Entoloma cf. querquedula

  • Entoloma cf. querquedula


    Hallo zusammen,


    hier erneut ein Rötling aus dem Vorjahr, vom 03.10.2021, den ich mit FE 5b jetzt als Entoloma querquedula bestimmt habe.


    Entoloma cf. querquedula


    Unterseite, Lamellen und Stiel in der Nahaufnahme


    Lamellenschneide


    Sporen


    Vor Ort wusste ich mit dem Fund zunächst wenig anzufangen, die Unterseite mit der serrulaten Schneide und dem leichten Blauton am Rand erinnerte mich zwar an E. caesiocinctum, der nicht durchscheinend geriefte Hut schloss diese relativ häufige und mir gut bekannte Art aber aus.


    Die Fruchtkörper standen auf einem kleinen Kalkmagerasen in ca. 5 m Entfernung zum angrenzenden Buchenwald, in vor Wind und Sonne recht gut geschützter Lage. Der Fundort liegt bei Bielefeld (Ostwestfalen) , ca. 205 m üNN. Leider waren es nur drei Exemplare und ob sie ganz jung an Stiel und Hut noch über etwas mehr Blau verfügten, vermag ich nicht zu sagen.


    Auf eine weitere Beschreibung der makroskopischen Merkmale möchte ich hier verzichten, die Fotos sollten genügend Details erkennen lassen.


    Kurz noch zur Mikroskopie:


    Die Lamellenschneide ist eindeutig vom serrulatum-Typ (siehe hierzu FE 5b) und die braun- bis blauschwarzen Pigmente in den überwiegend zylindrischen Endzellen liegen in auffallend gekörnter Form (granular) vor.


    Die Sporen sind vergleichsweise komplex (durchschnittlich eine Ecke mehr als bei der mikroskopisch ansonsten recht ähnlichen E. serrulatum) und (nachträglich ergänzt) mit nur 9,7 x 6,8 µm (Q = 1,43) recht klein.


    Die makroskopische Beschreibung von E. querquedula in der FE 5b passt meines Erachtens sehr gut zu meinem Fund und bei einem Vergleich mit den Fotos auf Seite 492 sehe ich ebenfalls eine gute Übereinstimmung.


    Zur Sicherheit hier aber trotzdem die Frage an die Experten: Kann es noch eine andere Art sein?


    LG Ingo

  • Hallo Ingo,


    die Sporen sehen für mich schon eher nodulos-eckig aus, die Sporen von E. querquedula sollten deutlich eckiger sein. Vergleiche mal mit E. brunneoserrulatum, wobei die Sporen dafür evtl. etwas zu klein sind.


    Beste Grüße - Kai

  • Hallo Kai,


    vielen Dank für Deine Antwort und ja, die Sporen sind ein „Problem“.


    Zunächst zur Größe: Da hatte ich leider vergessen die Messwerte anzugeben, so dass man Länge und Breite der Sporen nur anhand des im Mikrofoto platzierten Maßstabes schätzen konnte. Sie sind mit durchschnittlich 9,7 x 6,8 µm recht klein und liegen im unteren Bereich dessen, was nach FE 5b für Entoloma querquedula zu fordern wäre. Die Größe passt allerdings gut zu den Werten, die Ludwig (siehe Band 2, S. 402) für eine Kollektion dieser Art ermittelt hat.


    Für Entoloma brunneoserrulatum sind die Sporen dagegen deutlich zu klein. Zu dieser Art passt auch die vorgefundene mikroskopische Struktur der Lamellenschneide nicht, die ich nach der neuen Einteilung in der FE 5b und hoffentlich richtig dem serrulatum-Typ zugeordnet habe, während für E. brunneoserrulatum eine Schneide vom carneogriseum-Typ angegeben wird. Makroskopisch sollte E. brunneoserrulatum auch deutlich mehr Farbe (Blau) aufweisen und nicht schon früh (wie meinem Fund) so „blass“ aussehen.


    Nun zur Form der Sporen: Die passt nicht gut zur Beschreibung und den Abbildungen in der FE 5b. Sie sind, wie von Dir angeführt, eher abgerundet eckig (nodulos) und unterscheiden sich damit auch deutlich von den Sporen auf den Mikrofotos der E. querquedula von Gerrit Maarten Jansen in der FE 5b. Allerdings gibt es von Gerrit Marten Janßen im Netz auch eine Präsentation von E. querquedula, wo zumindest einige Sporen den Sporen meines Fundes sehr ähnlich sind, siehe https://www.flickr.com/photos/39538316@N07/48718499922 . Eventuell ist auch bei der Sporenform einiges an Variation möglich.


    Besteht man bei meinem Fund darauf, dass es sich bei der Lamellenschneide (mikroskopisch betrachtet) um den serrulatum-Typ handelt, dann geht an E. querquedula kaum ein Weg vorbei. Ich habe die FE 5b aber natürlich auch unter der Annahme „durchforstet“, dass es sich um den carneogriseum- oder um den porphyrogriseum-Typ handelt (dann wird die Auswahl gleich viel größer), aber keine Art gefunden, die mit den Merkmalen meines Fundes komplett in Einklang zu bringen ist.


    Gerne hätte ich in diesem Jahr weitere Fruchtkörper der fraglichen Art gesammelt und untersucht, nur leider war das Wiesenpilzjahr bei mir in Ostwestfalen wegen der lang anhaltenden Trockenheit eine einzige Enttäuschung. Von Rötlingen der Untergattung Cyanula konnte ich auf den Magerrasen meiner Region (von einem "langweiligen" E. longistriatum-Fund mal abgesehen) nichts entdecken und das ausgerechnet in dem Jahr, wo mit der FE 5b jetzt endlich ein phantastisches Bestimmungs- und Nachschlage-Werk zur Verfügung steht.


    LG Ingo

  • Hallo Ingo,


    mit den kleinen Sporen fällt E. brunneoserrulatum natürlich weg.


    An E. querquedula habe ich aber Zweifel. Das Mikrofoto von Gerrit Jansen auf flickr zeigt nur relativ wenige Sporen. Links oben sieht man aber eine relativ einfache, 5-eckige Spore, solche einfachen Sporen kommen in deinem Mikrofoto nicht vor. Das lässt sich m.E. mit Variabilität nicht mehr erklären.


    Ich denke dass carneogriseum- und porphyrogriseum-Typ dem serrulatum-Typ schon relativ ähnlich sehen können, wenn die Cystiden solche Büschel bilden, aber das hast du ja schon durchprobiert. Ich habe leider keine Idee was es sein könnte.


    Für Cyanulas war dieses Jahr anscheinend generell schlecht, bei mir war E. exile die einzige Art. Der Name E. longistriatum wird jetzt übrigens nicht mehr für Kollektionen aus Europa verwendet, die Art ist wahrscheinlich auf Nordamerika beschränkt. Die europäischen Arten sind E. sarcitulum und majusculum.


    Beste Grüße - Kai

  • Hallo Kai,

    ich werde den hier diskutierten Fund vorerst als Entoloma sp. ablegen und mit etwas Glück kann ich im nächsten Jahr einige frische Fruchtkörper genauer untersuchen.

    Vielen Dank und beste Grüße

    Ingo

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