Clitopilus prunulus VS Clitocybe spec.

  • Hallo zusammen,

    ich habe mich mal an der Unterscheidung des Mehl-Räsling zu weißen Trichterlingen versucht und einen Sporenabdruck angefertigt. Die Exemplare fand ich im Mischwald, kann daher keine zuverlässige Aussage zu den Bäumen machen, aber Trichterlinge sind ja eh Saprobionten. Für mich sieht die Verbindung der Lamellen am Stiel nicht nach Trichterlingsartigem herablaufen aus, das spräche für einen Mehl-Räsling. Das Sporenpulver sieht aber für mich mehr weiß als rosabraun aus (Das Bild ist unverändertes Rohmaterial). Der Geruch war für mich einfach muffig / dumpf / eklig, den Mehlgeruch eines eindeutig identifizierten Maipilzes würde ich aber auch nicht als mehlartig bezeichnen. Spermatisch, süßlich, parfürmiert hat es aber auch nicht gerochen, diese Gerüche kenne ich eigentlich.
    Ich finde mehlartig oder gurkig riechende Pilze unapetitlich, habe daher kein kulinarisches Interesse an der Unterscheidung mich irritiert nur die Kombination der vorliegenden Merkmale.

    Besten Dank und Grüße

    Daniel

  • Hallo Daniel,

    schwierig ...

    Rein optisch von der Oberfläche her könnten deine Pilze (sehr nasse) Mehlräslinge sein, aber das weißliche Sporenpulver schließt das aus. Bei Mehlräslingen wäre das wirklich deutlich fleisch-rosa (leicht bräunlich) gefärbt.

    Es könnte höchstens sein, dass das Sporenpulver gar nicht weiß ist, sondern die Kamera per automatischem Weißabgleich das Hellste auf dem Bild als "weiß" interpretiert hat. Wenn der Pilz auf einem Glasplättchen ausgesport hat, würde ich das Pulver etwas zusammenschieben, flachdrücken und auf weißem (!) Untergrund bei Tageslicht mit bloßem Auge noch mal kontrollieren.

    Allg. sind Mehlräslinge ziemlich dickfleischig im Hut und im vollen Stiel (wäre im Querschnitt zu sehen), aber extrem brüchig (erscheint hier so, linker Hut). Trichterlinge sind elastischer/ flexibler.

    Die Lamellen laufen sowohl bei Mehlräslingen als auch bei vielen (aber nicht allen) weißlichen Trichterlingen herab. Die Lamellen bei Mehlräslingen sind weichlich, verstreichbar und alt deutlich bräunlich rosa, bei Trichterlingen flexibler und oft (bei allen?) ablösbar im Ganzen.

    Mehlräslings-Geruch ist für mich typisch "ranzig mehlig mit spermatischer Note". Das ist auch frisch nicht wirklich angenehm und deutlich anders als z. B. Maipilz oder Riesenrötling, die ich eher als "frisch gemahlenes Korn/ Gurke" kenne - irgendwie "grün" und nicht spermatisch.

    Ich achte immer auf die Hutoberfläche. Das kann ich hier beim feuchten Pilz aber nicht richtig sehen (und auch in Natur habe ich da mit nassen Pilzen Probleme, wenn die dann nicht typisch riechen - vielleicht auch weil sie zu feucht sind - dann bleiben die Pilze stehen). Mehlräslinge haben (trocken) so eine ganz matte, minimal samtige Oberfläche, wo man Fingerabdrücke sehr gut sehen kann.

    Die giftigen Trichterlinge (da gibt es mehrere, schwierig zu unterscheidende Arten) haben auch manchmal minimal hell-rosaliche Lamellen und nicht ganz weißes Sporenpulver (aber nicht rosa-bräunlich, sondern immer heller), die Oberflächen sind aber immer anders - hygrophan und weißlich bereift. Man kann da die Bereifung abwischen und darunter kommt eine etwas dunklere Farbe zum Vorschein - so etwas geht beim Mehlräsling nicht.

    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 


  • Guten Morgen ihr beiden,

    abeja, das war ne super Ausführung, die hinterlege ich direkt so in meiner privaten Dokumentation :)

    Zusammengefasst bräuchte ich nochmal einen neuen Sporenabdruck. Ich hatte mich bewusst für einen dunklen Untergrund entschieden, weil man sicher von einem eher hellen Sporenabdruck ausgehen konnte. Ich hatte noch versucht das Sporenpulver zusammenzuschieben, aber das klappte nicht. Den nächsten fertige ich wie empfohlen auf einem Objektträger an.

    Jetzt kann ich nur noch nachreichen, dass der Sporenabdruck auch mit blosem Auge eher weißlich als rosa/braun erschien, auch wenn ich mir einbildete rosa Schimmer zu sehen, wenn der Sporenabdruck in einem bestimmten Winkel zu einer Lichtquelle betrachtet wurde.

    Beste Grüße

    Daniel

  • Hallo in die Runde, hallo Daniel,

    jetzt hatte ich zu den Merkmalen von Clitopilus prunulus so viel geschrieben, aber in einem Punkt könnte es vielleicht doch missverständlich sein.

    In den letzten Jahren fand ich Pilze sehr oft im sehr trockenen Zustand, nach Regentagen können sich manche Merkmale ein wenig anders darstellen.

    Im Freitag war ich im Wald.

    Obwohl es den ganzen Tag nicht geregnet hatten, waren bei fast allen Pilzenarten die Oberflächen noch deutlich feucht ... schleimig ... schmierig ... glitschig.

    Die Huthaut der Mehlräslinge sieht dann etwas dicklich aufgequollen aus und ist schmierig und vor allem etwas grauer erscheinend. Berührt man sie sanft mit dem Finger ändert sich das nicht, Fingerabdrücke sieht man aber kaum. Drückt man stärker oder kratzt man mit dem Fingernagel, dann entstehen dunkler graue Flecken und Striemen. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit "Bereifung abreiben" (wie bei den Trichterlingen beschrieben).

    Auch war der Geruch im feuchten Zustand etwas "frischer" mehlig, sogar bei sehr großen, etwas älteren Exemplaren. (Dafür brauchte es in der Pfanne länger, bis der "Mehlgeruch" weg war, erst als die Flüssigkeit komplett verdampft war und eine leichte Bräunun eintrat).

    Ich stelle mal ein paar Bilder ein:

    von Clitopilus prunulus (s.l.) und als Vergleich von ein paar weißen Trichterlingen mit Bereifung aus dem Laub-Mischwald auf Kalk (vor ein paar Jahren fotografiert, auch im eher trockenen Zustand), Clitocybe spec (cf. phyllophila o.ä.)

    Hier sind extrem junge, kleine Mehlräslinge, nur 15 mm Hut, im Gras auf einem Friedhofsgelände.

    Diese waren auch feucht, man sieht die grauen "Striemen" von Berührungen auf der Huthaut.

    So klein, weiß, kurzstielig (und zerbrechlich) finde ich sie sehr häufig (trocken).

    Bei dieser Huthautbeschaffenheit (trocken) klappt das mit den Fingerabdrücken prima.

    Solche großen Teile fand ich am Freitag (nach Regen) öfter, Lamellen von den Sporen sehr deutlich gefärbt, trotzdem noch frisch genug. Sie sind hier seltsamerweise immer so kurzstielig, liegen mit den Lamellen fast auf dem Boden, der Rand ist auch bei der Größe noch säuberlich umgebogen.


    Zwei Fotos vom Sporenpulver, vom Abdruck und einmal zusammengekratzt (aber nicht flachgedrückt ... wäre besser....)

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 


  • Jetzt zum Vergleich die Trichterlinge.

    Hier bei diesen eher kleinhütigen, langstieligen Exemplaren hatte ich mir die Farbe des Sporenpulvers notiert (aber nicht fotografiert): cremefarben bis schwach rosa .... (Pilze frisch und leicht feucht)


    Diese Exemplare finde ich sehr typisch (sind aber auch schon ein bisschen älter) und waren in trockenem Zustand.

    Die "Fleischfarbe" kommt hier zum Vorschein, mit dem Finger an einer Stelle gerieben.

    VG

    abeja

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  • Hi abeja,

    hoppla, jetzt habe ich hier gar nicht mehr reingeschaut. Ich bedanke mich noch ein weiteres mal für deine super Ausführung ! Auf einem der Bilder zu den Trichterlingen hast du die Lamellen abgekratzt. Sagt mir das Foto, dass das bei Trichterlingen einfacher ist, als bei Räslingen ?
    Den Tipp mit dem Befingern der Hutoberfläche werde ich mal in der Praxis berücksichtigen :)

    Ich habe vergestern auch nochmal einen vermeintlichen Trichterling abgelichtet und zwei Tage aussporen lassen. Hier meine ich einen süßlichen Geruch vernommen zu haben. Bilder, siehe Anhang. Hier wäre ich geneigt einen Clitocybe rivulosa zu erkennen.

    Beste Grüße

    Daniel

  • Hallo Daniel,

    ja, die neuen Bilder zeigen auf jeden Fall Trichterlinge, Clitocybe spec.

    Bei der Artnennung halte ich mich aber vornehm zurück. Auf jeden Fall ist es eine Art mit nicht rein-weißem Sporenpulver, sondern das ist ein bisschen rosa ...

    ... ich habe jetzt noch mal nachgelesen, C. rivulosa und ähnliche Arten wie der Feldtrichterling sind relativ klein. Die Größe kann ich hier nicht einschätzen. Lt. Wikipedia hätten diese Arten aber rein-weißes Sporenpulver

    Vermutlich hat nur C. phyllophila ein leicht getöntes Sporenpulver (?)

    Das Bild mit den weggeschobenen Lamellen bei meinem Trichterling hatte ich eingestellt, weil es irgendwann mal so gemacht hatte. ;) Damit wollte ich hier keine unterscheidende Aussagen zu Clitopilus machen, da geht das auch - die Lamellen verschmieren dabei aber etwas mehr.

    Irgendwann einmal hatte ich gelesen, dass bei Lepista die Lamellen leicht abschiebbar seien (stimmt!), bei Clitocybe aber nicht - so, als sei das ein Unterscheidungsmerkmal. Meiner Meinung nach trifft das aber nicht zu, denn bei den weißen Clitocybe-Arten, wo ich das probiert habe, waren die Lamellen auch leicht lösbar. (Leider habe ich das nicht systematisch bei allen bisher gefundenen Trichterlingen gemacht, sodass ich da aus meiner Erfahrung nichts verallgemeinern sollte.)

    VG

    abeja

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