Arbuskuläre Mykorrhiza - Anwendung im Gartenbau

  • Hallo allerseits,

    kürzlich bin im Web auf die Aussage gestoßen, dass der Einsatz von Mykorrhiza auch für den (privaten) Gartenbau beworben wird.

    Mir war das relativ neu - was kein Wunder ist, da ich ja gar keinen Garten habe und auch nichts "großartig" anbaue, sondern nur ein paar Tropenpflanzen indoor "aus dem Samen kitzele" - und mein Wildwuchs "Balkonkastenminiaturökosystem" nicht zu vergessen.

    Gemeint ist natürlich arbuskuläre Mykorrhiza, das darf man ja nicht mit Ekto-Mykorrhiza verwechseln.


    Ich war bisher der Meinung, dass das teilweise noch Forschung sei - und erinnerte mich auch den Artikel, der hier vom DGfM-Bot vorgestellt wurde.


    Sucht man zu Erfahrungen zum Einsatz der beworbenen Mittel, stößt man in Gartenbau-Foren und "Tomaten-Foren" schon vor über 10 Jahren auf Einträge. Die Leute dort bemerken nicht viel und lassen es oft wieder, vor allem, weil es nicht billig ist.

    Aber exakt dazu könnte man den o.g. Link setzen zum Vergleichen ... es ist ja alles nicht so einfach.

    Wenn das Nährstoffangebot schon optimal ist (durch Dünger, egal ob Kunst- oder Naturdünger), dann wird man nicht viel Unterschied sehen. Es gibt Untersuchungen, wo Pflanzen im sterilen Nährmedium exakt so gut wachsen.

    Und die Hobbygärtner düngen oft, was der Kompost oder der Gartenmarkt hergeben.


    Wenn man weiter sucht, findet man aber, dass es bei gestörten Böden, bei sehr mageren Böden und bei künstlich sterilem Umfeld es eben doch einen großen Unterschied machen kann. Wenn die Mykorrhiza dann einmal etabliert ist, reicht das dann auch aus - muss nicht ständig neu gemacht werden.

    Es gibt jedenfalls sehr viele Untersuchungen an Unis in In-und Ausland dazu, wie das am besten angewendet werden kann und was zu beachten sein könnte.

    Ein Ziel ist es, die Mineralien besser verfügbar zu machen und dadurch (im gewerblichen Anbau) sehr viel (Kunst)-Düngergaben (Phosphor vor allem) einsparen zu können. Auch sollen die Pflanzen stressresistenter werden.


    Auf den Seiten der Anbieter wird manchmal etwas vereinfacht erklärt (will ich nicht verlinken).

    Kein Wunder, dass vor dem geistigen Auge beim Wort Mykorrhiza und Garten vielleicht das Bild von einem Steinpilz neben dem Salat erscheint ^^ ... das funktioniert leider nicht. :(;)


    Ein Link-Sammelsurium:

    Gut erklärt: http://www1.biologie.uni-hambu…online/myco/C1/index.html

    Neuere Forschung: https://idw-online.de/de/news648509


    https://www.researchgate.net/p…_Botanic_Garden_Edinburgh

    https://www.researchgate.net/p…ion/266390473_Mycorrhizae


    FG, abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo abeja,


    vielen Dank für den Denkanstoß. Ein zusammenfassender Artikel zum Thema mit guten Links würde sich auch auf unserer Website gut machen. Das braucht aber ein bisschen Zeit und Muße zur Recherche.


    Als ausgebildeter Gartenbautechniker und privater Biogemüseanbauer habe mich immer mal wieder damit beschäftigt, bin aber bis bis jetzt mit den traditionellen Bodenverbesserungsverfahren Kuhmist, Kompost und Kalk sehr gut ausgekommen.


    Kunstdünger ist für den privaten Gebrauch völlig unnötig und sollte so besteuert werden, dass es keinen Spaß mehr macht ;)


    In gut gepflegten, biologisch gesunden Gartenböden (siehe auch Permakultur) sind doch sowieso schon genug arbusculäre Mykorrhizen drin. Da ist der zusätzliche Einsatz m. E. obsolet. In unserem Methusalem-Baum-Projekt in Bernried wurden auch die Mykorrihzagehalte in durch Intensivlandwirtschaft stickstoffverseuchten Böden (> 140 kg/ha) untersucht. Ektomykorrhiza war da nicht mehr viel, aber die arbusculären M. waren noch reichlich vorhanden. Das hat mich doch überrascht.


    hier findest du Links zu den Artikeln


    Also mein Fazit: Für Hobbygärtner ist der Nutzen eindeutig auf Seiten der Hersteller und Händler zu finden. Wenn es im großen Stil in der Landwirtschaft den Kunstdüngereinsatz verringern oder ersetzen kann, würde ich das sehr begrüßen und gefördert sehen wollen.


    Vielleicht magst du mal nach Praxisberichten recherchieren und hier zeigen?


    SG, Peter

  • Hallo Peter,

    vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.

    "Praxisberichte" ... das ist eben das Problem.

    An den Unis wird geforscht unter nachvollziehbaren Bedingungen - weil es eben auch viele andere Einflüsse gibt.

    Im Hobbybereich decken sich die auf die Schnelle gefundenen Kommentare mit deinen Erfahrungen: ist der Boden bereits gut, dann bemerkt man nichts oder nicht viel.

    Die Beobachtungszeiträume sind aber auch immer gering - eine Wachstumsperiode. Und immer gibt es andere Einflüsse wie Klima und z.B. wie gut das Saatgut oder wie gut die vorgezogenen Jungpflanzen überhaupt waren.

    Es wird auch berichtet, dass sich auch unter dramatisch schlechten Bedingungen (nach Baumaßnahmen, künstlich aufgefüllte Erde mit Schuttanteilen) eine Endomykorrhiza nach bestimmter Zeit von selbst ausbildet - aber man kann eben auch ein wenig nachhelfen.

    Es wird auch berichtet (in dem engl. Text), dass von Gartenbaubetrieben vorgezogene Pflanzen (Gehölze) oft schon mit Mykorrhizapilzen versetzt wurden. Bei Citruspflanzen z.B. soll das schon zur alltäglichen Praxis gehören.


    Bei "stickstoffverseuchten" Böden gibt es zumindest hier und da Textstellen, die davon berichten, dass weniger Endomyk. vorhanden ist - oder besser ausgedrückt, vielleicht sind die Pilze da, vielleicht sind Hyphen in den Wurzeln etc. - die Pflanze nutzt aber eher ("denkt pragmatisch") das überbordende Stickstoffangebot und irgendwann "mickern" die Pilze doch, weil sie von der Pflanze nichts bzw. weniger bekommen. Das ist aber sicher auch ein eher langwieriger Prozess (und ich weiß jetzt nicht, wie das "gemessen" wurde.)


    In den kreuz- und quer gelesenen Texten kommt auch vor, dass im Privatbereich für Anzuchten (im Innenbereich, in Töpfen) sterile bzw. sterilisierte (erhitzte) Erde verwendet wird - um den Befall mit Schädlingen zu minimieren und damit nichts schimmelt. Nur positiv wirkende Mikroorganismen sind dann eben auch weg. In dem Fall könnte eine Zugabe auch sinnvoll sein, sowie bei Topfpflanzen allg., die ja in der Hinsicht "arm dran sind", weil sie isoliert sind.


    Ich stehe der Sache also eher positiv gegenüber, zumindest bei ansonsten nicht optimalen Bedingungen.


    Wenn heute im Privatbereich überwiegend natürlich gearbeitet wird, begrüße ich das sehr - da hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan..

    Zumindest zu Zeiten meines Großvater (stammte vom Land und hatte auch ein entsprechende Ausbildung) war das noch ganz und gar nicht so. Obwohl auch ein Kompost vorhanden war und genutzt wurde, musste auch überall "ordentlich Blaukorn" dran. ;)

    Die Obstbäume um die Häuser herum (teilweise sorgfältig okuliert mit mehreren Sorten Äpfeln) wurden turnusmäßig im Frühjahr vom "Verein" mit Giften eingenebelt ... ja ... ja.

    Und wenn irgendetwas reif wurde im Garten, musst man immer irgendwelche Karenzzeiten im Kopf haben - "Good old times".


    FG, abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




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