Ein Entoloma aus dem /Rhombisporum-Clade

  • Hallo zusammen


    Hier habe ich eine zweite Kollektion, die ich inzwischen nachbearbeitet habe.

    Nach FE5a hatte ich sie mit einigen Fragezeichen als Entoloma rhombisporum var. floccipes bestimmt.


    Habitat: Magere Waldlichtung, in der Nähe Kiefern, Fichten, Birken und eine einzelne Buche.

    Auf ca. 1000m, Kalk, 20.10.2021

    Geruch unauffällig.

    Huttdurchmesser bis 15mm.


    Man sieht dass der Stiel locker überfasert ist, vor allem in der oberen Hälfte. Auffällig ist zudem der weiss gesäumte Hutrand.


    Sporen rhomboid, bzw. in Seitenansicht pentagonal. 9.1-10.4-11.8 x 8.6-9.7-11.4 µm, Q = 1.01-1.07-1.18


    An den Basidiolen konnte ich einzelne Schnallen finden.



    Cheilozystiden waren nur spärlich vorhanden, recht vielgestaltig, meist bauchig oder lageniform mit verjüngtem Apex.


    HDS eine Kutis, intrazellulär pigmentiert.


    Kaulozystiden: Gab es reichlich, gleichmässig keulig, in dichten Büscheln. Leider habe ich es versäumt, an der ganzen Stiellänge danach zu suchen, das wäre jetzt wohl wichtig. Die Bilder sind alle vom Apex. Der flockige Stiel lässt aber vermuten, dass es auch weiter unten noch Kaulozystiden gibt.


    Hier ein weiteres Bild der Kaulozystiden.


    Mit dem neuen Schlüssel komme ich in die Gruppe E. caulocystidiatum/rhombisporoides/rhombiibericum.

    Insgesamt scheint mir E. caulocystidiatum am besten zu passen. Die Sporen sind für die beiden anderen Arten etwas zu gross. Abgesehen davon sind die Unterschiede sehr klein.

    Falls nötig, kann ich das Herbarmaterial nachuntersuchen (Kaulozystiden, und auch nach Pleurozystiden in Schneidennähe suchen). Ich habe aber nur diese drei Exemplare die ich nicht überstrapazieren möchte, daher bitte ich euch zuerst um eure Meinung.


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Hallo Raphael,


    das was du als Caulocystiden zeigst sieht sehr unspezifisch aus. Bei E. caulocystidiatum sollten die Caulo- den Cheilocystiden schon ähnlich sein. An der Stielspitze vieler Entolomen befinden sich oft Basidien, die nicht ausreifen, oder zumindest basidienähnliche Zellen (von manchen Basidiolen genannt). Daher wird im Schlüssel nach differenzierten Caulocystiden gefragt. Das solltest du besser nachuntersuchen.


    Beste Grüße

    Kai

  • Hallo Raphael, hallo Kai,


    die Aussage von Kai zu den Cystiden hat mich jetzt etwas verunsichert und ich denke, dass auch bei dem folgenden Fund von einem Kalkmagerrasen in Ostwestfalen (ca. 205 m üNN) noch eine sehr genaue Untersuchung der Cystiden-Verhältnisse erforderlich ist. Makroskopisch ist das meines Erachtens Entoloma rhombisporoides (nach den Angaben in FE5b).


    Entoloma cf. rhombisporoides


    LG Ingo

  • Hallo Kai


    Entschuldige die späte Antwort. Ich hatte noch einige Ladungen Frischmaterial zu untersuchen, und daneben sollte man auch noch arbeiten.


    Nun habe ich den Beleg herausgeholt und nachuntersucht.


    Differenzierte Kaulozystiden konnte ich tatsächlich nicht finden, habe an allen drei Fruchtkörpern nahe am Apex gesucht. Es gibt Büschel von keuligen Zellen wie ich sie oben schon gezeigt habe, und hier und da zylindrische oder keulige herausragende Hyphenenden.

    Als Konsequenz muss man im Schlüssel anders abbiegen. Eine Nachuntersuchung der Cheilozystiden zeigte, dass sie schwierig zu finden und dünnwandig sind. Die Sporen sind mit wenigen Ausnahmen rhomboid.


    Damit lande ich ohne Alternative bei Entoloma rhombisporum. Nun kenne ich die makroskopische Variabilität der Art nicht.

    Die Beschreibung in FE5b will mir noch nicht so richtig passen. Einerseits ist die Hutfarbe meiner Kollektion deutlich blasser, dieser weiss gesäumte Rand stört und der Stiel ist eindeutig weiss flockig-faserig und nicht poliert.


    Pentagonale Sporen gab es nur vereinzelt, vielleicht eine von zwanzig. Das scheint mir zu wenig, um bei den gemischt rhomboid/pentagonalen Arten zu suchen.


    Irgendwie stehe ich wieder auf dem Schlauch... wird wohl im Winter eine Sequenzierung geben.


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Hallo Raphael,


    kein Problem, das ist ja kein so schnelllebiges Forum hier.

    Deine Hüte sind ja schon etwas aushygrophanisiert, daher ist die Farbe schwer zu beurteilen. Diesen Saum am Rand halte ich für unspezifisch, es kommt bei solchen nolaneoiden Fruchtkörpern oft vor, dass die Huthaut etwas über die Lamellen herauswächst, so würde ich das hier interpretieren.

    Stiele sind manchmal schwer zu beurteilen, weil sie anfällig für Umweltbedingungen sind (Wind, Feuchtigkeit, etc.). Gerade solche flockigen Überfaserungen sind oft eher unspezifisch. Hast du Bilder oder Notizen von den anderen Stielen?

    Makroskopisch hat die Aufsammlung schon eine Ähnlichkeit zu Bild FE5b S. 848 von Olga Morozova. Die Sporen passen sehr gut und dass die Cheilocystiden eher spärlich sind wäre ein weiteres Indiz für E. rhombisporum.


    Beste Grüße - Kai

  • Hallo Kai


    Ja, insgesamt passt das im Moment am besten.

    Die Stiele aller drei Exemplare waren so flockig. Ich habe noch eine Nahaufnahme vom Apex und eine - zugegeben farblich miserable - Aufnahme von der Basis, dort sieht man dass diese Flocken bis unten reichen, wenn auch weniger dicht.

    Das veranlasste mich auch, letztes Jahr daraus anhand FE5a E. rhombosporum var. floccipes zu machen. Dass das nicht stimmt, ist ja inzwischen klar.


    Gruss Raphael



  • Hallo zusammen


    Ich habe meine Kollektion nun sequenzieren lassen.

    Das Ergebnis zeigt eine Übereinstimmung von über 99% mit fünf Kollektionen von Entoloma rhombisporoides, alle aus dem Paper Noordel. et al. 2022. Darunter auch die Sequenz des Holotyps.


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael und alle,


    also von der Sequenz her ist das klar E. rhombisporoides, das kann ich nur nochmal bestätigen. Das Ergebnis ist für mich überraschend, weil ich bei dieser Art differenzierte, also zumindest ein paar +/- lageniforme, Caulocystiden erwartet hätte, und noch mehr weil die hier ermittelten Mittelwerte bei den Sporenmaßen deutlich über den Mittelwerten in der FE5b liegen.


    Caulocystiden sind ein schwieriges Merkmal und können in der Menge in der sie vorhanden sind sicher stark variieren. Sporenmaße sind aber meiner bisherigen Erfahrung nach ein durchaus zuverlässiges Merkmal. Die Abweichung kann ich mir also leider nicht erklären.


    Liebe Grüße

    Kai

  • Hallo Kai


    Danke für das Feedback.


    Was die Sporen angeht: Ich muss nochmal präzisieren wie ich da gemessen habe. Bei normalen Rötlings-Sporen ist mir das klar, aber bei diesen kubusförmigen bin ich unsicher.

    Ich habe nur solche gemessen, wo der Apikulus seitlich sichtbar ist. Dann natürlich ohne Apikulus, und so gut es geht nicht die Diagonale gemessen.



    Im Bild die zwei anderen Sporen sind offensichtlich kleiner (8-8.5 µm), aber man sieht den Apikulus nicht. Hätte ich die trotzdem berücksichtigen sollen?


    Gruss Raphael

  • und so gut es geht nicht die Diagonale gemessen.

    Hi Raphael,

    das hätte ich tatsächlich nicht so gehandhabt.

    Ich hätte als Länge die Hauptachse, also die längste überhaupt existierende Linie gemessen, das ist hier vom Apiculus zur gegenüberliegenden Seite. Und dann als Breite die maximale dazu senkrecht stehende Linie, also ein umhüllendes Rechteck, in dem die Spore dann hier tatsächlich eher mit den "Diagonalen" das Rechteck berühren. Gerade wenn Du in einer Kollektion 4- und 5-eckige Sporen gemischt hast, kämen die 4-eckigen sonst immer viel kleiner raus, was im Histogramm eine ganz seltsame Größenverteilung ergeben würde.


    Bin gespannt, was die Profi-Entolomologen dazu sagen ...


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo Raphael und Wolfgang,


    die Sporenmessungen sind korrekt (exkl. l.u. s.u.). Bei den diagonalen Messungen wäre das Problem denke ich in die andere Richtung schlimmer, kleinvolumigere Sporen mit rechteckigem Umriss hätten dann höhere Messwerte als voluminösere Sporen mit pentagonalem Umriss.


    Zum Bild:

    Die Spore links unten hätte ich anders gemessen, s. unten. Die anderen beiden Sporen hätte man evtl. messen können, denn es sieht so aus als ob die Apiculi schon zur Seite zeigen aber nicht in der Schärfeebene liegen. Das kann man aber natürlich besser entscheiden, wenn man das Präparat selbst mikroskopiert hat und es immer besser nur die Sporen zu messen, bei denen man sich sicher ist.

    Was mir an diesem Bild auffällt ist, dass die beiden kleineren Sporen gesund aussehen mit einer gut ausgebildeten, +/- dicken Sporenwand und einem schönen Tropfen in der Mitte. Die drei größeren Sporen haben vergrisselte Tröpfchen, die Form scheint weniger definiert und möglicherweise ist die Wand etwas dünner (bin nicht sicher vom Bild). Solche Sporen sind für mich verdächtig. Hattest du evtl. einen größeren Anteil 2-sporiger Basidien?


    LG - Kai


  • Hallo Kai,

    Die drei größeren Sporen haben vergrisselte Tröpfchen, die Form scheint weniger definiert und möglicherweise ist die Wand etwas dünner (bin nicht sicher vom Bild). Solche Sporen sind für mich verdächtig.

    solche (unreifen?) Sporen würde ich von Messungen generell ausschließen und nur welche mit gut definiertem Tropfen berücksichtigen.


    Gruß, Andreas

  • Hallo zusammen


    Danke für all die Inputs. Ich habe nun eine neue Messung gemacht, ohne diese merkwürdigen Sporen. Und nur solche, wo man die typische Form sieht, und der Apikulus im Schärfebereich sichtbar ist. Damit komme ich auf Werte die sehr gut zur Beschreibung passen:

    8.2-9.5 x 7.2-8.8 µm, Q=1.0-1.2


    Nun zu den Kaulozystiden: Diese morphologische Abweichung liess mir keine Ruhe, also habe ich das Material noch ein zweites Mal ausgepackt und untersucht. Mit viel Geduld konnte ich dann doch einige Kaulos finden. Auch wenn die unspezifischen, keuligen Elemente deutlich in der Überzahl sind. Bitte entschuldigt die schlechten Bilder.




    Ich denke nun passt alles zusammen.


    Gruss Raphael

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