Tricholoma arvernense

  • Hallo liebe Freunde der Ritter,


    der Herbst 2020 war ein guter, in der brandenburgischen Streusandbüchse. Nachdem in der letzten Septemberdekade die Wälder geradezu geflutet wurden, tauchten gut zwei Wochen später in den Kiefernwäldern die üblichen Verdächtigen massenhaft auf. Aber nicht nur diese. Ein eher übersichtliches Kiefernareal von ca. 10 Hektar Größe scheint seit Jahren besonders für Raritäten attraktiv zu sein.


    Folgende (besondere) Arten konnte ich dort seit 2010 registrieren:

    - Tricholoma joachimii (einziger Fundort)

    - Tricholoma focale

    - Tricholoma stans cf (Kollektion#11 im Ritterlings-Projekt)

    - Phellodon/Bankera fuligineoalba

    - Phellodon melaleucus


    Von Grünlingen, Phönix-Schleierlingen und Habichtsstachelingen ganz abgesehen, die gibt es ja fast überall.

    Um den 10. Oktober herum konnte ich in diesem Areal eine Kollektion erstmals auffinden, die mich etwas überraschte.

    Der Standort brachte über den gesamten Oktober, bis hin zum Monatsende, immer wieder neue Fruchtkörper hervor.


    Bilder:


    Aus einiger Entfernung wirkten die ziemlich stattlichen Pilze wie deplatzierte Reifpilze. Auch aus der Nähe sahen sie so ähnlich aus. Die Hüte waren in allen Altersstufen deutlich bereift. Größere Exemplare wirkten auch relativ leicht, bezogen auf die Größe.



    Auf den Hüten der ausgewachsenen Fruchtkörper schaute es aus, als hätte die jemand mit Camembert überbacken.

    Außer Tricholoma arvernense fällt mir dazu nicht viel anderes ein. Eigentlich wollte ich oben hinter der Überschrift ein Fragezeichen setzen. Ich denke, das ist aber nicht nötig. Was meint ihr dazu? Wo wurde die Art bisher gefunden und sahen die Fruchtkörper da ähnlich aus?


    Gruß Ingo

  • Hallo Ingo,


    ich habe T. arvernense nur zweimal frisch gesehen, die sahen jedenfalls ähnlich aus. Die Bestimmung lässt sich allerdings über kleine Sporen und Schnallen sehr leicht absichern.


    Beste Grüße

    Kai

  • Hallo Kai,


    nach dem, was man so im www zu sehen bekommt, scheint die Art extrem variabel zu sein. Für eine Nachuntersuchung habe ich Belege und einen Sporenabwurf aufbewahrt. Interessant fände ich, ob die Art in Deutschland schon mal nördlich der Mittelgebirge aufgefunden wurde. Möglicherweise hängt der Fund bei mir auch mit der klimatischen Erwärmung zusammen. Ich bearbeite dieses Areal seit über 10 Jahren sehr gründlich.


    Gruß Ingo

  • Über die Verbreitung von T. arvernense kann man sicher nicht viel sagen, da das früher weitgehend als T. sejunctum bestimmt wurde. Es ist keine südliche Art. Die Funde, die ich persönlich kenne, sind aus montanem Picea-Abies-Fagus-Wald in Nordöstereich.


    Beste Grüße

    Kai

  • Hallo Andreas,


    du hast natürlich recht. Ich habe noch mal bei Heilmann-Clausen reingeschaut. Die Art ist in ganz Skandinavien verbreitet und auch in Südeuropa sowie in Süddeutschland. Zwischen dem 50. und 55. Breitengrad sind kaum Funde angegeben, was nichts heißen muss. Nach den molekularen Untersuchungen der Skandinavier steht die Art im Kladogramm ziemlich einsam da und gehört nicht mehr in die Untergattung Tricholoma. Somit ist T. arvernense nicht näher mit den gelbgrün-pigmentierten Ritterlingen verwandt.


    Ich bin ganz gespannt, ob hier auch noch weitere Kollektionen gezeigt werden. Ich meine, im "berühmten" Flechten-Kiefernwald bei Nürnberg wurden die auch gefunden. G. Wölfel und S. Weißer hatten zumindest sowas berichtet.


    Gruß Ingo

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