Baumpilz im Leistungsstreß

  • hallo zusammen


    ich war am 12.8.12 im Frankfurter Zoo und sah im Fossagehege einen Baumpilz, der riesige Nebelschwaden von sich stieß. Als ich endlich meine Kamera fertig hatte, gelang mir nur beigefügtes Bild. Er stieß diese Sporenschwaden mindestens die 10 min aus, solange ich dort war und vermutlich länger. Was mich nun interessiert, ist, daß an dem Tag sowieso sehr hohe Temparaturen, also über 30 Grad herrschten. Zusätzlich hat der Zoo immer noch ca. 15 bis 20 cm über dem Pilz die starke Lampe an. Das Innere des Pilzes mußte ganz schön heiß sein, weil das in der freien Natur bestimmt nicht normal ist. Gibt es irgendwo Forschungen über die Länge des Sporenausstoßes ? Was ich als Junge beim Pilze sammeln in Erinnerung hatte war gegen diesen kontinuierlichen riesigen Sporenausstoß absolut nichts.


    der Pilz bezieht aus dem Baumstamm seine Nahrung. Wie weit geht der Pilz in den Baum hinein, um Wasser und auch evtl. andere Nahrung aus den Holz zu beziehen. Bei der ständigen Hitze ist entweder die Nachversorgung von Flüssigkeit sehr gut ausgebildet oder der Pilz ist nicht so empfindlich gegen Austrocknung. Kann dadurch Brandgefahr entstehen ?

  • Wie weit geht der Pilz in den Baum hinein, um Wasser und auch evtl. andere Nahrung aus den Holz zu beziehen. Bei der ständigen Hitze ist entweder die Nachversorgung von Flüssigkeit sehr gut ausgebildet oder der Pilz ist nicht so empfindlich gegen Austrocknung. Kann dadurch Brandgefahr entstehen ?


    Hallo "Zoobesucher",


    der Pilz hat vermutlich den ganzen Baumstamm komplett durchwachsen und lebt vom Abbau des toten Holzes. Von daher ist der Nachschub an Wasser gut geregelt, und beim Abbau des Holzes selbst entsteht noch etwas Wasser dazu. Dass ein Pilz aber sein Holz aktiv entwässert und so die Brandgefahr erhöht, wäre mir nicht bekannt und würde auch biologisch keinen Sinn machen. Die Pilze haben im Laufe der Evolution eher verschiedene Verfahren entwickelt, möglichst sparsam mit Wasser umzugehen. Ein Hausschwamm kann z.B. angeblich nur von dem Wasser leben, das er sich selbst beim Holzabbau erzeugt (leider weiß ich nicht mehr, wo ich das mal gelesen habe). Auch durch die harte Oberseite dieses Lackporlings wird vermutlich kein Wasser verdunstet. Der Mechanismus, der die Sporen abstößt, bedarf aber ausreichend Feuchtigkeit.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo "Zoobesucher",


    könnte es nicht sein, dass es sich wirklich nur um Nebel handelt?

    einen Baumpilz, der riesige Nebelschwaden von sich stieß

    Einen mehrere Minuten dauernden, deutlich sichtbaren Sporenausstoß kann ich mir, ehrlich gesagt nicht vorstellen.


    Freundliche Grüße
    Peter R.

  • genau das was Peter R. schreibt deckt sich auch mit meinen Beobachtungen in der freien Natur. Im Zoo hatte der Pilz, als ich drauf zukam erst eine Sporenwolke von 50 cm um sich herum. Das setzte sich in Abständen von ca. 5 sek.mit kleineren Wolken bis zu der Größe auf dem Foto fort und wollte anscheinend auch nicht aufhören. Deshalb bei mir die Verwirrung und die Frage nach Flüssigkeitshaushalt und letztlich Austrocknung und Brandgefahr. Vielleicht ist ja die Kombination von viel Feuchtigkeit im Baum und sehr viel Hitze die Erklärung für diese Hyperaktivität ? Solchen Temparaturen ist kein Pilz in der freien Natur ausgesetzt und die Lampe brannte zumindest tagsüber immer. Achja und die Frage ob es sich in dem Fall um Nebel handeln könnte, die Schwaden kamen aus dem Pilz.

  • Hallo "Zoobesucher",


    solche minutenlang emittierende Sporenwolken konnte ich zwischen Anfang und Mitte August 2010 im Garten meiner Eltern an 2 Fruchtkörpern des Zottigen Schillerporlings (Inonotus hispidus) beobachten, die in luftiger Höhe an einem Apfelbaum wuchsen. Die Temperaturen waren sommerlich warm, wenn ich mich recht entsinne, und die beiden Frk. befanden sich überwiegend in der prallen Sonne. Es war interessant den weißen Sporenwolken zuzusehen, wie sie durch die Wärmekonvektion nach oben stieg und an den Rändern der Konsolen Verwirbelungen entstanden - erinnerte mich ein wenig an einen Aerodynamiktest in einem Windkanal.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Zoobesucher,


    den Pilz auf deinem Bild würde ich für eine Ganoderma-Art. Für diese Pilze ist in mehreren Forschungsarbeiten eine besonders hohe Sporenproduktion und auch dieser nebelartige Ausstoss beschrieben:


    "Mit einer Größe von ca. 8 x 6 μm sind die Sporen des Flachen Lackporlings
    (Ganoderma applanatum (Pers.: Wallr.) Pat.) viel zu klein, um mit bloßem Auge
    (einzeln) wahrgenommen werden zu können. Setzt jedoch ein Fruchtkörper während
    einer „Sporulationsphase“ eine große Anzahl Sporen zur gleichen Zeit frei, kann
    dieses „Sporenpulver“ oder „Sporenstaub“, besonders im Gegenlicht, als „Rauch“,
    „Nebel“ oder „Staubwolke“ wahrgenommen werden." (K. Weber, C. Mattheck, http://bibliothek.fzk.de/zb/veroeff/79073.pdf, 29.08.2012, 15:27 Uhr)


    Auch schon verfilmt: http://video.google.com/videoplay?docid=-4637472456583975417 (29.08.2012, 15:27 Uhr)


    Und um eine Idee zu haben, wieviele Sporen so ein Fruchtkörper produziert:


    "Ganoderma sporocarps produced an astronomical number of spores consistently over the year. For each Ganoderma sporocarp, mean spore release (day-1 cm-2 pore surface area) varied from 1.22 × 10 7 at minimum to 4.31 × 10 7 at maximum. The monthly total spore release amounted to 1.32 × 10 10 spores." (Kadowaki et al., Australasian Mycologist (2010) 29, 17–23; 10 7 = 10 hoch 7)


    Für die des Englischen nicht so mächtigen:
    12.200.000 - 43.100.000 Sporen pro Tag und Quadratzentimeter Porenfläche, und damit bis zu 13.200.000.000 Sporen pro Monat werden von einem! Fruchtkörper produziert


    Beste Grüße


    Kristian

  • aber warum der Pilz mal mehr, mal weniger Sporen ausstößt, steht da nicht. Wovon ist das abhängig ? Licht, Wärme, Feuchtigkeit, die Art des Wirtsstamms ? Gibt es Aufzeichnungen, wie lang die Sporulationsphasen anhalten können ?

  • Schau dir mal den Artikel im Australian Mycologist an. Die haben genau das untersucht, aber leider kaum einen Zusammenhang gefunden:


    "Results showed that the rate of spore release per plate of sporocarp was not related to temperature, relative humidity, light intensity, height above ground, or sporocarp size. Model selection revealed a significant but weak seasonal signal and no clear spatial synchrony across different sporocarps in spore release of Ganoderma"


    Auch zitieren sie andere Artikel mit ähnlichen Studien.

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  • vielen Dank an alle. Ich glaube wirklich, daß ich mit der ursprünglichen Idee nicht weiterkomme.


    Es kann gut sein, daß es für die starke Beleuchtung Gründe gab. Ich habe inzwischen auch ein bißchen rumgegoogelt. Der Pilz gehört zu den Vitalpilzen und wird entsprechend vermarktet.


    Mein Aufstand im Zooforum hat inzwischen bewirkt, daß die Lampe abgebaut wurde. Vielleicht unnötig wenn man Dinge, die man tut, auch entsprechend an besorgte Besucher erklärt. Ein Tiergehege ist schließlich keine Pilzzuchtstation.

  • Hallo "Zoobesucher",


    die Tatsache, dass Pilze die Sporen in Stößen herausschleudern, wurde mal bei Becherlingen untersucht. Die Begründung scheint in der aerodynamischen Strömung zu liegen: weil hintere Sporen quasi im Windschatten der vorderen mitgerissen werden, kommt die Sporenwolke in Ihrer Gesamtheit weiter als wenn die Sporen kontinuierlich abgegeben werden würden. Die Evolution hat daher Pilze, die Sporen in Wolken ausstoßen, begünstigt.


    Zu der Frage, wie lange ein Pilz braucht, um sich nach einer Wolke auf die nächste vorzubereiten, ist mir aber keine Untersuchung bekannt. Und das war ja Deine Frage. Die Bildung der Apiculartropfen, die zur "Zündung" der Sporen benötigt werden, setzt schon Stunden vor dem Absprung ein (vergleiche Clemencon, Anatomie der Hymenomyceten, S. 488ff, Kap. Sporenabsprung).


    Ob der Abbau der Lampe irgendeinen Nutzen hat, wage ich zu bezweifeln. Ich denke nicht, dass die Gesamtzahl an Sporen, die der Fruchtkörper über's Jahr ausstößt, von der Anwesenheit der Lampe maßgeblich beeinflusst würde (außer wegen einer Verlängerung der Wachstumsperiode durch die Wärme in Frühjahr und Spätherbst). Sicher hat die Lampe wegen Wärme und Licht aber den Rhythmus der Sporulation beeinflusst.


    Grüße,



    Wolfgang

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