Entoloma undulatosporum - oder doch nicht?

  • Hallo,


    gestern in Aschaffenburg in einer Magerwiese eines alten Landschaftsparks folgende Gruppe von Rötlingen. Makroskopisch sehr auffällig die wie dunkler Stein wirkende Hutoberfläche.


    Mikroskopisch mit wellig-knotigen Sporen von ca. 10-12 x 7-8 µm, ohne Zystiden, viersporig, Schnallen an Basidien und in der Huthaut, Pigment vakuolär.

    Tramahyphen eher kurz, aber doch auch regelmäßig bis 150-160 µm lang, HDS eine Kutis aus relativ dicken und kurzen Elementen.


    Was mich stutzig macht, ist der etwas gedrungene, robuste Habitus mit Hüten ohne jede Vertiefung. Es war noch ein altes Exemplar vor Ort, das war geradezu langstielig und der Hut dennoch flach gewölbt und nicht vertieft.


    Kann doch noch etwas anderes in Frage kommen?


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Wolfgang,


    ich habe mir natürlich den Artikel in der ÖZP angesehen, und sehe nicht so ganz klar wie denn nun der typische Habitus der beiden Arten aussehen soll. Wölfel & Noordeloos legen starken Wert auf den Habitus, der bei triste nach dem Schlüssel "helmlingsartig" und bei undulatosporum "rüblingsartig" sein soll. Da würde ich meine Kollektion auf jeden Fall eher bei rüblingsartig einsortieren. In der Beschreibung der Hutform - die so ziemlich das einzige ist was ich an Unterschieden der beiden Arten herauslesen kann - wird triste als "jung kegelig, selten kegelig-konvex" beschrieben, undulatosporum dagegen als "konvex". Was allerdings auch noch ein Unterschied sein könnte ist das Verhalten beim Abtrocknen: "von der Mitte her hell schwärzlichbraun entfärbend" bei undulatosporum (was für mich auf ein eher zentrifugales Entwässern hindeutet) gegenüber "in radialen Streifen austrocknend" bei triste. Meine Pilze zeigten ein recht deutliches radialstreifiges Entwässern, allerdings schon auch von der Mitte her.


    Bei den Abbildungen in ÖZP verwundert, dass die Abbildung von triste eher noch robustere Fruchtkörper zeigt als die Abblildung von undulatosporum - für mein Verständnis hat das nichts mycenoides .... Für triste wird ferner zitiert die Abb. in F.E. 5: 711b, die überhaupt nicht meiner Kollektion entspricht, eher schon die Abb. F.E. 5: 718c für undulatosporum. Ebert et al. in der ZfM 58 bilden auch recht dünnstielige Exemplare mit deutlicher Papille an, fast wie bei E. hebes. Auch diese Autoren sind sich nicht so recht sicher, ob die beiden Taxa trennbar sind ...


    Ich werde mal ein Stückchen zum Sequenzieren geben, vielleicht gibt's ja Vergleichssequenzen.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Andreas und Wolfgang,


    ich glaube nicht, dass es E. undulatosporum oder E. triste ist. Beide Arten sollten deutlicher knotige Sporen haben.

    Zu E. undulatosporum gibt es individuell sehr verschiedene Konzepte, die Art wurde aber ursprünglich in der Untergattung Nolanea beschrieben, d.h. mit +/- mycenoidem Habitus und Schnallen im Hymenium aber selten in der Huthaut.


    Mit den eher runden leicht knotigen Sporen und dem +/- robusten Habitus könnte man auch mal in der Section Erophila schauen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob da etwas gut passt.


    Definitiv eine interessante Aufsammlung.


    LG Kai

  • Hallo zusammen,


    einen sehr ähnlichen Fund aus dem November 2020 habe ich lange Zeit und leider fälschlich für Entoloma undulatosporum gehalten, wobei die Abbildungen und der Schlüssel in FE 5a in diesem Fall nicht hilfreich waren.


    Zunächst war es ein Fund von Entoloma triste (im Mai 2021 auf einer Rasenfläche des Sennefriedhos) durch Mitglieder der AG Mykologie im NWV Bielefeld, der erste Zweifel aufkommen ließ.


    Die Mikrofotos dieses E. triste-Fundes (die Bestimmung wurde von Karl Wehr und Gerhard Wölfel bestätigt) zeigten sehr stark knotige Sporen und E. undulatosporum sollte (wie hier auch von Kai hervorgehoben) über vergleichbar knotige Sporen verfügen.


    Dem Tipp von Kai folgend habe ich dann in der Sektion Erophila gesucht und als einzige (aus meiner Sicht) in Frage kommende Art Entoloma opacum gefunden. Die Abbildung in der FE 5a zeigt zwar recht stämmige (eher untypische?) Exemplare, die nicht zu meinem Fund passen wollen, anderswo fanden sich aber Fotos, die eine weit bessere Übereinstimmung zeigen, z.B. hier:


    https://www.researchgate.net/publication/295919343_Contributo_alla_conoscenza_del_raro_Entoloma_opacum_in_Italian


    Die Mikromerkmale passen ebenfalls und bis zum Erscheinen von FE 5c möchte ich diese Pilze jetzt als Entoloma cf. opacum ablegen.


    Exsikkate sind vorhanden und Andreas: Hast Du Deinen Fund sequenzieren lassen und wenn ja, ist da irgendwas bei herausgekommen?


    LG Ingo


    Entoloma cf. opacum


    Entoloma cf. opacum, Sporen

  • Hallo Ingo,


    ja, der Fund wurde sequenziert und er ergab - dank Kai Reschkes Nachforschungen - Treffer mit einer ebenfalls unbestimmten Kollektion aus Neuseeland und zwei weiteren Kollektionen aus Ungarn. Die Art liegt jetzt bei Kai Reschke und dem Autorenteam von Band 5c und wird wahrscheinlich dann neu beschrieben werden.

    Makroskopisch sieht Dein Fund meinem sehr sehr ähnlich - kannst Du deinen auch sequenzieren lassen oder ihn an Kai Reschke schicken?


    In der nächsten Z. Mykol. wollte ich diese Art im Rahmen eines Berichtes über den Park Schönbusch, wo diese Art gefunden wurde, kurz vorstellen.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Ingo,


    Andreas hat ja bereits das meiste gesagt, sein Fund gehört zu einer Art, die momentan in der Warteschlange ist.


    Entoloma undulatosporum im weiteren Sinn ist ein Komplex aus mehreren Arten. Möglicherweise gehören auch Teile der sect. Erophila in diese Verwandtschaftsgruppe. Die Arten scheinen alle relativ bis ziemlich selten zu sein, daher überrascht es nicht, dass sie bisher unter breiteren Konzepten vereint wurden.


    Dementsprechend ist es nicht verkehrt das Übergangsweise unter E. cf. oder aff. opacum laufen zu lassen.


    Ich halte auch E. triste im bisherigen Sinn für mehrere Arten.


    Beste Grüße - Kai

  • Dieser Fund konnte E. opacum sein. Ich habe eine Kollektion von E. opacum aus der Typus Lokalität in der Nähe von Prag mit ITS Sequenz, soll der Epitypus werden. Dem Typus von E. undulatosporum was fur Molekularen Untersuchungen ungeeignet, aber wir haben eine erfolgreiche Sequenz jetzt von einer von Arnolds bestimmte Kollektion das als Epitypus bezeichnet werden kann. Wir können also jetzt ein Versuch machen dieser Gruppe zu klären


    .

  • Wahrend unserem Treffen in Norwegen letzter Woche hat der Entoloma-Gruppe, zum Vorbereitung FE5c unterm Andern die neue Ergebnisse rum undulatosporum diskutiert. Der neue phylogenetische Baum zeigt jetzt 21 Arten, von denen mindestens 10 unbeschriebene Arten aus Europa. Es gibt also noch Arbeit zu tuen :) Falls Ihr Material haben das Sie vergleichen mochten, herzlich wilkommen!

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