Sprengend, rostend & Glück habend (Vuilleminia spec., Caeoma allii-ursini, Puccinia sessilis, Pleurotus pulmonarius)

  • Hallo allerseits,

    was für ein seltsamer Titel ... aber es geht tatsächlich um Pilze! Im Mai!


    In diesem Monat machte ich bisher 2 persönliche Erstfunde.

    Einmal geht es um einen Pilz, den ich an einem noch ansitzenden toten Zweig eines Weißdornes (Crataegus spec.) in Rheinnähe (Auwald-Charakter) sah. Ich denke, einen Rindensprenger (Vuilleminia spec.) gefunden zu haben.

    Ist die Gattung in diesem Fall makroskopisch sicher? Jedenfalls entwickelte er sich unterhalb der Rinde, diese ist an den Rändern weggebogen. Ich habe den Pilz in relativ feuchtem Zustand gefunden (1 Tag nach Regen). Er war jedoch nicht sehr aufgequollen, Oberfläche weißlich wie bereift. Die Bereifung war aber sehr leicht abwischbar, darunter war er relativ intensiv rötlich-braun gefärbt (ist geruchlos). Trocken wirkt er heller.


    Der Zweig ist ungefähr 1 cm dick.






    Nun habe ich gelesen, dass die Arten der Gattung (leider ;) ) nicht wirklich substratspezifisch sind, es kommt wieder auf Sporen und Zystiden an.

    Lt. Vuilleminia-Schlüssel von Frank (tomentella.de) kommt an Crataegus V. cystidiata (Hauptwirt), pseudocystidiata, comedans und oyensis vor.

    Lt. FoTE wäre V. cystidiata rein weiß, das soll sogar ein brauchbares makroskopisches Merkmal sein. Rein weiß ist mein Pilz ja nicht. Die anderen kommen - falls man überhaupt Bildmaterial findet - irgendwie in grau-violetter bis rötlicher Farbe daher.

    Falls jemand Rindensprenger "sammelt" - ich habe einen Teil des Stöckchens mitgenommen.



    Bärlauch gibt es manchen Gebieten hier jede Menge, aber normalerweise ohne Rostpilze. Diese habe ich an Bärlauch bisher nur auf dem Friedhof in Rheinfelden/ Baden gefunden, weil vermutlich dort die Pflanzen für den benötigten Wirtswechsel in der Nähe sind.


    Von oben und Weitem betrachtet sehen die Flecken relativ gleich aus, aber von unten konnte man zweierlei Rost entdecken.

    Einmal kissenförmig Caeoma allii-ursini auf Allium ursinum (Artengruppe, Wirtswechsel zu verschiedenen Arten der Salicaceae), aber schon in Auflösung begriffen ...

    Dann entstehen Löcher an den Stellen, das hatte ich auch noch nie gesehen.

    Wegen der "schöneren" Ausprägung - teilweise noch geschlossene Kissen - noch ein paar Bilder von 2017 vom gleichen Ort.






    Den zweiten Rostpilz - auch nicht in aller-hübschester Ausführung - habe ich auch noch nie gefunden. Es müsste sich um Spermogonien und Aezien von Puccinia sessilis handeln. Glanzgras (Phalaris arundinacea), der Wirt für die Uredien und Telien, ist relativ nah - auf dem Friedhof ist auch ein Bachlauf mit Gräsern.



    Ansonsten gab es erst einmal nichts ... außer ein paar Voreilenden Ackerlingen, Agrocybe praecox, die schon einen Sonnen- und Trockenheitsschaden hatten - und von Blütenstaub bepudert waren und einen (!) unfotografierten vom Rasenmäher "gesprengten" wurmstichigen Maipilz.


    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




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  • Erst am Samstag war ich mal wieder im Wald ... an einem liegenden Buchenstamm winzige rel. dunkelhütige Seitlinge, vermutlich "Sommeraustern" (Pleurotus ostreatus, mit auf Teller). Ich nahm etwas davon mit, in der Hoffnung noch mehr zu finden. Doch es gab an "Frischwuchs" (allg.) nur noch 2 Ackerlinge, ein paar Hellhütige Waldfreundrüblinge, einen Breitblättriger Rübling, ein winziges Grüppchen von Gelbstieligen Nitrathelmlingen und 3 winzige Rehbraune Dachpilze i.w.Sinn - das Ganze extrem weit voneinander, nur mit vieeel Glück überhaupt sichtbar.


    Leicht enttäuscht machte ich mich auf den Heimweg und kam an einem liegenden Buchenstamm vorbei - voll mit Lungenseitlingen, Pleurotus pulmonarius, umschwirrt von Fliegen etc. . Die Pilze haben "Glück gehabt" - mir waren sie zu alt. Kurz darauf stieß ich noch auf eine tote, noch stehende Buche, daran von oben bis unten in vielen "Troddeln" sehr helle, rel. dünnfleischige Seitlinge (vermutlich auch Lungenseitlinge) in allen Altersstufen.

    Nur die ganz kleinen Pilze ... und die ganz großen Pilze ... und die unerreichbaren Pilze ... blieben dort.





    Nun hatte ich mal "Glück gehabt", war genau am richtigen Tag am richtigen Ort und konnte eine für mich ziemlich große Menge ernten. Ich hatte sogar schon Bedenken, mich gefährlich nahe an die "ominöse" - hier im Landkreis geltende - Ein-Kilogramm-Grenze anzunähern, doch es waren "nur" 800 gr.. Sie passten geputzt gar nicht auf einen Teller, sondern - zum Fotografieren - nur auf eine Tortenplatte. Sie waren sehr zart und aromatisch und es konnten sogar noch Portiönchen zubereitet eingefroren werden.



    FG abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




    Einmal editiert, zuletzt von abeja ()

  • Hallo,

    ich gehe mal davon aus, dass der ganz oben gezeigte "Pilz am Stöckchen" eine Vuilleminia ist, wenn keine Gegenrede dazu kommt. :?:


    Inzwischen konnte man an diversen virtuellen Orten etwas von Sommersteinpilz-Funden, Boletus reticulatus , lesen - hier in der Region !!! - wenn auch einige Kilometerchen weiter, zum Teil auf anderem Untergrund, jenseits von Bergen, in anderen Tälern - nahezu "andere Welt". Geregnet hatte es am letzten Wochenende ja. Jedenfalls habe ich am Dienstag einen kurzen Abstecher in den nahegelegenen Wald gemacht, wo ich schon mal welche sah ... und tatsächlich!


    Nr. 1 und 2 waren allerdings schon riesige, ausgebreitete "Flatschen" im "Loch-an-Loch-und-hält-doch ...noch"-Design - völlig zernagt von Schnecken. Als Beweis ließ sich nur noch ein Stielfragment mit wirklich schön ausgeprägtem Netzmuster finden.




    Ansonsten gab es da zwei Frauentäublinge in ebensolchem Zustand, man konnte so gerade eben noch prüfend über die Lamellen streichen.

    An einem anderen Ort fand ich dann tatsächlich noch ein Steinpilzchen, Einzelexemplar, Stiel madig, Hut brauchbar ... immerhin.


    Am Freitag wollte ich schauen, ob denn eventuell Fruchtkörper nachgewachsen wären ... nichts, nichts, nichts, absolut nichts zu sehen. Auch die "Fragmente" waren weg - da leisten die Schnecken wohl ganze Arbeit. Der Boden eine Woche nach Regen war zumindest oberflächlich schon wieder völlig ausgetrocknet.


    Nur ein paar winzige Tintlinge - in großen Massen, die man hier nicht sieht - wuchsen am schattigen, feuchten Ort auf einem morschen Wurzelstock, sie glimmerten glamourös in einem Sonnenstrahl. Doch mit dieser Fruchtkörpergröße, dem rasigen Wuchs und mit diesen feinsten Härchen auf dem Hut müssten es trotz des glimmerigen Anscheins Gesäte Tintlinge, Coprinus disseminatus, sein - mit Velumresten "bepudert".




    Was ist das denn?

    Hat hier jemand eine Wildseiden-Steppdecke im Wald verloren?




    Ach, ach, ach ... es sind "meine" am Stamm verbliebenen Lungenseitlinge. 6 Tage nach dem Fund s.o. waren die restlichen winzigen Fruchtkörper (2. Seitlingsbild oben) etwas gewachsen, jedoch von niemandem geerntet, sondern völlig hart und trocken geworden.



    FG abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • abeja

    Hat den Titel des Themas von „Sprengend, rostend & Glück habend“ zu „Sprengend, rostend & Glück habend (Vuilleminia spec., Caeoma allii-ursini, Puccinia sessilis, Pleurotus pulmonarius)“ geändert.

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