Hallo allerseits,
immer wieder hatte ich es mir vorgenommen zu schauen, ob in meiner Region Lactifluus bertillonii vorkommt. (Scharfmilchender Wollschwamm).
Optisch ist diese Art ja nicht von Lactifluus vellereus (Wolliger Milchling) zu unterscheiden.
Genannt wird die Milch, die bei L. b. auch ohne Fleischkontakt scharf sein soll und die gelb-orange Rk. mit KOH.
Des Weiteren bestehen mikroskopische Unterschiede (in der Huthaut).
Nun fand ich nach längerer Zeit wieder mal ein Grüppchen von diesen Milchlingen. Ich hatte große Probleme, die Milch komplett ohne Fleischkontakt zu testen.
Wie macht man das am besten?
So reichlich floss die Milch nicht, dass sie einfach so vom Pilz "abgetropft" wäre. Ich hielt also im Wald den Pilz etwas schräg, damit sich möglichst große Tropfen bildeten und diese habe ich mit dem Finger vorsichtig abgenommen und versucht zu vermeiden, mit dem Finger dabei das Pilzfleisch zu berühren.
Probiert schmeckte die Milch erst mild, dann doch scharf, aber nicht extrem scharf.
Was mache ich nun daraus? .... Eigentlich nichts, denn mit den Fingern hatte ich ja vorher allgemein den Pilz berührt und ich könnte Schärfe vom Pilzfleisch in ganz geringer Dosis auf der Haut gehabt haben ...
Ein Stück vom Pilz nahm ich mit nach Hause und testete mit KOH: deutlich positiv.
Wenn die Milch aber nur verzögert schärflich war - weil es vom Fleischkontakt kam - und doch "eher" mild war, dann habe ich einen Widerspruch.
Es könnte L. bertillonii gewesen sein (ist im Quadranten auch schon gelistet, aus den 80er-Jahren) ... oder auch nicht
Als wie relevant wird die Reaktion mit KOH bei der Unterscheidung von L. vellereus und bertillonii bewertet, fragte ich mich.
Denn bei der Unterscheidung von L. glaucescens und piperatus sagt man ja inzwischen, dass die Reaktion nicht eindeutig sei.
Ich fand ein Dokument (Slovakei). Es ging da u.a. darum, Herbarbelege zu untersuchen (glaucescens, piperatus und vellereus, bertillonii), um zu schauen, ob da in der Vergangenheit etwas falsch zugeordnet wurde.
Die KOH-Reaktion hat man dabei völlig außen vor gelassen, weil nach den Untersuchungen von De Crop et. al. (2013) diese ohne diagnostischen Wert sei (ganz allgemein bei allen weißen Lactifluus-Arten? Ich fand nur etwas, wo es um L. glaucescens und piperatus ging.)
https://www.researchgate.net/p…hite_milkcaps_in_Slovakia
Hat schon jemand Funderfahrung mit Lactifluus bertillonii und haltet ihr dabei die KOH-Reaktion noch für relevant? Ansonsten ginge die Unterscheidung wieder eindeutig nur über die Mikroskopie ("thin-walled hyphal tips" vs. "thick-walled hyphal tips") - denn die Milch völlig vom Fleisch zu isolieren, das finde ich sehr schwierig zu handhaben.
FG, abeja