unbekannter Pilz im Garten

  • Hallo zusammen,


    diesen Pilz fand ich gestern in meinem Garten. Ich vermute mal die Familie Tricholomataceae, aber das ist nur laienhaft. Der Hutdurchmesser betrug 5 cm, die Höhe des Pilzes betrug 4,5 cm. Die Oberfläche fühlte sich trocken an. Den Geruch empfand ich als schwach ledrig. Die Lamellen waren relativ fest (brachen nicht gleich bei der ersten Berührung ab), waren am Stiel angewachsen und liefen ganz wenig an diesem herab (siehe Bild). Kann man mir etwas dazu sagen?


    Danke und Gruß,


    Siggi

  • Hallo Siggi,

    Tricholomataceae ist richtig - es sind Ritterlinge (Tricholoma spec.).

    Den Lamellenansatz sollte man sich merken, der nennt sich auf "pilzlerisch" "Burggraben" - also ausgebuchtet angewachsen.

    Sporenpulver wäre weiß. Wenn man sich an Gattungen herantastet, sollte man das überprüfen.

    Dafür so einen Pilzhut mit den Lamellen nach unten am besten auf eine Glasscheibe (z.B. von einem alten Bilderrahmen) legen, eventuell abdecken, dann hat man in ein paar Stunden/ am anderen Tag einen schönen Sporenabdruck ....vorausgesetzt der Pilz ist nicht zu jung, zu alt oder zu trocken ...

    Wenn man dann unter die Glasscheibe (manche nehmen auch Objektträger vom Mikroskopieren) ein weißes Blatt Papier hält, kann man - am besten bei Tageslicht - sehr gut die Sporenpulverfarbe beurteilen, auch kleinere Abweichungen von weiß. Dafür sollte das Pulver auch ein wenig zusammengeschoben werden und gegebenenfalls auch wieder etwas flachgedrückt werden. Bei Ritterlingen ist das nicht so wichtig, aber bei anderen Gattungen können z.B. Nuancen von Gelb oder unterschiedliche Brauntöne viel aussagen.


    Wir sind hier "irgendwie" bei den Erd-Ritterlingen, da gibt es aber mehrere, alle haben einen grauen Hut.


    Für die nähere Bestimmung hier bräuchte es eine Geruchsbeschreibung, die sich an den typischen Beschreibungen orientiert. Zur Auswahl steht "Mehl" bzw. "Gurke" (frisch gemahlenes Korn ist gemeint, das ähnlich wie frische grüne Salatgurke riecht) oder ein neutralerer "pilziger" Geruch. Mit "ledrig" kann man hier nicht viel anfangen, weil niemand anderes das so bezeichnet hat.

    (Bei anderen Ritterlingen gibt es welche, die nach "Waschküche/Seife" riechen, nach Gemüse, nach Honig mit Gestank, nach "Leuchtgas"/ verbranntem Horn usw.)


    Als Nächstes bräuchte man noch eventuelles Verfärbungsverhalten beim Liegenlassen eines Fruchtkörpers, gilbt er?

    Gibt es eventuell an der Stielbasis eine andere Farbe (bläulich z.B.)?

    Interessant ist auch, ob ganz junge Pilze ein deutliches Velum haben.


    Welche Bäume stehen im Umfeld (bis zu 20 m)?


    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Hallo Abeja,


    vielen Dank für deine Hinweise. Die Sporenpulverfarbe war übrigens weiß. Ich hatte die Mitteilung einfach nur vergessen - sorry. Die Geruchsbeschreibung von Pilzen ist für mich schwierig. Bei diesem Pilz erinnerte mich der Geruch eben an Leder. Aus deiner Formulierung entnahm ich, dass es bezüglich des Geruchs eine allgemeingültige Tabelle geben könnte, die ich mittlerweile auch bei 123-Pilze gefunden habe. Trotzdem halte ich das für problematisch, da Geruchs- genauso wie Geschmacksempfindungen ja doch etwas sehr individuelles sind. Auch halte ich Begriffe wie "Gemüse" oder "Parfüm" für wenig hilfreich, denn für beide gibt es doch (glücklicherweise) eine riesige Bandbreite recht unterschiedlicher Gerüche.

    Anders sieht es natürlich mit dem Färbungsverhalten und dem Velum aus. Das sind überprüfbare Fakten, auf die ich künftig achten werde. Das kann ich bei diesem Pilz aber nicht mehr überprüfen, denn der liegt in der Bio-Mülltonne. Ich lege die Bilder unter Tricholoma sp. ab.


    VG Siggi

  • Hallo Siggi,

    die Sporenpulverfarbe, das war eher ein allgemeiner Hinweis. Wenn man in die Pilzkunde einsteigt, erkennt man ja oft die einfachsten Gattungen noch nicht auf einen Blick, dann ist das immer sinnvoll.

    Später macht man das dann, wenn man weiß, dass es um Nuancen geht oder wenn man völlig auf dem Schlauch steht ;) .

    Ich fand z.B. letztens einen einzelnen rel. leuchtenden rötlichen kleinen Pilz, mit viel hellem Velumrest am Rand. Ich wollte daraus einen Leratiomyces ceres "machen", obwohl der Standort nicht 100-proz. passte. Die Lamellen waren noch sehr hell, vielleicht minimal gräulich, daraus konnte man noch keine Sporenpulverfarbe rückschließen.

    Er sporte jedoch hell-gelblich-braun aus ... ein Schüppling, verflixt!


    Bei den Gerüchen ist schon klar, dass viele Menschen diese unterschiedlich wahrnehmen.

    Die Geruchsbeschreibungen in der Literatur variieren auch ein bisschen. Manche Pilzvereine bieten sogar Geruchsseminare an, wo Pilze vorgestellt werden, jeder schnüffelt daran (oft muss man den Pilz ankratzen bzw. verletzen) und kann seine Assoziationen mit den "gängigen" Beschreibungen vergleichen.

    Wenn man einen Pilz gefunden hat, dem eine bestimmte Geruchsnote zugeschrieben wird, ist es trotzdem sinnvoll zu versuchen, das nachzuvollziehen. Oft werden nämlich die gleichen Begrifflichkeiten auch bei anderen Pilzen verwendet.


    Dieses mykologische "Mehl" (bzw. die "Gurke") z.B. kommt sehr häufig vor: bei verschiedenen Rötlingen, bei verschiedenen Ritterlingen, beim Maipilz, beim Mehlräsling, beim Gurkenschnitzling, beim Schuppigen Stielporling ...

    Da sollte man schon schauen, ob diese "Assoziation" hervorrufbar ist oder wie man sich diesen bestimmten Geruch auf andere Weise merken kann.


    Wenn etwas "parfümiert" heißt oder einen "sehr süßer Blütenduft" haben soll, dann habe ich mich früher auch gefragt, wie stark das ist.

    Seitdem ich aber die "süßen" Risspilze kenne, weiß ich, dass da ein extrem starker "süßer Parfümgeruch" / bzw. "überreife Birnen" gemeint sind. Der Geruch muss nicht ähnlich einer bestimmten Zutat eines Parfüms sein. Wird nun die Geruchsnote eines anderen Pilzes mit den süß riechenden Risspilzen verglichen, dann kann ich mir das sehr gut vorstellen.


    Zum fraglichen Pilz nochmal: normalerweise kommen da mehrere, oft auch mehrfach hintereinander.


    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




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  • Hallo Abeja,

    Ich fand z.B. letztens einen einzelnen rel. leuchtenden rötlichen kleinen Pilz, mit viel hellem Velumrest am Rand. Ich wollte daraus einen Leratiomyces ceres "machen", obwohl der Standort nicht 100-proz. passte. Die Lamellen waren noch sehr hell, vielleicht minimal gräulich, daraus konnte man noch keine Sporenpulverfarbe rückschließen.

    Er sporte jedoch hell-gelblich-braun aus ... ein Schüppling, verflixt!

    hattest Du hier den Safranroten Schüppling, Pholiota astragalina, gefunden? Den hatt ich Ende September diesen Jahres (auch) als persönlichen Erstfund...

    Viele Grüße – Rika

  • Hallo Rika,

    jetzt haben wir den Thread "geentert" ;) . Nein, nicht P. astragalina, den hatte ich bisher auch nur ein- oder zweimal, der wächst ja an Nadelholz und schwärzt unten am Stiel. "Meiner" saß im Wurzelbereich einer Buche, im Moos, viel Totholz auch in der Nähe. Ich vermute (stark) Pholiota tuberculosa, den hatte ich noch nicht. Der soll röten (tat er schwächlich), einen mehr oder weniger gekrümmten Stiel haben (war so). Der sieht nur auf jedem Bild anders aus, farblich sehr variabel. In irgendeiner Zusammenstellung demnächst werde ich den Fund auch mal zeigen.


    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




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