss lag eine Woche zurück und die ganze Zeit war es wieder sommerlich warm gewesen.
Ob etwas überhaupt die investierte Mühe wert ist - auch entgegen aller Wahrscheinlichkeiten - erfährt man immer erst, wenn man es probiert hat.
"Schaun ' wir mal" heißt hier die Devise.
Die Straße ist kurvenreich und schmal, Sonne und Schatten wechseln in schnellem Spiel. Ein dicker Traktor mit Anhänger, hinter der Biegung mittig auf der Fahrbahn herumtuckernd! Mensch! Hier fahren auch noch andere!
Bremsmanöver! Vermutlich hinterließ das Spuren auf dem Asphalt ...
Und Motorradfahrer überholen mit großem Tempo, als seien sie hier alleine unterwegs, als gäbe es nichts, was Gegenverkehr heißt und als seien Luft, Licht und Wärme der letzten sommerlichen Tage ihnen berauschend zu Kopf gestiegen.
"Heute ist nicht mein Tag" denkt A., die Haare stehen noch zu Berge. Endlich ist der Parkplatz in Sicht.
Sind auch Pilze in Sicht?
Da wo 14 Tage vorher Riesenrötlinge und viele Täublinge, sowie die weißen "Muscheln" waren ... jetzt diese Schleierlinge und sonst ? ...mmh ....
01
Gestreifte Teuerlinge, Cyathus striatus, halten ihre "Devisen" noch teilweise im Verborgenen.
02-03
Eingetrocknete Goldzahn-Schnecklinge, Hygrophorus chrysodon sind noch als Schnecklinge erkenntlich, auch am Geruch.
04
Ein dicht gewachsenes Grüppchen - so noch nie gesehen - von Lacktrichterlingen, Laccaria cf. tetraspora (laccata var. pallidifolia) in der Fahrspur.
Und sonst? ... mmmh ...
Im kleinen Nadelwaldareal ... ein ältlicher Perlpilz und ein Riesenschirmling, der seine beste Zeit deutlich hinter sich hatte und ein fast verfallener Mandeltäubling, der aber noch schön duftete (persönlicher Erstfund) und sonst nichts.
Oooch, wer wird denn so geknickt sein?
05
Phallus impudicus, Gemeine Stinkmorchel
Ist das etwa ein Wegweiser und bedeutet "jetzt nach links gehen" oder "kehr um"?
Wer - um Himmels willen - folgt denn den Hinweisen eines unverschämten Phallus?
A. wirft einen Blick auf die Uhr ... und geht stattdessen nach rechts, noch etwas tiefer in den Wald.
Über allen Wipfeln ist ... fast ... Ruh' - nur ein Specht klopft: "tock-tock-tock" - keine Menschenseele ist unterwegs.
Über allem liegt ein "Duft", ein süßer Gestank ... von Verwesung, von verderbenden Pilzfruchtkörpern aus den Vorwochen.
A. schaut sich einen am Stiel getrockneten Rotstieligen Ledertäubling an.
Da! Ein Esel! ... ein "drahtiger" ... mit menschlichem Begleiter.
Er (nicht der Esel !): "Was Schönes gefunden?"
A.: "Nöö, zu trocken" ... bla bla... Wetter... Regen... aber vor 14 Tagen ... blablabla ...
A.: "Da gab es Täublinge"
Er: "Und Steinpilze"
A.: "Wooo?"
Er: "Ähhhmmm ... sachichnich."
A.: "Ach ... da hinten." (... wo er herkam)
Er: "Ähhhmmm ... ja!"
A.: "Eigentlich mag ich Röhrlinge gar nicht so gern." (Ehrlich! A. ist bekennende Lamellenpilz-Esserin - aber schubst einen Röhrling natürlich nicht von der Tellerkante.)
Bla ... bla...blablabla ... "Schönen Abend noch!"
Mensch und Drahtesel verlassen den Schauplatz in Richtung der tieeeeefstehenden Sonne.
A. wirft noch einen Blick auf die Uhr und geht noch ein klitzeklitzekleines Stückchen in östliche Richtung.
Was steht denn da herum ? Jetzt liegen sie schon...
06-08
Gelbporige Rauhfüße, Leccinellum crocipodium, erst rötend, dann schwärzend, mit gelben Poren und Röhren, Huthaut überstehend und trockenfelderig aufgerissen. Von der Art hatte A. bisher nur daumengroße angefressene Babies.