Invers-chronologisches vom Herbst (1)

  • Hallo allerseits,

    ein bisschen was hätte ich noch aus den vergangenen zwei Monaten:

    persönliche Erst- und Zweitfunde, sowie "Lange-nicht-gesehen" - und "Das-ist-aber-seltsam"-Funde. :)


    Nun war inzwischen auch einmal Frost, aber die typischen Winterpilze machen sich noch rar. Im Wald gibt es aktuell in meiner Gegend nicht viel zu sehen, auf der Wiese wächst hier und da ein Weichritterling, immer wieder Fälblinge und auch mal ein Schmutziger Rötelritterling.


    Ende November

    01

    Am Südhang fand ich vielfach die Dreifarbige Tramete, Daedaleopsis tricolor, meist jedoch sehr alte Fruchtkörper. An einem dickeren Buchenast, der mit Sicherheit schon mal bewegt wurde, waren durch Verwachsungen die Oberseiten kaum zu erkennen, dafür zeigten sich interessante Unterseiten.




    02

    An einem Baumstumpf wuchs eine Vielzahl von Wässrigen Mürblinge/ Weißstieligen Stockschwämmchen, Psathyrella piluliformis in sehr frischem Zustand. Davon habe ich mal eine Handvoll mitgenommen zur Verkostung.

    Gegart mit etwas Butter und dann weiter zu einer leicht angedickten Suppe (mit Sahne) verarbeitet. Pur schmeckten die Pilzstückchen etwas metallisch und entwickelten kein besonders interessantes Aroma. Das danach pürierte Süppchen habe ich mit Kurkuma + asiatischer Gewürzmischen "aufgepeppt", das hat ganz gut harmoniert.




    03

    Länger nicht gesehen und fotografiert hatte ich Krause Aderzählinge, Plicatura crispa (auf Buche). Strahlend schön waren sie aber nicht, sondern leicht verfärbt. Bisher kannte ich sie mit rosa Flecken, hier gab es gelbe und bläuliche Stellen. Es soll sich dabei um einen Bakterienbefall handeln.





    04-07

    Der Gallertfleischige Fältling, Merulius tremellosus, ist normalerweise sehr häufig hier, dieses Jahr sah ich bisher aber nur zwei Stellen. An einem liegenden Buchenast wächst er - auch schon im letzten Jahr, jetzt wieder gekommen - zusammen mit Wildem Hausschwamm, Serpula himantoides.

    Da bekommt man Lust, von beiden noch einmal die interessante Fruchtschicht zu fotografieren und die Zuwachsränder (vom Hausschwamm ergänzt von 2020).







    08

    Auf einem Eichenstumpf ein sehr knäueliges Exemplar vom Herben Zwergknäueling, Panellus stipticus.


    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




  • Mitte November


    09-10

    Von der Runzeligen Koralle, Clavulina rugosa, hatte ich gelesen, dass sie zwar essbar sei, aber nicht lohnenswert - klar, bei der Größe... Aber an einer Textstelle stand auch, dass die Art zäh und bitterlich sei.

    Mit diesen riesenhaften Exemplaren habe ich das ausprobiert - eine Verkostung. Das ist natürlich nur ein "Witz", den man maximal als Zierde irgendwo übers Essen drapieren könnte. Diese Fruchtkörper waren zart und nicht bitter, mit leichtem Pilzgeschmack ... allerdings hatte ich versehentlich zu viel Salz daran.





    11

    Den Kammförmigen Keulenpilz, Clavulina coralloides, sah ich mehrfach - jedoch nur einmal (und zum ersten Mal) mit diesem deutlichen Befall von Korallenschimmel, Helminthosphaeria clavariarum. Hier sieht man, wie der Fruchtkörper erst stellenweise schwarz wird.




    12

    Sehr viel schöner waren diese sehr filigranen gelblichen Korallen in der Nadelstreu bei Fichten und Tannen (Fruchtkörper nicht verfärbend). Ich halte das für Phaeoclavulina flaccida, die Flattrige Koralle. Kann man das aufgrund des Fundortes und der Makromerkmale so sagen? Es wäre ein persönlicher Erstfund. (--> s.u. Ramaria eumorpha möglich)




    13

    Unverhofft kommt oft, ein winziger! einzelner! steinharter! Steinpilz, Boletus edulis. 2 "Kollegen" waren doch da, aber bis zur Unkenntlichkeit abgefressen. Hier ist nicht die Gegend, für "normale" Steinpilze - vielleicht 20 km entfernt im Südschwarzwald. Ich traf mehrere Leute, die darüber klagten, im Gebiet nichts zu finden, den ganzen Herbst über. Sie suchten aber auch nur Steinpilze und Pfifferlinge und kannten sich mit anderen Pilzen gar nicht aus.




    14-16

    Länger nicht gesehen hatte ich Zaunblättlinge, Gloeophyllum separium. Hier habe ich sie am Abend geblitzt, Fundort gelagerte Stämme von Nadelholz). Das Hymenophor dieses Fundes war deutlich feiner strukturiert als bei meinen bisherigen Funden, das scheint wirklich sehr variabel zu sein.






    17

    Ebenso an diesem Nadelholz befanden sich einige Fruchtkörper von Blauenden Saftporling, Cyanosporus caesius (Postia caesia), länger nicht gesehen.




    18

    Bei einem Friedhofsgang in Rheinfelden fast die einzige Pilzart: Büschelige Faserlinge, Psathyrella multipedata - auch erst der zweite Fund für mich.



    (Fortsetzung folgt in einem 2. Thema)


    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




    2 Mal editiert, zuletzt von abeja ()

  • Hallo Karl,

    danke für die Idee!

    Ich wollte gerade schreiben: Kiefern waren da aber nicht! Ich lese aber nun, dass Ramaria eumorpha ja nicht nur bei Kiefern wächst, sondern auch bei Fichten - und sogar im Laubwald. Mit den sichtbaren Merkmalen habe ich Probleme, für mich sind die Astspitzen nicht heller - ich hatte da gerade so einen schönen, etwas von schräg links kommenden Sonnenstrahl genutzt, der durchscheint die Fruchtkörper zum Teil von hinten.


    Ich habe mit KOH an dem Stückchen, was ich mitnahm, keine Verfärbung bemerkt. Das müsste ich - falls ich im nächsten Jahr eventuell wieder diese Koralle dort sehe, auf jeden Fall noch mal machen, vielleicht habe ich nicht richtig hingeschaut. (Auf Rhizomorphen-Farbe habe ich auch nicht geschaut.)


    VG

    abeja

    ... P I L Z E ... können unterirdisch, "unterirdisch", oberirdisch oder "überirdisch" sein.  :S 




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