Weiße Ritterlinge bei Eichen (Tricholoma cf. album)

  • Hallo allerseits,

    in einem Waldstück, wo ich sonst fast nie Pilze finde, gab es gerade einiges zu sehen. Da muss es wirklich viel geregnet haben.

    Es handelt sich um einen kleinen auwaldähnlichen Wald direkt am Rhein, der Fluss liegt aber deutlich tiefer.

    Baumbestand ist überwiegend Stiel-Eiche, Hainbuche und Spitz-Ahorn mit untergemischten Pappeln und Robinien, meiner Meinung nach ist da auch Kalk im Untergrund.

    Allerdings liegt das Waldstück nahe an einem Kiesabbaugebiet, wo der Untergrund sandig ist. Dass ich im gleichen Waldstück Mönchsköpfe fand, spricht aber eigentlich ja für basischen Boden (?).


    Eine Vielzahl dieser weißen Ritterlinge versteckten sich unter Laub und Efeublättern.

    In der Nähe standen zwei große Eichen (keine Birken, keine Buchen).

    Der Geruch war honigähnlich süßlich, nicht unangenehm. Beim Liegenlassen fing er jedoch etwas an zu stinken, ein mehlig-erdig-spermatischer Unterton ... irgendwo las ich etwas von "Spritzmittel", das käme schon hin.

    Größe bis ca. 7 cm, kein geriefter Rand, leichte Gilbung, wird beim Liegenlassen stärker, die Lamellen bleiben bis jetzt relativ hell, schwärzen aber etwas am Rand.

    Lamellen sehr ungleich breit, relativ dicht, mehr als 60 erreichen den Stiel (eher 70-80).

    Geschmack erst widerlich-bitterlich, dann langsam entwickelnde deutliche Schärfe.

    Ich habe in den Gröger geschaut und in FoTE.


    Beim Gröger wird für Tricholoma album Geruch "sehr widerlich" angegeben (... hier erst mit deutlicher Verzögerung) und Lamellendichte 40 - 60 (ist hier mehr). Angabe Quercus stimmt. An anderen Orten (Wiki) steht was von saurem Boden (... hier eher nicht).

    In FoTE T. album "honeylike smell, with Quercus" (... ja!) wird von Tricholoma lascivum abgegrenzt mit "nauseous smell, with Fagus, mull soil".

    Im Gröger: T. lascivum mit Fagus oder Quercus, Hut eher grau-gelb und Lamellen im Exsikkat sehr dunkel werdend (fast wie Agaricus !!! ... der Pilz ist allerdings noch nicht ganz trocken), die Lamellendichte würde besser passen (60-80). bei Wiki steht, dass T. lascivum kaum scharf würde (... hier deutlich scharf).


    Wie nenne ich den nun? :/

    Ist das Tricholoma album oder reichen die makroskopischen Merkmale nicht aus?


    FG, abeja



    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo allerseits,

    ich war heute noch mal vor Ort. Die Lamellenanzahl ist "relativ". Der bisher mitgenommene Pilz war einer der größten Fruchtkörper, ca. 7 cm, da gab es über 60 Lamellen.

    Heute habe ich mir zwei "normalgroße" Fk angeschaut, ca. 4-5 cm, da komme ich auf maximal 60 (eher weniger).

    Der Geruch war heute auch schon frisch nicht mehr nur angenehm, sondern mit widerlicher Basisnote.


    Ich hänge auch noch ein Bild einer trockenen Oberfläche an und die Bilder von 3 Tage gelagerten Fruchtkörpern.


    FG, abeja


    Frische junge Fruchtkörper ca. 4-5 cm im Durchmesser

       



    3 Tage gelagerte Fruchtkörper (draußen, noch nicht vollständig trocken), insgesamt brauner, mit geschwärzten Rändern

      

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • abeja

    Hat den Titel des Themas von „Weiße Ritterlinge bei Eichen“ zu „Weiße Ritterlinge bei Eichen (Tricholoma cf. album)“ geändert.
  • Hallo,

    für mich selbst lege ich diese Pilze als Tricholoma cf. album ab, weil meiner Meinung nach alles passt.

    Sollte jemand anderer Meinung sein ... bitte melden ;)


    FG, abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo Leute,


    die weißen Ritterlinge haben es in sich und sind nicht so leicht zu trennen. Geht man nach dem dänischen Buch, the genus Tricholoma, dann gibt es leider noch eine Tricholoma album. Den Name hätte man verwerfen müssen, denn viele Autoren verstanden unter T. album immer eine andere weiße Tricholoma-Art. Wenn bei dem Fund am Rhein wirklich keine Birke vorhanden war, würde ich auch den Fund auch zu T. album rechnen. Bei meinen Funden in Norddeutschland vergilben die Hüte von der Mitte im Alter etwas. Der Pilz ist nicht so basenliebend, neigt eher die sandigen Böden zu besiedeln. Die Vergilbung findet man nicht bei den basenliebenden Buchenbegleiter T. lascivum - diese hat einen deutlichen Graustich in der Huthaut und wächst fast immer mit T. ustale zusammen. T. stiparophyllum kommt immer bei Birke auf sauren Böden vor, vergraut im Alter etwas und bildet die größten Fruchtkörper. Es gibt aber noch T. sulphurescens, welche basiphil sein soll und unter Buche und Eiche wächst. Diese Art soll thermophil sein.

    Probleme habe ich selber mit Altfunden, Fundlisten, auf denen keine Bäume als Begleiter notiert sind. Hier handelt es sich meiner Meinung nach um eine Sammelart T. album s.l. Diese Altfunde kriege ich auch nicht mehr getrennt.

  • Hallo,

    vielen Dank für die Ausführungen.

    Birke war da wirklich nicht, ich hatte beim zweiten Besuch noch mal nachgeschaut. :)

    Wie exakt da die Bodenverhältnisse sind, weiß ich nicht.

    Allg. ist bei mir in der Ecke viel Kalk (Dinkelberg, Hochrhein) - aber direkt am Rhein ist das fraglich. Ganz in der Nähe ist das ehemalige Kiesabbaugebiet und unweit davon immer noch ein Kies- und Sandwerk ... da ist Kies und Sand im Boden, das ist schon klar. Allerdings sieht der Boden in diesem Auwald nicht so aus, sondern oberflächlig eher lehmig.

    Der Wald dort ist nicht ursprünglich, sondern irgendwann nach Renaturierung wieder "entstanden" - möglicherweise wurde unterschiedliche Erde aufgefüllt.

    Ich kann auch nicht unbedingt von den gefundenen Pilzen auf den Boden rückschließen, nämlich viele Pilze wachsen da nicht ...

    Allerdings fand ich am gleichen Tag Mönchsköpfe, die mögen Kalk (aber mögen sie nur Kalk ?), während den ebenso angetroffenen Rosascheckigen Milchlingen und Eichenmilchlingen der Boden wohl egal ist.

    Von den anderen genannten weißen Ritterlingen kenne ich bisher nur T. stiparophyllum, der bei Birke auf einem parkähnlichen Friedhofsgelände wuchs, direkt in Bachnähe. Auch da vermute ich eher kalkhaltigen Boden (z.B. wächst direkt nebenan unter einer Kiefer der Körnchenröhrling).

    Das waren diese Pilze hier (deutlich größer, das stimmt, auch der gekerbte Rand im ausgewachsenen Zustand war auffällig)

    Zwei +- bestimmungsresistente Ritterlinge (Tricholoma cf. stiparophyllum + Tricholoma cf. boudieri)


    FG, abeja

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