2 Fragen zu Agaricus

  • Liebes Forum,


    ich möchte gerne zwei Fragen zur Gattung Agaricus stellen und hoffe auf Eure Antworten.

    1. Schwermetalle in Agaricus-Arten
    Die DGfM verlinkt auf ihrer Seite (Hier) einen Beitrag zur besonderen Schwermetallanreicherung bei "gilbenden" Arten im Gegensatz zu "rötenden" Arten.
    Meine Frage lautet nun, welche Arten zu den gilbenden Arten gehören? Ich habe noch nicht jede Agaricus-Art gefunden, aber aus meiner Literatur meine ich erkennen zu können, dass manche Arten sowohl leicht röten als auch (außen) leicht gilben können (z.B. Arten mit hängenden Ringen wie A. campestris oder A. urinascens). Ich bin mir also für zukünftige Funde unsicher, wo genau ich eine Abgrenzung der Arten mit Blick auf die Belastung treffe.

    2. Im Internet gibt es immer wieder "Faustregeln" für die Verzehrbarkeit von A.Arten, so auch beim manchmal kritisch beäugten 123-Pilze.de. Dort liest man:


    Meine Frage lautet nun: Kann man dem so zustimmen, oder sind hier Falschinformationen im Spiel?

    Danke und herzliche Grüße

    Compris

  • Hallo Compris,


    Meine Frage lautet nun, welche Arten zu den gilbenden Arten gehören?

    dazu zählen alle Arten der Sektion "Arvenses".


    Diese sind gekennzeichnet durch eine positive Schäffer-Reaktion, nach Reiben oder im Alter +/- schnell gilbende Fruchtkörper und einen +/- gut wahrnehmbaren Anis/Bittermandelgeruch.


    Die häufigsten Arten sind z.B. in Funga Nordica ausgeschlüsselt: A. augustus, urinascens (= macrosporus) inkl. var excellens, macrocarpus, arvensis, osecanus, sylvicola und essettei.


    Wenn du das vertiefen möchtest, kannst du Fungi Europaei Band 8, Parra Sánchez durcharbeiten.


    Schöne Grüße, Peter

  • Hallo,


    nicht ganz richtig: Die Sektion die Du meinst heißt "Minores" und beinhaltet die Subsektionen "Minores" und "Arvenses".


    Und der Fungi Europaei Band über Agaricus ist Band 1 und 1A - Band 8 ist Xerocomus


    Aber die eigentliche Frage von Compris ist nicht beantwortet, jedenfalls wenn ich ihn richtig verstanden habe:

    Was ist mit den Arten die (auch) Gilben können, aber nicht in diese Sektion gehören?

    Also z.B. Agaricus albosericeus (aestivalis, altipes) oder Agaricus lanipes - beruht denen ihr Gilben auf demselben chemischen Mechanismus und sammeln die also auch Schwermetalle? Letzterer (lanipes) ist immerhin auch Schäffer-positiv, allerdings KOH-negative. A. albosericeus ist auf beides negativ, soll aber manchmal schwach positiv sein ...

    Sind diese Arten überhaupt untersucht daraufhin?

    Ich kenne keine Literaturstelle zu diesen Untersuchungen, weiß also auch nicht welche Arten generell untersucht worden sind. Vielleicht weiß das ja jemand anderes hier?


    beste Grüße,

    Andreas

    dazu zählen alle Arten der Sektion "Arvenses".


    Wenn du das vertiefen möchtest, kannst du Fungi Europaei Band 8, Parra Sánchez durcharbeiten.

  • Hallo miteinander!


    Weil wir gerade bei den gilbenden Champignonarten sind: Mittlerweile ist ja bekannt, dass diese Schwermetallsammler sind und ± viel Agaritin enthalten. In der DGfM-Positiv-Liste (Stand 06/2019) sind jedoch immer noch etliche dieser Arten wie A. arvensis, augustus, silvicola als Speisepilze geführt. Sollte man diese nicht zumindest in die Liste der uneinheitlich Bewerteten verschieben? Siehe hierzu auch:

    Zum Speisewert bzw. zur Giftigkeit von Champignons (Gattung Agaricus)


    Viele Grüße – Rika


    @ Admin: Sollte meine Frage in einen eigenen Thread oder ein anderes Unterforum verschoben werden?

  • Hallo,

    vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Deine Antwort, Peter, @Peter Karasch, beantwortet meine Frage größtenteils.
    Allerdings hatte ich mich tatsächlich auch gefragt, wie es um die von Andreas beschriebenen Arten steht.
    Sind die Schwermetalluntersuchungen denn von vornherein nur für die gilbenden Arten durchgeführt worden? Ist das von Dir, Peter, angesprochene Buch die Primärquelle zu dem Thema?


    Viele Grüße
    Compris

  • Hallo Rika,
    danke auch für den interessanten Link, in dem es ja nochmal viel allgemeiner um die Schwermetallbelastung durch Pilze der Gattung Agaricus geht. Weiß zufällig jemand, ob die von Christoph (im anderen Forum) zitierten Werte ("Agaricus sylvaticus (10,4 mg/kg), Agaricus bitorquis (5,9 mg/kg), Agaricus sylvicola (4,7 mg/kg) und Agaricus augustus (4 mg/kg).) die gemessenen Höchstwerte, also das Maximum in den Stichproben, oder die Mittelwerte sind? Das wäre nochmal interessant, welche statistischen Kennzahlen hinter den Mengenangaben stehen und wie hoch die Streuung ist. Das hat m.E. erheblichen Einfluss auf die Beantwortung der von Rika aufgeworfenen Frage, wie der Speisewert der betreffenden Arten allgemein zu bewerten ist. Denn es macht ja schon ein Unterschied, ob der Agaricus bitorqus mit 5,9 mg/kg ein statistischer Ausreißer ist, während der Mittelwert bei 1,5 oder so liegt.


    Hat da jemand noch mehr Wissen?

    Viele Grüße

  • Weiß zufällig jemand, ob die von Christoph (im anderen Forum) zitierten Werte ("Agaricus sylvaticus (10,4 mg/kg), Agaricus bitorquis (5,9 mg/kg), Agaricus sylvicola (4,7 mg/kg) und Agaricus augustus (4 mg/kg).) die gemessenen Höchstwerte, also das Maximum in den Stichproben, oder die Mittelwerte sind? Das wäre nochmal interessant, welche statistischen Kennzahlen hinter den Mengenangaben stehen und wie hoch die Streuung ist.

    Hallo an alle,

    die wichtigsten Originalquellen dazu sind vermutlich


    L. Cocchi et al.: Food Chemistry 98 (2006) 277–284

    P. Kalac: Food Chemistry 122 (2010) 2–15


    COCCI hat in A. bitorquis einen Mittelwert von Av = 2,38 mg Cadmium/kg Frischgewicht bei einem 95%-Konfidenzintervall von P(95) = 1.56–3.20 gefunden.

    Bei A. essetei Av= 37,8 / P(95)= 27,7 - 47,8. Spitzenreiter war A. macrosporus mit Av= 101, P(95)= 77-125.

    A. campestris hat nur Av= 0,22, P(95) = 0,02 - 0,42. Damit liegt der bei Cd etwa gleichauf mit Sojabohnen und beim dreifachen von Weizen, wobei man ja in seinem Leben weit mehr als dreimal soviel Weizen zu sich nimmt wie Wiesenchampignons (und vermutlich auch mehr als 500 mal so viel Weizen wie schiefknollige Anisegerlinge).


    Bettina Haberl hat zu Schwermetallen 2021 in den DGfM-Mitteilungen 87/2 eine Übersicht veröffentlicht. Mit einer Verschiebung in die Liste der uneinheitlich bewerteten Pilze tun wir uns im FA schwer, weil es ja keine nachweislichen oder vermuteten medizinischen Auswirkungen gibt, und auch eigentlich keine sicheren Erkenntnisse über die Resorption vom Cadmium aus Pilzen in den Körper. Es ist halt, wie immer, eine Frage der Menge.


    Ich ganz persönlich nehme normalerweise keine wildwachsenden Champignons mehr mit.


    Grüße,


    Wolfgang

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