Welche Entoloma der Sektion – Leptonia?

  • Hallo miteinander!


    Am Freitag fand ich diesen Rötling und versuche bisher erfolglos eine Bestimmung mit dem Schlüssel 2 in GpBW. Vielleicht könt Ihr mir weiterhelfen!


    Fundort

    Ulmer Hochsträß, 650 mNN, buchenbetonter Mischwald (vereinzelt Hainbuche, Weide, Eiche), basischer Lösslehm über Kalk, auf einem kleineren Stück Laubholz (vermutlich Buche), insgesamt fünf Frk.


    Makromerkmale

    Hut: Ø bis 45 mm, genabelt, mit feinen Schüppchen, Rand lange umgebogen, sehr dünnfleischig, nicht gerieft, graubraun

    Lamellen: grob, ca. 40 erreichen den Stiel, untermischt, breit angewachsen mit herablaufendem Zähnchen, Schneide wellig bis leicht gesägt und gleichfarbig, jung cremeweiß, später etwas dunkler - ockerlehmbraun

    Stiel: Ø 3,5...5 mm x 40...50 mm lang, hohl, schwarzblau, fein bereift (nicht glatt) – vor allem an der Spitze weißliche Bereifung, an der Basis leicht verdickt und deutlich heller mit weißlichem Basalfilz

    Geruch: anfangs würzig-erdig-harzig (allenfalls Petersilienwurzel), später leicht spermatisch

    Geschmack: ranziges Mehl bis spermatisch


    Mikromerkmale (Fotos alle 800x)

    Sporen i.d.R. 6-eckig, Ecken relativ abgerundet, Maße 8,9...10,7 x (5,8)6,2...7,1(7,5) – gemessen längs ohne Apiculum, quer breiteste Stelle, nur seitlich liegend

    Ohne Schnallen, keine Cheilos gefunden

    Hyphen der HDS + im Huttrama Ø 6,5...9,5 – keine aufgeblasenen Teile, an den Septen teilweise eingeschnürt, parallel

    Hyphen der Hutschüppchen mit gerundetem Ende

    Basidien i.d.R. 4-sporig

    Ob die Lam.schneiden steril oder fertil sind, bin ich mir nicht sicher.


    Ich komme da beim Schlüsseln nirgendwo hin, auch wenn ich die Schlüssel 7 und 8 bemühe. Entweder sind die Frk. kleiner oder sie haben gefärbte Lamellenschneiden oder größere Sporen...


    Was meint Ihr zu diesem Fund?


    Schon mal DANKE und viele Grüße – Rika







  • Hallo Andreas,


    dank´ Dir für den Vorschlag!

    E. placidum müsste Schnallen haben, außerdem laut GpBW Hut-Ø 10-20 mm, nicht so nabelig.


    Es ist wirklich zum Junge-Hund´-Kriegen mit diesem Rötling – ich habe alle möglichen Beschreibungen + Bilder angeschaut (z.B. hier: http://www.pilze-insa.de/pilzgalerie/gattungen/Entoloma.htm und hier: https://www.lwl.org/wmfn-downl…7(3)2017_Seite_97-114.pdf und viele Rötlinge beim Hias), rückwärts geschlüsselt... es passt einfach nix. Und die drei Fruchtkörper, die ich mitgenommen hatte, gehen so langsam in Verwesung über. Ich versuche gerade noch, den besten zu trocknen.


    Viele Grüße – Rika

  • Hallo Rika,

    "ohne Schnallen" würde ich bei dem Pilz anzweifeln.

    Kannst Du noch ein Bild von einem gründlich zerzupften Lamellenpräparat zeigen, wo junge Basidiolen mit ihrem Septum zu sehen sind? Das geht auch noch an zerflossenen Frk.

    Fundort war Laubwald? Mir kam vom Bild neben placidum auch incarnatofuscescens in den Sinn, aber der hat natürlich auch Schnallen.

    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo Rika,


    ich meine auch dass das sehr gut zu E. placidum passen würde, außer den Schnallen...


    Ich meine außerdem dass GpBW da vlt. nicht in allen Angaben ganz vollständig ist.

    Für die Bestimmung von Arten der subg. Leptonia (s.str.) würde ich (falls man sich die Fungi Europaei 5B nicht zulegen will) den Schlüssel von Morozova et al. (2014) empfehlen:

    Entoloma subgenus Leptonia in boreal-temperate Eurasia: towards a...: Ingenta Connect


    Viele Grüße

    Kai

  • Hallo Wolfgang & Kai,


    habt vielen Dank für Euren Input, insbesondere der Link von Kai ist sehr hilfreich!

    Ich erlaube mir, diesen Titel/die Autoren (Entoloma subgenus Leptonia in boreal-temperate Eurasia von O.V. Morozova, M.E. Noordeloos, J. Vila) im weiteren Text mit (1) abzukürzen.


    Zwischenzeitlich hatte ich die Teile noch mal ausführlich unterm Mikro, habe stundenlang nach Schnallen gesucht, Hunderte von Septen in Lamellen- und Huttrama sowie der HDS durchfokusiert und dabei genau 2 (in Worten "zwei") halbwegs zweifelfreie Schnallen in der Huttrama gefunden. Basidien + Basidiolen mit Basisseptum fotografiert ... ich seh´ da keine Schnallen. In der Beschreibung von E. placidum wird in (1) explizid erwähnt, dass in der HDS die Schnallen häufig und gut erkennbar wären – das kann ich bei meinem Fund nicht bestätigen.


    Beim Schlüsseln bleibe ich bei Punkt 17. hängen – wie würdet Ihr die Form meiner Sporen einschätzen? "5-7 Ecken mit deutlichen Winkeln" oder "knotig, 6-9 Ecken mit flachen Winkeln"?


    Die Beschreibung von E. placidum liest sich in (1) schon recht passend, immerhin dürfen die Hütchen da bis 30 mm sein (2 von meiner Aufsammlung haben 45 mm), während man sonst überall von 10-20 mm schreibt. Ein paar weitere "Aber" bleiben, z.B. ich finde "meine" Stiele nicht glänzend, und die Sporenform? Und die Schnallen? Dass nicht an jeder Septe eine Schnalle sein muss, ist mir klar, aber ich sollte doch wenigstens ein Dutzend eindeutige finden?!?


    Ich muss jetzt noch mal weg, die neuen Mikro-Fotos muss ich noch bearbeiten ... ich melde mich später wieder.


    Viele Grüße – Rika

  • Hallo miteinander!


    Hier nun ein paar weitere Mikro-Bilder (in den Dateinamen bei Vollansicht findet Ihr nähere Angaben drüber, was dargstellt ist sowie die Vergrößerung) ... Wie gesagt, von sicher weit mehr als Hundert Septen gerade mal 2 mit Schnallen gefunden, und die Beiden waren nicht in der HDS. Auffällig finde ich auch die daumenartigen Abzweigungen an vielen Hyphen. In (1) gibt es leider keine Hyphenzeichnung für E. placidum, aber diese "Daumen" sind z.B. bei E. euchroum dargestellt, wenn auch im Text nicht erwähnt.


    Nach Kais Einschätzung der Sporenform komme ich im Schlüssel durchaus zweifelsfrei zu E. placidum. Bei mir bleiben die "Abers" trotzdem. Was meint Ihr erfahrenen Entoloma-Leute zu den "Abers" – fast keine Schnallen (keine Schnallen in der HDS, keine Schnallen an den Basidien --> wirklich Leptonia?), Größe der Frk. ... Was denkt Ihr über die "Daumen" an den Hyphen? Haben die was zu sagen oder ist sowas "wurscht"? Bleibt nach Eurer Ansicht ein "cf." oder nicht?


    Merci & viele Grüße – Rika


  • Hallo Rika,


    ich kann zwar deutlich mehr als 2 Schnallen erkennen, du solltest aber grundsätzlich die Präparate mehr quetschen. Wenn Hyphen/Basidien übereinander liegen, lässt sich die Schnallensituation nicht richtig beurteilen. Ich empfehle Quetschpräparate in KOH.


    Ein cf. bleibt meiner Meinung nach nicht. Die Untergattung Cyanula kannst du generell mit einer sicheren Schnalle schon ausschließen. Die "Daumen" sind unspezifisch.


    Viele Grüße

    Kai

  • Hallo Kai,


    hab´ vielen Dank für Deine Bestätigung und Kommentare!

    Dann lege ich diesen Fund nun gern & beruhigt als Entoloma placida ab!


    Bei frischen Präparaten verwende ich normalerweise kein KOH – würde das helfen, um besser Quetschen/Separieren zu können? Ganz klar sind Überlagerungen mein Hauptproblem bei der Beurteilung von Schnallen... und dann noch mit diesen blöden "Daumen" zwischendrin ?(.


    Viele Grüße – Rika

  • UmUlmHerum

    Hat den Titel des Themas von „Welche Entoloma der Sektion Cyanula?“ zu „Welche Entoloma der Sektion – Leptonia?“ geändert.
  • Hi Rika,


    placidum - Entoloma hört trotz der -a-Endung auf das Pronomen "das". So viel Gendern dürfen wir auch einem Pilz gegenüber aufbringen ;)


    Zum Quetschen: Laugen wirken wie ein Gleitmittel zwischen den Hyphen. Je nachdem, ob Du Kongo/NH3 oder Kongo/SDS verwendest, reicht das vorhandene NH3. Aber 3% KOH ist stärker (nutze ich persönlich aber nicht gerne zum Mikroskopieren, weil ich Angst habe, dass es aus Versehen an die Linse kommt und diese trüb macht).


    Ich vermeide übrigens das Wort "Quetschpräparat" und rede von "Zupfpräparat", denn wenn noch mechanischer Druck von oben über das Deckglas benötigt wird, hat man voher das Präparat nicht fein genug mit 2 Nadeln zermatscht.


    Hier mal eingekreist, wo ich Schnallen sehe bzw. vermute. Bei einigen Pilzen (darunter auch Entoloma-Arten) wachsen die neuen Basidien gerne aus den Schnallen der vorhergehenden heraus. Dann bleibt von der Schnalle nur ein abgeknicktes Septum sichtbar. Das reicht eigentlich als Indiz, oder zumindest als Ansporn zum Weitersuchen...


    Grüße,


    Wolfgang


  • Hallo Wolfgang,


    ja, da hab´ ich nicht aufgepasst mit der Endung, Automatimus der Lateiner. Es irritiert mich immer wieder, wenn es da unterschiedliche Endungen gibt. Sind dafür die Alten Griechen verantwortlich bzw. die früheren, namensgebenden Wissenschaftler, die Latein und Altgriechisch miteinander vermengt haben?


    Und herzlichen Dank für Deine Erläuterungen zu Laugen + Zupfen + Schnallenfinden. Ich hatte mich (als Autodidaktin) immer schon gefragt, wie andere Leute das mit so prima isolierten Zellen hinbekommen. Das werde ich beim nächsten Präparat gleich mal ausprobieren!


    Viele Grüße – Rika

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