Nächstes Phlegmacium, wieder Kalkbuchenwald

  • So, der Nächste bitte...

    ...wieder wäre ich dankbar für eine Experteneinschätzung zu einem Cortinarienfund aus dem Altmühltal.

    Der Standort war Rotbuchen dominiert, andere Baumarten waren in der Nähe kaum auszumachen.

    Die Bilder:


    Ich würde den Fund gerne unter Cortinarius terpsichores ablegen, mit folgender Begründung:

    - der Fund gehört für mich eindeutig zu den Caerulescentes

    - die Sporen sind nicht zitriform, eher ellipsoid bis ovoid

    - die Knolle ist wenig ausgeprägt gerandet

    - Lamellen graubläulich, auch bei ganz jungen Fruchtkörpern

    - relativ kleinsporige Art mit eher niedrigen Q-Werten: 7,99µm - 9,90µm (Ø = 8,97µm) x 5,15µm - 6,60µm (Ø = 5,59µm); Q = 1,43 - 1,82 (Ø = 1,60)

    - die Hutfarben sind von eucaeruleus verschieden mit sehr hellbläulichen Farben, die in ein sanftes Ocker verblassen (weshalb er im Feld eher wie caerulescens als eucaeruleus erschien)

    - die KOH-Reaktion war in allen Teilen praktisch gleich Null


    Sorry, die Bilder - vor allem was mir hier im Keller an Sporen und "Studioaufnahmen" gelungen sind - lassen sicher zu wünschen übrig. Das ist etwas dem Zeitmangel geschuldet, dem ich zuletzt ausgesetzt war. Ich hoffe trotzdem, dass man etwas zu dem Fund sagen kann.

    Unweit der Stelle dieses Fundes fanden wir noch weitere Fruchtkörper, die mutmaßlich derselben Art angehören dürften. Eventuell hat Andreas, der der wesentlich bessere Fotograf ist, noch ein paar gute Buildn.


    Liebe Grüße,

    Tobi Lu

  • Hallo,

    Expertin bin ich natürlich nicht, sondern nur versuchsweise "Nachvollzieherin" des Bestimmungsweges.

    Was hier sofort ins Auge sticht, ist ja die gelbe Farbe im Hut und in der Stielbasis ... ist die wirklich soooo gelb ?

    Dazu finde ich überhaupt nichts bei den Phlegmacien (weder in Bildern noch in Texten), ansonsten ... wenn man das ignoriert, könnte man zu deinem Vorschlag kommen.

    Es scheint aber nicht eindeutig zu sein, sonst hätte sich ja wahrscheinlich schon jemand geäußert.

    Velumfarbe (Velumreste) kann ich auch nicht gut erkennen.


    Vielleicht ist es gar kein Phlegmacium, weil die Huthaut auch im feuchten Zustand nicht schleimig wäre (und sich nicht oder kaum farblich verändert) ? Vielleicht muss man bei den Dickfüßen suchen, Hut eher seidig, "grobe Richtung" Cortinarius alboviolaceus?

    Da passt dann vielleicht anderes nicht, aber vielleicht gibt es noch mehr ähnliche Arten. Die intensive Fleischfarbe bleibt aber seltsam....

    (EDIT: 4 x "vielleicht" in 3 Sätzen ist vielleicht zu viel ^^ )


    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo,

    vielen Dank für eure Rückmeldungen!

    Günter: Der roch nur schwach und meiner Einschätzung nach typisch Phlegmacien-like hefig-malzig.

    abeja: Gar so intensiv ockerlich waren die Farben nicht, für ein gutes Bild war mein Licht im Keller zu schlecht. Ich hatte vergessen meine Tischlampe mit anzustellen, das fiel mir aber erst zu spät auf, um nochmal neue zu machen. Allerdings ist das Schnittbild schon charakteristisch gewesen: Ocker in Hut und Knolle und violett-bläulich in der Stielspitze. Eigentlich checke ich inzwischen meine Funde schon soweit mit FN, Kompendium, Flora Photographica und was ich in JEC-Journales so finden kann, damit mir brachiale Fehleinschätzungen möglichst nicht unterlaufen. Also Caerulescentes passt schon, denke ich...

    ...lieben Dank, dass du dir so viel Gedanken zu meinen Forenbeiträgen machst :)

  • Hallo TobiLu,

    ja, bei so vielen guten Quellen kann ja eigentlich gar nichts mehr schiefgehen ;)


    Die Beschreibungen variieren ja auch manchmal ein bisschen. Das mit "flesh becoming yellowish in bulb" steht so in Funga Nordica, wie ich gerade sah. Da hatte ich gar nicht geschaut ... zusätzlich zum PDF von Soop nur schnell Bilder "geguckt".

    Auf Fotos im Web ist das meist nicht so deutlich, vor allem nicht im Hut.

    Aber gut zu wissen, dass das sein darf.


    Mit den Kunstlichtaufnahmen ist es ja immer schwierig. Ich versuche auch, im Innenraum möglichst neutrales Licht zu nehmen und den Pilz auf weißen Untergrund zu legen. Dann fotografiere ich mit automatischem Weißabgleich, den ich in der Natur meistens nicht nutze.

    Bei meinem Bildbearbeitungsprogramm GIMP kann man die gewünschte Farbtemperatur - in Relation zu der bei Aufnahme benutzten Farbtemperatur - ziemlich gut einstellen. Da gelingen ganz feine Anpassungen. Man könnte auch bei Naturaufnahmen dadurch die Charakteristik bzw. die "Stimmung" komplett verändern. Das gelingt mit dem Tool viel besser, als ganz grob am Gelb/Blau-Regler zu schieben.

    Die bei Bestimmungsanfragen in Foren schon häufig gehörte "Forderung", Aufnahmen nur bei Tageslicht zu machen, finde ich schon manchmal sehr unrealistisch. Das ginge ja nur im Sommer ... oder wenn die Leute ausschließlich zu besten Tageszeiten unterwegs wären. Sobald man spät heimkommt, habe ich jedenfalls anderes zu tun, als direkt Pilze zu fotografieren. Am nächsten Morgen (auch komisches "Tageslicht") wären sie oft nicht mehr so typisch von den Farben. Da muss dann bei Kunstlichtaufnahmen doch die Bildbearbeitung ein wenig nachhelfen, um dem optischen Eindruck möglichst nahezukommen.


    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




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