19er Täublinge: Russula olivacea (agg.), cf. rubroalba ? (--> cf. pseudointegra), aurea, cf. laeta ? (--> pseudointegra), cf. cutefracta --> virescens

  • Hallo Pilzfreunde,


    ich hoffe, es hat der eine oder andere noch Lust, sich ein paar "antike" vorjährige Pilze anzuschauen? :)


    Im Sommer (Ende August, Anfang September) gab es relativ viele Täublinge in meiner Region (Hochrhein, Dinkelberg, ca. 300-500 m Höhenlage, Buchenmischwald auf Kalk)


    Nr. 1

    Wie immer eine der häufigen Arten war der Rotstielige Ledertäubling, Russula olivacea.

    Hier nur ein Bild einer kleinen "Ernte", schon vorgeputzt. Näheres habe ich bei diesen Pilzen nicht überprüft, auch kein Sporenpulver abwerfen lassen. Anders als in den Vorjahren habe ich auch keine chemischen Tests gemacht, dieser Pilz reagiert ja mit Phenol außergewöhnlich, mit schöner Brombeerfarbe und nicht bräunlich, die Guajakreaktion ist auch recht kräftig.

    Typisch ist der oben leicht rötliche Stiel, die Hutfarbe färbt oft auch den äußersten Rand der Lamellen , der Stiel ist an der Basis oft bräunlich (felderig aufgerissen).

    .....

    Beim Betrachten der Bilder ist mir nun aber aufgefallen, dass ich möglicherweise mit den eher einheitlich rot gefärbten Pilzen (ganz links) etwas anderes erwischt habe, denn - soweit ich mich erinnere - fehlte da der typische rötliche "Hauch" an der Stielspitze. Vielleicht ist es Russula alutacea, der Glänzende Ledertäubling gewesen, der die gleiche Phenolreaktion aber eine viel schwächere Guajakreaktion gehabt hätte.

    Nun, blöd ... X(;), das kann ich ja nun nicht mehr überprüfen ... stattdessen hatte ich die beiden verwachsenen Pilze fotografiert.

    Fürs nächste Jahr muss ich mir mal vormerken, da noch einmal verstärkt drauf zu achten.




    Nr. 2

    Auffällig bei meinem "Ernterausch" waren aber die beiden folgenden noch sehr jungen Pilze, bei Buchen wachsend.

    Sie sahen so aus, als wollten sie groß und kräftig werden, aber ich hatte sie ja schon in der Hand.

    Geruch nicht feststellbar, Geschmack ganz mild, rein roter Hut, rein weißer Stiel, im jungen Zustand festfleischig aber nicht extrem hart.

    "Hoffentlich sport einer aus!" dachte ich - und der Pilz tat mir den Gefallen.

    Sehr dunkles, intensiv gefärbtes Sporenpulver !!! IV c

    Mit Eisen-II-sulfat eine schwache Reaktion, leicht gelblich-rötlich,

    mit Phenol nichts Besonderes,

    mit Guajak eine sehr schwache Reaktion (langsam und innerhalb von ein paar Sekunden hell bleibend, damals habe ich noch nicht genau auf die Zeit geachtet)


    Ich mutmaße hier Russula rubroalba, den Blutroten Ledertäubling (den manchen Autoren als rothütige Version von Russula romellii betrachten, der ja auch eine schwache Guajak-Reaktion hat.)


    Könnte das hinkommen, oder gibt es eine viel bessere Alternative?


       


    Nr. 3

    Dann habe ich ein Grüppchen, was nicht mehr schön war, dafür aber schön eindeutig:

    Russula aurea, der Goldtäubling ebenso bei Buchen.

    Hier hatte ich dann auch mal die Guajak-Reaktion getestet: stark positiv soll sie sein, das war sie auch.

    (Wegen der schwachen Guajak-Reaktion schließe ich bei Nr. 2 eine Russula aurea f. axantha aus.)



    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Nr. 4

    Und noch einen (eigentlich) hübschen roten milden Täubling fand ich in einer kleinen Gruppe, wieder bei Buchen.

    Leider waren die Fruchtkörper schon sehr mitgenommen und eingetrocknet.

    Kein Geruch, milder Geschmack

    Hut schön rot, Huthaut etwas glänzend, zu einem Drittel abziehbar, am Rand leicht gerieft,

    Stiel rein weiß, schon sehr weich, aber irgendwie berindet, die Oberfläche längsriefig, keinerlei Verfärbungen

    Sporenpulver IV b oder c


    Meine Idee zu diesem Täubling ist Russula laeta, Freudiger Täubling.

    Allerdings habe ich Probleme mit den chemischen Reaktionen, die möglicherweise wegen der Trockenheit der Pilze seltsam ausgefallen sind ... ist das möglich?

    Mit Guajak gab es eine starke Reaktion, aber der Fleck wurde sofort Braun, nicht Grün oder Blau. (Russula laeta soll stark reagieren).

    Mit Phenol passierte GAR NICHTS (auch nicht nach 10 Minuten), so etwas habe ich noch nie gesehen. Russula laeta soll mit Phenol über diverse Braunstufen fast schwarz werden.


    Wie würdet ihr diese Pilze benennen ... oder lieber gar nicht benennen? ^^



         



    Nr. 5

    ist auch "so eine blöde Sache". :/

    Von Weitem sah der Pilz wie Russula virescens aus, einheitlich grün, mit gefeldertem Hut

    Geruch nicht vorhanden, milder Geschmack, der Pilz war relativ kräftig gebaut und wuchs bei Buchen und Eichen.

    Die Lamellen waren weich/ elastisch wie beim Frauentäubling ... "A-haaa" , dachte ich: "Das ist der Rissighütige Frauentäubling, Russula cutefracta" und ließ den Pilz nach der Fotosession im Wald zurück. Es war ein Einzelexemplar.


    Dann las ich aber und sah die Vergleichsbilder, dass Russula cutefracta immer (?) oder meist (?) einen violetten Schimmer haben soll, nicht rein grün sein soll. Es gibt aber doch, extrem selten, Vergleichsbilder, wo der Pilz grün ist.


    Macht die Lamellenweichheit (der Pilz war schon ausgewachsen, also keine flexiblen Lamellen wegen jugendlichem Alter) die Sache eindeutig oder hätte ich auf jeden Fall noch weitere Dinge abklären sollen?


       



    Ich bin auf eure fachkundigen Meinungen gespannt, vielen Dank schon mal!


    FG, abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Das schreckliche G-r-a-u-e-n hat einen Namen,

    obwohl es hier doch so schön rot ist und sogar mild ist,

    es heißt R-u-s-s-u-l-a ... ;(:S^^

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo Felix,

    danke fürs Drüberschauen.

    Dann kann ich meine kleine neckische Äußerung oben ja ohne schlechtes Gewissen stehen lassen. ;)


    Die Bestimmung (wenn man die Art noch nie gesehen oder gezeigt bekommen hat) steht und fällt ja zuallererst mit Geruch/Geschmack/Sporenpulver.

    Wenn ich dann - wie es leider aussieht - den Geruch und Geschmack von Russula pseudointegra nicht wahrnehmen kann, bzw. wenn dieser schon mal ganz wegfallen kann oder so minimal ist, dann geht die Sache schief.

    Die Beschreibungen widersprechen sich bzgl. Huthaut-Abziehbarkeit und glänzend oder matt auch teilweise.

    Ich hatte zu dieser Art kürzlich noch einmal nachgelesen und sie wieder aufgrund Geruch/Geschmack ausgeschlossen.


    Die beiden fraglichen Pilze erschienen mir aufgrund des unterschiedlichen Alters auch nicht besonders ähnlich.

    Aber zum Merken für Russula pseudointegra :

    erst ist der Pilz fest (zutreffend für Nr. 2, er wird sogar teilweise als hart beschrieben), dann wird er jedoch im Stiel bröselig/ krümlig , Stiel gerieft (zutreffend für Nr. 4, die allerdings relativ klein für die Art sind ... noch nicht zutreffend für Nr. 2).

    Die Huthaut glänzend im feuchten Zustand, matter werdend im trockenen Zustand, Bereifung am Rand ist typisch (wie Nr. 4, bei Nr. 2 nicht vorhanden).

    Die lt. Beschreibung vorkommenden Grauung am Stiel hatte Nr. 4 trotz fortgeschrittenem Alter nicht.

    Sporenpulverfarbe passt so in etwa.

    Guajakreaktion ... wird als "schwach" beschrieben.

    Bei Chalange aber mit 0 (also gar nicht). Pilze Nr. 2 waren schwach (aber leicht gefärbt, würde ich mit + bezeichnen),

    Pilze Nr. 4 seltsam braun (gilt dann als absolut negativ = 0 ?)

    Sicherheit (ohne Mikroskopie und bei "zweifelhaftem" Geschmack) hätte hier ja die SV-Reaktion gegeben.

    Macht man die SV-Reaktion bei mutmaßten R. pseudointegra am Exsikkat ?(Wie in der Literatur beschrieben ... soll ja deutlich "erröten".)


    Noch etwas mehr "Kopfschmerzen" macht mir der Felderige Täubling, Russula virescens ... wenn ich denn noch nicht einmal brüchige von nicht-brüchigen Lamellen unterscheiden kann

    Wie kann man sich das hier erklären?

    Ist der Pilz doch noch so jugendlich, dass die Lamellen außergewöhnlich weich und elastisch waren?


    FG, abeja

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  • abeja

    Hat den Titel des Themas von „19er Täublinge: Russula olivacea (u.a. ?), cf. rubroalba (?), aurea, cf. laeta (?), cf. cutefracta“ zu „19er Täublinge: Russula olivacea (agg.), cf. rubroalba ? (--> cf. pseudointegra), aurea, cf. laeta ? (--> pseudointegra), cf. cutefracta --> virescens“ geändert.
  • Hallo Abeja,


    Neben R.virescens, haben manchmal auch R. mustelina, R. vesca und R. heterophylla "biegsame" Lamellen.

    Ich würde sie aber nicht als seifig oder schmierig wie bei R. cyanoxantha bezeichnen.


    Bei älteren, durchweichten oder sonstigen nicht völlig intakten Stielen in Kombination mit Wetter (Feuchtigkeit, Hitze) und einem zu stark angemixten Guajak, bekommt man eben einen "braunen" Fleck anstatt einen farblosen.

    Guajak positive Täublinge reagieren aber auch mit diesen stark braunem Guajak immer blau/grün.

    Insofern ist dein brauner Fleck hier als "0" zu werten.


    SV klappt bei R. pseudintegra besser am Exsikkat als am Frischpilz. Sie echte SV positive Reaktion (R. velutipes) ist immer leuchtend Eosinrot! Am Trockenmaterial deutlich rot - aber ohne diesen pinken eosin Touch.


    LG Felix

  • Hallo Felix,

    besten Dank, dann sind alle Unklarheiten beseitigt.


    Die Lamellen waren schon ein bisschen mehr als biegsam, mit etwas mehr Druck schmierig verstreichbar ... ich wundere mich immer noch ein bisschen. Es war sehr ähnlich zu R. cyanoxantha, die ich an anderen Tagen auch in dieser Ecke fand. Vielleicht fehlen mir aber einfach ein paar Erfahrungswerte.


    Das Guajak habe ich ja nicht selbst angesetzt, sondern fertig gekauft. Es ist auch schon älter, aber es hat in diesem Jahr bei Pilzen, die stark positiv reagieren noch eindeutig seine Arbeit getan. Zu neuen Saison werde ich wohl mal nachkaufen.


    FG, abeja

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  • Hallo,

    nur so zum Vergleich:

    letzte Woche habe ich einen einzigen Grünfelderigen Täubling gefunden (Russula virescens), Buchenmischwald auf Kalk, ca. 400 m Höhenlage, Dinkelberg zwischen Lörrach und Rheinfelden. (Leider nicht frisch, sondern schon oberseits mit Schimmel behaftet.)


    Dieser Pilz hatte im Gegensatz zu dem oben eingestellten von 2019 deutlich brüchige Lamellen (die Frage tauchte kürzlich auch in einem anderen Forum auf).

    Sie standen etwas weniger dicht, ansonsten farblich gleich (leicht cremefarben, sogar ein "Rosastich"), an manchen Stellen deutlich gegabelt.


    Bei der Gelegenheit habe ich mal die Reaktion mit mehrere Jahre altem Guajak und frischem Guajak verglichen. Auch das alte G. reagierte noch deutlich positiv, aber um ca. 3-5 Sekunden verzögert. Wenn man dann genau die Zeit nimmt und nach 8 Sekunden die Intensität beurteilen will (nach CHALANGE), dann kann es zu Zweifeln kommen , ob das nun + oder ++ bzw. ++ oder +++ ist.

    (Aber so "pi x Daumen" ginge es noch.)


    Der Pilz war mit frischem Guajak +++/+++, so wie es sein soll.

    Mit Fe-II-Sulfat ergab sich rasch eine relativ leuchtende gelb-orange Reaktion.


    Das wäre im Zweifelsfall auch ein Unterschied zu Russula cutefracta (der ja irgendwo auch ein bisschen Lila haben sollte), der würde nämlich grünlich reagieren.


          


    FG, abeja

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