Kulturpilze in Thailand

  • Hallo Pilzfreunde,


    hier kommt der angekündigte Beitrag zu den Kulturpilzen, die ich in einem großen, allgemein sehr gut sortierten Supermarkt in Thailand (Provinz Krabi) angetroffen habe.


    Die Arten sind allgemein in Asien gebräuchlich, nicht nur in Thailand. Einige der Arten findet man hin und wieder auch im deutschen Handel, sie sind aber noch nicht sehr verbreitet - umgekehrt sah ich ein junges Thai-Paar zweifelnd vor den Champignons stehen, die gibt es nämlich dort auch.


    Einige Pilze stammten aus chinesischen Zuchtbetrieben. Beschriftet werden sie auch in Thailand nicht mit dem wissenschaftlichen Namen, sondern sie werden unter Thai-Namen und zusätzlich mit einem englischen oder international üblichen Trivialnamen vermarktet.

    Auffällig und sehr gut fand ich es, dass die Pilze ganz überwiegend im Kühlregal waren. Im heimischen Biomarkt bzw. großen Supermarkt wurden auch schon mal in Deutschland gezüchtete "Exoten" verkauft, die ich probierte. Später einmal sahen die Pilze zwar optisch frisch aus, hatten aber einen leichten Verwesungsgeruch. Kein Wunder, wenn sie dann - dazu noch hochpreisig - nicht gekauft werden und in Null-komma-nichts wieder aus dem Sortiment verschwinden und dass man dann nur noch Champignons, Austernpilze und hin und wieder Shiitake antrifft.


    Interessante, aber nicht wissenschaftliche Artikel zum Thema, darin die in Thailand gebräuchlichsten vermarkteten Arten (importiert und einheimisch).

    Der Pilzverzehr hat in den letzten Jahren stark zugenommen.

    https://www.bangkokpost.com/li…e/364868/shroom-seduction


    Eine Zusammenstellung über häufige Marktpilze , darin auch etwas über die subjektiven geschmacklichen Besonderheiten, grob zusammengefasst die Inhaltsstoffe, Unverträglichkeitsrisiken und die zugesprochenen Wirkungen:

    https://mein-leben-in-thailand.blogspot.com/2018/


    Schöner Artikel, der außer auf die Kulturpilze auch etwas auf die vermarkteten wild gesammelten Pilze eingeht (im Norden, in der Regenzeit, rote namenlose Täublinge und Kaiserlinge) inklusive Literaturhinweisen zu wilden Pilzarten in Thailand

    https://www.sjonhauser.nl/thai-mushrooms.html


    Etwas über die hochgeschätzten, (echten) wilden Termiten-Pilze (Termitomyces spec.)

    https://www.bangkokpost.com/li…or-rare-termite-mushrooms


    Text über die in Asien kultivierten oder kultivierbaren Arten (teilweise im Widerspruch zu Äußerungen in den o.g. populären Artikeln betr. was kultivierbar ist) mit ausführlicher Anleitung:

    http://www.fao.org/3/AB497E/ab497e07.htm


    Die Transkription der Thai-Namen in lateinische Schrift ist unterschiedlich, oft ist sie gemacht für englisch sprechende Leute ...oo = u, ee = i, u = a, oder cone = khon usw. Das heißt, man findet unter Eingabe der Bezeichnungen nicht unbedingt das, was man sucht.

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Im Supermarkt gesehen (fotografieren verboten), jedoch nicht gekauft:


    Agaricus bisporus

    Champignons, braune Kulturform, vermarktet als "French Button Mushroom"


    Pleurotus ostreatus

    Austernseitlinge, große hellbeige Kulturform wie bei uns, vermarktet als "Oyster Mushroom"


    Pleurotus spec.

    Austernseitlinge, eine rein-weiße Kulturform, vermarktet als "White Angel Wings"

    Ich dachte bei dem Namen an Pleurocybella porrigens und bekam einen Schreck. Die Pilze hatten aber einen deutlichen Stielansatz und man findet den Trivialnamen auch für Austernpilze.


    Lentinula edodes

    Shiitake, sowohl frisch als auch getrocknet (Hed Hom - เห็ดหอม )


    Auricularia auricula judae

    Judasohren ("Jelly Ear" Hed Hoo Noo (Het Hu Nu) - เห็ดหูหนู ) in Flüssigkeit vorgequollen im Kühlregal.

    Ob die Flüssigkeit reines Wasser war oder salzig oder gewürzt, das konnte ich nicht feststellen. Man/frau ist ja da so eine Art Analphabet .... Bei importierten Sachen werden die in englischer Sprache angegebenen Inhaltsstoffe oft auch mit einem Aufkleber in Thai abgedeckt.


    Auricularia polytricha

    "Black Fungus" (getrocknet)


    Tremella fuciformes

    "White fungus" (getrocknet, dann gelb) เห็ดหูหนูขาว (Hed Hu Nu Khao)

    Ich spielte mit dem Gedanken, welche mitzunehmen. Aber die 300 gr. Packung hatte ein sehr großes Volumen, was nicht mehr in den Koffer gepasst hätte. Es gibt traditionelle chinesische Gerichte, zum Beispiel eine dessertähnliche Suppe, süßlich mit Lotusblumen-Samen (davor stand ich auch im Laden), "roten Datteln" (Jujube), Goji-Beeren und eventuell anderem Obst.

    Dem Pilz werden diverse gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe zugeschrieben.

    https://www.mushroomnutrition.com/tremella-fuciformis (mit Auflistung der Studien)

    https://en.wikipedia.org/wiki/Tremella_fuciformis (dort auch der Hinweis, dass er auf Annulohypoxylon-Arten parasitiert)


    In China verwendet man ihn als inneres und äußeres Schönheitsmittel ... Man findet viele Youtube-Videos unter "White fungus recipe" , es gibt auch herzhafte "White fungus - Black fungus" Rezepte, die Pilze werden oft in klaren Suppen verwendet.

    Tremella fuciformis ist auch in Deutschland erhältlich, zu viel höheren Preisen.

    300 gr. kosteten in Thailand ungefähr 4,25 Euro. In Deutschland im Versandhandel las ich vor Wochen einen Preis von knapp 20 Euro, zur Zeit 30 gr. für über 4 Euro oder 100 gr für knapp 10 Euro


    Schizophyllum commune

    Spalt-Blättlinge (little fan, little oyster, hed kraeng เห็ดแครง) wird als essbar betrachtet und asienweit vermarktet.

    Es gibt auch da Untersuchungen über medizinisch wirksame Inhaltsstoffe.

    http://www.usa-journals.com/wp…/2014/06/Mirfat_Vol27.pdf


    Ein thailändisches Video (Südthailand, über die Kultivierung)

    Externer Inhalt www.youtube.com
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    Rezepte z.B. aus Indonesien: https://dentistvschef.wordpres…it-gill-mushrooms-recipe/

    Aus der thailändischen Küche fand ich Rezepte als Suppeneinlage (z.B. gekocht in Kokosmilch mit Gemüse und Garnelen), als auch in den typischen "stir-fry-Gerichten" mit den üblichen, meist scharfen Gewürzen.

    Die abgepackte Menge war allerdings so groß, dass ich nichts gekauft habe ... aber ich werde sie probieren, falls ich mal wieder frisch gewachsene Exemplare finde.

    Gestern habe ich - nur um den Geschmack und die Konsistenz herauszufinden - 3 kleine, alte, trockene Stücke eingeweicht, dann angebraten, abgelöscht und etwas weiter gegart, nur mit Salz gewürzt. Sie rochen und schmeckten nach "Pilz", eindeutig. Die Konsistenz ist gewöhnungsbedüftig, aber nicht unessbar, nicht zäh, eher "crunchy" zerbeiß- und kaubar.


    Hat schon jemand Erfahrungen mit dem Verzehr von Spaltblättlingen gemacht?

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  • Im Supermarkt gesehen, gekauft, fotografiert (alles bei Kunstlicht) und zubereitet:


    Lentinus sajor-caju

    (Pleurotus sajor-caju), Het nang fah เห็ดนางฟ้า,

    commons.wikimedia.org/wiki/File:Het_nang_fah_เห็ดนางฟ้า_Lentinus_sajor-caju.jpg

    https://www.shutterstock.com/de/search/pleurotus+sajor-caju


    Die Art wurde auch als "Oyster" vermarket, ist aber langstielig, mittig gestielt und hat kleine trichterförmige Hüte.

    Ich habe sie gekauft, um zu probieren, wie zäh diese zäh aussehenden Stiel sind.

    Die Stiele SIND zäh, aber essbar. Geschmacklich konnte ich aus der Erinnerung heraus keinen wesentlichen Unterschied zu Pleurotus ostreatus feststellen.



      

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  • Flammulina velutipes

    Enoki, Enokitake, Golden Needle Mushroom, Hed Kem Tong - เห็ดเข็มทอง

    https://www.thai-thaifood.de/enoki/

    Es sind Samtfußrüblinge, deren Füßen völlig der Samt fehlt. Sie sind farblos, weil sie im Dunkeln gezüchtet werden und es gibt sie in unterschiedlichen Längen, meine Exemplare waren die kürzere Version. Die Köpfe sind winzig, höchstens 5 mm groß.

    Im o.g. Link heißt es "milder leicht nussiger süßlicher Geschmack, Textur zart und knackig im Biss".

    Sie werden dort (und nicht nur dort) auch für den Rohverzehr empfohlen (Salat).

    Nun enthält Flammulina velutipes Flammutoxin, einen hämolytischen Stoff.

    Natürlich macht die Menge das Gift, trotzdem wundert mich diese Rohverzehrempfehlung.

    Wiki englisch zitiert Studien, nachdem das Flammutoxin oral aufgenommen ungiftig wäre.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Enokitake

    "The mushroom also contains flammutoxin, a cytolytic and cardiotoxic protein[7][8] that has proven to be non-toxic when absorbed/taken orally.[9]

    The cardiotoxin flammutoxin has been isolated from Enokitake.[10]"


    Auf der gekauften Packung war allerdings ein Verarbeitungshinweis: 30 sec. blanchieren, dann weiterverwenden.

    Ich habe einen Teil blanchiert, einen Teil unblanchiert verarbeitet, jedoch nicht roh gegessen, nur roh gekostet.

    Bei diesen Pilzen kann ich - egal ob blanchiert oder nicht, ob roh oder nicht, GAR KEINEN Geschmack feststellen, wobei ich auch wilde Samtfußrüblinge überwiegend sehr geschmacksneutral finde.

    Die Konsistenz wird durchs Blanchieren oder Garen in etwa so wie Mungobohnenkeime aus der Dose.

    Man kann sie natürlich würzen, ich nahm viel Knoblauch und Ingwer und sie sehen interessant aus - aber meine Lieblingspilze werden das nicht.



      

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  • Pleurotus eryngii

    Kräuterseitlinge, King oyster, Hed eringi เห็ดเออรินจิ

    Diese gab es aus thailändischer oder chinesischer Zucht in verschiedenen Größen: von daumengroß bis zur Größe eines Kinderunterarmes. Es war ein viel gekaufter Massenpilz, der dann zum Teil im klimatisierten Supermarkt auch ungekühlt in Kisten lag.

    Ich hatte zwar schon mal Kräuterseitlinge in Deutschland gekauft (Bio-Ware, teuer), diese hatten mich aber geschmacklich nicht überzeugt, kein besonderes Aroma.

    Hier kaufte ich mittelkleine Exemplare (so dick wie zwei Finger), sie entwickelten einen sehr angenehmen umami-Geschmack. Nur stimmte die Konsistenz nicht. Man empfahl auf der Packung, sie in Scheiben zu schneiden und zu braten. Dabei zogen sie etwas Flüssigkeit und als das verdampft/verkocht war, hatten die Pilze eine deutlich(!) gummiartige Konsistenz.


    Zu diesem Problem las ich auf deutschen Kochblog-Seiten nach. Dort heißt es dann zu "gummiartig": entweder "schlechte Supermarkqualität" oder zu lange und nicht mit der richtigen Hitze behandelt. Dort gab es Rezeptvorschläge, große Pilze nur zu halbieren und ganz knapp mit großer Hitze anzubraten. Aber dann sind sie vermutlich nicht gründlich durchgegart. Auch diese Art wird auf Rezeptseiten in Deutschland zum Rohverzehr auf Salaten empfohlen, als hätte man noch nie etwas von Hämolyse gehört, wo doch Pleurotus eryngii Eryngeolysin enthält.


    Zurück in Deutschland habe ich noch einmal Bio-Kräuterseitlinge aus deutscher Zucht gekauft, relativ kleine Exemplare und diese scharf angebraten/durchgebraten. Sie verloren tatsächlich keine Flüssigkeit und wurden auch nicht gummiartig. Nun hatte ich aber wieder das Problem, dass sie nach NICHTS schmeckten und ich dem "umami" mit Sojasauce nachhelfen musste.



         

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  • Volvariella volvacea

    Reisstrohpilz - Dunkelstreifiger Scheidling - Hed fang - เห็ดฟาง


    https://de.wikipedia.org/wiki/Dunkelstreifiger_Scheidling


    Ebenso in großen Mengen in Kisten ungekühlt gab es Reisstrohpilze, die ich noch nicht kannte. Mir gefielen die Formen aber sehr, wie lauter kleine "Calimeros", die aus dem Ei schlüpfen. Sie werden im noch geschlossenen Zustand vermarktet, teilweise öffnen sie sich gerade. Der Pilz soll leicht verderblich sein, das bezieht sich wahrscheinlich auf voll aufgeschirmte Exemplare.


    https://www.thai-thaifood.de/strohpilze/

    Hier heißt es "neutraler Geschmack", kein "besonderer Geschmack" usw. ... er würde gerne in scharfen Gerichten verwendet.

    Bei diesem Pilz wird eindrücklich vor dem Rohverzehr gewarnt wegen hämolytischer Inhaltsstoffe. Sind vielleicht die Mengen an diesen Stoffen so unterschiedlich ?

    Roh gekostet war der Geschmack nichtssagend, aber gebraten fand ich ihn nicht mild-aromatisch, sondern eher etwas anhaftend intensiv-würzig mit einer metallischen Komponente. Diese metallische Note mag ich eigentlich nicht, das würde aber nur stören, wenn man einen ganzen Teller Reisstrohpilz pur essen wollte. Zusammen mit diversen Gemüsen als Pfannengericht war das genau richtig auch ohne Schärfe. Die Pilze gingen geschmacklich nicht unter, sondern haben mit den anderen Aromen harmoniert und waren gegart angenehm im Biss. Ich würde diese Art jederzeit wieder kaufen.




          


         





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  • Hymenopellis raphanipes

    (Oudemansiella/ Xerula raphanipes) Black Termite Mushroom


    Es gibt viel Namensverwirrung, diese "Nägel" haben nichts gemein mit den echten (wilden) Termitomyces-Arten, die es in Thailand im Oktober geben soll, diese sehen ja auch anders aus.

    Eine Untersuchung zum Thema:

    https://www.researchgate.net/f…S-71518-in_fig3_310813359

    Verwunderlich ist hier auch wieder der optische Unterschied zwischen Wildformen und Kulturform.


    Diese Pilze waren deutlich teurer als alle anderen Arten: 150 gr. ungefähr 1,70 Euro, d.h. ein Kilo etwas über 11 Euro. Andere Arten kosteten 2,80 Euro das Kilo.

    Die Hüte wurden beim Garen etwas "glubschig" weich, die Stiele blieben etwas knackig, waren aber nicht zäh.

    Der Geschmack ist eigentümlich und ich kann ihn schlecht beschreiben, jedenfalls NICHT "pilzig", nicht so wie die verwandte Xerula radicata, wo ich schon Hüte gegessen habe, diese sind für mich rüblingsähnlich mild-aromatisch.

    Hier diese Pilze erinnerten im Geschmack eher an Gemüse, an diese kleinen leicht süßlichen Baby-Maiskölbchen mit einem Touch von Roter Beete und einem Hauch von Rettich.

    Man kann sich daran gewöhnen, aber mein Favorit ist das nicht.



        


      

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  • Hypsizygus tessullatus

    Buna shimeji und Bunapi shimeji, Braune/Marmomierte und Weiße Buchenraslinge

    https://en.wikipedia.org/wiki/Shimeji


    Hier habe ich nur die braunen Pilze probiert, die weißen Kulturpilze kannte ich aus Deutschland.

    Ich finde die braune Form deutlich aromatischer.

    Von diesen Pilzen heißt es in allen Texten, die voneinander abgeschrieben sind, sie seien roh bitter und dies würde beim Garen vergehen.

    Das ist dann wieder eine Bitterkeit, die ich nicht wahrnehme oder die nur ganz minimal ist oder nicht immer vorhanden ist. Wenn ich ganz lange auf einem rohen Stückchen kaute, bemerkte ich eine winzige bittere Note. Dieser Geschmack war allerdings auch noch nach dem Garen aufspürbar.

    Die Konsistenz von diesen Pilzen ist prima, nicht zu weich und nicht zu hart und mir schmecken sie ganz ausgezeichnet, "nussig-pilzig" ;)^^


    Sie wurden in kleinen Folienpackungen verkauft (ohne Luftlöcher) und saßen mitsamt kleinem Substratrest in einem Schälchen. Auch hier wurde empfohlen, 30 Sekunden zu blanchieren, was ich nicht gemacht habe. Ich denke, das ist sinnvoll, wenn man die Pilze nur ganz kurz in eine schon fertige Suppe gibt oder sehr kurz "stir-fried", damit sie auf jeden Fall durchgegart werden.

    Abweichend von der Internetinformation, sie wären im Kühlschrank 5- 10 Tage haltbar stand auf der Packung:

    Storage 2-4 Grad Celsius, Shelf life 30 days

    Das finde ich fast unglaublich, wird aber wohl dadurch erreicht, dass die Pilze noch auf dem Substrat sitzen und die Weiterentwicklung durch die kühle Temperatur gestoppt wird.

    Somit weiß ich gar nicht, wie "alt" die Pilze waren, die ich dort kaufte. Sie rochen und schmeckten jedoch absolut frisch.


    Und das war schon alles, was ich dort an Pilzen gesehen habe.


    FG, abeja





       

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  • Hallo abeja,
    herzlichen Dank für die umfangreiche Darstellung und deine persönlichen Eindrücke zu den verschiedenen Arten.
    Da werde ich etwas Zeit zum Durcharbeiten benötigen. Ich melde mich dann.
    Beste Grüße
    Harry

  • Hallo abeja,


    Danke für deinen interessanten Beitrag.

    Sie werden dort (und nicht nur dort) auch für den Rohverzehr empfohlen (Salat).

    Nun enthält Flammulina velutipes Flammutoxin, einen hämolytischen Stoff.

    Das hat bei mir auch schon wiederholt für Verwunderung gesorgt. Generell ist Rohverzehr kritisch zu betrachten, auch zwecks Schwerverdaulichkeit. Die Hämolysine (Flammutoxin) existieren, so viel ist sicher, allerdings ist die Pharmakokinetik dieser Xenobiotika unzureichend erforscht. Wer weis, ob eine Resorpion erfolgt, falls die Stoffe überhaupt den Verdauungstrakt überstehen (analog Bufotenin).


    Die gezüchteten Samtfußrüblinge/Enoki sind ja solche kleinhütigen, langstieligen Fruchtkörper (unter Lichtausschluss gewachsen). Daher könnte es ja sein, dass Sekundärstoffe (wie die Gifte) unter solchen recht unnatürlichen Bedingungen kaum gebildet werden. Oder man hat wirklich toxinarme Rassen gezüchet?


    Viele Grüße,
    Thiemo

  • Hallo,

    zu Enoki und Flammulotoxin noch einmal. Ich hatte gestern diesen englischen Wiki-Artikel verlinkt, wo es heißt:

    Zitat

    The mushroom also contains flammutoxin, a cytolytic and cardiotoxic protein[7][8] that has proven to be non-toxic when absorbed/taken orally.[9]

    The cardiotoxin flammutoxin has been isolated from Enokitake.[10]

    Die verlinkten Studien hatte ich natürlich nicht gelesen (jetzt auch nicht wirklich ... nur diagonal und nach bestimmten Worten gesucht).

    In diesem Text (9) wird auf die vorangegangenen Untersuchungen Bezug genommen:

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/p…MC1219565/pdf/9639572.pdf

    Zitat

    They reported that flammutoxin caused lysis of mammalian erythrocytes, swelling of Ehrlich ascites tumour cells, and electrocardiographical changes in parenterally administrated animals (although it not toxic by oral administration) [9]

    Der dort als Quelle genannte Text (Nr. 9) ist die Nr. 10 in der Wiki-Liste und über booksc.org als PDF frei verfügbar.

    Nach den Worten "oral", "administer" usw. gesucht, habe nur das Wort "mouth" gefunden, es ist aber wieder nur ein halber Satz:

    Zitat

    Although not toxic by mouth, flammutoxin produces a variety of biological effects in appropriate test systems (LIN et al., 1975).

    Der dort zitierte Text ist die Nr. 8 in der Wiki-Liste und auch über booksc.org als PDF herunterladbar.

    Man hat Versuche mit Zellkulturen gemacht von diversen Säugetieren inkl. Mensch, die Hämolyseaktivität war unterschiedlich. Man stellte auch eine Abhängigkeit von Temperatur und pH-Wert fest. 2-wertige Kationen wie Calcium haben die Hämolyse stark reduziert, bei einer physiologischen Konzentration um 60 Prozent

    Weiter hat man dort Tierversuche gemacht an Mäusen und die Reaktionen traten nur bei Injektionen ein, nicht bei oraler Gabe.

    Zitat

    No writhing reaction was observed if the toxic protein was administered by other than i.p . injection.

    Das nimmt man dann als ausreichenden Beweis, dass der Stoff oral gegeben ungiftig ist (so ganz allgemein?).

    Man gab auch diverse Stoffe dazu (Lipide, Saccharose usw.), es gab in vitro-Versuche mit verschiedenen Temperaturen und pH-Werten - aber eine Untersuchung, was mit Verdauungsenzymen o.ä passiert gibt es wohl nicht.


    Dann habe ich versucht herauszufinden, wie man denn Enoki in Japan isst, ob da auch Rohverzehr üblich ist.

    Vielleicht sollte man auf japanisch suchen, wenn man kann - oder hat jemand gute Kontakte zu Japanern, die das aus erster Hand berichten könnten?

    Jedenfalls kommt auf den wieder sehr allgemein gehaltenen Seiten (in englischer Sprache) auch immer wieder das Wort "raw" vor. Es scheint also im "Ursprungsland" dieses Kulturpilzes (auch) üblich zu sein und damit ist sozusagen empirisch die Unschädlichkeit beim Verzehr von normalen Mengen zumindest naheliegend - vorsichtig ausgedrückt :S8).


    FG, abeja

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  • Hallo,


    wie du schon schreibst, in-vitro entspricht nicht in-vivo. Man kann in Zellkulturen und Tierversuchen zwar erste Daten sammeln, aber ohne klinische Studien direkt am Menschen weis man nie wirklich Bescheid.


    Als Apotheker erlaube ich mir einen kleinen Exkurs : Siehe auch den Arzneimittelskandal um Contergan. Es wurden sogar Tierversuche zwecks Unbedenklichkeit an unseren nächsten Verwandten (Affen) durchgeführt. Das pharmazeutische Target für die gravierenden unerwünschten Wirkungen hat jedoch nur die Spezies Mensch selbst - war also ohne klinische Studien nicht abzusehen (ohne jetzt Grünenthal in Schutz nehmen zu wolllen, die bei der Aufarbeitung gründlich versagt haben). Seit diesem Vorfall gibt es in Deutschland ein strenges Arzneimittelgesetz, welches u.a. klinische Studien zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit fordert, damit eine Zulassung erteilt werden darf.

    Es scheint also im "Ursprungsland" dieses Kulturpilzes (auch) üblich zu sein und damit ist sozusagen empirisch die Unschädlichkeit beim Verzehr von normalen Mengen zumindest naheliegend - vorsichtig ausgedrück

    Ich würde deswegen auch eine "drastische" Toxizität außer Frage stellen. Vielmehr stößt es mir übel auf, dass der Samtfußrübling auch hierzulande, trotz unklare Sachlage, (bei einigen Supermarktketten) als "roh verzehrbar" oder "Salatpilz" beworben wird.

    Ich war letztes Jahr mehrere Wochen quer durch Japan touristisch unterwegs, auch auf dem Land in traditionellen Ryokans. Wenn es Pilze gab wurden diese nie roh angeboten, sondern erhitzt in Donburi oder Miso-Suppe. Oder es wurden eingelegte Pilze verwendet.


    Viele Grüße

    Thiemo

  • Hallo Thiemo,

    vielen Dank für deine Ausführungen, vor allem die Japan-Erfahrung aus erster Hand finde ich in diesem Fall sehr wertvoll.

    Gestern schrieb ich noch, man müsste mal auf japanisch suchen, wenn man kann - aber der Google-Übersetzer ist ja immer besser geworden, zumindest kann man meistens den Sinn verstehen, obwohl man manchmal grinsen muss.


    Also hier der japanische Wiki-Artikel (damit kann man ja anfangen ...) zu Enoki:

    https://ja.wikipedia.org/wiki/…3%82%AD%E3%82%BF%E3%82%B1

    (wenn man diese Adresszeile wiederum googelt, erhält man die Möglichkeit den Übersetzer anzuwerfen.

    https://translate.google.com/t…5E3%2582%25B1&prev=search

    darin:

    Zitat

    Flam(ergänzt: mu)toxin, ein Protein, das in rohen Enokitake- Pilzen enthalten ist (durch Erhitzen zersetzt), soll eine kardiotonische (gemeint: kardiotoxische) Wirkung haben , muss jedoch nach dem Erhitzen gegessen werden, da es eine hämolytische Wirkung hat [2]

    Punkt 2 in der Liste ist dieser Text

    http://www.foresternet.jp/app/srch2/get_file/620 (foresternet ist eine Seite über forstwirtschaftliche Themen)

    übersetzt:

    https://translate.googleuserco…yfQMsR4pKqekOb612MN8GTDUQ

    Im Ursprungsland der weißen Zucht-Enoki rät man also vom Rohverzehr ab.


    FG, abeja

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  • Hallo abeja und Mitleser,

    auch wenn wir nicht im feucht-warmen tropischen oder subtropischen Klima leben, wäre ich mit Schizophyllum vorsichtig.

    Kumari, Maushami et al.: Production of schizophyllan using Schizophyllum commune

    NRCM, Bioresource Technology 99 (2008): 1036–1043.

    https://www.sciencedirect.com/…cle/pii/S0960852407002015

    [Stand 25.10.2019]

    [

    Chowdhary, Anuradha et al.: Recognizing filamentous basidiomycetes as agents

    of human disease: A review. Medical Mycology, Vol. 52, Issue 8, Nov. 2014:

    782–797.

    https://doi.org/10.1093/mmy/myu047 [Stand 25.10.2019]


    Castro, Luz Angela et al.: Case report of Schizophyllum commune sinusitis in an

    immunocompetent patient. Colombia Médica, On-line version ISSN 1657-9534,

    Colomb. Med. Vol. 41, No 1 Cali Jan./Mar. 2010.

    http://www.scielo.org.co/sciel…pt=sci_arttext&pid=S1657-

    95342010000100009 [Stand 25.10.2019]


    Hypsizygus marmoreus gibt es gelegentlich im REAL-Supermarkt. Habe ich gebraten probiert – leider nicht roh – war lecker.
    Bitter ? Nö. Herkunft Niederlande.

    Kräuterseitling aus Korea habe ich mehrfach probiert. Kräftige Fruchtkörper, schwacher Eigengeschmack. In dünne Scheiben geschnitten, von beiden Seiten angebraten; von umami keine Spur.

    Tremella fujiformis habe ich in einem Asia-Lebensmittelgeschäft in Hamburg gekauft.

    Kein Eigengeschmack

    Astraeus hygrometricus habe ich vor vielen Jahren in einem Asia-Geschäft in Braunschweig als Konserve gefunden. Ich habe es nicht fertig gebracht, sie zu verzehren, zumal das Innere der Fruchtkörper lt. Abbildung weiß sein sollte, es in den Konservenpilzen aber bereits schwarzbraun war. A. hygrometricus ist wohl als Sammelbezeichnung für mehrere unterschiedliche Arten zu verstehen.

    Beste Grüße

    Harry

  • Hallo Harry,

    Hypsizygus /Buchen-Rasling ist auch mein Favorit. Ich denke, da gibt es einiges an "Vermarktungspotential".

    Interessant finde ich deine Erfahrungen mit dem Kräuterseitling. Wenn man ansonsten darüber liest, kommt einem das wie ein "Hype" vor. Geschmacklich konnte ich das - wie gesagt - mit in D gekauften und gezüchteten Pilzen bisher nicht nachvollziehen Sie kosten im Bioladen doppelt so viel wie Bio-Champignons oder Bio-Austern und daher war ich zu dem Schluss gekommen: lohnt sich nicht.

    In puncto "umami" waren die thailändischen Pilze aber durchaus überzeugend, es muss da tatsächlich große Unterschiede geben.


    Dass "White Fungus" (Tremella fuciformis) geschmacksneutral (= - los) ist, steht eigentlich überall. Er wird traditionell in China auch eher wegen der Inhaltsstoffe und der damit in Verbindung gebrachten Wirkungen genutzt. Wegen der geschmacklichen Neutralität kommt er dann in süßen und herzhaften Gerichten vor - und wird dann auch wie ein Verdickungsmittel verwendet, las ich.

    Judasohren z.B. haben auch eigentlich keinen Eigengeschmack, da mag man den knackigen Biss, das Kaugefühl - und wenn sie in Sojasauce o.ä. mariniert sind, dann schmecken sie nach der jeweiligen Marinade.


    Zum Astraeus spec. hatte ich auch etwas gelesen, da werden auch A. odoratus und asiaticus genannt.

    A. odoratus ist erst 2004 beschrieben worden, bzw. als von A. hygrometricus abweichende Art erkannt worden.

    Zur Gattung Astraeus in Thailand:

    https://www.researchgate.net/p…enus_Astraeus_in_Thailand


    Oder hier ein weiterer Artikel, darin auch einiges zu Astraeus:

    "Priced Edible Asian Mushrooms, Ecoloy, Conservation and Sustainability"

    https://www.researchgate.net/p…vation_and_sustainability


    Die Dosenware habe ich gerade gesucht und gesehen (als A. hygrometricus bezeichnet), abgebildet wird weißes Innenleben. Ein Amerikaner berichtet in seinem Blog darüber und hat die Pilze aus der Dose in der Hand: diese sind auch dunkel im Inneren.

    https://blog.mycology.cornell.…06/03/twinkly-earthstars/


    Zum Spaltblättling:

    dass der "nicht ohne" ist, konnte man schon häufiger lesen - auch dass er den Menschen besiedeln kann (immungeschädigte Menschen) .

    Es gibt die PDF-Dokumente von Heinz Clémençon

    https://www.pilzvereinzug.ch/clubdesk/fileservlet?id=1000820


    Wenn ich den einen oben verlinkten Text richtig verstehen, dann ist es aber immer noch so, dass bei nicht immungeschädigten Menschen es höchstens zu allergischen Reaktionen kommt oder zu nicht-invasiven Krankheitsbildern. Wobei diese Krankheitsbilder auch von einer Reihe von anderen Pilzen bzw. deren Sporen ausgelöst werden können.


    Es gab auch eine Untersuchung in den USA, dass der Pilz, der bei Lungenkrankheiten isoliert werden konnte, überwiegend zu einer Clade gehörte, die sich genetisch von Schizophyllum commune unterschied, Schizophylllum radiatum genannt (morphologisch nicht trennbar).

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27440814


    Ein "Rund-um-Dokument" zu Schizophyllum commune:

    "The Chemistry, Nutritional Value, Immunopharmacology and Safety of the Traditional Food of Medicinal Split-Gill Fungus Schizophyllum commune Fr.:Fr. (Schizophyllaceae). A Literature Review"

    https://www.researchgate.net/p…aceae_A_Literature_Review

    darin auch ein Kapitel zu "Toxicity and Contraindications".


    FG, abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




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