Unbekannter der mir/uns zur Bestimmung vorgelegt wurde

  • Hallo zusammen,


    dieser Pilz wurde von einem Bekannten Pilzler zur Bestimmung 25.10.2021 mitgebracht.

    Der Pilz kommt aus der Eifel aus einem Laubmischwald auf besseren Böden.

    Oh dachte ich mir der sieht aus wie Lacrymaria s.L., der ist schnell raus. Leider passten zu Lacrymaria die Sporen und wenn ich genau geschaut hätte einiges nicht.

    Hut und Stiel faserig, Sporen mehr oder weniger schokoladenbraun.

    Sporen n 20 in Wasser: 8,8 - 10,3 - 11,8 x 4,5 - 5,2 - 6 µm, Q = 1,6 - 2,3

    Cheilozastiden vorhanden, Hyphen mit Schnallen.

    Nach nachfragen gab es auch zwei Bilder von den Pilzen, leider nicht im Wald.


    Vielleicht kennt ja einer den Pilz oder wenigsten die Richtung in der ich /wir suchen können. Ich komme nicht mehr weiter bzw. stehe hier voll auf dem Schlauch.


    Ich füge euch ein paar Mikrobilder und die zwei Makroaufnahmen an.


    Vorab vielen Dank und herzliche Grüße

    Dirk


    Makroaufnahmen

    Cheilozystiden

    Sporen

  • Hallo Dirk,

    du schreibst nichts zu der Größe der Pilze. Mir erscheinen sie relativ groß und "stämmig"-kompakt gewachsen zu sein.

    Rein von der Makroskopie her würde ich das für Beringte Flämmlinge (Gymnopilus junonius) halten, die aus Altersgründen bereits ihren Ring verloren haben. Ich glaube, man kann da an einem Stiel noch einen kleinen Rest erkennen.


    Der Pilz würde jedoch auf Holz wachsen, bevorzugt auf/an Laubholzstümpfen, eventuell auch auf Wurzeln, eventuell auch auf vergrabenem Holz oder kleineren Resten. Wäre das hier möglich? Die Sporenpulverfarbe wäre eher rötlich-(orange)-braun als schokobraun. Vielleicht ist aber auch die Farbbeschreibung schwierig? Sporen mit KOH goldbraun, mit Melzer dextrinoid.

    Auf bitteren Geschmack könnte man auch noch testen.


    Schnallen sollen vorhanden sein, zylindrische ziemlich lange schmale, kopfige Cheiloz.(manchmal wohl das Kopfige nicht so stark ausgeprägt) auch, Sporengröße käme auch hin ...

    ABER die Sporen sollten warzig sein und ohne Keimporus. Als Nicht-Mikroskopikerin bin ich hier unsicher, ob man das Sporenfoto so machen kann, dass die Schärfenebene so liegt, dass man die Warzen nicht (bzw. nicht deutlich) erkennen kann ... :/


    FG abeja


    Hier gibt es ein Sporenfoto mit sehr deutlichen Warzen (Frage meinerseits: ist das dann ein Stack?)

    Gymnopilus junonius, Spectacular Rustgill mushroom


    Hier gibt es ein Sporenfoto, wo das nur so "kruschelig" erscheint

    Gymnopilus junonius (MushroomExpert.Com)

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo Abeja,


    super vielen Dank für deine Antwort.

    Ich selbst habe nur einen der kleineren mitgenommen, dachte ja auch sofort, oh nur Saumpilz aber da sollten die Sporen auch warzig sein. Die Sporen sind jedoch glatt, auch in allen Ebenen durchfokusiert.

    Anhand der Exsikkatmaße sind/ waren die Pilze so ca. 40-70 mm im Hutdurchmesser, Stiel ca. 5-8 x 30-50mm.


    Den Beringten Flämmling kenne ich auch nur größer und die haben orange braunes Sporenpulver.

    Ich habe mal mit den von dir angefügten Links verglichen und bin mir fast sicher, dass der es nicht ist, obwohl der makroskopisch schon gut passt.


    Ich weiß, dass da noch einiges zu einer vernünftigen Beschreibung fehlt, leider ist nicht mehr mehr drin.

    Die Bilder abe ich erst nach Nachfragen bekommen, der genaue Standort war auch nicht mehr bekannt.

    Wenn es nicht klappt, dann bleibt er eben ohne Namen.


    Ob, dass Foto ein Stack ist kann ich dir leider nicht beantworten.


    Nochmal vielen Dank


    Dirk

  • Hallo Dirk,

    interessant - zu der genannten Merkmalskombination passt für mich irgendwie nix so richtig.


    Daher müsste man m.E. folgende Fragen beantworten:


    - gibt es irgendwelche Indizien für ein schleierartiges Teilvelum? Ich vermute es, aber die Bilder sind nicht so aussagefähig.


    - sind die Sporen wirklich ganz glatt, auch wenn man sie in Melzers oder 3% KOH bei geöffneter Kondensorblende beobachtet? Bei dem gezeigten Foto war die Blende fast ganz geschlossen, was nicht nur zu den Hell-Dunkel-Streueffekten an der Sporenwand führt, sondern leider auch feine Ornamente unsichtbar macht. Sp rauh --> Gymnopilus


    - lässt sich aus der Huthaut mit KOH ein gelbes Pigment lösen? --> weiteres Indiz für Gymnopilus.


    - Ist die Huthaut feucht möglicherweise doch schmierig, und die Huthaut besteht aus liegenden inkrustierten Hyphen? Dann käme auch sowas wie ein Kohlenschüppling in Betracht --> Pholiota etc. Das wäre für mich nach Gymnopilus der zweitbeste Tipp.


    - Oder besteht die Huthaut aus aufrechten, keuligen Zellen? Dann müsste man den Pilz bei den Faserlingen oder Ackerlingen suchen. --> Psathyrella etc.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    vielen Dank für deine Antwort.

    Genau so ist es mir auch ergangen, nachdem mein Favorit "Saumpilz" aus dem Rennen war.


    - Der Hutrand war schon faserig behangen, würde mal in Richtung Velum gehen.

    - Ich hatte die Sporen sowohl in Wasser als auch in KOH 3% mikroskopiert. Die waren schon glatt. Aber es spricht natürlich nichts

    dagegen es noch einmal in Melzer zu versuchen. Das mache ich wenn ich die Huthaut in KOH einlege.

    - Ich versuche mal ein Stück Hut aus dem Exsikkat in KOH zu legen, mal sehen was da passiert. Das kann aber noch ein paar Tage dauern bis ich daran komme.

    - Die Huthaut war schon faserig, auf keine Fall schmierig oder sich fettig anfühlend.

    - An Faserling hatte ich/wir auch schon gedacht, fand aber nichts was so kräftig ist.


    Es ist, wie schon bereits Abeja schrieb, ohne genauen Wuchsort immer schwierig... aber wir werden es sehen.


    Nochmal vielen Dank für deine Mühen.


    Herzliche Grüße

    Dirk

  • Hallo Harald,


    vielen Dank für deine Einschätzung.


    Ich füge dir, Abeja und Wolfgang Bilder der HDS in KOH an.

    Eine gelbe Verfärbung auf einem weißen Tempo fand nicht statt, die HDS unter dem Mikro ist schon gelblich.

    Die Sporen in Melzer sind meiner Meinung nicht wirklich ornamentiert. Auch in verschiedenen Fokusierebenen

    In KOH erscheinen sie ebenfalls glatt.

    Die Bilder liefere ich noch nach.


    Nochmal vielen Dank für eure Hilfe und weitere Unterstützung.

    Gruß Dirk

  • Hallo Dirk,


    also das sind keine richtigen Flämmlingssporen auf deinen Fotos! Die von dir gezeigten Sporen erinnern mich mehr an eine Stropharia. Auch erkenne ich keine Cheilozystiden auf deinem Bild. Das sieht mir mehr nach Basidiolen aus. Kannst du nochmal eine Lamellenschneide untersuchen? Der von dir gezeigte Pilz müsste Cheilozystiden haben.


    Viele Grüße

    Christian

  • Hallo zusammen,

    auch euch vielen Dank für eure Unterstützung. Schön wenn spannende Diskussionen aufkommen.

    CHRISTIAN. Ans Mikroskopieren komme ich voraussichtlich erst wieder am späten Wochenende. Vlt. geht noch was.

    Ich füge noch ein zwei andere Aufnahmen der Schneide an (Wasser). Ich meine es waren schon Cheilos.

    Leider hatte ich mir den Geruch nicht gemerkt, auf jeden Fall nicht unangehm.

    Andreas. Auch eine spannende Sache. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Hast du da eine Vermutung?


    Herzliche Grüße und vielen Dank an alle für die spannende Diskussion. :thumbup::thumbup::thumbup:


    Dirk


  • Hallo Dirk,

    ohne Ahnung von den mikroskopischen Feinheiten zu haben, haben wir nun mit Andreas' Vorschlag endlich was, wo die Sporenpulverfarbe stimmt ^^ . Denn Sporen von Psathyrella s.l. und Stropharia wären viel dunkler als "schokobraun" und Gymnopilus spielt viel mehr ins Gelblich-Orange

    Allerdings hatte ich es für möglich gehalten (aber nicht nachgefragt), dass das eventuell eine Angabe vom Finder war und eventuell nur von der Lamellenfarbe rückgeschlossen wurde.


    An Risspilz hatte ich zwar flüchtig gedacht, aber da meist nur so kleine Arten "vor Augen".

    Ich befürchte aber - nach allem, was ich hier und da von Ditte Bandini zu den Mallocyben mitbekommen habe - dass die Artbestimmung schwierig wird. Da wird neben Standort und Geruch auch so was wie Velumfarbe (im jungen Zustand, gelblich oder weißlich) und Schnitt (ob Stiel hohl oder voll) wichtig. Es gibt wohl auch noch eine Menge an unbeschriebenen Arten, bzw. Unklarheiten bei der Zuordnung.


    Inocybe - Genus Mallocybe
     
    www.inocybe.org

    Ich habe da nur so ein bisschen "durchgeklickert" . Wenn dort verzeichnet, dann müsste es ja eine der großgewachsenen Arten sein.

    Die M. myriadophylla dort sieht zwar viel heller aus (Standort lt. Internetinfo in Skandinavien auf kalkhaltigen Böden, dort meist bei Birken. ) Die Art soll sich aber durch besonders dichte Lamellen makroskopisch auszeichnen, was ja auch das Artepitheton besagt.

    Ob das eine Möglichkeit wäre?


    FG abeja


    Noch als Ergänzung: ein Merkmal von Mallocybe soll sein, dass die Cheilozystiden oft mehrzellig sind (septiert).

    Sieht man auf den Bildern (oder?)

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo zusammen,


    ich freue mich, dass wir /ihr wenigsten eine Gattung herausgefunden haben/habt und somit das Rätsel gelöst wurde.

    Danke an euch alle. Ich wäre da gar nicht drauf gekommen, da hatte ich noch nicht mal einen Gedanken dran verschwendet.

    Mir waren die kräftigen Risspilze gar nicht so geläufig und die hatte ich bis dato auch nicht auf dem Schirm, also wieder etwas gelernt. :thumbup:

    abeja : Ja die Cheilozystiden sind auf jeden Fall z.T. mehrzellig und im Exsikkat wir der Hut mit KOH 3% dunkel fast schwarz. Ist ja lt Dittes Homepage auch ein Merkmal für Mallocybe.

    Die M. myriadophylla habe ich mir auch angesehen, die sind aber irgendwie zu langstielig und auch der Lamellenabstand ist mir zu dicht. (Schreibt der der, der noch nicht mal die Gattung gewusst hat :/)

    Mir gefällt da schon Mallocybe leucoblema besser, da hier die Sporenform und auch die Cheilozystiden besser passen würden.

    Stangl beschreibt ab Seite 40 die Lamellen und die Hutfarben genaus so wie man sie auf den Fotos sieht. Lamellen später rotbräunlich, im alter bräunlich, Hut semmelfarben, stämmige Art, usw..


    Aber ohne Frischmaterial und genauen Standort bleibt es für mich nur Vermutung und geraten. Mir fehlt einfach bei Risspilzen die Erfahrung dafür.


    Ein "Merci" aus dem Saarland an alle Beteiligten und herzliche Grüße

    Dirk

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