Rätselhaftes Lyophyllum von der Pilzkartierungswoche in St. Oswald

  • Hallo zusammen,


    während der Pilzkartierungswoche in St. Oswald habe ich dieses rätselhafte Lyophyllum gefunden (Fotos 1 bis 3). Mit der mir zur Verfügung stehenden Bestimmungsliteratur fand ich bisher zu keiner passenden Art. Die Sporen waren deutlich langgestreckt mit 6,6-7,5-8,5 x 2,9-3,5-4 µm (Foto 4). Zystiden waren nicht vorhanden. Mikroskopisch wäre Lyophyllum fusisporum ein Kandidat. Aber die Zeichnung von Erhard Ludwig passt nicht so richtig zu dem von mir gefundenen Pilz. Er wuchs in der Laubstreu bei Buche in einem Waldstück bei der Kleinen Ohe nahe der Fredenbrücke.


    Hat jemand hier im Forum schon mal so ein Lyophyllum gefunden?


    Viele Grüße

    Christian

  • Hallo Christian,

    Funderfahrung mit so einer Art habe ich nicht, doch kam bei mir gerade die Frage auf, woran man hier Lyophyllum makroskopisch erkennen kann?

    Verfärbt sich der Fruchtkörper irgendwo, zählt das leicht graue Fleisch im Stiel schon als Verfärbung? Oder ist hier die Gattungszuordnung nur mikroskopisch möglich?


    Mir kam der Pilz auf den ersten Blick so helmlingsartig vor...

    Ich habe mal geschaut bei Pilze Deutschland, welche Arten in D gelistet sind, hängen geblieben bin ich bei Lyophyllum miserum / Tephrocybe misera (wg. "zierlich"). Diese Art ist im Gröger z.B. gar nicht verschlüsselt, in GPBW auch nicht.


    Bilder und Beschreibungen gesucht:

    https://www.mycodb.fr/fiche.ph…Lyophyllum&espece=miserum (ohne genaue Beschreibung, Bilder sehr ähnlich)

    https://www.mycoquebec.org/bas…ephrocybe%20misera&gro=26 (ohne Bilder, Beschreibung aber sehr gut und passend ;) )


    https://www.micobotanicajaen.com/Revista/Articulos/DMerinoA/Aportaciones034/Tephrocybe%20misera.pdf

    (sehr ausführlich, mit Mikromerkmalen und Literaturhinweisen, bzw. wie im Schlüssel von BON man dahin gelangt, inkl. Nennung einer sehr ähnlichen Art).

    Die angegebenen Sporenmaße sind in den beiden genannten Dokumenten aber etwas unterschiedlich, der Quotient ist aber ähnlich.

    Im span. Dokument sind allerdings auch Zystiden genannt und abgebildet.

    Vielleicht sind diese schwierig zu finden? Im GRÖGER-Schlüssel steht an manchen Verzweigungspunkten (betr. andere Arten) etwas davon, dass die Zystiden so klein sind, dass sie verdeckt werden könnten.


    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo Abeja,


    ich hatte die Geruchsangabe vergessen: Der Pilz roch stark gurkenartig! Ich hielt ihn zuerst für einen Helmling. Doch die Kombination Gurkengeruch, fehlende oder nicht sichtbare Zystiden und inamyloide Sporen (mein Sporenfoto ist in Melzer gemacht) schließen einen Helmling aus. Dann kam noch die Gattung Hemimycena in Frage, bei der Arten ohne Zystiden vorkommen. Scheinhelmlinge haben aber rein weiße Farben, wenn sie mehr als 10 Lamellen haben. Diese Formen kenne ich und die passen nicht zu meinem Fund. Also konnte ich diese Gattung auch ausschließen. Besonders typisch für mich aber ist dieser deutliche Mehl-Gurken-Geruch, den die meisten Tephrocybe-Lyophyllen haben.


    Viele Grüße

    Christian

  • Hallo Christian,

    danke für die Erläuterung der Vorgehensweise! Aber die Lamellen müssten dann bei Reife eigentlich auch ziemlich grau werden, denke ich.

    Der "Winzling", auf den ich da gestoßen war, hat leider - lt. Beschreibungen - keinen Geruch. Wie variabel das sein kann und ob der ansonsten passen könnte, weiß ich natürlich nicht.


    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo Christian,


    fehlende Amyloidität bei Mycena kommt gelegentlich vor. Hatte ich selbst schon bei einem "Hydropus" der sich dann molekular als Mycena maculata herausstellte. Leider war in dem Fall dann auch die Lamellentrama nicht dextrinoid - möglicherweise hängt das direkt zusammen. Rein makroskopisch würde ich diesen Pilz auch bei Mycena einordnen und finde nicht dass Tephrocybe dafür passt (Lyophyllum schon gar nicht). Hast Du denn mal die siderophile Granulation getestet? Die klappt bei Tephrocybe eigentlich immer ganz gut.


    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Andreas,


    das kann schon sein, dass der Pilz eine Mycena ist. Seltsam war für mich, dass mir keine Zystiden auffielen. Die müssten bei allen Mycenaarten vorhanden sein. Ich hatte bisher keine Mycena mit so kleinen oder unauffälligen Zystiden, dass ich sie nicht finden konnte.


    Ich werde mal Peter anschreiben, ob er das Exsikkat nochmal untersuchen kann.


    Beste Grüße

    Christian

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!