Hallo allerseits,
zum Jahresende habe ich noch ein paar seltene (?) oder wahrscheinlich übersehene "Seltsamkeiten" parat.
Im Wald von Grenzach-Wyhlen gibt es ja Buchsbäume, Buxus sempervirens. Die Bestände sind seit Jahren vom Buchsbaumzünsler, Cydalima perspectalis stark geschädigt. Viel Totholz steht und liegt herum.
Im März sah ich einen großen, mehrere Zentimeter dicken Buchsbaumast in der feuchten Laubstreu liegen, darauf wieder diese "rosa Flecken", die mir vor Jahren schon mal aufgefallen waren. Insgesamt erscheinen sie mir zurzeit sehr viel seltener geworden zu sein, sie befinden sich meist an noch stehenden, toten bzw. absterbenden Bäumen. Ich glaube, sie wachsen besonders auf "frischem Totholz" auf der Rinde und weniger auf morscheren Teilen, wo sich schon die Rinde von der darunterliegenden Schicht ablöst.
Im März schwitzten die farblich intensiven FK deutliche Guttationstropfen aus. Das zweite Foto zeigt auch einen feuchten Pilz, jedoch mit abgewischten Tropfen. Die Fruchtkörper wirkten sehr dünn, trotzdem aber etwas wachsig. Der Randbereich ist im Zuwachs etwas heller, jedoch ohne sichtbare Fasern und ohne "fransigen" Rand.
Ich nahm zwei kleinere Teilstücke von diesem Holz mit nach Hause und lagere sie seit dem Frühjahr in meinem Balkonkasten, Wind und Wetter ausgesetzt.
Am nächsten Tag habe ich den "rosa Pilz" abgetrocknet fotografiert, nun war er deutlich blasser und die Oberfläche neigt trocken zum Aufreißen.
Obwohl "Rosa Flecken" an Buchsbaum ohne Mikro nicht eindeutig zu benennen sind, bleibe ich aber immer wieder bei 2 Arten von Peniophora hängen:
Peniophora proxima Bres. (u.a. in Frankreich auf Buxus gefunden, soll nur an Buchs vorkommen) und
Peniophora boidinii D.A. Reid (in Spanien auf Buxus gefunden, kommt aber lt. Literatur eher auf Pistacia vor.)
https://www.mycocharentes.fr/pdf1/1083.pdf (PDF zu P. proxima)
https://www.centrodeestudiosmicologicosasturianos.org/?p=14951 (zu P. boidinii)
Bei der Recherche ist mir aufgefallen, dass keine dieser Arten bei "Pilze Deutschland" gelistet ist.
Gibt es in Deutschland tatsächlich noch keine kartierten gesicherten Nachweise einer dieser Arten an Buchsbaum?
Soweit ich herausgefunden habe, sind die beiden Arten nicht beschrieben in GPBW (Band 1), nicht in Pilze der Schweiz (Band 2) und auch nicht in Corticiaceae of Northern Europe - klar, da wächst ursprünglich kein Buchs und erst recht keine Pistazie. Als Literaturhinweise las ich "Hymenomycètes de France" (Bourdot & Galzin) und "Corticiaceae s.l. Fungi Europaei 12 (Bernicchia & Gorjon).
In den beiden Internetdokumenten sind aber schon ein paar typische Merkmale sichtbar (Lamprozystiden und Gloeozystiden, keine Dendrohyphidien ... ich habe natürlich inzwischen nachgeschaut, was das ist ... ).
Vor allem wären die Sporen bei den Kandidaten sehr unterschiedlich groß. Mit den dort verwendeten Fachbegriffen weitersuchend bin ich dann doch noch auf ein tolles Dokument gestoßen, die die Peniophoraceae weltweit enthält, mit Schlüssel und ausführlichen Angaben zu den Mikromerkmalen, allerdings ohne Bilder.
A taxonomic survey of the Peniophoraceae Mathias Andreasen & Nils Hallenberg Synopsis Fungorum, Volume 26 By: Leif Ryvarden(Editor)
bei Researchgate herunterladbar.